2015-03-01

Contax F


Von der Contax S wird immer wieder behauptet, sie wäre die erste Spiegelreflexkamera mit Pentaprisma (1949). Sie war es höchst wahrscheinlich nicht, sondern die italinienische Rectaflex war eher auf dem Markt (schon 1948).  Trotzdem gehört eine Spiegel-Contax in jede ernsthafte Kamerasammlung, da sie die weitaus bedeutendere Kamera ist und die nachfolgende Entwicklung viel stärker geprägt hat. Den fast 187,000 Kameras der Contax S Baureihe stehen nur ca. 11,000 Rectaflex gegenüber. Außerdem startete die Entwicklung einer Spiegel-Contax schon ca. 1938, wurde aber durch Krieg und Zerstörung zu einem kompletten Neuanfang gezwungen.


Die Contax S wurde ab 1949 konsequent weiterentwickelt und verbessert, trotzdem blieben die meisten äußerlichen Merkmale nahezu unverändert über die Bauzeit der Serie. Nach den zunächst nur intern so genannten Varianten A bis C kam 1952 die Contax D als Nachfolgerin auf den Markt. In deren Bauzeit fällt dann auch der Markenstreit des ostdeutschen VEB Zeiss Ikon (danach in VEB Pentacon umbenannt) mit der letztlich siegreichen westdeutschen (wieder-) Neugründung Zeiss Ikon AG. Zunächst verschwand das Zeiss Ikon Symbol von der Gehäusekappe und wurde durch den Ernemann-Turm ersetzt. Exportkameras hießen dann Pentacon, in der DDR und  anderen Ostblockstaaten wurde aber bis ca. 1959 weiterhin Contax verwendet. Warum Pentacon und nicht der ebenfalls registrierte Name Pentax das Rennen gemacht hat, bleibt das Geheimnis der damiligen Entscheidungsträger. Pentax wurde dann ja später (devisenbringend) an Asahi lizensiert/verkauft. Nach dem Modell D kamen 1956 dann die Modelle E (mit Belichtungsmesser) und F sowie FM (später noch FB und FBM, beide mit Beli).

Das Modell F, was ich hier günstig für meine Sammlung erwerben konnte, hat als weltweit zweite Kamera nach ihrer Dresdener Schwester Praktica FX2 die automatische Springblende (der silberne Pin im M42-Gewinde) spendiert bekommen. Mit diesem Feature trat M42 seinen Siegeszug als Universalanschluss an. Das Tessar an meiner Kamera habe ich allerdings separat erworben und hat den Springblendenpin noch nicht. Das Objektiv gehört laut Seriennummer ins Jahr 1953 und damit eigentlich an eine Contax D.

Die Kamera ist ein solides Werkzeug, wird allerdings dem High-End Anspruch, der mit dem Namen Contax verbunden ist Mitte der 1950er Jahre nicht mehr gerecht. Dafür fehlen Merkmale wie Schnellspannhebel (Kine Exacta ab 1937!), Zubehörschuh oder Rückschwingspiegel (Praktiflex, 1939). Bei Pentacon wurden 1957 konsequenterweise die Entwicklungsabteilungen von Praktica und Contax zusammengelegt und man konzentrierte sich auf die letztendlich erfolgreichste deutsche Spiegelreflex-Serie

Datenblatt Frühe KB-Spiegelreflexkamera mit Pentaprisma
Objektiv Wechselobjektive mit M42 Gewinde, z.B. Carl Zeiss Jena Tessar 50mm f/3.5, 4 Linsen in 3 Gruppen.
Verschluss Horizontaler Tuchschlitzverschluss mit umschaltbaren Zweibereichs-Zeitenknopf B-1-2-5-10-20 (rote Skala) und 50-100-200-500-1000 (schwarze Skala), Selbstauslöser bis 10 sec.
Fokussierung Manuell am Objektiv, Spiegelreflex mit Einstelllupe (keine Mattscheibe!), keine sonstigen Einstellhilfen.
Sucher Spiegelreflex mit Pentaprisma.
Blitz ISO-Blitzkontakt auf der linken Gehäusekappe, automatische Umschaltung je nach Verschlusszeit (X: rote Skala, F: schwarze Skala)
Filmtransport Drehknopf, Bildzählwerk, Filmsortenmerker
sonst. Ausstattung Iso-Gewinde für Drahtauslöser, Selbstauslöser, automatische Springblende (mit kompatiblen Objektiven).
Maße, Gewicht ca. 149x84x51mm, 580/695 g (o/m Objektiv)
Batterie keine.
Baujahr(e) Baureihe (S, D, E, F, FM, FBM): 1949-1962
F: 1956-1961, diese Kamera: ca. 1958
Kaufpreis, Wert heute 1958: ca. 500 DM oder US$100, heutiger Wert: ca. US$ 100
Links Wikipedia, Dresdener Kameras, Camera-Wiki, Praktica Collector, Taunusreiter, Rick Oleson, Bedienungsanleitung, Pentax-SLR, Contax History

3 Kommentare:

  1. Es ist eine fabelhafte kleine Kamera. Ich liebe ihre Mattscheibe, die wirklich erstaunlich ist. Zunächst glaubt man, man könne selbst bei Tageslicht nichts erkennen, aber dann stellt man fest, man kann selbst in einem mäßig beleuchteten Raum zweifelsfrei scharf stellen. Der einzige wirkliche Kritikpunkt ist das Material der Verschlussvorhänge. Das ist doch oft schon spröde geworden und nicht mehr verwendbar.
    Diesen Stillstand in der Entwicklung, den Sie ansprechen, hat es bei den Contax Kameras aus dem Westen auch gegeben. Die Contax IIa und IIIa sind ja, wenn man es genau nimmt, nur etwas modifizierte Weiterbauten, wenngleich sie neu konstruiert wurden. Auch da hat man versäumt mit dem Zug der Zeit zu fahren.

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  2. Sie schreiben etwas schlecht recherchiert:
    "Von der Contax S wird immer wieder behauptet, sie wäre die erste Spiegelreflexkamera mit Pentaprisma (1949). Sie war es höchst wahrscheinlich nicht, sondern die italinienische Rectaflex war eher auf dem Markt (schon 1948)."

    Die erste Patent-Einreichung von ZEISS-IKON Dresden für die Penta-Prisma-Contax - die 1941 noch SYNTAX hieß - erfolgte bereits zu Kriegszeiten - lange vor der italienischen Kamera, die auf diesen Pateten basierend gebaut wurde:

    siehe hier: Zitat aus: http://www.dresdner-kameras.de/contax/contax.html

    Ausgestattet mit vertikalem Metall-Schlitzverschluss, Außenbajonettanschluss der Contax II und geneigt eingebautem Pentaprisma, liefen die ersten Versuche unter dem vorläufigen Namen Syntax. Am 1.9.1941 konnte eine Patentanmeldung vorgenommen werden, aber die Arbeiten wurden während der Kriegsjahre stark behindert

    Und noch ein kleine Korrektur (Ihres ansonsten guten Artikels) die CONTAX FM hatte keinen Beli integriert - das waren nur die CONTAX mit "B" im Namen also FB oder FBM ,mfG aus Bogenhausen

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    1. Hallo Photographica,

      danke für den Kommentar, ich zähle für einen Meilenstein (ein "first") nur tatsächlich auf dem Markt verfügbare Kameras, nicht Pläne, Patente oder Propotypen. Ich hatte im Übrigen erwähnt, dass die Entwicklung schon 1938 startete.
      Den Fehler mit der FM bitte ich zu entschuldigen. Viele Grüße
      Christoph

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