Deutschland war schon vor dem 2. Weltkrieg Kameraland Nummer 1 und der bedeutendste Kameraexporteur. Bekanntermaßen kam die Kameraproduktion während des Krieges zum erliegen, erholte sich aber ab 1947 und speziell nach der Währungsreform 1948 recht zügig. In Westdeutschland wurde die Kameraindustrie eine - wenn auch kleine - Säule des Wirtschaftswunders der 1950er und 1960er Jahre. Neben alt-eingesessenen Firmen, die ihre Vorkriegsproduktion wieder aufnahmen, kamen eine ganze Reihe Neugründungen dazu. Insgesamt zähle ich Anfang der 1950er Jahre mehr als zwei Dutzend unabhängige Kamerabauer in Westdeutschland (siehe unten), die zusammen 3,3 Millionen Kameras (1956) produzierten. Davon wurden ca. 62% (2 Millionen) in alle Welt exportiert, 35.8% wiederum davon in die anderen Europäischen Staaten und 27.3% nach Nordamerika. Die Exportquote stieg bis 1960 sogar noch auf über 70%, wobei die Gesamtproduktion in der zweiten Hälfte der 50er eher stagnierte und erst 1961 wieder durchstartete (mit Automatikkameras wie der
Optima!).
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Stolze ganzseitige Anzeige von Agfa über die Produktionsmenge ihres neuen Superstars am Kamerahimmel. |
Diese Zahlen und auch die obige Grafik habe ich aus einem kurzen Artikel der Oktober 1961-Ausgabe von
Photo-Technik und -Wirtschaft, dem offiziellen Organ des
Verbandes der Deutschen Photographischen Industrie e.V.. Einen Scan davon verlinke ich hier gerne. In der selben Ausgabe findet sich auch die links abgebildete Anzeige von Agfa.
Eigentlich hatte ich vor, diese Zahlen weiter aufzudröseln und auf die einzelnen Hersteller so gut wie es geht zu verteilen. Ich musste bei ersten Recherchen dazu aber feststellen, dass mir dazu schlicht im Moment die Zeit fehlt. Es ist halt ein Puzzle mit sehr vielen Teilen. Ich plane, hier in Zukunft im Stil meines Beitrags zu Kodak‘s Nachkriegsproduktion dies auch für die anderen Hersteller sukzessive aufzubereiten, kann aber dauern…
Fürs erste möchte ich hier lediglich einen Überblick über die westdeutschen Kameraproduzenten machen und die Akteure kurz vorstellen sowie (da wo es geht) eine grobe Schätzung ihres Anteils an der Produktionsmenge vornehmen. Während dieser Zusammenstellung habe ich bemerkt, dass man die Hersteller grob in vier Gruppen einteilen kann, die sich in ihrem Geschäftsmodell und ihrem entsprechenden Markterfolg unterscheiden:
1) Die Massenkamera-Hersteller
Diese Gruppe zeichnet sich dadurch aus, dass der Umsatz vornehmlich mit preiswerten aber in großer Zahl hergestellten Kameras gemacht wird. Mit Adox und Agfa sind auch zwei Filmhersteller darunter, die Kameras natürlich als Mittel zum Zweck begreifen und bei den Kameras mit geringeren Margen kalkulieren, die kommen ja dann bei den Filmen wieder rein. Ansonsten finden sich hier einige unbekannte Namen, einfach weil diese Hersteller ihre Kameras im Lohn für andere gebaut und unter verschiedensten Namen vertrieben haben:
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Standorte der westdeutschen Kamera- Produktion in den 1950ern. |
Adox, Wiesbaden-Biebrich: Eigentlich ein
Filmhersteller, der sich mit dem Kauf von Wirgin (Zwangsverkauf 1938) eine eigene Kameraproduktion zulegte. Die Firma wird nach Kriegsende an die jüdischen Eigentümer zurückgegeben, die eigene Kameraproduktion aber in eigene Räumen verlagert und fortgeführt. Dort wird mit fast 400,000 Exemplaren in den 50ern hauptsächlich die günstige
Golf Serie (6x6) produziert, ein Isolette Klon. Bei Wirgin lässt man die Polo Serie in Lohn produzieren (low budget 35 mm), wagt sich aber auch 1956 mit der
Adox 300 recht erfolglos ins hochpreisige Segment. Die passt halt nicht ins Massensegment...
Agfa, München: Hervorgegangen aus dem kleinen Plattenkamera-Hersteller Rietzschel, der 1926 im Zuge der IG-Farben Gründung zum Agfa Kamerawerk und im Laufe der 30er Jahre zum größten Kameraproduzenten Europas wurde. Mit mehr als 3300 Mitarbeitern (1956) wurden hauptsächlich preiswerte Box- (Click und Clack) aber auch Mittelklassekameras (
Isolette,
Silette etc.) produziert. Die Tageskameraproduktion soll in Spitzenzeiten bei 2400 gelegen haben, das wären fast 700.000 im Jahr, bzw. 25% der deutschen Produktion. Ab Mitte der 1950er klarer Fokus auf Innovation (Belichtungsautomatik) und mit der
Optima-Kameraserie ab 1959 super erfolgreich. Agfa hatte durchaus Ambitionen im gehobenen Segment (z.B. Ambiflex), war dort aber wegen des Massenhersteller-Images weniger erfolgreich. Ohne es heute mit Zahlen belegen zu können, vermutlich mit mindestens >10% Umsatz-Anteil der Marktführer der gesamten Liste.
Balda, Bünde: Einer der alten Herren der deutschen Kameraindustrie - Max Baldeweg - gründet 1948 im Alter von 71 Jahren in Bünde/Westfalen das Balda-Kamerawerk wieder neu, nachdem sein
bisheriges Lebenswerk in Dresden zwangsverstaatlicht wurde. Bald in Dresden wird 1951 nach einem Markenrechtstreit mit der westdeutschen Neugründung schließlich in
Belca-Werk umgenannt. Man startet auch in Bünde mit den Vorkriegsmodellen, schafft es aber mit der Industrie Schritt zu halten und wird so zu einem ernst zu nehmenden Wettbewerber zu Kodak, Agfa und Co. Neben der eigenen Marke produziert man
dieselben Kameras auch im Lohn für andere wie z.B. Photo Porst. Mitte 1955 stirbt Max Baldeweg, gerade als sein neues Unternehmen durchstartet. Ich denke, Balda gehört definitiv zum oberen Drittel der Liste, wenn nicht sogar in die Top-5.
Bilora, Radevormwald: Eigentlich:
Kürbi & Niggeloh, ein Fotozubehör-Hersteller, produziert ab 1935 auch Box-Kameras und das sehr erfolgreich. Ab 1948 ist man wieder im Geschäft und produziert die bekannte
Bakelit-Box Boy und andere Boxen in größeren Mengen, auch für andere im Lohn.
Dacora, Reutlingen: Eigentlich Dangelmayer & Co., ein weniger bekannter aber dennoch wichtiger Hersteller preiswerter Massenkameras. Diese wurden vor allem im Lohn für ausländische Filmhersteller wie Ilford, Lumiere oder Ferrania, aber auch für Photo Porst und andere gefertigt. In den 1950er Jahren sollen so 2 Millionen Kameras zusammen gekommen sein.
Franka, Bayreuth: Franka war schon lange ein Produzent von Massenkameras und setzte diese Tradition auch nach dem Krieg fort. Wieviele Kameras produziert worden, ist schwer zu fassen, produzierte man auch viele Hausmarken für Porst, Quelle und andere. 1957 wagte man sich erfolglos an die Oberklasse- Kleinbildkamera
Solida 35, aus dieser Klemme kam man wohl nur durch den Verkauf an den Konkurrenten Wirgin, der Ende 1961 erfolgte.
King & Bauser (Regula), Bad Liebenzell: Die Firma wird zwar schon in den 1930er Jahren in Pforzheim gegründet, mit dem Kamerabau beginnt man allerdings erst nach dem Krieg in Bad Liebenzell, und das relativ erfolgreich. Neben eigenen Mittelklassemodellen wird auch für andere im Lohn produziert.
Montanus, Solingen: Ähnlich wie King ein eher unbekannter Hersteller, der nicht Ende der 1950er wieder untergeht, sonder sich durch geschickte Modellpolitik am unteren Rand des Marktes bis in die 1970er hält.
Vredeborch, Nordenham: Ein ansonsten recht unbekannter Hersteller von Box- und anderen Einfachkameras. Der Vertrieb erfolgte oft unter dem Namen von Distributoren bzw. Anderen Kameraherstellern, die ihr Portfolio damit nach unten abrundeten.
Hermann Wolf, Wuppertal: In den 1950er Jahren hauptsächlich Lohnproduzent einfacher Box-Kameras aus Bakelit oder Metall, wie z.B. die
Gevabox. Abnehmer waren Firmen wie
Gevaert, Adox und Braun.
2) Die Vollsortimenter
Wie der Name dieser Gruppe schon verrät, versuchten diese Hersteller ein möglichst breites Portfolio an Kameras anzubieten, von einfachen Einstiegsmodellen bis zum komplexen Kamerasystem mit Wechselobjektiven oder gar Spiegelreflexkameras. Der größte Umsatz und Gewinn wurde mit Mittelklasse-Kameras gemacht, die immer noch in relativ großer Auflage erschienen. Markenname, Image und Qualität waren diesen Herstellern sehr wichtig, um sich von dem ein oder anderen ambitionierten Modell der Massenhersteller zu differenzieren und trotz gleicher Spezifikation einen höheren Preis zu erzielen.
Braun, Nürnberg: Obwohl es die
Karl Braun KG in Nürnberg schon seit 1915 als feinmechanischen und optischen Betrieb gab, starte man mit dem Kamerabau erst 1948 nach der Umbenennung in
Carl Braun Camerawerk. Man schließt sehr schnell technologisch zur Spitze der Industrie auf, hat neben einfachen Boxkameras und Balgenkameras für den Rollfilm, Kleinbildsucherkameras (
Paxette), Messsucherkamers (
Super Colorette), Belichtungsautomatik (
Electromatic) bis zur Spiegelreflex alles im Programm. Schon 1956 soll die millionste Kamera ausgeliefert worden sein!
Kodak (Nagel-Werke), Stuttgart: Natürlich gehört Kodak als größter Filmhersteller global gesehen zu den Massenkamera-Produzenten, ihr deutsches Werk war aber ihr technisches Vorzeige-Unternehmen und produzierte ein Portfolie ähnlich dem von Voigtländer oder Braun. Einziger Hersteller dieser Liste, dessen
Produktionszahlen ich schon aufbereitet habe.
Voigtländer, Braunschweig: Als ältester Kamerahersteller der Welt knüpfte man nach dem Krieg da an, wo man vorher aufgehört hatte: mit einem etwas modernisierten aber breiten Portfolio an Mittel- bis Oberklassekameras. Man profitiert definitiv vom großen Namen. Das zeigt sich auch daran, dass nachdem ihr Eigentümer Schering Voigtländer an Zeiss 1956 verkauft hatte, erst einmal sich wenig am Programm änderte und Zeiss Ikon Kameras weiterhin als Konkurrenten am Markt wahrgenommen wurden.
Wirgin Edixa, Wiesbaden: Henry Wirgin knüpfte nach seiner Rückkehr aus der US-Emigration dort an, wo er aufgehört hatte, als Hersteller innovativer Kameras. Wirgin war 1954 der erste Westdeutsche Hersteller, der eine SLR mit Wechselobjektiven anbot, seine Edixa-SLR-Reihe war mit ihrem Schlitzverschluss preiswerter als die sonstige westdeutsche Konkurrenz mit dem Compur Zentralverschluss. Aber Wirgin hatte auch einfachere Kameras im Programm, produzierte für Adox im Lohn, und ließ selbst andere Wirgin Kameras im Lohn herstellen. 1962 kaufte man das Franka Werk in Bayreuth, um eine breitere Basis zu haben.
Zeiss Ikon, Stuttgart: Neben der Carl Zeiss Stiftung als Eigentümer wird auch die Kamerasparte Zeiss Ikon durch den Krieg geteilt und im Westen erstaunlich erfolgreich neu gegründet. Die vorherige Zentrale in Dresden wird nach Stuttgart verlagert, wo eine ehemalige Wurzel, das Contessa Kamerawerk beheimatet war. So heißen dann auch wieder
eine Reihe von Mittelklasse-Kameras. Als einziger Vollsortimenter ist man mit der Neuauflage der Contax Messsucherkameras in der Lage, mit Leica technologisch und preislich mitzuhalten. Der Zeiss Konzern spielt auch im Hintergrund eine wichtige Rolle, nicht immer eine rühmliche. Man kontrolliert die beiden wichtigen Verschlusshersteller Deckel und Gauthier und zieht auch sonst seine Strippen bei den Zeiss Objektiven, 1956 stößt auch noch Voigtländer zum Konzern. Kleinere Hersteller leiden darunter hauptsächlich am Ende der 1950er Jahre. Ich denke, Zeiss Ikon war bezüglich Umsatz an der Spitze der Herstellerliste, was die Anzahl der Kameras angeht sicher nicht, hier fehlten einfache Massenkameras im Portfolio.
3) Die Spezialisten
Die folgenden vier Hersteller hatten in den 50er Jahren jeweils eine spezielle Nische des Kameramarktes für sich besetzt und konnten dort mit hoher Qualität und sonst kleinen Stückzahlen durch hohe Preise profitabel produzieren (und weltweit exportieren). Natürlich gab es die eine oder andere Konkurrenzkamera von den Vollsortimentern, aber bis auf Berning waren in den 1960er und 1970er Jahren diese Firmen in der Lage ihr Portfolio um weitere High-Tech Spezialitäten zu erweitern.
Franke & Heidecke (Rollei), Braunschweig: Rollei produzierte nach dem Krieg einfach ihre erfolgreichen Rolleiflex- und Rolleicord-Reihen weiter, die ganz gut dokumentiert sind. Mitte der 1950er waren es ca. 80,000 bis 90,000 Kameras pro Jahr, damit sind sie zahlenmäßig Mittelfeld. Erst ab 1963 wird das Angebot verbreitert und man produziert auch die bekannten Kleinbildkameras etc.
Leitz, Wetzlar: Ernst Leitz blieb auch nach dem Krieg Technologieführer in Sachen Kleinbild-Messsucherkameras und produzierte in den 50er Jahren noch einmal ca. 300,000 Schraubleicas, also im Schnitt nur 30,000 pro Jahr. Ab 1954 kam dann die M3 und sukzessive ihre Ableger und Nachfolger (bis zu 50,000 Kameras pro Jahr), die die Schraubleicas dann ersetzten und verdrängten. Alles ist sehr gut dokumentiert (Quelle für die Grafik hier rechts:
Pacificrimcamera.com). Bei den Produktionszahlen ist man eher hinten dabei, was die Umsätze und den Exportanteil in alle Welt betrifft, sicher mit vorne in der Gesamtliste.
Minox, Wetzlar: Der Kamerakonstrukteur Walter Zapp gründete 1945 die Minox GmbH neu in Westdeutschland (Vorkriegsproduktion war in Riga) und produzierte erfolgreich seine Kleinstbildkamera
Minox über Jahrzehnte hinweg. Ab den 1970ern wird die bekannte Minox 35 Serie zu einem zweiten Standbein der Firma.
Berning Robot, Schwelm/Düsseldorf: Die Firma Otto Berning aus Schwelm fertigte ab Mitte der 1930er die Robot, eine spezielle Federmotor Kleinbildkamera konstruiert von Heinz Kilfit. Dies blieb ihr Spezialgebiet, auch als die Kameraproduktion nach dem Krieg 1951 in Düsseldorf wieder aufgenommen wird. Die Firma war nie besonders groß, man besetzte aber eine wohl profitable Hochpreisnische, die der Firma als Überwachungs- und Verkehrskamera- Spezialist auch beim Zusammenbruch der westdeutschen Kameraindustrie in den 1970ern das Überleben sicherte. Ich tippe mal auf ca. 5000 bis 10000 Kameras im Jahr und damit einen Platz relativ hinten in der Liste, auch wenn sich vermutlich die Umsätze sehen lassen konnten.
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Verteilung der westdeutschen Kameraproduktion des Jahres 1960 nach Anzahl (links) und Umsatz (rechts). Boxkameras u. ähnliche Einfachstkameras bis 30 DM, einfache Kameras bis 150 DM, Mittelklasse-Kameras zwischen 150 und 300 DM, Oberklasse >300 DM. |
4) Die 50er Jahre-Start-ups
Die folgenden acht Hersteller teilen fast alle dieselbe Geschichte. Entweder sind es Nachkriegs-Neugründungen oder frühere optische bzw. mechanische Fabriken, die erst Ende der 1940er mit dem Kamerabau begannen. Anfang der 1950er in der Wirtschaftswunderzeit wuchsen alle relativ rasant und versuchten zu den Spezialisten oder zumindest Vollsortimentern aufzuschließen. Auf den zunächst hungrigen Nachkriegsmarkt folgte Mitte der 1950er eine gewisse Sättigung und damit wuchs der Konkurrenzdruck. Die kleinen Spieler hatten inzwischen ein (zu) komplexes Portfolio und gegenüber den großen Vollsortimentern einen zu kleinen Umsatz, um sich die Entwicklung neuer Modelle leisten zu können. Ab 1957 gingen diese Firmen reihenweise pleite oder wurden geschluckt. Sowohl bei der Anzahl der Kameras als auch beim Umsatz spielten diese Hersteller nur Statisten.
AKA, Friedrichshafen: Eine kleinere Nachkriegs-Neugründung mit großen Ambitionen. Mitte der 50er werden aber maximal 20,000 Kameras pro Jahr produziert, am Ende reicht dieses Level nicht um profitabel zu sein. 1960 ist die Firma nach internem Streit insolvent.
Finetta, Goslar: Nachkriegs-Neugründung vom Holländer Piet Sarabèr, der ehemalige Konstrukteure der Dresdener Vorkriegszeit anheuert und in Goslar anspruchsvolle Kleinbildkameras entwickelt und baut. Es fehlt vermutlich eine preiswerte Massenkamera und so wird bei der ersten kleineren Nachkriegsdelle 1957 der Weg in die Insolvenz angetreten.
Futura, Freiburg: Die
Optische Anstalt Firtz Kuhnert war schon vor dem Krieg ein Hersteller feinmechanisch-optischer Präzissionserzeugnisse und begann nach dem Wiederaufbau mit dem Bau von Kleinbildkameras. Das ambitionierte Modell Futura wurde als Leica Konkurrent positioniert und 1951 auf der Photokina vorgestellt. Nach einer ersten Pleite 1951 stiegen die Hamburger Kaufleute Komrowski ein und benannten die Firma nach der Kamera die sie produzieren sollte. Nach vermutlich 20-30 Tausend schicken Futura Kameras wurde die Produktion 1957 eingestellt und die Maschinen etc. an die Konkurrenz verkauft.
Foitzik, Lübeck/Trier: Karl Foitzik gründete 1945 in Lübeck seine
Feinmechanische Werkstätte, die mit der
Foica eine Leica-Kopie herstellten. Nach Intervention von Leitz (Patentverletzungsklage etc.) war damit 1948 Schluss. Foitzik zog mit seiner Firma daraufhin nach Trier um, weil er dort Landes-Subventionen bekommen konnte. Dort wurden ab 1950 eher Mittelklassekameras gebaut, das durchaus erfolgreich und in der Spitze mit 150 Mitarbeitern. Karl Foitzik kam im Juni 1955 bei einem Autounfall um, von dem sich die Firma nicht erholen sollte und 1958 aufgelöst wurde.
Leidolf, Wetzlar: Der 1921 gegründete Mikroskoplinsen-Hersteller Leidolf beginnt 1949 Kleinbildkameras zu produzieren und ist damit in den 1950er Jahren sogar relativ erfolgreich. Man produziert gehobene Mittel- bis Oberklasse, reicht aber nicht an den lokalen Konkurrenten Leitz heran. 1962 wird die Firma von Wild übernommen, die die Kameraproduktion in Wetzlar aufgeben und andere Dinge dort produzieren lassen. Interessanterweise fusioniert Wild 1987 mit Leitz. Von allen 8 Herstellern in dieser Kategorie vermutlich der erfolgreichste.
Diax, Ulm: Eigentlich
Walter Voss GmbH, und eine ähnliche Geschichte wie Aka. Insgesamt ca. 50,000 Diax Kameras wurden in den 10 Jahren des Firmenbestehens zwischen 1947 und 1957 gebaut. Am Schluss der Geschichte müssen sich knapp 60 Mitarbeiter einen neuen Job suchen.
Bolta Photavit, Nürnberg: Diese Firma passt nicht ganz in diese Kategorie, weil man Kameras schon ab 1935 produzierte. Der Eigentümer John Bolten kehrt nach dem Krieg als US-Bürger nach Nürnberg zurück, baut die Firma wieder auf und produziert die Vorkriegsserie an Kleinbildkameras weiter, die allerdings mit dem deutlich sichtbaren Zentralverschluss nicht mehr zeitgemäß waren. Auch ich habe
eine davon. Ab 1956 wagt man sich mit der Photavit 36 an eine moderne obere Mittelklasse-Kamera (im Prinzip ähnlich der
Braun Super Paxette III). Ich schätze damit hatte man sich übernommen, die Kameraproduktion wird 1958 komplett aufgegeben.
Witt Iloca, Hamburg: Die Geschichte des Iloca Kamerawerkes habe ich in meinem Beitrag zur
Iloca Electric schon beschrieben. Man war in den 1950ern vergleichsweise erfolgreich, scheitert dann aber 1959/1960 an dem zu riskanten Schritt alles auf eine High-End Kamera zu setzen. Nach dem Konkurs werden Maschinen, die fertige Konstruktion und auch Mitarbeiter von Agfa übernommen.