2016-10-30

August Nagel

Heute vor 73 Jahren - am 30.10.1943 - verstarb Dr. August Nagel, einer der einflussreichsten Männer hinter der deutschen Kameraindustrie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Und diese war ja bekanntermaßen damals der Weltmaßstab. August Nagel verstarb mit nur 61 Jahren, obiges Bild stammt von ca. 1940. Mit den vielen Kameramodellen, die auf ihn zurückgehen, hat er die Entwicklung der Kameras für die breite Masse entscheidend beeinflusst. Ich war kurz geneigt, ihn den Georg Eastman Deutschlands zu nennen, aber der Vergleich passt nicht wirklich. August Nagel war wohl nicht skrupellos genug und mehr Techniker und Kameradesigner als Unternehmer, dass er es mit Eastman hätte aufnehmen können.

Aber leidenschaftlicher Unternehmer war er schon und er wollte immer frei sein bei seinen Entscheidungen. Schon mit 26 Jahren (1908) gründete er mit einem Partner sein erstes Unternehmen, das später nach dem erfolgreichsten Kameramodell Contessa Kamerawerke genannt werden sollte. Gerade nach dem 1. Weltkrieg übernahm er sich bei der Expansion seiner Aktivitäten aber finanziell, so dass er schließlich die Kontrollmehrheit seiner Unternehmen verlor und in die Fusion zu Zeiss Ikon gezwungen wurde. 1928 trat er allerdings von seinem Vorstandsposten zurück und gründete wieder seine eigene Firma, die Dr. Nagel Kamerawerke in Stuttgart. Den Doktortitel hatte ihm die Universität Freiburg für die Entwicklung einer Ballon-Luftbildkamera ehrenhalber verliehen. Viele ehemalige Mitarbeiter folgten ihm (darunter auch sein Bruder Wilhelm) und so konnte er schnell mit neuen Kameras an alte Erfolge anknüpfen. 

Aber auch hier fehlten ihm schnell die finanziellen Mittel um weiter zu expandieren und seine Ideen umzusetzen. So verkauft er seine Firma schon 1932 an Eastman Kodak, die damit erstmals High-End Kameras im eigenen Hause haben. Gleichzeitig bleibt August Nagel Leiter der Firma in Deutschland und konnte seine Ideen verwirklichen. Eine seiner besten und erfolgreichsten dürfte Kodak langfristig sehr viel Freude gemacht haben: Die Kleinbildpatrone, so wie es sie heute noch gibt. Eingereicht wurde das Patent in Deutschland am 10. Dezember 1935, in den USA am 14. Oktober 1936. Es war nicht die erste Patrone für 35mm Kinofilm, allerdings die erste, die in alle damals angebotenen KB-Kamerasysteme passte. Und August Nagel hatte natürlich auch eine eigene Kamera dafür im Programm: Die Retina. Diese Kamera für breitere Bevölkerungsschichten hat den Kleinbildfirm wohl erst wirklich populär gemacht. Retinas habe ich schon einige in meiner Sammlung, die älteste davon ist hier.  Aber auch vor der Retina kamen die anderen Modelle, die in einer Anzeige von 1932 in England so beworben wurden:
 



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