2019-01-07

Taron Chic




Diese relativ ungewöhnliche Halbformatkamera habe ich schon ca. 2013 auf einem Kameraflohmarkt aufgelesen, bisher es aber regelmäßig versäumt, sie endlich mal hier vorzustellen. Ungewöhnlich ist sie wegen der vertikalen (Standard-)Ausrichtung, welche also den üblichen Landschaftsmodus trotz des wegen des Halbformats um 90° verdrehten Negativs bietet. Es gibt nur noch die Yashica Rapide, die mit selbem Design auch 1961 auf den Markt kam. Hält man die Kamera in der Hand merkt man aber schnell, dass sie nicht besonders ergonomisch zu bedienen ist, eher sogar unpraktisch. Auch ist sie für eine Halbformatkamera recht groß und sogar schwer geraten. Vermutlich alles Gründe, warum nicht noch mehr Halbformatkameras ihrem Vorbild gefolgt sind.
Taron war einer von vielen heute wieder untergegangenen Kameraherstellern in Japan. Auch sie sprangen Anfang der 1960er auf den Halbformat-Zug auf, der insbesondere in Japan durch die Olympus PEN-Serie enorme Popularität erlangte. Das außergewöhnliche vertikale Design half sicher, sich von der Masse abzusetzen. Auch der eingebaute Belichtungsmesser war ein gutes Argument für einen Kauf. Seine Implementation mit Farbcodes war ganz auf den ungeübten Laien ausgerichtet und wirklich kinderleicht: Die Nadel des Belichtungsmessers zeigte auf eine (oder zwischen zwei) Farben(n). Genau das musste man jetzt auf einen Ring am Objektiv übertragen, wo damit gleichzeitig Verschlusszeit und Blende eingestellt wurden (blau: 1/25 f/2.8; gelb: 1/50 f/4; schwarz: 1/100 f/8; grün: 1/200 f/11; rot: 1/250 f/16, bzw. entsprechende Zwischenkombinationen). Wer wollte, konnte Blende und Zeit auch getrennt einstellen. Allerdings sind nur die Blendenzahlen (z.B. für die Verwendung beim Blitzen) graviert, Verschlusszeiten sind nicht explizit angegeben und müssen über die Farbcodes geschätzt werden. 
Ansonsten gibt es leider wenig Informationen zur Kamera. Weder, bis wann sie produziert wurde (Taron verschwand Ende der 60er vom Markt), noch wie erfolgreich sie war und wieviel sie damals gekostet hat. Ich habe mit meiner Methode und den Seriennummern des Objektivs ca. 13.000 Exemplare abgeschätzt, eigentlich nicht sehr viele! Wer noch was weiß, bitte unten kommentieren...

Datenblatt Halbformat (18x24 mm) Sucherkamera
Objektiv Taronar 30mm f/2.8 
Verschluss Taron-L Zentralverschluss, 1/25-1/250 s und B.
Belichtungsmessung eingebauter, ungekuppelter Selenbelichtungsmesser, 10-800 ASA. Zeigt 5 Farbcodes an, die dann am Objektiv eingestellt werden. 
Fokussierung Manuell am Objektiv, keine Scharfstellhilfe, kürzeste Entfernung 60 cm.
SucherEinfacher, optischer Sucher.
Blitz Synchronbuchse, X-Synchronzeit 1/25s
Filmtransport Drehrad, spannt auch den Verschluss, Bildzählwerk (vorwärtszählend), Rückspulrad 
sonst. Ausstattung Stativgewinde, ISO-Drahtauslöser, Zubehörschuh.
Maße, Gewicht ca. 120x65x45 mm, 369 g 
Batterie keine
Baujahr(e) 1961 - 196x (?), ca. 13.000 Exemplare.
Kaufpreis, Wert heute ? (1961), heute ca. 50 €.
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