Für diesen Teil 3 der kleinen Serie über die Fujica Rapid S2 habe ich die obere Gehäusekappe abgenommen, um mal einen Blick auf die Belichtungsautomatik zu werfen. Dazu werden einfach zwei Schräubchen links und rechts sowie der Schnellschalthebel abgeschraubt. Der Fotograf muss normalerweise dem A außen auf dem Blendenring blind vertrauen. Es gibt keinerlei Hinweis, ob und wie der Belichtungsmesser wirklich arbeitet und was eingestellt wird. Halt! Doch, es gibt ein kleines rotes Fähnchen im Sucher, wenn Unter- oder Überbelichtung drohen (Auslösen kann man in diesen Fällen trotzdem!).
Nach Öffnen der Kamera kommt ein Drehspulinstrument zum Vorschein, das auf den Strom reagiert, den die Selenzelle rund um das Objektiv liefert. Beim Runterdrücken des Auslösers drückt der Fotograf gleichzeitig zwei Messingplättchen runter, die wiederum die Messnadel in ihrer jeweiligen Stellung einklemmen. Auf dem Bild rechts habe ich sie mal orange und blau hervorgehoben. Das verdeckte orange ist die sogenannte Steuerkurve für Verschluss und Blende, je heller es ist, desto weiter nach rechts schlägt die Nadel aus und desto tiefer läßt sich die orange Platte runterdrücken. Damit wird direkt der darunter liegende Seikosha-L Lichtwertverschluss gesteuert und ist der eigentliche Kern und erste Teil der Belichtungsautomatik. Das blaue markierte Plättchen davor ist nur für das Warnfähnchen da. Es ist im mittleren Bereich unten gerade. Wenn die Nadel dort ist, passiert sonst weiter nichts. Ist es aber zu dunkel (Nadel ganz links) oder zu hell (Nadel ganz rechts), läßt sich das Plättchen ca. 2 mm weiter runterdrücken und schwenkt dabei das rote Fähnchen in den Sucher (im Bild links unten zu erahnen).
Der zweite Teil der Belichtungsautomatik ist natürlich der sogenannte Lichtwertverschluss Seikosha-L. Eigentlich ist es ein relativ einfacher Zentralverschluss (1/30s bis 1/250s) mit direkt dahinter liegenden Blendenlamellen (2.8 bis 22). Beides ist aber so miteinander (mechanisch) verschaltet, dass man mit einem einzigen Steuerhebel auskommt. Dieser stellt den entsprechenden Lichtwert ein, und zwar analog des rechts abgebildeten linearen Zusammenhangs. Bei LW=8 (z.B. Innenräume) ist das 1/30s und f/2.8, das andere extrem ist LW=17 (am sonnigen Strand) und bedeutet 1/250 bei f/22 (Werte jeweils für 100 ASA Film). Dazwischen werden linear alle möglichen Zwischenwerte verwendet, LW 12 (wolkiger Himmel draußen) ist z.B. 1/80s bei Blende 7.1. Der eben erwähnte Steuerhebel ist für den Fotografen nicht direkt zugänglich, das erledigt die Belichtungsautomatik mit der oben von mir orange markierten Steuerkurve. Man kann allerdings für die Blitzfotografie zumindest die Blenden manuell anwählen. Ob dann der Verschluss immer mit 1/30s läuft, oder auch entsprechend der oben gezeigten Automatiklinie, konnte ich nicht herausbekommen. Ich vermute letzteres, da einfacher zu realisieren. Außerdem ist bei einem Zentralverschluss die Verschlusszeit beim Blitzen (fast) irrelevant.
Diese Art von Belichtungs-Vollautomatik war bei einigen besseren Sucherkameras in den 60ern und insbesondere in den 70ern sehr populär. Die erste Kamera mit einer solchen war die Agfa Optima von 1959. Die meisten dieser Point-And-Shoot Kameras kamen wohl aus Japan und hatten oft genau diesen Seikosha-L Verschluss an Bord. Neben den Fujica Kameras sind insbesondere die Canon Demi (Halbformat) oder Canonet Serien zu nennen. Olympus verbaute etwas ähnliches in seine populäre PEN-Serie und die millionenfach verkaufte Olympus Trip 35.
Meine Kenntnisse zum Lichtwertverschluss Seikosha-L habe ich mir aus mehreren Anleitungen zu diesen Kameras zusammengesucht. Die Abbildung rechts stammt aus derjenigen der Fujica Half, einer Halbformatkamera für den 135-er Kleinbildfilm mit exakt derselben Objektiv/Verschluss-Kombination. Eine entsprechende Anleitung zu meiner Rapid S2 konnte ich bisher im Netz nicht finden. Die Anleitung zur Konica L enthält im Prinzip obiges Lichtwertdiagramm.
Das Prinzip des Lichtwertverschlusses wurde auch von anderen (meist) für automatische Zentralverschlüsse übernommen und verbaut. Auch als die Selenzelle vom CdS-Fotowiderstand plus Batterie abgelöst wurde, lebte das Prinzip weiter. Ich habe mal meine Konica C35V (1971-1976) aufgeschraubt, und siehe da: auch hier intern ein Drehspulinstrument und der Abgriff des Lichtwertes per Steuerkurve beim Runterdrücken des Auslösers. Ich muss hier wirklich meinen früheren Beitrag korrigieren, es ist mitnichten ein elektronischer Verschluss, dieser "Copal B mat" (diesmal 1/30s f/2.8 bis 1/650 s f/14), der auch in sehr vielen anderen automatischen Sucherkameras der Zeit seinen Dienst tat (s.u.). Ich habe mal einen Fotokatalog von 1975 durchgesehen und von fast jedem mehr oder weniger renommierten Hersteller findet sich eine solche Vollautomatik-Kamera. Und ich würde mich nicht wundern, dieses Prinzip bis in die 80er Jahre hinein in einfacheren Automatik-Knippsen zu finden. Erst ab Mitte der 80er werden die allermeisten Kameras wirklich elektronisch.
Aber nicht nur in Japan gab es solche Lichtwertverschlüsse. In Deutschland kamen Anfang der 1960er (nach dem großen Erfolg der Optima) auch viele andere vollautomatische Kameras auf den Markt. Viele davon hatten einen Prontormator oder Prontormat-S Verschluss von Gauthier mit fast derselben Spezifikation wie mein Seikosha-L hier. Hier nun, ohne Anspruch auf Vollständigkeit eine kleine Liste vollautomatischer Kameras der 60er und 70er Jahre mit den entsprechenden Lichtwertverschlüssen:
Der zweite Teil der Belichtungsautomatik ist natürlich der sogenannte Lichtwertverschluss Seikosha-L. Eigentlich ist es ein relativ einfacher Zentralverschluss (1/30s bis 1/250s) mit direkt dahinter liegenden Blendenlamellen (2.8 bis 22). Beides ist aber so miteinander (mechanisch) verschaltet, dass man mit einem einzigen Steuerhebel auskommt. Dieser stellt den entsprechenden Lichtwert ein, und zwar analog des rechts abgebildeten linearen Zusammenhangs. Bei LW=8 (z.B. Innenräume) ist das 1/30s und f/2.8, das andere extrem ist LW=17 (am sonnigen Strand) und bedeutet 1/250 bei f/22 (Werte jeweils für 100 ASA Film). Dazwischen werden linear alle möglichen Zwischenwerte verwendet, LW 12 (wolkiger Himmel draußen) ist z.B. 1/80s bei Blende 7.1. Der eben erwähnte Steuerhebel ist für den Fotografen nicht direkt zugänglich, das erledigt die Belichtungsautomatik mit der oben von mir orange markierten Steuerkurve. Man kann allerdings für die Blitzfotografie zumindest die Blenden manuell anwählen. Ob dann der Verschluss immer mit 1/30s läuft, oder auch entsprechend der oben gezeigten Automatiklinie, konnte ich nicht herausbekommen. Ich vermute letzteres, da einfacher zu realisieren. Außerdem ist bei einem Zentralverschluss die Verschlusszeit beim Blitzen (fast) irrelevant.
Sucher mit Beli-Infos aus der Fujica Half. |
Meine Kenntnisse zum Lichtwertverschluss Seikosha-L habe ich mir aus mehreren Anleitungen zu diesen Kameras zusammengesucht. Die Abbildung rechts stammt aus derjenigen der Fujica Half, einer Halbformatkamera für den 135-er Kleinbildfilm mit exakt derselben Objektiv/Verschluss-Kombination. Eine entsprechende Anleitung zu meiner Rapid S2 konnte ich bisher im Netz nicht finden. Die Anleitung zur Konica L enthält im Prinzip obiges Lichtwertdiagramm.
Drehspulinstrument und einklemmende Steuerkurve für den Copal B mat Verschluss der Konica C35 Serie. |
Aber nicht nur in Japan gab es solche Lichtwertverschlüsse. In Deutschland kamen Anfang der 1960er (nach dem großen Erfolg der Optima) auch viele andere vollautomatische Kameras auf den Markt. Viele davon hatten einen Prontormator oder Prontormat-S Verschluss von Gauthier mit fast derselben Spezifikation wie mein Seikosha-L hier. Hier nun, ohne Anspruch auf Vollständigkeit eine kleine Liste vollautomatischer Kameras der 60er und 70er Jahre mit den entsprechenden Lichtwertverschlüssen:
Verschluss | Liste der vollautomatischen Kameras mit Lichtwertverschluss (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) |
Prontormator, Prontormat-S, u.ä. (Gauthier) |
Agfa Optima II (1960) und spätere Nachfolger, Kodak Retina automatic I , Voigtländer Dynamatic, Rollei Magic (TLR), Braun Paxette Electromatic III, Zeiss Ikon Tenax Automatic, Adox Polomatic III, Rollei A26 (Instamatic, 1972), Rollei A110 (1975) |
Seikosha-L | Konica L, Canonet Junior, Fujica Half 2.8, Fujica Rapid S2 und D1, Canon Demi, |
Olympus Eigenentwicklung | Olympus Trip 35, Olympus PEN EE Serie (Halbformat), |
Copal B mat | Canon Canonet 28, Konica C35 (1968) und ihre Klone und Nachfolger: Cosina compact 35e, Yashica 35-MF, Voigtländer VF 135, Porst 135 S, Edixa compact 35E, Revue 700 SEL, Beroflex quick spot 135EE, Rollei XF 35, Revue electronic C, Vivitar 35EE, Chinon 35 EE, GAF Memo 35 ET, Minolta Hi-Matic G |
Citizen UNI-E | Minolta Hi-Matic, Ansco Autoset, |
unbekannt | Canon A35F (1978), Minolta AF-C (1983) |
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