2020-05-15

Fujica Rapid S2 (Teil 4: @Work, die Fotos)

Wie ich im ersten Teil dieser kleinen Serie schon geschrieben habe, bestand meine Hauptmotivation, die schicke Fujica Rapid S2 überhaupt zu kaufen, darin, den Rapid-Film mal selbst auszuprobieren. Mir war natürlich klar, dass man Rapid-Film heute nicht mehr kaufen kann und auch, dass ich meinen unbenutzten und historischen dafür nicht verschwenden will. Aber, man kann ja normalen Kleinbildfilm in 60 cm lange Streifen schneiden und einfach in die Patrone schieben (natürlich im Dunkeln!). Als es dann zur Tat ging, dämmerte mir, dass weitere Konsequenzen damit verbunden sind. Denn kaum ein Labor ist heute mehr daran gewöhnt bzw. überhaupt darauf eingerichtet sowas zu entwickeln. Außerdem wollte ich meine kostbaren Rapid Patronen natürlich nicht irgendeinem unbekannten Labor opfern. Daher ist hier Eigeninitiative gefragt, sprich: selbst Entwickeln! 
Ich habe zu Schüler- und Studentenzeiten 100te Schwarzweiß-Filme selbst entwickelt, allerdings vor meinem letzten Umzug mich vom gesamten Dunkelkammerequipment getrennt (sprich: weggeworfen!), darunter auch diese Entwicklungsdose, eine Trockenpressedieser Vergrößerer und manches mehr. Tja, dumm gelaufen. Jetzt hieß es also neu (bzw. gebraucht) kaufen. Bei e-bay habe ich eine Jobo-1000 Dose für nur 9€ ergattert, die nötigen Chemikalien und S/W-Filme habe ich frisch bei Fotoimpex bestellt. Auf das analoge Abziehen von Papierbildern habe ich allerdings verzichtet, die Negative wurden hiermit eingescannt und digital weiterverarbeitet. Alles in allem ein doch umfangreicheres Experiment als ich zunächst gedacht habe, hat aber Spaß gemacht. 
Das Fotografieren mit der Fujica geht sehr leicht von der Hand. Filmeinlegen hatte ich ja schon in Teil 2 gezeigt, die Belichtungsautomatik tut, was sie tun muss (Teil 3). Nach diesem Film und meiner gründlichen Untersuchung habe ich auch Vertrauen in ihre Funktion. Beim Druck auf den Auslöser sollte man langsam drücken, es muss ja noch einiges passieren dabei. Erst wenn der Auslöser ganz unten ist, macht es leise klick und das Foto ist im Kasten. Für's Scharfstellen muss man die Entfernung schätzen, die Zonenfokus-Symbole helfen einem dabei und wirklich unscharf war keines meiner Bilder. Geärgert habe ich mich eigentlich nur über eine Sache: das Fehlen von Ösen für einen Kameragurt. Die Kamera wiegt mit fast 500g ganz ordentlich und eine Bereitschaftstasche hatte ich nicht, habe mich dann aber mit einer kleineren Gürteltasche beholfen. 
Quadratische Fotos (hier 24x24 mm Negativ) haben einen eigenen Charme, trotzdem merke ich beim Fotografieren, dass man doch arg vom Rechteck geprägt ist.  Auch in Schwarz/Weiß musste ich mich wieder reindenken. Die Entwicklung selbst ging (fast) problemlos, ein paar Bilder sind mir misslungen, weil die Negative in der Entwicklungsdose aneinander gelegen waren. Ansonsten bin ich mit meinem ersten Versuch nach fast 20 Jahren sehr zufrieden und werde mich (weil ich noch Chemie übrig habe) demnächst noch an weiteren Filmen versuchen.
Eine Sache ist mir allerdings aufgefallen: Die Negative haben einen Steg von ca. 4 mm zwischen jeder Aufnahme. Zusammen mit dem ebenfalls großzügig ungenutzten An- und Abspann, hätte man bei etwas besserer Konstruktion durchaus auch 2 Bilder mehr (also 18) auf den 60 cm Filmstreifen bekommen können. Keine Ahnung, ob das für alle Rapid-Kameras ähnlich war. Immerhin war Fuji ja Filmhersteller und hat bei zusätzlichen Bildern pro Film eher einen Nachteil. 
Hier nochmal die Links zu den anderen Teilen dieser Miniserie:

3) Belichtungsautomatik, Lichtwertverschluss


Und für alle, die an Details interessiert sind: Der Film war ein AgfaPhoto APX 100, gekauft bei DM. Entwickelt wurde in Adox F-39 II Feinkorn-Ausgleichsentwickler 1+9, 8 min bei 21°C, Kippen nach Adox-Datenblatt Empfehlung. 

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