2020-05-05

Fujica Rapid S2 (Teil 2: Rapid-Film)

Hier also Teil 2 meiner kleinen Serie zur Fujica Rapid S2, Thema heute ist der Rapid Film selbst und natürlich seine Patrone. Aber als erstes möchte ich einmal kurz zeigen, wie Rapid-Film eingelegt wird, dazu links dies kurze Video. Es ist tatsächlich so einfach: Man legt links eine leere Patrone (übrig geblieben vom letzten Film) und ins rechte Fach diejenige mit frischen Film. Die herausschauende Filmlasche liegt irgendwie automatisch auf dem Transportzahnrad auf. Nun die Rückwand schließen und drei mal Spannen. Dabei schiebt das Transportzahnrad den Filmstreifen in die leere Patrone. Fertig! Beim anschließenden Fotografieren schiebt man einfach weiter Foto für Foto von rechts nach links. 16 Fotos später ist der gesamte Filmstreifen in der linken Patrone. Rückwand auf, volle Patrone raus und ab zum Entwicklen. Die rechte ist leer und kann später links wiederverwendet werden. Kein lästiges Einfädeln und kein Rückspulen! Wenn irgendwann mal aus Versehen die Rückwand geöffnet wird, ist nur der freiliegende Teil des Films ruiniert!

Der rote Pfeil weist auf die Abtastvorrichtung,
die in den besseren Rapid-Kameras die Empfindlichkeit
des Films automatisch berücksichtigt

Soviel zu den Vorteilen gegenüber der allseits bekannten Kleinbildpatrone 135, die im Übrigen exakt den selben beidseitig perforierten Normalfilm verwendet. Warum hat sich das Ding dann nicht schon in den 1930er Jahren (als Karat-Patrone) durchgesetzt? Der einzige große, aber entscheidende Nachteil ist die Kapazität der Patrone, die dadurch beschränkt ist, dass geschoben und nicht gezogen und stramm gewickelt wird wie bei der 135er. Während ein normaler Kleinbildfilm dadurch bis zu 1,70 m (bei 36 Aufnahmen 24x36 mm) lang ist, funktioniert die Rapid-Technik maximal mit ca. 60 cm langen Filmstreifen. Darüber hinaus würde irgendwann der Kraftaufwand zu groß, den Film in die aufnehmende Patrone zu schieben, die Perforation reißen, usw. Bei der Fujica mit ihrem quadratischen 24x24 Negativen entsprechen 60 cm Film (inkl. ca. 18 cm Vor-und Nachspann) 16 Aufnahmen, andere Kameras machen bis zu 24 Halbformat- (18x24) oder eben nur 12 normale 24x36 mm Bilder. 

Drei Rapid-Patronen für die Filmempfindlichkeiten
C = 17 DIN, E =18 DIN (50ASA), und G = 21 DIN
(100 ASA).  Es gab noch B = 15 DIN (25 ASA)
Als Agfa die alte Karat-Patrone 1964 wieder aus der Schublade holte, haben die Ingenieure ihr ein neues Feature spendiert und natürlich patentiert. Es handelt sich um eine automatische Filmempfindlichkeitserkennung, realisiert durch T-förmige sogenannte Nocken an der Patrone, deren Mittelsteg eine je nach Filmempfindlichkeit unterschiedlichen Länge hat und von einer entsprechenden Abtastvorrichtung in der Kamera gelesen wird (siehe Fotos). Das ist ein Feature, das bei der Kleinbildpatrone erst 1983 mit der DX-Codierung (wieder) eingeführt wurde. Auf dem Mittelsteg sind kleine Buchstaben aufgeprägt, die neben der Steglänge die Empfindlichkeit des Films kodieren. Leider konnte ich nur Bruchstücke einer Dokumentation dazu finden. Ich vermute, dass die Buchstaben bei A (15 DIN, 25 ASA) beginnen über das wohl gebräuchlichste G (21 DIN, 100 ASA) gehen und bis M (27 DIN, 400 ASA) reichen, allerdings gibt es hier durchaus widersprüchliche bzw. fehlerhafte Informationen zu finden. Wer mehr dazu weiß bitte unten kommentieren, ich werde das dann hier ergänzen. Ich bin in der glücklichen Position selbst drei verschiedene leere Patronen zu besitzen, siehe Bild. Außerdem habe ich seit meinem Antiquitätenshop Fund in Oregon einen unbenutzten Film:


Man sollte hier erwähnen, dass es noch eine dritte Variante dieser Patrone gibt, und zwar natürlich auch sie in der Agfa Karat Tradition (und vollständig dazu kompatibel). Natürlich handelt es sich um die ostdeutsche Variante des ehemaligen Agfa Stammwerks in Wolfen, 1964 in ORWO umbenannt. Sie kam sogar schon 1958 mit der Welta Penti (wieder) auf den Markt, allerdings wurde sie auch in der DDR erst nach dem Instamatic Schock 1964 verstärkt "vermarktet" und SL-Patrone genannt. Im Gegensatz zur Rapid- und Karat-Patrone (Blech) war sie aus Kunststoff und hatte keine Nocken zur Filmempfindlichkeitsabtastung.  Man kann aber durchaus diese Patronen zumindest als aufnehmende Patrone in jeder Rapid- oder Karat-Kamera verwenden.

Gestern habe ich einen normalen Kleinbildfilm im Dunkeln in 60 cm lange Streifen geschnitten und damit zwei Rapid-Kassetten befüllt, um mit der Fujica zu fotografieren. Die Ergebnisse werde ich ich hier natürlich im 4. Teil meiner kleinen Serie zeigen.

Hier die Links zu den anderen Teilen dieser Miniserie:

1) Fujica S2, die Kamera
3) Belichtungsautomatik, Lichtwertverschluss
4) @work, die Fotos

2 Kommentare:

  1. Ich meine mich dunkel auch noch an 400 ASA erinnern zu können, bin mir aber nicht sicher. Ist ja über ein halbes Jahrhundert her, dass ich so eine ISO Rapid als besass :)

    Wenn die Filmemfindlichkeit an der Patrone kodiert ist, aber der Film ja in eine beliebige andere gespult wird, woher weiss das Labor, was es für ein Film ist? Und ob Farbe oder s/w?

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    1. Hallo Achim,

      danke für den Kommentar und den berechtigten Einwand. Allerdings gab es dafür eine Lösung. Ich besitze noch einen Rapid-Filmstreifen (runiniert und nict entwickelt...) und da ist die Antwort drauf...
      Per Lochstanze steht auf Anfang des Streifens "CN6" (vermutlich Color Negativ Typ 6, was auch immer das ist) und am Ende "EXP C41" (damit man ihn nicht einfach nochmal einlegt...;-). Damit sollte dam Labor unabhängig von der Patrone klar sein, was zu tun ist.
      Viele Grüße
      Christoph

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