Diese Baby Minolta lief mir schon letzten Sommer über den Weg, ich habe wegen des günstigen Preises zugeschlagen und sie dann erstmal lange im Regal stehen lassen. Sie ist meine erste Vorkriegskamera aus Japan, passt noch einigermaßen in meine 3x4-Kamerasammlung und auch noch zu der einen oder anderen Bakelit-Kamera, die ich schon habe. Ich habe solange mit einem Post hier gezögert, weil ich dachte, mich noch tiefer in die japanische Vorkriegs-Kamerageschichte einlesen und -arbeiten zu können. Dazu bin ich leider bisher nicht gekommen. Über die Baby-Minolta gibt es allerdings einen exzellenten Artikel bei Camera-Wiki, auf den ich an dieser Stelle verweisen möchte.
Die Baby Minolta ist ein Zweiformat-Kamera, per einsetzbarer Blechmaske kann von 4x6.5 auf 3x4 umgebaut werden. |
Aber auch diesen Informationen sollte man nicht ungefiltert trauen. Ich wurde beim Objektiv skeptisch, das mit 75-80 mm f/8 abgeschätzt wurde. Nun habe ich ja ein eigenes Exemplar in den Händen und kann nachmessen, was an offiziellen Angaben zum Objektiv fehlt. Ich gehe mal davon aus, dass die Info mit dem verkitteten 2-linisgen Meniskus stimmt, zumindest letzteres ist sehr plausibel wegen der gebogenen Rückwand, die zumindest teilweise (in einer Achse) der gewölbten Bildebene der Einfachoptik folgt. Aber egal ob es nur eine Linse wäre oder eine verkittete Gruppe aus zweien, die Hauptebene läge innerhalb des Glases. Damit kann man mit dem Lineal bis zur Filmebene messen und da komme ich auf ca. 60 mm Brennweite. Ähnlich geht das mit der maximalen Öffnung (gemessen in der B-Stellung: ca. 4-5 mm), damit ergibt sich ca. f/12. Ich habe natürlich auch noch andere Internet-Quellen gesucht und bin bei einer japanischen Seite fündig geworden, der wohl auch selbst nachgemessen hat. 60 mm macht auch für diese Zweiformat-Kamera Sinn, für 4x6.5 wären eigentlich 75 mm "normal", bei 3x4 50 mm, daher ist 60 ein guter Kompromiss.
Mein Exemplar ist nicht besonders gut erhalten, wie man an den Bildern sieht. An einer Ecke fehlt etwas Bakelit, der (Kunst-)Lederbezug blättert zum Teil ab und eines der beiden roten Fensterchen auf der Rückseite fehlt. Reste eines Klebestreifen lassen sich leider nicht ohne weiteren Schaden entfernen. Filmtransport und auch der Verschluss funktionieren anscheinend tadellos und auch der Objektivtubus lässt sich rausziehen und rastet per Drehung ein. Mit ein bisschen Improvisieren könnte ich also ggf. einen Film riskieren (wenn der nich so schwierig zu bekommen wäre). Vielleicht ergattere ich ja irgendwann eine andere japanische Vorkriegskamera, dann nehme ich den Faden hier wieder auf...
Datenblatt | einfache japanische Vorkriegskamera aus Bakelit für 3x4 und 4x6.5 auf 127er Film |
Objektiv | 2-linsiger verkitteter Meniskus, ohne nähere Angaben. Vermutlich (siehe Text) 60 mm f/12. |
Verschluss | Selbstspann-Zentralverschluss B-100-50-25 |
Fokussierung | Fix-Fokus. Rückwand und Filmführung sind gekrümmt |
Sucher | Einfacher Aufklapp-Rahmensucher (4x6.5) mit senkrechten Streben als 3x4 Markierung |
Filmtransport | Mittels Drehrad auf der Kameraoberseite, zwei rote Rückseitenfenster für Bildnummern auf dem Rückseitenpapier. |
sonst. Ausstattung | herausnehmbare Blechmaske für 3x4, versenkbares Objektiv, Stativgewinde 1/4'', Zubehör: Kameratasche. |
Maße, Gewicht | ca. 54x72x120 mm (Objektiv eingeschoben), 297 g. |
Baujahr(e) | 1935-1940, dieses 2. Modell ca. 1936, insgesamt 30,000 bis 50,000 Exemplare. |
Kaufpreis, Wert heute | ¥9.50 (1936) + ¥2.00 für die Tasche, heute je nach Zustand 50-150€ |
Links | Camera-Wiki, Collectiblend, Subclub, Ranzosha |