2022-02-19

Kodak Retina I (117)


Ich konnte nicht widerstehen und habe neulich meine sechste Retina I erstanden. Ich habe hier schon mehrfach berichtet (Links siehe unten in der Tabelle), diesmal handelt es sich wirklich um das Urmodell 117 von 1934, also die erste Kleinbildkamera für den universellen Kleinbildfilm 135 in der Wegwerfpatrone. Dieses Exemplar hat einige Gebrauchsspuren, ist aber vergleichsweise sehr gut erhalten und voll funktionsfähig. Mit der Seriennummer 419847 stammt es aus der allerersten Serie und wird damit den Platz in der Vitrine einnehmen, den bisher ihre deutlich abgerissenere jüngere Schwester 118 eingenommen hatte. 
Natürlich will ich den Platz hier für ein Vergleichsbild meiner Retina I Vorkriegsmodelle nutzen. Von links nach rechts sieht man die kleinen Unterschiede zwischen 117 (1934), 118 (1935) und 126 (1936), die alle mit dem Bildzählwerk zu tun haben. Markantestes Merkmal der 118 ist ein kleiner Drehknopf neben dem großen Filmtransportknopf auf der rechten Kameraoberseite. Dieser wird unbedarft gerne mit einem Gehäuseauslöser verwechselt, dieses Feature gibt es bei der Retina I aber erst mit dem Modell 141 (ab 1937). Es handelt sich um den Entsperrknopf für den Filmtransport, der bei den Modellen 118, 119 und 126 dann als kleines Hebelchen auf der Gehäuserückseite realisiert wird und schließlich ab Modell 141 wegfällt, da der Gehäuseauslöser diese Funktion mit übernimmt. Aber wozu ist "Entsperren" wirklich notwendig? Nun, die Vorgängerinnen der Retina (namentlich die Pupille und die Vollenda 48 aus dem Hause Nagel) verwendeten den Rollfilm 127 mit Rückseitenpapier inkl. aufgedruckter Bildnummern, die der Fotograf beim simplen Filmtransport durch das rote Rückseitenfensterchen beobachten konnte. Beim Kleinbildfilm (ohne Rückseitenpapier) ging das nicht mehr, hier muss der Filmtransport nach einer definierten Strecke einrasten. Genau diese Raste wird mit dem Entsperrknopf wieder aufgehoben für den nächsten Bildtransport. Dies war zunächst komplett unabhängig vom eigentlichen Auslöser, der vorne am Compur-Zentralverschluss sitzt und extra gespannt werden musste. 
Die weitere Vorkriegsmodellpflege betrifft das Bildzählwerk, das kleiner wird und von der linken auf die rechte Kameraoberseite wandert und langfristig seinen Platz für einen Zubehörschuh freimacht. Ansonsten sind sich alle Modelle sehr ähnlich. 


Datenblatt Kleinbild-Balgenkamera, erste Kamera für die universelle Kleinbildpatrone 135
Objektiv Schneider Xenar 5 cm f/3.5 (Tessar Typ). Spätere Modelle auch mit Kodak Ektar oder Zeiss Tessar.
Verschluss Compur Zentralverschluss T-B-1-2-5-10-25-50-100-300 1/s. Auch erhältlich mit Compur-Rapid (bis 1/500 s).
Fokussierung manuell durch Verschieben des gesamten Objektivs.  kürzeste Entfernung 1m.
Sucher einfacher optischer Sucher
Filmtransport mit Drehknopf, daneben Entsperrknopf, Bildzählwerk (vorwärts). 
sonst. Ausstattung superkurzer Drahtauslöser am Objektiv, Tiefenschärferechenschieber an der Unterseite, Stativgewinde 1/4''
Maße, Gewicht ca. 75 x 35 x 120 mm, 445 g
Baujahr(e) 1934, spätere Retina I Modelle bis 1941 und dann wieder von 1946-1954. Insgesamt 460,000 Exemplare. Dieses erste Modell 117: 29,299.
Kaufpreis, Wert heute 75 RM (1935), heute ca. 150 € (Modell 117), andere Modelle ab ca. 30 €.
bei KniPPsen weiterlesen meine anderen Retina I (118126010), August Nagel, Nagel Pupille, Nagel Vollenda 48, Welti, Baldina, Vergleich, Certo Dollina, Agfa KaratWichtigste KB-Kameras 1937 (Porst Katalog)
Links Camera-Wiki, Chris Sherlock's Retina Sammlung, Bedienungsanleitung (Modell 119)
Sehr gut erhaltene Ledertasche, innen gibt es roten
Samt mit Kodak Schriftzug.
Auch der geprägte Retina Schriftzug änderte
sich im Laufe der Zeit. Links: 117, Rechts: 010

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