Ich habe in meinem Leben als Fotoamateur schon so einiges ausprobiert. Etwas sehr interessantes, was man nicht alle Tage macht, ist sicher die Infrarotfotografie. In der Zeit vor der Digitalfotografie brauchte man dazu speziellen Film, ich habe vor ca. 25 Jahren die ersten Experimente mit dem Kodak 2481 Film gemacht, ein Schwarz-Weißfilm, der neben seiner Empfindlichkeit für sichtbares Licht (das menschliche Auge kann Licht mit Wellenlängen zwischen ca. 380 und 780 nm sehen) auch empfindlich für Wellenlängen bis ca. 900 nm ist. Um auf die Fotos später nur das von den Dingen reflektierte Infrarotlicht zu bannen, muss man erst das normale Licht aussperren. Das macht man mit einem Infrarotfilter, in meinem Fall ein HOYA R72. Da dieser Licht erst ab ca. 720 nm durchlässt, verbleibt dem menschlichen Auge nur die Lücke bis 780 nm und der Filter wirkt dementsprechend in der Durchsicht tief rot, immerhin kann man noch ein bisschen was sehen, sodass man zumindest bei einigermaßen guter Beleuchtung durch den Sucher der Spiegelreflexkamera noch was sieht.
Obwohl kaum noch normales Licht durchkommt, ist man beim Fotografieren mit dem Film erstaunt über die kurzen Verschlusszeiten, man sieht ja die Menge des Infrarotlichts nicht. Bei der Belichtung muss man sich auf die Faustregeln im Datenblatt des Filmherstellers verlassen, zum Glück hat das Ding einen recht großen Belichtungsspielraum. Obiges Foto habe ich ca. 1987 mit meiner Nikon FE2 gemacht, man erkennt sehr schön die charakteristischen fast weißen Blätter der Bäume (Chlorophyll reflektiert sehr viel IR) und einen fast schwarzen Himmel mit weißen Wolken.
Beim Fotografieren muss man außerdem beim Scharfstellen beachten, dass Infrarotlicht von Linsen anders gebrochen wird als der sichtbare Teil des Spektrums. Früher hatten viele Objektive einen kleinen roten Punkt (siehe Bild oben!) als Orientierungshilfe zum Scharfstellen bei der Infrarotfotografie. Wieviele Fotografen haben sich wohl ihr Leben lang gefragt, was der wohl zu bedeuten hat...
Heute im Digitalzeitalter ist Infrarotfotografie viel einfacher geworden, man braucht keinen besonderen Film mehr. Die Sensoren der Digitalkameras sind per se empfindlich für IR-Licht, allerdings besitzen die meisten Digitalkameras vor dem Sensor einen Filter, der zugunsten besserer Qualität den größten Teil davon wieder rausfiltert (genau: hier spielt wieder die unterschiedlichen Fokussierebenen eine Rolle, s.o.). Man kann bei einigen Digitalkameras diesen Filter entfernen (lassen), aber auch einfach ausprobieren, was die Kamera auch so kann. Ich habe also meinen HOYA-Filter auf meine kleine Olympus PEN E-PL1 geschraubt und aus der Hand folgende Aufnahme gemacht:
Umwandeln in SW ergibt folgendes Bild. Man sieht, dass die Blätter noch nicht ganz weiß werden und der Himmel noch nicht ganz schwarz, aber die Tendenz stimmt. Ich werde noch ein paar mehr Tests machen (auch mit anderen Digitalkameras) und berichten. Im Netz findet man übrigends einen Haufen IR-Fotos, darunter auch ganz tolle mit falschen Farben etc. Es lohnt sich ein bisschen zu stöbern.