2024-08-24

Westdeutsche Nachkriegs-Kameraproduktion

Deutschland war schon vor dem 2. Weltkrieg Kameraland Nummer 1 und der bedeutendste Kameraexporteur. Bekanntermaßen kam die Kameraproduktion während des Krieges zum erliegen, erholte sich aber ab 1947 und speziell nach der Währungsreform 1948 recht zügig. In Westdeutschland wurde die Kameraindustrie eine - wenn auch kleine - Säule des Wirtschaftswunders der 1950er und 1960er Jahre. Neben alt-eingesessenen Firmen, die ihre Vorkriegsproduktion wieder aufnahmen, kamen eine ganze Reihe Neugründungen dazu. Insgesamt zähle ich Anfang der 1950er Jahre mehr als zwei Dutzend unabhängige Kamerabauer in Westdeutschland (siehe unten), die zusammen 3,3 Millionen Kameras (1956) produzierten. Davon wurden ca. 62% (2 Millionen) in alle Welt exportiert, 35.8% wiederum davon in die anderen Europäischen Staaten und 27.3% nach Nordamerika. Die Exportquote stieg bis 1960 sogar noch auf über 70%, wobei die Gesamtproduktion in der zweiten Hälfte der 50er eher stagnierte und erst 1961 wieder durchstartete (mit Automatikkameras wie der Optima!). 
Stolze ganzseitige Anzeige von Agfa
über die Produktionsmenge ihres neuen
Superstars am Kamerahimmel.
Diese Zahlen und auch die obige Grafik habe ich aus einem kurzen Artikel der Oktober 1961-Ausgabe von Photo-Technik und -Wirtschaft, dem offiziellen Organ des Verbandes der Deutschen Photographischen Industrie e.V.. Einen Scan davon verlinke ich hier gerne. In der selben Ausgabe findet sich auch die links abgebildete Anzeige von Agfa. 
Eigentlich hatte ich vor, diese Zahlen weiter aufzudröseln und auf die einzelnen Hersteller so gut wie es geht zu verteilen. Ich musste bei ersten Recherchen dazu aber feststellen, dass mir dazu schlicht im Moment die Zeit fehlt. Es ist halt ein Puzzle mit sehr vielen Teilen. Ich plane, hier in Zukunft im Stil meines Beitrags zu Kodak‘s Nachkriegsproduktion dies auch für die anderen Hersteller sukzessive aufzubereiten, kann aber dauern…
Fürs erste möchte ich hier lediglich einen Überblick über die westdeutschen Kameraproduzenten machen und die Akteure kurz vorstellen sowie (da wo es geht) eine grobe Schätzung ihres Anteils an der Produktionsmenge vornehmen. Während dieser Zusammenstellung habe ich bemerkt, dass man die Hersteller grob in vier Gruppen einteilen kann, die sich in ihrem Geschäftsmodell und ihrem entsprechenden Markterfolg unterscheiden:

1) Die Massenkamera-Hersteller

Diese Gruppe zeichnet sich dadurch aus, dass der Umsatz vornehmlich mit preiswerten aber in großer Zahl hergestellten Kameras gemacht wird. Mit Adox und Agfa sind auch zwei Filmhersteller darunter, die Kameras natürlich als Mittel zum Zweck begreifen und bei den Kameras mit geringeren Margen kalkulieren, die kommen ja dann bei den Filmen wieder rein. Ansonsten finden sich hier einige unbekannte Namen, einfach weil diese Hersteller ihre Kameras im Lohn für andere gebaut und unter verschiedensten Namen vertrieben haben:
Standorte der westdeutschen Kamera-
Produktion in den 1950ern.

Adox, Wiesbaden-Biebrich: Eigentlich ein Filmhersteller, der sich mit dem Kauf von Wirgin (Zwangsverkauf 1938) eine eigene Kameraproduktion zulegte. Die Firma wird nach Kriegsende an die jüdischen Eigentümer zurückgegeben, die eigene Kameraproduktion aber in eigene Räumen verlagert und fortgeführt. Dort wird mit fast 400,000 Exemplaren in den 50ern hauptsächlich die günstige Golf Serie (6x6) produziert, ein Isolette Klon. Bei Wirgin lässt man die Polo Serie in Lohn produzieren (low budget 35 mm), wagt sich aber auch 1956 mit der Adox 300 recht erfolglos ins hochpreisige Segment. Die passt halt nicht ins Massensegment...

Agfa, München: Hervorgegangen aus dem kleinen Plattenkamera-Hersteller Rietzschel, der 1926 im Zuge der IG-Farben Gründung zum Agfa Kamerawerk und im Laufe der 30er Jahre zum größten Kameraproduzenten Europas wurde. Mit mehr als 3300 Mitarbeitern (1956) wurden hauptsächlich preiswerte Box- (Click und Clack) aber auch Mittelklassekameras (Isolette, Silette etc.) produziert. Die Tageskameraproduktion soll in Spitzenzeiten bei 2400 gelegen haben, das wären fast 700.000 im Jahr, bzw. 25% der deutschen Produktion. Ab Mitte der 1950er klarer Fokus auf Innovation (Belichtungsautomatik) und mit der Optima-Kameraserie ab 1959 super erfolgreich. Agfa hatte durchaus Ambitionen im gehobenen Segment (z.B. Ambiflex), war dort aber wegen des Massenhersteller-Images weniger erfolgreich. Ohne es heute mit Zahlen belegen zu können, vermutlich mit mindestens >10% Umsatz-Anteil der Marktführer der gesamten Liste.

Balda, Bünde: Einer der alten Herren der deutschen Kameraindustrie - Max Baldeweg - gründet 1948 im Alter von 71 Jahren in Bünde/Westfalen das Balda-Kamerawerk wieder neu, nachdem sein bisheriges Lebenswerk in Dresden zwangsverstaatlicht wurde. Bald in Dresden wird 1951 nach einem Markenrechtstreit mit der westdeutschen Neugründung schließlich in Belca-Werk umgenannt. Man startet auch in Bünde mit den Vorkriegsmodellen, schafft es aber mit der Industrie Schritt zu halten und wird so zu einem ernst zu nehmenden Wettbewerber zu Kodak, Agfa und Co. Neben der eigenen Marke produziert man dieselben Kameras auch im Lohn für andere wie z.B. Photo Porst. Mitte 1955 stirbt Max Baldeweg, gerade als sein neues Unternehmen durchstartet. Ich denke, Balda gehört definitiv zum oberen Drittel der Liste, wenn nicht sogar in die Top-5.

Bilora, Radevormwald: Eigentlich: Kürbi & Niggeloh, ein Fotozubehör-Hersteller, produziert ab 1935 auch Box-Kameras und das sehr erfolgreich. Ab 1948 ist man wieder im Geschäft und produziert die bekannte Bakelit-Box Boy und andere Boxen in größeren Mengen, auch für andere im Lohn.

Dacora, Reutlingen: Eigentlich Dangelmayer & Co., ein weniger bekannter aber dennoch wichtiger Hersteller preiswerter Massenkameras. Diese wurden vor allem im Lohn für ausländische Filmhersteller wie Ilford, Lumiere oder Ferrania, aber auch für Photo Porst und andere gefertigt. In den 1950er Jahren sollen so 2 Millionen Kameras zusammen gekommen sein.

Franka, Bayreuth: Franka war schon lange ein Produzent von Massenkameras und setzte diese Tradition auch nach dem Krieg fort. Wieviele Kameras produziert worden, ist schwer zu fassen, produzierte man auch viele Hausmarken für Porst, Quelle und andere. 1957 wagte man sich erfolglos an die Oberklasse- Kleinbildkamera Solida 35, aus dieser Klemme kam man wohl nur durch den Verkauf an den Konkurrenten Wirgin, der Ende 1961 erfolgte.

King & Bauser (Regula), Bad Liebenzell: Die Firma wird zwar schon in den 1930er Jahren in Pforzheim gegründet, mit dem Kamerabau beginnt man allerdings erst nach dem Krieg in Bad Liebenzell, und das relativ erfolgreich. Neben eigenen Mittelklassemodellen wird auch für andere im Lohn produziert. 

Montanus, Solingen: Ähnlich wie King ein eher unbekannter Hersteller, der nicht Ende der 1950er wieder untergeht, sonder sich durch geschickte Modellpolitik am unteren Rand des Marktes bis in die 1970er hält.

Vredeborch, Nordenham: Ein ansonsten recht unbekannter Hersteller von Box- und anderen Einfachkameras. Der Vertrieb erfolgte oft unter dem Namen von Distributoren bzw. Anderen Kameraherstellern, die ihr Portfolio damit nach unten abrundeten. 

Hermann Wolf, Wuppertal: In den 1950er Jahren hauptsächlich Lohnproduzent einfacher Box-Kameras aus Bakelit oder Metall, wie z.B. die Gevabox. Abnehmer waren Firmen wie Gevaert, Adox und Braun.

2) Die Vollsortimenter

Wie der Name dieser Gruppe schon verrät, versuchten diese Hersteller ein möglichst breites Portfolio an Kameras anzubieten, von einfachen Einstiegsmodellen bis zum komplexen Kamerasystem mit Wechselobjektiven oder gar Spiegelreflexkameras. Der größte Umsatz und Gewinn wurde mit Mittelklasse-Kameras gemacht, die immer noch in relativ großer Auflage erschienen. Markenname, Image und Qualität waren diesen Herstellern sehr wichtig, um sich von dem ein oder anderen ambitionierten Modell der Massenhersteller zu differenzieren und trotz gleicher Spezifikation einen höheren Preis zu erzielen. 

Braun, Nürnberg: Obwohl es die Karl Braun KG in Nürnberg schon seit 1915 als feinmechanischen und optischen Betrieb gab, starte man mit dem Kamerabau erst 1948 nach der Umbenennung in Carl Braun Camerawerk. Man schließt sehr schnell technologisch zur Spitze der Industrie auf, hat neben einfachen Boxkameras und Balgenkameras für den Rollfilm, Kleinbildsucherkameras (Paxette), Messsucherkamers (Super Colorette), Belichtungsautomatik (Electromatic) bis zur Spiegelreflex alles im Programm. Schon 1956 soll die millionste Kamera ausgeliefert worden sein!

Kodak (Nagel-Werke), Stuttgart: Natürlich gehört Kodak als größter Filmhersteller global gesehen zu den Massenkamera-Produzenten, ihr deutsches Werk war aber ihr technisches Vorzeige-Unternehmen und produzierte ein Portfolie ähnlich dem von Voigtländer oder Braun. Einziger Hersteller dieser Liste, dessen Produktionszahlen ich schon aufbereitet habe

Voigtländer, Braunschweig: Als ältester Kamerahersteller der Welt knüpfte man nach dem Krieg da an, wo man vorher aufgehört hatte: mit einem etwas modernisierten aber breiten Portfolio an Mittel- bis Oberklassekameras. Man profitiert definitiv vom großen Namen. Das zeigt sich auch daran, dass nachdem ihr Eigentümer Schering Voigtländer an Zeiss 1956 verkauft hatte, erst einmal sich wenig am Programm änderte und Zeiss Ikon Kameras weiterhin als Konkurrenten am Markt wahrgenommen wurden. 

Wirgin Edixa, Wiesbaden: Henry Wirgin knüpfte nach seiner Rückkehr aus der US-Emigration dort an, wo er aufgehört hatte, als Hersteller innovativer Kameras. Wirgin war 1954 der erste Westdeutsche Hersteller, der eine SLR mit Wechselobjektiven anbot, seine Edixa-SLR-Reihe war mit ihrem Schlitzverschluss preiswerter als die sonstige westdeutsche Konkurrenz mit dem Compur Zentralverschluss. Aber Wirgin hatte auch einfachere Kameras im Programm, produzierte für Adox im Lohn, und ließ selbst andere Wirgin Kameras im Lohn herstellen. 1962 kaufte man das Franka Werk in Bayreuth, um eine breitere Basis zu haben. 

Zeiss Ikon, Stuttgart: Neben der Carl Zeiss Stiftung als Eigentümer wird auch die Kamerasparte Zeiss Ikon durch den Krieg geteilt und im Westen erstaunlich erfolgreich neu gegründet. Die vorherige Zentrale in Dresden wird nach Stuttgart verlagert, wo eine ehemalige Wurzel, das Contessa Kamerawerk beheimatet war. So heißen dann auch wieder eine Reihe von Mittelklasse-Kameras. Als einziger Vollsortimenter ist man mit der Neuauflage der Contax Messsucherkameras in der Lage, mit Leica technologisch und preislich mitzuhalten. Der Zeiss Konzern spielt auch im Hintergrund eine wichtige Rolle, nicht immer eine rühmliche. Man kontrolliert die beiden wichtigen Verschlusshersteller Deckel und Gauthier und zieht auch sonst seine Strippen bei den Zeiss Objektiven, 1956 stößt auch noch Voigtländer zum Konzern. Kleinere Hersteller leiden darunter hauptsächlich am Ende der 1950er Jahre. Ich denke, Zeiss Ikon war bezüglich Umsatz an der Spitze der Herstellerliste, was die Anzahl der Kameras angeht sicher nicht, hier fehlten einfache Massenkameras im Portfolio.

3) Die Spezialisten

Die folgenden vier Hersteller hatten in den 50er Jahren jeweils eine spezielle Nische des Kameramarktes für sich besetzt und konnten dort mit hoher Qualität und sonst kleinen Stückzahlen durch hohe Preise profitabel produzieren (und weltweit exportieren). Natürlich gab es die eine oder andere Konkurrenzkamera von den Vollsortimentern, aber bis auf Berning waren in den 1960er und 1970er Jahren diese Firmen in der Lage ihr Portfolio um weitere High-Tech Spezialitäten zu erweitern. 

Franke & Heidecke (Rollei), BraunschweigRollei produzierte nach dem Krieg einfach ihre erfolgreichen Rolleiflex- und Rolleicord-Reihen weiter, die ganz gut dokumentiert sind. Mitte der 1950er waren es ca. 80,000 bis 90,000 Kameras pro Jahr, damit sind sie zahlenmäßig Mittelfeld. Erst ab 1963 wird das Angebot verbreitert und man produziert auch die bekannten Kleinbildkameras etc.

Leitz, Wetzlar: Ernst Leitz blieb auch nach dem Krieg Technologieführer in Sachen Kleinbild-Messsucherkameras und produzierte in den 50er Jahren noch einmal ca. 300,000 Schraubleicas, also im Schnitt nur 30,000 pro Jahr. Ab 1954 kam dann die M3 und sukzessive ihre Ableger und Nachfolger (bis zu 50,000 Kameras pro Jahr), die die Schraubleicas dann ersetzten und verdrängten. Alles ist sehr gut dokumentiert (Quelle für die Grafik hier rechts: Pacificrimcamera.com). Bei den Produktionszahlen ist man eher hinten dabei, was die Umsätze und den Exportanteil in alle Welt betrifft, sicher mit vorne in der Gesamtliste.

Minox, Wetzlar: Der Kamerakonstrukteur Walter Zapp gründete 1945 die Minox GmbH neu in Westdeutschland (Vorkriegsproduktion war in Riga) und produzierte erfolgreich seine Kleinstbildkamera Minox über Jahrzehnte hinweg. Ab den 1970ern wird die bekannte Minox 35 Serie zu einem zweiten Standbein der Firma.

Berning Robot, Schwelm/Düsseldorf: Die Firma Otto Berning aus Schwelm fertigte ab Mitte der 1930er die Robot, eine spezielle Federmotor Kleinbildkamera konstruiert von Heinz Kilfit. Dies blieb ihr Spezialgebiet, auch als die Kameraproduktion nach dem Krieg 1951 in Düsseldorf wieder aufgenommen wird. Die Firma war nie besonders groß, man besetzte aber eine wohl profitable Hochpreisnische, die der Firma als Überwachungs- und Verkehrskamera- Spezialist auch beim Zusammenbruch der westdeutschen Kameraindustrie in den 1970ern das Überleben sicherte. Ich tippe mal auf ca. 5000 bis 10000 Kameras im Jahr und damit einen Platz relativ hinten in der Liste, auch wenn sich vermutlich die Umsätze sehen lassen konnten.
Verteilung der westdeutschen Kameraproduktion des Jahres 1960 nach Anzahl (links) und Umsatz (rechts). Boxkameras u. ähnliche Einfachstkameras bis 30 DM, einfache Kameras bis 150 DM, Mittelklasse-Kameras zwischen 150 und 300 DM, Oberklasse >300 DM.


4) Die 50er Jahre-Start-ups 

Die folgenden acht Hersteller teilen fast alle dieselbe Geschichte. Entweder sind es Nachkriegs-Neugründungen oder frühere optische bzw. mechanische Fabriken, die erst Ende der 1940er mit dem Kamerabau begannen. Anfang der 1950er in der Wirtschaftswunderzeit wuchsen alle relativ rasant und versuchten zu den Spezialisten oder zumindest Vollsortimentern aufzuschließen. Auf den zunächst hungrigen Nachkriegsmarkt folgte Mitte der 1950er eine gewisse Sättigung und damit wuchs der Konkurrenzdruck. Die kleinen Spieler hatten inzwischen ein (zu) komplexes Portfolio und gegenüber den großen Vollsortimentern einen zu kleinen Umsatz, um sich die Entwicklung neuer Modelle leisten zu können. Ab 1957 gingen diese Firmen reihenweise pleite oder wurden geschluckt. Sowohl bei der Anzahl der Kameras als auch beim Umsatz spielten diese Hersteller nur Statisten.

AKA, Friedrichshafen: Eine kleinere Nachkriegs-Neugründung mit großen Ambitionen. Mitte der 50er werden aber maximal 20,000 Kameras pro Jahr produziert, am Ende reicht dieses Level nicht um profitabel zu sein. 1960 ist die Firma nach internem Streit insolvent.

Finetta, Goslar: Nachkriegs-Neugründung vom Holländer Piet Sarabèr, der ehemalige Konstrukteure der Dresdener Vorkriegszeit anheuert und in Goslar anspruchsvolle Kleinbildkameras entwickelt und baut. Es fehlt vermutlich eine preiswerte Massenkamera und so wird bei der ersten kleineren Nachkriegsdelle 1957 der Weg in die Insolvenz angetreten.

Futura, Freiburg: Die Optische Anstalt Firtz Kuhnert war schon vor dem Krieg ein Hersteller feinmechanisch-optischer Präzissionserzeugnisse und begann nach dem Wiederaufbau mit dem Bau von Kleinbildkameras. Das ambitionierte Modell Futura wurde als Leica Konkurrent positioniert und 1951 auf der Photokina vorgestellt. Nach einer ersten Pleite 1951 stiegen die Hamburger Kaufleute Komrowski ein und benannten die Firma nach der Kamera die sie produzieren sollte. Nach vermutlich 20-30 Tausend schicken Futura Kameras wurde die Produktion 1957 eingestellt und die Maschinen etc. an die Konkurrenz verkauft.

Foitzik, Lübeck/Trier: Karl Foitzik gründete 1945 in Lübeck seine Feinmechanische Werkstätte, die mit der Foica eine Leica-Kopie herstellten. Nach Intervention von Leitz (Patentverletzungsklage etc.) war damit 1948 Schluss. Foitzik zog mit seiner Firma daraufhin nach Trier um, weil er dort Landes-Subventionen bekommen konnte. Dort wurden ab 1950 eher Mittelklassekameras gebaut, das durchaus erfolgreich und in der Spitze mit 150 Mitarbeitern. Karl Foitzik kam im Juni 1955 bei einem Autounfall um, von dem sich die Firma nicht erholen sollte und 1958 aufgelöst wurde. 

Leidolf, Wetzlar: Der 1921 gegründete Mikroskoplinsen-Hersteller Leidolf beginnt 1949 Kleinbildkameras zu produzieren und ist damit in den 1950er Jahren sogar relativ erfolgreich. Man produziert gehobene Mittel- bis Oberklasse, reicht aber nicht an den lokalen Konkurrenten Leitz heran. 1962 wird die Firma von Wild übernommen, die die Kameraproduktion in Wetzlar aufgeben und andere Dinge dort produzieren lassen. Interessanterweise fusioniert Wild 1987 mit Leitz. Von allen 8 Herstellern in dieser Kategorie vermutlich der erfolgreichste.

Diax, Ulm: Eigentlich Walter Voss GmbH, und eine ähnliche Geschichte wie Aka. Insgesamt ca. 50,000 Diax Kameras wurden in den 10 Jahren des Firmenbestehens zwischen 1947 und 1957 gebaut. Am Schluss der Geschichte müssen sich knapp 60 Mitarbeiter einen neuen Job suchen.

Bolta Photavit, Nürnberg: Diese Firma passt nicht ganz in diese Kategorie, weil man Kameras schon ab 1935 produzierte. Der Eigentümer John Bolten kehrt nach dem Krieg als US-Bürger nach Nürnberg zurück, baut die Firma wieder auf und produziert die Vorkriegsserie an Kleinbildkameras weiter, die allerdings mit dem deutlich sichtbaren Zentralverschluss nicht mehr zeitgemäß waren. Auch ich habe eine davon. Ab 1956 wagt man sich mit der Photavit 36 an eine moderne obere Mittelklasse-Kamera (im Prinzip ähnlich der Braun Super Paxette III). Ich schätze damit hatte man sich übernommen, die Kameraproduktion wird 1958 komplett aufgegeben. 

Witt Iloca, Hamburg: Die Geschichte des Iloca Kamerawerkes habe ich in meinem Beitrag zur Iloca Electric schon beschrieben. Man war in den 1950ern vergleichsweise erfolgreich, scheitert dann aber 1959/1960 an dem zu riskanten Schritt alles auf eine High-End Kamera zu setzen. Nach dem Konkurs werden Maschinen, die fertige Konstruktion und auch Mitarbeiter von Agfa übernommen.

2024-05-20

Preisbindung im Fotohandel

Photo-Technik und -Wirtschaft war das Organ
des Verbandes der Deutschen Photographischen
Industrie. Ich habe einige Hefte von 1960 und
1961, die sich vehement gegen die Aufhebung
der vertikalen Preisbindung wenden (Klick auf's
Coverfoto öffnet einen Beispielartikel)

Ich bin Jahrgang 1966, selbst in der Wirtschaft tätig und kenne natürlich die (verpflichtende) Buchpreisbindung in Deutschland (und ein paar anderen Ländern) sowie das heute geltende Kartellrecht, was Preisabsprachen oder Preisdiktat über Handelsketten ansonsten strengstens verbietet. Was ich allerdings bis vor ca. einem Jahr nicht wusste, ist die Tatsache, dass es eine Preisbindung für viele Markenartikel bis in die 1960er Jahre hinein gab und die Fotoindustrie davon mehrheitlich gebraucht machte. Ich wollte es also genauer wissen und habe ein bisschen recherchiert, was ich gerne hier teilen möchte.

Der Historiker Uwe Spiekermann hat die vertikale Preisbindung als die historisch häufigste Form eines Wirtschaftskartells sehr schön in einem Vortrag bzw. Internetaufsatz beschrieben. Kurz gesagt geht es darum, dass die Hersteller von Markenartikeln (z.B. Kameras), den Endverkaufspreis für die Verbraucher festlegen, und darüber mit den zwischengeschalteten Groß- und Einzelhändlern Verträge abschließen. Diese bekommen natürlich eine Handelsmarge zugedacht, müssen untereinander aber mit anderen Dingen um die Gunst der Käufer (und die der Hersteller!) buhlen, denn der Preis der Kamera ist beim kleinen Händler um die Ecke der selbe wie im Kaufhaus oder beim Versandhändler. 

In Deutschland ist das Konzept der vertikalen Preisbindung fast genauso alt wie die Fotoindustrie selbst, wurde in der Weimarer Republik in erste gesetzliche Regeln gegossen und von den Nazis 1940 gesetzlich gebündelt und für die straffe Wirtschaftsordnung genutzt. Nach dem 2. Weltkrieg wollten die alliierten Besatzungsmächte Deutschland dekartellisieren und verboten die Preisbindung entsprechend. Als die Wirtschaft Anfang der 1950er Jahre wieder zu brummen begann, verzichtete man ab 1952 allerdings darauf, Preisbindung zu verfolgen und die junge Bundesrepublik beschloss am 3. Juli 1957 ihr neues Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB), das vertikale Preisbindung für Markenartikel wieder explizit erlaubte, allerdings auch unter Missbrauchsvorbehalt stellte.

Das Ganze funktionierte so, dass die Hersteller die Preisbindung (Endverbraucherpreis) für den Handel beim Bundeskartellamt anmelden mussten, was in den ersten Jahren von ca. 1000 Unternehmen für ca. 200.000 Artikel pro Jahr gemacht wurde. Davon waren mehr als die Hälfte KFZ-Ersatzteile, die anderen Branchen teilten sich die andere Hälfte. Die Photo- und Optikbranche hatte im Jahr 1961 7583 Artikel in der Preisbindung, die einen überwiegenden Teil des Umsatzes ausmachten. Der offiziellen Statistik dazu kann man auch entnehmen, dass die zugestandene Handelsspanne zwischen 34% und 43.3% lag und im Schnitt ca. 39% betrug. Sprich: Eine Paxette Electromatic (168 DM) wurde also für 102.50 DM vom Hersteller Braun an den Großhandel abgegeben. 

Für die beteiligten Parteien entlang der Wertschöpfungskette gibt es jeweils Vor- und Nachteile der Preisbindung, die alle  aufzuzählen und zu erörtern den Rahmen hier sprengen würde. Wen es im Detail interessiert, dem sei der Bericht der Bundesregierung aus dem Sommer 1962 dazu empfohlen (Seiten 24ff). Die meisten Vorteile hatten definitiv die Hersteller, die wenigsten der Endverbraucher, sieht man aber mal von der Tatsache ab, dass er sich keine Gedanken darüber machen musste, wo er die gesuchte Kamera wohl am billigsten bekommen würde. Ob er für die hohe Handelsmarge eine entsprechende Gegenleistung in Form von Beratung und Service bekommen würde, war allerdings Glücksache. 

Schon ab ca. 1960 gibt es erkennbaren politischen Gegenwind und Verbraucherverbände überzeugen Vertreter aller politischer Parteien, dass das Gesetz einer Revision bedarf und die Preisbindung eigentlich abgeschafft gehört. Es dauerte allerdings bis 1974, bis dies endlich passierte und das GWB entsprechend geändert wurde. In der Zwischenzeit allerdings bröckelte das System gewaltig von Innen und war bei der Abschaffung eigentlich schon längst von selbst außer Kraft gesetzt. Insbesondere die Händler beschwerten sich, dass die Hersteller die Preisbindung nicht lückenlos durchsetzten. Sprich: Es gab einen grauen Markt von Händlern, die sich nicht dran hielten und die Vertragshändler wollten sich dann auch nicht mehr an die Spieregeln halten. Am Ende gewann dann der Verbraucher, der ab Ende der 1960er Jahre sowieso sich in japanische Importkameras verguckte, die mehr für's Geld boten und meist ohne Preisbindung verkauft wurden. Ich würde nicht soweit gehen zu behaupten, dass die Preisbindung Schuld hatte am Niedergang der früher so glorreichen deutschen Kameraindustrie. Sie führte aber sicherlich zu einer Erstarrung des Preis- und Marktgefüges in Deutschland Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre, so dass die Hersteller auf den japanischen Kamera-Tsunami Anfang der 1970er nicht wirklich vorbereitet waren, der sie fast alle in die Tiefe riss.

Die Preisbindung wurde übrigens offiziell in eine unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers abgemildert. Viele Foto-Einzelhändler haben sich zunächst mehr oder weniger an die empfohlenen Preise gehalten. Als ich 1982 meine erste SLR gekauft habe, kostete diese bei allen Händlern in Wuppertal "offiziell" 388 DM. Mein Händler war aber beim Verkauf mit fast 10% Rabatt recht großzügig und hat damit gezeigt, wo die eigentlichen Wettbewerbsinstrumente sind. Solche Rabatte innerhalb der Handelskette waren in den 1960ern Symptome (die "Lücken") und letztendlich der Sargnagel des nicht funktionierenden Systems der vertikalen Preisbindung. 

 

2024-05-10

Adox 300 - Wechselmagazin


Zeichnung aus dem Patent DE 1 044 601
Dies hier ist die Ergänzung zu meinem Beitrag über die Adox 300, 1956 die einzige (nicht die erste!) Kleinbildkamera mit Wechselmagazin für den Film. Ich habe nämlich auch meine Sammlung günstig um ein solches, zweites Wechselmagazin ergänzen können, wie man an den Bildern hier sieht. Ich habe es sehr günstig bei einem Internet-Trödler erworben, der mit dieser seltsamen Kamera ohne Objektiv wohl nichts anfangen konnte. 
Es hat die Seriennummer #3952 und wertet meine voll funktionstüchtige Adox 300 enorm auf, denn nur mit zwei Magazinen macht das ganze Ensemble Sinn. Es ist mehr oder weniger identisch zu meinem anderen, scheint aber häufiger benutzt worden zu sein.
Das Magazin kam in einer speziellen ledernen Bereitschafttasche, die man an den Riemen der eigentlichen Kameratasche machen konnte. Ein Fensterchen erlaubte auch von Außen einen Blick auf die Merkscheiben für Filmart und Empfindlichkeit.

2024-04-21

Leica (IA)

Es gibt definitiv einen Leica Mythos und ich habe mich lange geweigert, beim entsprechenden Leica Hype mitzumachen. Hype in dem Sinne, dass ihre Bedeutung für die Fotografie und insbesondere die Kleinbildfotografie übertrieben wird. Viele Menschen kennen die Leica als Kamera und nicht wenige davon glauben, dass mit ihr die Kleinbildfotografie begonnen hat oder sie deren wichtigste Erfindung war. Leicas (oder auch alles Leitz-Zubehör) erzielen viel höhere Sammlerpreise als vergleichbare Konkurrentinnen. Natürlich ist auch die teuerste Kamera der Welt eine Leica (aus der Null-Serie, 14.4 Millionen Euro). Das meiste an dieser Überhöhung ist Quatsch: Die Leica war weder die erste Kamera, die man in die Tasche stecken konnte, noch die erste für den perforierten 35mm Film, noch die mit dem besten und schärfsten Objektiv, etc... aber einen wahren Kern hat es doch und darum gehört diese Leica IA ab sofort in meine Sammlung.
Diese zunächst nur Leica genannte Kamera kam 1925 als erste kommerziell verfügbare Kleinbildkamera für das Format 24x36 mm auf perforiertem 35 mm-Kinofilm auf den Markt und hat damit erstmal eine Idee in die Welt gesetzt, der andere zum Teil erfolgreicher gefolgt sind. In den ersten Jahren gab es verschiedene Varianten, die später mit den Typbezeichnungen A-G unterschieden wurden, mit Erscheinen der Leica II (Typ D, mit eingebautem Entfernungsmesser) wurden alle Kameras ohne solchen als Modell I bezeichnet. Daher wird diese ursprüngliche Leica meist als Leica IA geführt.
Leica IA, Schnittzeichnung
Diese Leica war von Beginn an eine sehr "fertige" Kamera, weil ihr Erfinder Oskar Barnack schon mehr als 10 Jahre an ihr getüftelt und entwickelt hatte, sein Chef Ernst Leitz sich aber lange nicht traute, tatsächlich den Schritt auf den Markt zu wagen. So gab es 1923 eine Nullserie von ca. 20 Kameras, die heute Millionenpreise aufrufen, wenn mal wieder eine davon unter den Hammer kommt. Ab 1925 kam diese Version hier in die Fotoläden, von 1926 an mit dem nun Elmar genannten Leitz'schen Tessar-Klon. Die Verkäufe waren zunächst schleppend, vermutlich auch, weil Kinofilm zwar grundsätzlich, aber eben nicht überall in den Läden verfügbar war. Es sind auch die Jahre, in denen die Qualität des Schwarzweissfilms langsam das Niveau erreicht, wo Kleinbildnegative anfangen Sinn und Spaß zu machen. 
Bis Ende 1927 wurden gerade einmal ca. 4500 Kameras verkauft und Leitz bewies Geduld. Erst ab 1928/1929 ziehen die Produktionszahlen und Verkäufe merklich an und Ende 1930 hat Leitz schon mehr als 50.000 Kameras an den Mann gebracht und in alle Welt verkauft. Mein Exemplar mit der Seriennummer 40009 hat zum Beispiel die feet-Entfernungsskala und das Bodenscharnier ist mit open und close beschriftet. 1928/1929 wird auch den anderen Kameraherstellern langsam klar, dass dieser Mikroskophersteller aus Wetzlar da was Neues hat, für das die Menschen bereit sind (relativ viel) Geld auszugeben. Was dann ca. 1930 passiert, habe ich an anderer Stelle schon beschrieben: Fast alle wichtigen Kamerahersteller sprangen auf den Kleinfilm-Zug auf und brachten eigene Modelle. Die meisten setzten auf bekannte Designelemente und Technologien, wie den (Compur-) Zentralverschluss oder den Balgen. Heraus kam eine ganze Klasse von 3x4-Kameras für den 127er Rollfilm, der viel einfacher zu händeln war als der rückseitenpapierlose 35 mm Kinofilm. Diese Kameraklasse erlebte 1930 bis 1932 eine kurze Blüte, um dann eben so schnell wie sie gekommen war wieder zu verschwinden.  
Die Leica eingerahmt von der Krauss Peggy (links) und der Beira, beide ab 1931 auf dem Markt und die ersten, die sich nach der Leica an den 35 mm Kinofilm für 24x36 trauten. Die wichtigste Konkurrentin kam erst 1932 auf den Markt und fehlt mir noch in der Sammlung: Zeiss Ikon's Contax.  
Der technische Vorsprung, den Leitz bei den beiden wesentlichen Elementen der neuen Kamera vor der Konkurrenz hatte muss immens gewesen sein. Sowohl beim 35mm-Filmhandling (Rollfilm mit Rückseitenpapier ist viel einfacher!) als auch beim Schlitzverschluss dauerte es 6 ganze Jahre bis 1931 die ersten Konkurrenten das eine (Krauss Peggy bzw. Beira) oder das andere (Foth Derby) anboten. Die erste und mittelfristig einzige Konkurrentin, die beides hatte hieß Zeiss Ikon Contax und kam erst 1932. Da hatte Leitz mit der Leica II schon die nächste Generation und Innovation auf dem Markt. Das ist sicher Grundlage für den Mythos und auch Hype um die Leica: Leitz hat auch bei dem anschließenden Aufbau der Leica als Systemkamera mit Wechselobjektiven stets sein Ding gemacht und hohe Qualität abgeliefert, und sich schließlich konsequent in dieser Highend-Nische (auch preislich) eingerichtet. Der Kleinbildfotografie zum endgültigen Durchbruch verholfen hat allerdings Kodak mit seiner günstigen Retina von 1934 und der dazu gehörigen 135er Patrone, die in alle gängigen anderen KB-Kameras passte, auch in diese Leica hier.

Das Charakteristische an diesem ersten kommerziell erfolgreichen Leica-Modell ist das fest zur Kamera gehörende Objektiv. Man kann es zwar über den Schneckengang ganz abschrauben, aber das später zu allen Nachfolgemodellen gehörende M39-Wechselgewinde hat es noch nicht. Von weitem kann man dieses Modell IA an dem Infinity-Lock (Unendlich-Feststeller) links neben dem Objektiv erkennen. 
Im Vergleich zu manch anderen Kameras aus der Zeit gibt es zur Leica unglaublich viele und wohl auch genaue Informationen, vieles davon ist auch im Internet zu finden, ich will das hier nicht widerkauen (siehe die wichtigsten Links unten in der Tabelle). 
Mein Exemplar ist tatsächlich die teuerste gebrauchte Kamera, die ich bisher erworben habe. Ich habe aber trotzdem vergleichsweise ein Schnäppchen gemacht und am unteren Rand der üblichen Preisspanne zuschlagen können. Sie hat, wie man auf den Fotos hier sieht, eine schöne Gebrauchspatina und funktioniert noch. Sie bekommt in der Vitrine natürlich den Platz der ihr gebührt, neben ihren Konkurrentinnen aus der Zeit.

Datenblatt Erste kommerziell erhältliche Kleinbildkamera (24x36 mm) auf perforiertem 35 mm Kinofilm
Objektiv Fest eingebautes, versenkbares Leitz Elmar 50 mm f/3.5 (4 Linsen in 3 Gruppen, Tessar Typ). Kamera war anfangs mit dem Anastigmat/Elmax 50 mm f/3.5 (5 Linsen) und ab 1930 auch wahlweise mit dem Hektor 50 mm f/2.5 erhältlich. Blendenskala 3.5-4.5-6.3-9-12.5-18
Verschluss Horizontaler Tuchschlitzverschluss Z-20-30-40-60-100-200-500 1/s
Fokussierung Manuell, komplettes Objektiv per Schneckengang, kürzeste Entfernung 2.5' (80 cm). Unendlich-Feststeller. Entfernungsmessung per optional erhältlichem Zubehör (FODIS) für den Zubehörschuh, ansonsten: Schätzen. 
Sucher einfacher optischer Fernrohrsucher
Filmtransport per Drehrad, gekoppelt mit Verschlussaufzug, Bildzählwerk (vorwärts), Rückspulrad.
sonst. Ausstattung Zubehörschuh (für Entfernungsmesser), Stativgewinde 1/4'', Gewinde für Selbstauslöser ("Leica-Glocke")
Maße, Gewicht 132x66x39 mm, 442 g (ohne Filmkassette)
Baujahr(e) 1925-1936 (ab 1932 keine nennenswerte Produktion mehr), 56548 Exemplare, über 44.000 davon in den Jahren 1929-1931. Diese #40009: 1930.
Kaufpreis, Wert heute 230 RM (1930, inkl. 3 Filmkassetten), Zubehör: FODIS 22 RM, Ledertasche: 18 RM. Wert heute (Elmar): ca. 800-1200 € je nach Zustand und Zubehör. Kameras mit 4-stelliger Seriennummer ca. das doppelte davon, Kameras mit Elmax ca. 15000€.  
Links Camera-Wiki, WikipediaLeica A (Pacificrim), Peter Lausch‘s Leica Story, Cameraquest
Bei KniPPsen weiterlesen Leica III und Vorkriegs-Produktionszahlen, Das plötzliche Verschwinden der 3x4 Kameras, Contax II, Korelle K

2024-04-04

Korelle 4.5x6


Eine etwas ramponierte und nicht mehr voll funktionstüchtige Korelle kreuzte neulich meinen Weg. Grund genug, sie hier kurz zu dokumentieren. Das Dresdener Kamerawerk Franz Kochmann produzierte in den 1930er Jahren eine ganze Reihe praktischer und auch erfolgreicher Kameras, die alle Korelle hießen. Die berühmteste und erfolgreichste von ihnen war die Reflex-Korelle (ab 1935). Begonnen wurde die Serie 1931 mit der kleinen Korelle 3x4, die von der Korelle K abgelöst wurde. 
Slow-Motion vom Ausfahren der federgespannten
Spreizenkonstruktion und des Balgens. 
Dann gab es ab ca. 1932 insgesamt 3 verschiedene Rollfilmkameras und eine kleine Plattenkamera mit diesem Namen, die sich alle den charakteristischen federgespannten Spreizenmechanismus und auch andere gemeinsame Details (wie zum Beispiel das 75 mm Objektiv) teilten:

* Die seltenste (und heute wertvollste) ist die Plattenkamera Korelle P für die kleinen 4.5x6 cm Glasplatten oder Planfilme. Gut zu erkennen an ihrer eckigen Erscheinung.
* Die wohl häufigste ist die Korelle 4x6.5 für 8 querformatige Aufnahmen auf A8 (127er) Film. Auf der Rückseite gibt es genau ein rotes Filmzähl-Fensterchen. Wie bei der Korelle P klappen die Spreizen parallel zur Kameraoberseite (horizontal) ein.
* Aber Achtung: Letztere bitte nicht verwechseln mit der Korelle 4.5x6 für 16 hochformatige Aufnahmen auf 120er Rollfilm. Das ist diese Kamera hier, vermutlich die zweit-häufigste Variante. Da es sich quasi um eine Halbformatkamera für den eigentlich für 6x9 konfektionierten Film handelt gibt es auf der Rückseite entsprechend ZWEI rote Filmzähl-Fensterchen.
* Von dieser gibt es eine von Vorne äußerlich kaum zu unterscheidende Schwester Korelle 6x6. Deren Rückseite ziert ein spezielles Filmzählwerk (12 Aufnahmen 6x6 cm), da damals der 120er Film (noch) nicht für 6x6 konfektioniert war. Bei beiden 120er Kameras klappen die Spreizen senkrecht zur Kameraoberseite (vertikal). 

Kochmann Anzeige von 1934.

Die beiden 120er Kameras kamen angeblich 1933 auf den Markt und wurden wohl bis Kriegsausbruch 1939 produziert. Meine Kamera hat ein Schneider Xenar 7.5 cm f/2.8 mit der (rückseitigen) Seriennummer #1676660, die recht genau 1939 zugeordnet werden kann. Für den Compur Rapid #5459540 spuckt mein Tool 1937 aus. Die Kameras selbst haben leider keine eigene Gehäusenummer, so dass ein Schätzen der Produktionszahl sehr schwierig ist. Basierend auf heutigen Sammlerpreisen und anderen Vergleichen würde ich mal von einer mittleren 5-stelligen Zahl ausgehen (für alle Varianten zusammen). 
Während der 1930er, speziell ab 1933 als es wirtschaftlich nach der Krise wieder aufwärts ging war die Vielfalt an Kameratypen besonders groß und es wurde viel Neues ausprobiert. Die alten Plattenkameras wollte niemand mehr, Rollfilm oder gar Kleinbild waren angesagt. Das Rollfilmformat, was sich am meisten durchsetzte, war 6x9 cm auf 120er oder 620er Film. Diese Negative konnten einfach per Kontaktkopie abgezogen werden. Aber auch  4.5x6 (120er) oder 4x6.5 (127er) erschienen als gerade noch akzeptable Kleinbildalternative. So entstand ein Markt für diese Kameras, die nicht so teuer wie echte Kleinbildkameras und nicht so klobig wie die 6x9 Kameras waren. Die direkten Korelle Konkurrentinnen hießen Voigtländer Virtus, Welta Perle, Certo Dolly, Beier Precisa oder ZI Nettar und ein paar andere. Zum Ende des Jahrzehnts verlor der 127er Film immer mehr an Bedeutung, dafür wurde 6x6 populärer, was auch der Grund für die verschiedenen Korelle Varianten gewesen sein wird.

Meine Kamera wurde definitiv intensiv benutzt, zu sehen am Lack und Leder, beides schon sehr strapaziert. Außerdem fehlen ein paar Schräubchen etc. und der Verschluss hängt halb offen, vermutlich ein gescheiterter Reparaturversuch eines Vorbesitzers. Ich hatte kurz überlegt, ob sich eine Reparatur lohnt, mich dann aber dagegen entschieden. Sie passt aber auch so schön in meine Sammlung und mal sehen, ob sich noch weitere Kochmann Kameras dazugesellen…

Datenblatt Rollfilm-Spreizenkamera für 4,5x6 cm Negative auf 120er Rollfilm
Objektiv Schneider Xenar 7,5 cm f/2.8 (4 Linsen, 3 Gruppen), Kamera auch erhältlich mit anderen 75mm Objektiven, siehe Anzeige unten.
Verschluss Compur Rapid, T-B-1-2-5-10-25-50-100-200-400 1/s. Einfachere Objektivvarianten auch mit Pronto-S oder Vario Verschluss.
Fokussierung Am Objektiv, per Frontlinsenverstellung, kleinste Entfernung: 90 cm.
Sucher Optischer Fernrohrsucher, aufklappbar.
Filmtransport Mittels Drehrad, zwei rote Fenster für Rückseitenpapier-Nummern
sonst. Ausstattung Zubehörschuh (für Entfernungsmesser), Stativgewinde 3/8‘‘, Tiefenschärfetabelle, eingebaute Objektivschutzkappe/Sonnenblende
Maße, Gewicht 122x77x34 mm, 556 g
Baujahr(e) 1933-1939, diese hier ca. 1939. 
Kaufpreis, Wert heute 95 RM, je nach Zustand 30-100 €.
Links Camera-wiki, Mike Eckman (Korelle 6x6), fotohistoricum.dk, Franz Kochmann
Bei KniPPsen weiterlesen Korelle 3x4, Korelle K Certo Dolly VPReflex-Korelle, Beier Precisa


2024-03-22

Krauss Peggy (Typ Norm)

Die Krauss Peggy gehört zu den wenigen frühen Leica Konkurrentinnen und damit in jede anspruchsvolle Kamerasammlung. Ich habe wirklich schon ein paar Jahre nach einer günstigen Gelegenheit Ausschau gehalten und endlich zuschlagen können. Bei mir reiht sie sich ein in die schon ganz stattliche Sammlung an 3x4-Kameras (127er Rollfilm) und natürlich anderen frühen Kleinbildkameras für den 35 mm Film (Leica III, Beira, Retina I, Dollina, und andere). Die Peggy wurde 1931 vorgestellt und kam wohl letztlich Ende 1931 oder Anfang 1932 auf den Markt. Sie ist technisch eine interessante Mischung aus traditionellen Elementen wie die Scherenkonstruktion zum Ein- und Ausfahren des Objektivs, (damals) modernen Merkmalen wie Gehäuseauslösung sowie wirklich innovativen Dingen wie das Filmmesser oder das "Geheimfach" für den Gelbfilter. 
Die Leica war 1931 schon ein paar Jahre auf dem Markt und setzte einen hohen Standard bezüglich Qualität und Bedienung. Im Vergleich zur Beira, die als einzige andere frühe 35 mm Konkurrentin technisch nicht wirklich mithalten konnte, zeigte die Peggy ernsthafte Ambitionen, Leitz die Kundschaft abzunehmen. Zwar gab es den üblichen Compur-Zentralverschluss (gut versteckt hinter der Frontplatte) und fest eingebaute Normalobjektive, dafür ein fast schon nach Zeiss Ikon anmutendes Filmhandling mit speziellen Patronen, die wie damals üblich in der Dunkelkammer geladen wurden. Rückspulen war nicht vorgesehen, dafür war die geschlossene Zielpatrone da. Mit dem eingebauten Messer konnte der Film an beliebiger Stelle geschnitten und der schon belichtete Teil entsprechend entwickelt werden. 




Fokussieren tut man mit dem rechten Drehknopf auf der Gehäuseoberseite, das macht natürlich am meisten Sinn mit einem gekoppelten Entfernungsmesser, das entsprechende Modell hieß Peggy II und kam wohl nicht lange nach dem ursprünglichen, allgemein Peggy I genanntem Modell auf den Markt. Aber auch Peggy I Kameras konnten nachträglich (natürlich gegen Aufpreis) mit einem solchen nachgerüstet werden. Frühe Kameras (sowohl Peggy I als auch Peggy II) hatten einen automatischen Verschlussaufzug, der beim Einfahren des Objektivs mit den einklappenden Scheren den Zentralverschluss spannte. Eigentlich eine tolle Sache, die zusammen mit der eingebauten Doppel- und Leerbelichtungssperre ein durchdachtes Konzept abgab. Allerdings gab Krauss dieses Feature relativ schnell wieder auf (vielleicht schon Ende 1932). Warum, bleibt im Trüben. Ob sich zu viele Kunden beschwert haben, die nicht zwischen jeder Aufnahme das ganze Objektiv ein- und wieder ausfahren wollten? Oder ob es zu viele technische Defekte an dem Mechanismus gab? Oder ist gar ein Wettbewerbspatent für eine solche Automatik aufgetaucht? Oder, vielleicht ganz einfach: Es war zu teuer in der Produktion. Jedenfalls gab es an den späteren Kameras ab ca. 1933 wieder den traditionellen Hebel zum Spannen des Verschluss', sowohl bei der Peggy II als auch bei der nun Peggy (Typ Norm) genannten Kamera hier. 
Die Krauss Peggy umrahmt von ihren Konkurrentinnen auf dem neu entstehenden Markt der Kleinbildkameras. 1934 hätte man in einem Fotogeschäft diese Wahl gehabt: Die hier abgebildete Leica III (inkl. Summar f/2) für 367,- RM, die Peggy für 125,- RM und die Kodak Retina wie abgebildet mit dem Compur Rapid für 85,- RM. Eine nach Peggy-Spezifikation ausgestattete Leica Standard hätte 167,- RM gekostet. Die Peggy war ähnlich solide und komplex gebaut wie die Leica und kostete in der Herstellung vermutlich ähnlich viel, konnte fotografisch aber ungefähr genau das selbe, was auch eine Retina lieferte. Diese war nicht nur 40% billiger, sondern passte auch besser in die Jackentasche.

Geöffnete Peggy und ihre spezielle Patrone, die andersherum eingesetzt
auch den belichteten Film wieder aufnimmt. Kein Rückspulen also!
Normale 135er Patronen passen auch als Filmquelle, wie man sieht.
Über die kleine Kameraschmiede G.A. Krauss aus Stuttgart habe ich schon in meinen beiden Beiträgen zur Rollette was geschrieben. Gegründet 1895 als Fotohandelsgeschäft von Gustav Adolf Krauss (*27.5.1863 +3.5.1929) in Stuttgart begann man ca. 1920 mit eigener Kamerafertigung. Mit bis zu 50.000 Rolletten war man am Ende der 1920er Jahre erfahren und wohl auch groß genug, um sich an das Wagnis Kleinbildkamera zu begeben. Aber vielleicht war auch ein wenig jugendliche Naivität dabei, gepaart mit dem allgemeinen Aufbruch der Kameraindustrie Richtung Kleinbild.  1929 war nämlich der Firmengründer Gustav Adolf Krauss im Alter von 66 Jahren gestorben und sein damals 28-jähriger Sohn Eugen übernahm die Leitung. Dieser darf nicht verwechselt werden mit Gustav Adolfs 6 Jahre älterem Bruder Eugen, der in Paris schon ab 1882 eine eigene Fotofirma betrieb. Der junge Eugen Krauss hatte jedenfalls technisch und feinmechanisch einiges auf dem Kasten und hat wohl die Peggy mehr oder weniger im Alleingang entwickelt. Jedenfalls zeugen eine ganze Reihe von Patenten von seinem Talent und seinem Ideenreichtum. Das Basispatent DRP 528942 wurde noch unter der Firma G.A. Krauss im Februar 1929 angemeldet, alle späteren Anmeldungen tragen stolz den Namen Eugen Krauss als Erfinder. Weitere Patente betreffen die Filmkapsel, die zur Filmkapsel gehörige Kamera, Scherenmechanismus, Führungsschienen der Filmkapseln, Bildzählwerk und Vorschubmechanismus, Fokussierung bei geschlossenem Gehäuse, Belüftungsöffnungen, das Filmmesser (Abschneidevorrichtung), und einige mehr. Eine sehr ansehnliche Zahl von wirklich innovativen Details stecken also in dieser Kamera und es ist wirklich erstaunlich, dass dieser kleine Hersteller mit nur ca. 8 Jahren "Rollette"-Erfahrung diese technische Meisterleistung tatsächlich auf den Markt gebracht hat. 
Abbildung des Kamerakonzepts aus der Basisanmeldung vom 12. Februar 1929. Bis Ende 1931 werden noch ca. 15 Details zur Kamera angemeldet und patentiert. 


Leider kam die Peggy zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. 1932 war in Deutschland das schlimmste Jahr der Weltwirtschaftskrise und die Industrieproduktion brach nochmal gegenüber dem schon schwierigen Vorjahr um 40% ein. Es herrschte Massenarbeitslosigkeit und auch die weltweit führende deutsche Kameraindustrie hatte arg zu kämpfen, wie man an den Beispielen der Produktionszahlen von Krauss' Stuttgarter Konkurrenten Nagel und der deutschen Objektivproduktion sehen kann. Der Kameramarkt stand außerdem an einem Umbruch, der vielleicht sogar mit der digitalen Fotorevolution der letzten Jahrhundertwende vergleichbar ist. Bis Ende der 1920er Jahre dominierte noch die Glasplatte bzw. der Planfilmpack die Profi- und Amateurfotographie, Plattenkameras wurden ab 1930 plötzlich zu Ladenhütern und Rollfilmkameras übernahmen den Amateurmarkt. Die Filmqualität war endlich reif für kleine Negative und 1930 bis 1932 buhlten 18 neue Kleinfilmkameras sowohl für 127er Film als auch den 35 mm Kinofilm um die Gunst der Kunden. 

gesichtete
Seriennummern
Für den kleinen Kamerahersteller Krauss musste es in einer solchen Situation besonders schwer gewesen sein, sich wirtschaftlich über Wasser zu halten, zumal mit einem einzigen High-End Produkt, das sicher hohe Produktionskosten hatte. Hätte man noch eine einfachere und preiswertere Basiskamera produziert (z.B. eine Rollette für 120er Film?), dann wäre es vermutlich einfacher gewesen. Der Vergleich mit den beiden größeren Stuttgarter Konkurrenten lohnt: Contessa-Nettel hatte die Piccolette und Cocarette und war seit 1926 Nutznießer der internen Zeiss Ikon Konsolidierung, hatte also genug Kapital im Rücken. Nagel wurde zwar erst 1928 gegründet, produzierte aber aus dem Stand ein ganzes Portfolio von Rollfilmkameras. In der wirtschaftlichen Klemme 1931/1932 begab sich Nagel unter das schützende Kapitaldach von Kodak und überlebte so nicht nur, sondern konnte 1934 mit der Retina den ganzen Markt mit einem Kampfpreis von 75 RM aufmischen. Ich denke, damit wird verständlich, warum Krauss die Kameraproduktion Ende 1935 nach nur ein paar Tausend Peggy-Exemplaren einstellen musste und damit wieder zu einem einfachen Fotohandelsgeschäft wurde.

Die Zahl der jemals produzierten Peggy Kameras wurde übrigens von einer Quelle auf 10- bis 15-Tausend Stück geschätzt. Ich persönlich glaube, es waren weniger. Argument 1: Selbst in besten Rollette-Zeiten (1928-1931) hat Krauss nicht mehr als ca. 5000 Kameras pro Jahr produziert. Die Peggy ist deutlich aufwändiger und ich denke es werden maximal 2000 Stück pro Jahr drin gewesen sein, zumal in den oben geschilderten Zeiten der Rezession. Argument 2: Schaut man sich die seltsamen Seriennummern im Boden der Kameras an, findet man folgendes Muster: X1xx/y, mit X: Buchstaben zwischen A und O (15 Möglichkeiten), gefolgt von immer der "1", dann eine zweistellige Zahl (99 Möglichkeiten), der Schrägstrich und y: Zahlen zwischen 2 und 5 (4 Möglichkeiten). Ergibt: 15 x 99 x 4 = ca. 6000. Quelle: 17 Seriennummern aus dem Internet.

Ich persönlich bin wirklich froh, dieses seltene Schätzchen jetzt in der Vitrine neben ihren anderen 90-jährigen Zeitgenossen stehen zu haben. Da sie noch tadellos funktioniert, riskiere ich vielleicht auch mal einen Film, ich werde natürlich berichten... 

Datenblatt Frühe Kleinbildkamera für 35 mm Kinofilm
Objektiv Schneider Xenar 5 cm f/3.5 (4 Linsen, Typ Tessar). Serien-Nr. 595451 (1933). Auch erhältlich mit Zeiss Tessar f/2.8 und f/3.5, Zeiss Biotar 4.5 cm f/2, Schneider Xenon 4.5 cm f/2, Meyer Primotar f/3.5, Meyer Makro-Plasmat f/2.7.
Verschluss angepasster Deckel Compur Zentralverschluss hinter Frontplatte. B-1-2-5-10-25-50-100-300 1/s. Serien-Nr. 2893007 (1933). Verschlussspannen mit separatem Hebelchen. Frühe Peggy Kameras hatten stattdessen einen automatisierten Verschlussaufzug durch Ein- und Ausfahren der Objektivscheren (siehe Text).
Fokussierung mittels Drehrad auf der rechten Kameraoberseite, kleinste Entfernung 0.90 m. Modell Peggy II (oder Umbau) mit gekoppeltem Entfernungsmesser.
Sucher einfacher optischer Fernrohrsucher
Filmtransport mit Drehrad auf der linken Kameraoberseite. Film wird von spezieller Patrone in eine 2. Patrone transportiert, daher keine Rückspulen vorgesehen. Bildzählwerk (vorwärts), eingebautes Messer zum Filmabschneiden.
sonst. Ausstattung Zubehörschuh, Gehäuseauslöser mit Doppelbelichtungs- und Leerbelichtungssperre. "Leica Glocke"-Gewinde für Drahtauslöser, Stativgewinde 3/8'', Fach zur Aufbewahrung des Gelbfilters im Filmtransportdrehrad. 
Maße, Gewicht ca. 135x74x38 mm, 660 g (inkl. 2 Filmpatronen).
Baujahr(e) 1931-1934 (alle Peggy Modelle), diese # L160/4 ca. 1933, ca. 6000-8000 Exemplare (alle Varianten).
Kaufpreis, Wert heute 125 RM, heute je nach Zustand und Ausstattung 400 - 1000 €.
Links Camera-Wiki, Mike Eckman, earlyphotography, Leitzmuseum.org, Deutsches Kameramuseum
Bei KniPPsen weiterlesen Krauss Rolette, Krauss Rolette (2), 3x4 Kameras der frühen 30erLeica IIIBeiraRetina IDollinaund andere

Seite aus Photo Porst Katalog 1935