2020-05-01

Fujica Rapid S2 (Teil 1: die Kamera)

Über Agfa's Antwort auf die Kodak Instamatic Kassette 126 habe ich schon vor längerer Zeit berichtet. Auch über das alte Karat-Konzept, auf dem die Rapid-Patrone basiert. Die Instamatic Kassette hatte ja dieses Rennen gewonnen, auch wegen der Tatsache, dass es Kameras von vielen anderen Herstellern gab (am Ende sogar von Agfa). Selbst 5 verschiedene Spiegelreflexkameras gab es! Aber auch Agfa konnte andere Kamerahersteller überzeugen,  auf die Rapid-Patrone zu setzen. Hier gab es ein paar schicke Kameras, insbesondere von japanischen Herstellern (wenn auch keine SLR!), und eine der hübschesten ist diese Fujica Rapid S2. 
Besonders bemerkenswert ist, dass Fujiphoto ja selbst Filmhersteller war und auch eigene Filme in der Patrone angeboten hat, ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das auch für Europa zutrifft. Jedenfalls war und ist mein Plan, mit einer Rapidkamera zu fotografieren, und das will ich nicht mit einer Einfachstkamera a la Isoflash tun. Daher habe ich mich schon länger umgeschaut und bin immer wieder an dieser schicken Fujica S2 hängengeblieben. Außerdem hat sie eine frühe Belichtungsvollautomatik nach Agfa Optima Vorbild an Bord. Dies und den dazugehörigen Lichtwertverschluss Seikosha-L will ich mir genauer anschauen. Es wird also vermutlich neben diesem Teil 1 (über die Kamera selbst), einen Teil 2 (Rapid-Film und Handling), einen Teil 3 (Verschluss und Belichtungsautomatik), sowie als Abschluss: Teil 4 (Fotos von und mit der Kamera) geben.

Meine Kamera hier ist für ihre 55 Jahre extrem gut erhalten und (vermutlich) voll funktionsfähig. Viel scheint auch nicht kaputtgehen zu können. Fast alles ist aus Metall und super solide gebaut. Sogar der Selen-Belichtungsmesser funktioniert noch. Wie genau er allerdings misst, werde ich beim Teil 4 (meine Fotos) feststellen. Dies und der ansonsten recht tadellose äußere Zustand sind allerdings auch ein Zeichen dafür, dass sie die meiste Zeit ihres Kameralebens im Dunkeln verbracht hat.  

Fuji hat diese Kamera zusammen mit ihrer viel einfacher gehaltenen kleinen Schwester Rapid S wohl nur 1965 gebaut, beide wurden schon 1966 von der Rapid D1 und der Rapid SF abgelöst. Die S und die S2 waren Fuji's einzige Kameras für das quadratische 24x24 Format, ihre Nachfolger für die Rapid-Patrone knipsten dann (schon wieder) im zumindest in Japan recht populären Halbformat 18x24 mm. Es war ein insgesamt kurzer Rapid-Ausflug von Fuji, davor und danach gibt es einige zum Teil sehr ähnliche einfache oder auch automatische Kameras für den normalen Kleinbildfilm. Fuji hat aber im Gegensatz zu Agfa und vielen anderen nie Kameras für die 126er Instamatic Kassette gebaut (wohl aber Film dafür produziert).
Viel mehr gibt es über die Kamera selbst nicht zu sagen. Neben ihrem recht schicken Design ist sie erstaunlich unspektakulär und arm an Schnickschnack, wenn man das so sagen kann. Es gibt sehr wenige Einstellmöglichkeiten, die Belichtungsautomatik und der Zonenfokus sollen wohl das meiste regeln. Für das relative kleine Negativformat von 24x24 mm ist sie allerdings recht groß (insbesondere breit) geraten und mit fast 500 g auch recht schwer. Ich habe bereits angefangen damit zu fotografieren und Ösen für einen Kameragurt vermisst. Vermutlich gab es statt dessen eine Bereitschaftstasche, allerdings hab ich diese nicht.

Datenblatt Solide automatische Sucherkamera für den Rapid-Film (24x24)
Objektiv Fujinar-K 2.8 cm f/2.8 (Triplet, vergütet), entspricht vom Bildwinkel ca. 35 mm bei 24x36. Manuelle Blende 2.8 - 22 nur für Blitzfotografie bei ca. 1/30s.
Verschluss Seikosha-L Zentralverschluss, automatisch gesteuert ("Electric Eye") per Lichtwert (8-17), entspricht 1/30s f/2.8 - 1/250 s f/22, sowie kontinuierlich die Werte dazwischen.  
Belichtungsmessung Selenzelle rund um's Objektiv, steuert Verschluss automatisch. Rote Fahne im Sucher, wenn Beleuchtung nicht ausreichend.
Fokussierung Manuell am Objektiv, 0.8 m bis unendlich, Symbole für Zonenfokus, bei den Symbolen einrastend.
Sucher Durchsichtsucher mit Leuchtrahmen, keine Parallaxenkorrektur
Blitz über Buchse, Zubehörschuh ohne Mittenkontakt.
Filmtransport Schnellschalthebel, direkt von rechter in linke Rapid-Patrone, Bildzählwerk (rückwärts 16-0), nach Filmeinlegen drei Leerschwünge zum Filmeinfädeln.
sonst. Ausstattung Stativgewinde ¼'', Drahtauslöser-Gewinde.
Maße, Gewichtca. 61x130x57 mm, 480g
Batterie keine
Baujahr(e) 1965, ca. 36,000 Exemplare (eigene Schätzung)
Kaufpreis, Wert heute ?, heute je nach Zustand 30-50 €
Links Fotomuseum Tauber, Camera-Wiki, Kanskamera,

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