2022-11-20

Revue Auto-Reflex (Konica Auto-Reflex)

Um meine Sammlung zur Geschichte der Belichtungsautomatik abzurunden, fehlte noch dieser Meilenstein: Die Konica Auto-Reflex, hier unter dem Namen von Konica's deutschen Vertriebspartners Foto Quelle als Revue Auto-Reflex. Ihre kleine Schwester Revue SP (Konica Auto-Reflex P) habe ich vor kurzem auch schon vorgestellt. Mit ihr teilt sie das in der SLR-Geschichte ansonsten einmalige Feature mit der Formatumschaltung zwischen 18x24 (Halbformat) und 24x36 mm. Aber dazu habe ich mich dort schon ausgelassen und werde es hier nicht wiederholen.
Die Auto-Reflex neben ihrer automatiklosen Schwester Revue SP (Auto-Reflex P)
Von der Auto-Reflex wird oft behauptet, sie wäre die erste SLR mit einer Belichtungsautomatik gewesen. Das ist falsch, es gab in den Jahren vor ihr schon einige andere, wie man in meinem Beitrag dazu nachlesen kann. Alle automatischen SLR vor ihr hatten einen Zentralverschluss, sie war lediglich die erste aus heutiger Sicht moderne SLR mit einem Schlitzverschluss. Ihr fehlte sogar noch TTL-Messung, das kam erst mit ihrer Nachfolgering Autoreflex T im Jahr 1968. 

Schema des Seilzugverlaufs in
Konica's Trap-Needle Implementierung.
Hier am Beispiel der Autoreflex T3.
Ich habe irgendwie immer Belichtungsautomatik mit dem Aufkommen der Elektronik gedanklich verbunden. Das stimmt auch im Falle der Zeitautomatik, bei Blendenautomatiken aber erst seit der Canon AE-1 (1976). Die Auto-Reflex und auch alle ihre Nachfolger bis hinein in die 1980er nutzen eine mehr oder weniger raffinierte sehr mechanische Implementierung des alten Kodak'schen Trap-Needle Prinzips von 1938.
Zentrales, und charakteristisches Bauteil ist ein sehr komplex geführtes und federgespanntes Drahtseil, das quer durch die Kamera verläuft. Seine Aufgabe ist es, das Drehspulinstrument des Belichtungsmessers so zu drehen, das es zu den Einstellungen der Kamera passt. Dazu ist das obere Ende des Seils mit dem Einstellrad für die Verschlusszeit verbunden, die eleganterweise mit der Filmempfindlichkeitseinstellung kombiniert ist. Wird dieses Rad um einen Lichtwert gedreht (oder die Empfindlichkeit entsprechend verstellt), so dreht sich das komplette Drehspulinstrument um eine Blende. Somit wird gewährleistet, dass die Nadel, die zum Beispiel bei 1/125 s auf Blende 8 zeigt, bei 1/60 s auf Blende 11 gerichtet wird. Das andere Ende des Seils reicht in den Fußraum des Spiegelkastens und "liest" dort quasi die maximale Öffnung des angesetzten Objektivs ab. Die sonstige Trap-Needle Konstruktion ist fest verbaut und wird über den Verschlussaufzug federgespannt. Ist der Blendenring am Objektiv auf EE ("Electric Eye", frühe Objektive) oder AE ("Automatic Exposure", spätere Objektive) gestellt, wird das Objektiv beim Auslösen nur bis zur im Sucher von der Nadel angezeigten Blende abgeblendet. Fertig ist die Blendenautomatik; die Batterie wird nur für den Belichtungsmesser gebraucht.
 
Mein Exemplar habe ich nach langer Suche doch sehr günstig bekommen können. Es ist allerdings auch defekt, löst nicht mehr aus und hat auch so die eine oder andere Macke. Für meine Zwecke (Vitrine) reicht es. Vielleicht traue ich mich mal an einem langen Winterwochenende ran und versuche mal den Seilzug freizulegen und den Verschluss wieder zum Laufen zu bekommen. Bei eingelegter Batterie zeigt die Nadel immerhin vernünftige Werte an.  

Datenblatt Erste moderne SLR mit Schlitzverschluss und Blendenautomatik.
Einzige KB-SLR mit umschaltbarem Format 24x36 und 18x24 (zusammen mit der kleinen Schwester Auto-Reflex P, ohne Automatik im selben Gehäuse)
Objektiv Konica AR Bajonett, hier mit Hexanon 52 mm f/1.8 (Gauß-Typ, 6 Linsen in 5 Gruppen, #4560392)
Verschluss vertikaler, mechanischer Metall-Schlitzverschluss (Copal Square), B-1-2-4-8-15-30-60-125-250-500-1000 1/s. 
Belichtungsmessung CdS-Belichtungsmesser (extern, kein TTL), damit realisierte Trap-Needle Blendenautomatik. 
Fokussierung Mattscheibe mit Mikroprismen im Zentrum.
Sucher Spiegelreflex mit Rückschwingspiegel. Halbformatmarkierungen. Nadelanzeige der verwendeten Blende.
Blitz M und X Buchse. X-Synchronzeit 1/125 s.
Filmtransport mit Schnellschalthebel, Rückspulkurbel. Bildzählwerk (vorwärts) zählt im Halbformatmodus nur jedes zweite mal hoch.
sonst. Ausstattung Selbstauslöser, Stativgewinde 1/4‘‘, Drahtauslöseranschluss, als Zubehör: Zubehörschuh zum Aufstecken
Maße, Gewicht ca. 142x94x46, 719 g (ohne Objektiv), 942g (mit 1.8/52)
Batterie PX625 (1.35V Hg), oder Alternative.
Baujahr(e) 1965-1968, #851617
Kaufpreis, Wert heute ca. 250 US$ (1966), 569 DM (1968 bei Foto Quelle), ca. 150 €
Links Konicafilesbuhla.de, Camera-Wiki, Wikipedia, Bedienungsanleitung (Auto-Reflex, mehrsprachig), Mike Eckman, Konica-collector.org
Bei KniPPsen weiterlesen Konica Autoreflex TCKonica TC-X, Konica FS-1, Konica C35V, Konica C35AF