2020-04-05

Braun Paxette Automatic Super III

Das DKL-Bajonett war (wie ich in meinem Beitrag dazu schon erwähnt habe) nicht das einzige seiner Art. Ab 1956 verkaufte auch Deckels größter Konkurrent Alfred Gauthier als Zentralverschluss-Zulieferer seinen Kunden den sogenannten Prontor SLK-Verschluss zusammen mit einem Wechselbajonett. Allerdings weit weniger erfolgreich. Waren es beim DKL mindestens 14 verschiedene Kameras (plus ein paar Varianten davon), sind vom SLK nur drei Kameras (ebenfalls mit wenigen Varianten) bekannt. Es handelt sich um King Regula IIIc/d, Bolta Photavit 36 (3 Varianten) und als letzte im Bunde diese Braun Paxette Automatic Super III. Aber auch beim SLK gilt das gleiche wie beim DKL: die Objektive können wegen minimaler Unterschiede beim Bajonett zwischen den drei Herstellern nicht ausgetauscht werden.

Diese Braun Paxette war wohl die erfolgreichste der drei SLK Kameras, jedenfalls findet man heute davon auf den gängigen Plattformen die meisten. Meine habe ich in sehr gutem und voll funktionsfähigen Zustand (auch der Beli!) für nur 18 Euro (inkl. Versand) ergattert. Interessanterweise hatte Braun ab 1958 mit dieser Kamera und der Super Colorette 2 zwei Messsucherkameras mit unterschiedlichem Wechselobjektiv-Bajonett und außerdem noch die (Super) Paxette II-Modelle mit M39 Gewinde gleichzeitig im Programm. Überhaupt ist die Modellvielfalt aller deutschen Hersteller in dieser Zeit enorm, vielleicht irgendwann davon mal mehr. 
Die Paxette Automatic Super III jedenfalls ist eine Kamera, die an damals verfügbaren technischen Features fast alles hat. Als Messsucherkamera mit gekuppeltem Entfernungsmesser hat sie ein großes und helles Sucherbild, das einem 35mm Weitwinkel entspricht, eingespiegelt werden Leuchtrahmen für 50, 90 und 135 mm. Dies entspricht ungefähr dem verfügbaren Objektivprogramm, das im wesentlichen vom Enna-Werk in München stammt. Auch der eingebaute Selenbelichtungsmesser ist gekuppelt mit Verschlusszeit (Prontor bis 1/300s) und Blende, beide in gegenläufigen konzentrischen Ringen ums Objektiv, sodass lichtwertgleiche Kombinationen mit einem Handgriff gewechselt werden können. Das Schmuckstück mit dem 2.8er Normalobjektiv kostete 1958 laut einer Anzeige 348 DM (siehe unten), damals fast ein durchschnittliches Monatsgehalt, allerdings weniger als halb so viel wie eine Leica M3, und die hatte keinen eingebauten Belichtungsmesser! 
In meiner Kamera ist inzwischen ein Film eingelegt und die ersten Fotos sind gemacht. Sie ist erstaunlich gut zu bedienen, das Konzept mit dem eingebauten Belichtungsmesser stimmt und auch der Messsucher ist gut abzulesen. Mich stört eigentlich nur der zu große Mindestabstand von 1m (verwöhnt durchs Handy!) und das Fehlen von Ösen für einen Kameragurt. Ich musste dafür die Bereitschaftstasche anlegen, trotzdem kippt die Kamera dabei wegen des schweren Objektivs stets nach vorn. Der Schnellschalthebel ist nicht wirklich schnell, man muss ca. 1,8 mal den kompletten Weg spannen. Dafür gibt es einen entsprechenden "Schnellschalt"-Hebel auch zum Rückspulen des Films, mir ist sowas bisher noch bei keiner anderen Kamera vorgekommen.

Datenblatt Messsucherkamera mit Wechselobjektiven und gekuppeltem Selen-Belichtungsmesser
Objektiv SLK-Wechselbajonett in Braun-Variante. Normalobjektiv ENNA Ennit 50 mm f/2.8, weitere Objektive von 35mm bis 200 mm Brennweite von ENNA, ISCO und Steinheil. 
Verschluss Prontor SLK Zentralverschluss hinter dem Objektiv, B-1-2-4-8-15-30-60-125-300.
Belichtungsmessung gekuppelter eingebauter Selen-Belichtungsmesser mit Nachführanzeige auf der Kameraoberseite.
Fokussierung Manuell am Objektiv, gekuppelter Messsucher als Einstellhilfe. 
Sucher heller Durchsichtsucher (entspr. 35 mm), mit Leuchtrahmen für 50, 90 und 135 mm 
Blitz Buchse, umschaltbar M und X.
Filmtransport Schnellschalthebel (ein Bild erfordert ca. 1,8 Züge, bzw. viele kurze), Bildzählwerk (rückwärts zählend), Rückspulhebel (wie Filmvorschub).
sonst. Ausstattung Zubehörschuh, ISO-Drahtauslöseranschluss, Selbstauslöser (ca. 10s), Stativgewinde 1/4 '', optinale Bereitschaftstasche.
Maße, Gewicht 120x90x90 mm (inkl. Objektiv), 760 g
Batterie keine
Baujahr(e) 1958-1961(?), ca. 33.000 Exemplare, die hier Serien-Nr. 014782, ca. 1959.
Kaufpreis, Wert heute 348 DM oder 149.50 $US (1958), 30 €
Links UK-Camera (fehlerhaft)Mike Eckmancjs-classic-cameras, Manual (english), Wikipedia, Camera-Wiki.org

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