Universal Camera wurde 1932 in New York City von einem Banker und einem Versicherungsmakler gegründet, die mit dem Verkauf von billigen Massenkameras (UniveX) und entsprechendem Film erst einmal nur ein gutes Geschäft machen wollten. Ihr Geschäftsmodell basierte auf einem Vertrag mit der belgischen Firma Geveart, die einen speziellen zwar 35mm breiten, aber unperforierten Rollfilm lieferte. So konnte man Kameras billig verkaufen und hinterher am speziellen Film verdienen (kennen wir solche Geschäftsmodelle nicht auch heute noch?). Mit George Kende hatte man aber einen sehr fähigen Chefingenieur an Bord, der 1937 mit der Univex Mercury CC eine hochwertige Kamera designte, die schon speziell war und in ihren technischen Eigenheiten wenig mit den anderen Kleinbildkameras á la Leica, Contax et al. auf dem Markt gemein hatte.
Wer sich bis jetzt gefragt hat, was dieser Buckel auf der Kameraoberseite zu bedeuten hat, kann sich das Patent genauer ansehen (einfach auf das Bild klicken). Das zentrale Designmerkmal der Kamera ist ihr einmaliger Rotationsverschluss, sowas ähnliches kannte man bisher nur von Filmkameras. Durch Verdrehen zweier Halbscheiben gegeneinander bleibt immer ein Kreissegment mit variablen Winkel frei, die Rotation der Scheibe selbst ist immer gleich schnell (bei meiner Kamera knapp unter einer Sekunde für eine Umdrehung). Das freie Segment überstreicht nach dem Auslösen das Filmfenster (18 x 24 mm: "Halbformat", obwohl die Kamera eher KB-Dimensionen hat). 180° ergeben ca. 1/20 Sekunde, knapp 4° die 1/1000 s. Das wäre bis 1936 Weltrekord gewesen.
Doch 1936 kam die Contax II von Zeiss Ikon auf den Markt und die hatte als schnellste Verschlusszeit 1/1250 s. Universal konterte das 1939 mit der Mercury CC-1500 Superspeed. Eine stärke Feder wurde eingebaut, die 1/1500 durch schnellere Rotation der Scheibe realisierte. Leider brach diese Feder dann auch gerne, und Universal nahm die schnellere Version schon nach einem Jahr wieder vom Markt.
Universals Vorstoß in die Welt hochwertiger Kameras war riskant und kostspielig. Dummerweise fiel mit dem Beginn des zweiten Weltkriegs auch Geveart als Filmlieferant und damit die geldbringende Geschäftsgrundlage weg. Zwangsläufig brachte man 1946 dann diese Mercury II als technisch fast identische Nachfolgerin, diesmal aber für den normalen 35 mm Kleinbildfilm, wie ihn auch fast alle anderen Hersteller benutzten. Doch schon 1952 war Universal Camera pleite. So geht es, wenn Managementfehler und Pech zusammentreffen...
Bei meinem Post zur Polaroid Highlander hatte ich gefragt, ob dies die erste Kamera mit einem Mittenkontakt ("Hot Shoe") wäre. Hier ist die Antwort: Nein, die Mercury CC war 1938 die erste Kamera mit einem solchen und obiges Patent erwähnt auch dieses Feature, was später alle UniveX Kameras hatten. Alle anderen Kamerahersteller, die den Mittenkontakt Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre einführten, haben sich sicher gefreut, dass das Patent längst abgelaufen war.