Einen überaus erfreulichen Flohmarktsfund hatte ich letzten Samstag: Eine quasi komplette und extrem gut erhaltene Kamera-Ausrüstung von ca. 1959. Neben der Praktica F.X2 waren drei Objektive dabei,
ein Ihaagee Kolben-Blitzgerät, zwei funktionierende Selen-Handbelichtungsmesser, alte Filmdöschen, Zwischenringe, Drahtauslöser, Gelbfilter etc. Alles quasi wie neu, zum großen Teil im Originalkarton mit Anleitungen, was will da das Sammlerherz mehr. Der Verkäufer wollte 50 Euro für einen guten Zweck, da habe ich ich mir das sonst obligatorische Handeln verkniffen...
Die Kamera ist ein typischer Vertreter der Dresdener Kameraindustrie der 1950er. Als Nachfolger der
Praktiflex kam von den
Kamerawerken in Niedersedlitz 1949 die Praktica, von der im Laufe der nächsten 10 Jahre immer weiter verbesserte Varianten als FX und später FX2/FX3 gebaut und verkauft wurden (
Details gibt es hier). Die Buchstaben FX sind übrigends eine Referenz an die eingebaute Blitzsynchronisation für Kolben und später Elektronenblitzgeräte. Alle Praktica-Varianten der 1950er hatten den aufklappbaren Lichtschachtsucher mit einschwenkbarer Sucherlupe. Als Zuberhör gab es einen Aufsteckprismensucher, der genau in den Lichtschacht passte:
Der Spiegel klappte nach dem Auslösen nicht wieder automatisch runter, ein Feature, was man von der Praktiflex leider nicht übernommen hatte. Der Verschluss ist ein horizontal ablaufender Tuchschlitzverschluss a la Leica, allerdings mit Zeiten von 1/2 bis 1/500 s und B an nur einem (mitdrehenden) Einstellring. 1956 wurde dann während der FX2 Produktion die automatische Springblende für das M42-Gewinde eingeführt, zu erkennen am breiten Hebel unterhalb des Spiegels bzw. objektivseitig am charakteristischen silbernen Pin.
Insofern ist die FX2 also doch ein technisches Meilensteinchen. Im letzten Jahr der Produktion wurde noch die Blitzsynchronisation um 10 Millisekunden korrigiert und die Bezeichnung bekam den Punkt zwischen F und X. Meine Kamera ist aus diesem Zeitraum und auch das Objektiv ist laut Seriennummer von 1958. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich langfristig mit ihr anstellen werde. Erstmal werde ich auch noch einige andere Teile aus der Ausrüstung hier dokumentieren. Fotos sind schon gemacht. Aber eventuell verkaufe ich auch das eine oder andere. Ich bin sicher, dass ich in Summe ein vielfaches meines Kaufpreises erzielen werde.
Datenblatt |
KB-Spiegelreflexkamera mit Lichschachtsucher und erstmalig automatischer Springblende bei M42. |
Objektiv |
M42 Schraubgewinde, hier Carl Zeiss Jena Tessar 50 mm f/2.8 (4 Linsen in 3 Gruppen). |
Verschluss |
mechanischer, horizontaler Tuchschlitzverschluss 2, 5, 10, 50, 100, 200, 500 1/s und B. |
Belichtungsmessung |
keine |
Fokussierung |
Manuell am Objektiv, SLR. |
Sucher |
Spiegelreflex, kombinierter (Durchsicht-)Sport und Lichtschachtsucher mit ausklappbarer Sucherlupe. Keine weiteren Scharfstellhilfen. |
Blitz |
2 Buchsen für F und X, Synchronzeit 1/40 s. |
Filmtransport |
Drehknpof mit Bildzählwerk (vorwärtszählend), Rückspulknopf. |
sonst. Ausstattung |
Stativgewinde, ISO-Drahtauslöser, Trageösen, Aufsteckprimensucher (optionales Zubehör). |
Maße, Gewicht |
ca. 152x91x49 mm, 624g (Gehäuse), 890g (mit Objektiv und Prisma) |
Batterie |
keine. |
Baujahr(e) |
1958-1959, 29.000 Exemplare ("F.X2" Hummel 137), diese #317322 |
Kaufpreis, Wert heute |
521 Mark (1959, mit Tessar), heute ca. 50€ |
Links |
Camera-Wiki, Wikipedia, Dresdner Kameras, Praktica Collector, Bedienungsanleitung, Kurt Tauber, Prakticas reparieren lassen. |