2019-03-10

Asahi Pentax ES


Und wieder ein Meilenstein: Die erste SLR mit Zeitautomatik und dem entsprechend dazu gehörigen elektronischen Schlitzverschluss hieß Pentax ES. Eigentlich hieß die erste Serie der Kamera noch "Elektro Spotmatik" und war 1971 nur auf dem japanischen Markt zu haben (Seriennummern 55xxxxx, ca. 60.000 Exemplare). Im Netz gibt es die Vermutung, dass zunächst noch eine nicht so robuste elektronische Platine an Bord war, was ihr einen gewissen Ruf bzgl. mangelnder Zuverlässigkeit einbrachte. Ab Ende 1971 hieß die Kamera für den Weltmarkt dann Pentax ES und hatte eine in Massenfertigung erstellte und bessere Platine an Bord. Die Seriennummern lauteten nun 65xxxxx und es wurden nochmal ca. 60.000 Exemplare gebaut. Meines ist vom Anfang dieser zweiten Serie. Ansonsten waren die Kameras aber identisch und basierten auf dem bewährten Spotmatik Gehäuse.

Um die Elektronik unterzubringen, haben die Ingenieure die Bodenkappe auf 9 mm verbreitert, die Kamera selbst wird dadurch 5 mm höher und kippt mit angesetztem Objektiv mal gern nach vorne. Der Selbstauslöser und (vermutlich) das Langzeitenwerk des mechanischen Verschlusses mussten der Batterie weichen. Die Standardfarbe der ES war nun schwarz, Chrome war die Sonderausführung. Außerdem gab es den nun standardmäßigen Zubehörschuh mit Mittenkontakt.
Dass man einen Schlitzverschluss mittels elektronischem Hemmwerk steuern kann, hatten die Ingenieure vom VEB Pentacon in der DDR schon an der Praktica PL Electronic im Jahr 1968 gezeigt. Allerdings war diese Kamera noch nicht wirklich ausgereift und hatte noch einige Schwächen. Im dazugehörigen Patent wird auch schon die Möglichkeit zur automatischen Verschluss-Steuerung durch den Belichtungsmesser erwähnt, aber eben nicht realisiert. Das haben die Asahi Ingenieure nun erledigt. Aber auch bei Pentax hat man sich nicht mit einer reinen Elektronik-Kamera auf den Markt getraut, zu groß war die Skepsis gegenüber der Zuverlässigkeit der Elektronik, bzw. der Batterie. Es gab also noch mechanische Zeiten, mit denen man auch ohne Batterie und Elektronik fotografieren konnte. 


Die ES war nicht nur Pentax' erste SLR mit Zeitautomatik, sondern mit ihr führte man auch die neue Offenblend-Variante für M42 ein. Endlich, Pentax! Man erkennt es am innerhalb des Gewindes und unterhalb des Pentax Schriftzugs liegenden Hebels (kleines Bild rechts). Über einige andere M42-Varianten habe ich ja schon geschrieben (Praktica, Fujica). Trotz des Fortschritts hier blieb der M42-Anschluss der schwächste Punkt dieser ansonsten so fortschrittlichen Kamera. Asahi brachte schon 1974 mit der ES-II einen fast baugleichen Nachfolger, neben internen Verbesserungen an der Elektronik kam der Selbstauslöser zurück, indem man einen neuen Platz für die Batterien fand. Parallel arbeitete man aber schon am K-Bajonett, dass dann schon 1975 Premiere feierte. Die erste Kamera damit war die Pentax K2, ebenfalls ein Zeitautomat, allerdings nun mit einem vertikalen Metalllamellenverschluss.


Datenblatt Erste SLR mit Zeitautomatik
Objektiv Wechselobjektive mit M42 Schraubgewinde (Offenblendvariante Pentax). Hier mit SMC Takumar 105 mm f/2.8 (5 Linsen in 4 Gruppen). 
Verschluss Elektronisch sowie mechanisch gesteuerter,  horizontaler Tuchverschluss. Automatisch und stufenlos gesteuert zwischen 8 s - 1/1000 s. Mechanische Zeiten 1/60 - 1/1000s und B. Blitzsynchronisation bei 1/60s.
Belichtungsmessung TTL, wählbar zwischen offener oder Arbeitsblende, CdS-Zelle. 20-1600 ASA. 
Belichtungsautomatik Erste SLR mit Zeitautomatik durch elektronisch gesteuerten stufenlosen Verschluss.
Fokussierung Manuell am Objektiv, Einstellscheibe mit Mikroprismenzentrum.
Sucher Fest eingebauter Pentaprismensucher mit Nadel-Anzeige für Belichtungszeit. 
Blitz Zubehörschuh mit Mittenkontakt (X) sowie separate Blitzbuchsen für X und FP.
Filmtransport Schnellschalthelbel, Rückspulknopf, Bildzählwerk (vorwärts zählend)
sonst. Ausstattung Abblendhebel (aktiviert Arbeitsblenden Messung), ISO-Gewinde für Drahtauslöser, Stativgewinde, Belichtungskorrektur (+2/-1 Stufen) bei Automatik, Filmtyp-Merkschieber, Batterietest-Taste.
Maße, Gewicht ca. 143x98x91 mm, 678 g (Gehäuse inkl. Batterien), 960g mit Objektiv.
Batterie6V PX28, 4LR44, Eveready #544, oder 4x LR44 bzw. SR44.
Baujahr(e) 1971-1973, ca. 130.000 Einheiten, dieses #6502640 von 1971
Kaufpreis, Wert heute ca. US$320 (mit 55mm f/1.8), heute ca. 30 €(Gehäuse), 100€ inkl. Objektiv.
Links Camera Manual (english), Camera-Wiki, Simon Hawkett, Pentax-SLR.com, Chemicalcameras, Pentax Forum, Kleinbildkamera.ch,
Meine anderen Pentax-SLR Posts: Spotmatic, Spotmatic F, K-1000, ME-F, SLR production, Super-Takumar 55 f/2, SMC-Pentax A 50 f/1.7, Pentax Auto-110

2019-03-04

3F - Deutsches Museum für Foto-, Film- und Fernsehtechnik Deidesheim


Eher per Zufall bin ich gestern im Deidesheimer (Pfalz) 3F Museum gelandet. Schön gemacht! In alten Weinkellern sind jede Menge alter Film und Fernsehkameras sowie Projektoren zu bewundern und kurz und knapp erklärt. Im Obergeschoss dann die Foto-Kamerasammlung. Es ist nicht die größte, die ich bisher gesehen habe, aber der Fokus liegt hier auf der Technik, was mir sehr gefällt. Die wesentlichen Kameras sind alle da und meist nach Hersteller in Vitrinen gruppiert. Die Japaner kommen etwas zu kurz, insbesondere bei älteren Kameras überwiegen deutsche Exemplare.  


Das Museum ist Donnerstag bis Sonntag und an Feiertagen zu besichtigen, genaues lässt sich auch auf der Website https://3f-museum.de/ erfahren. Der Besuch lohnt sich!