2011-09-14

Rollei B35

Das neueste Mitglied in meiner Kamerasammlung heißt Rollei B35 und ist nun schon die zweite Kamera aus dieser Serie der kleinsten Kleinbildkameras. Während die andere, die Rollei 35 SE das Topmodell der Serie war und eine der letzten Kameras, die Rollei vor der Einstellung der (regulären) Produktion 1981 gebaut hat, ist diese B35 hier das einfachere Einsteigermodell.

Die B35 (später umbenannt in 35B) und ihre kleine Schwester C35 unterscheiden sich trotz gleicher Gehäusegröße von der eigentlichen Rollei 35 (und den "normalen" Folgemodellen T, S, TE, SE,...), die alle die charakteristischen großen, runden Einstellräder für Blende und Verschlusszeit (1s - 1/500s) auf der Gehäusefront  haben. Alle diese Modelle sind im wesentlichen aus Metall und haben einen gekuppelten CdS-Belichtungsmesser und damit eine Batterie an Bord. Rollei spürte Ende der 60er Jahre wie die gesamte strauchelnde deutsche Kameraindustrie großen Gegenwind der japanischen Konkurrenz, die nun (bessere) Kameras zu günstigeren Preisen lieferte. Mit der 35er-Serie war Rollei fast der einzige deutsche Hersteller, der versuchte, sich aktiv dem Wettbewerb zu stellen.
1971 verlagerte man die Produktion wegen günstigerer Lohnkosten ins neue Werk in Singapur, außerdem musste eine preiswerte Basisversion her: die B35. Der Verschluss wurde einfacher (nur noch 1/30-1/500 s und B), das Objektiv simpler (das Triostar ist ein klassisches Triplet, immer noch gut!) und auch der Belichtungsmesser ist nicht mehr gekuppelt und braucht auch keine Batterie (Selenzelle!). Die Einstellräder auf der Frontseite verschwanden (Einstellung von Zeit und Blende nun rund ums Objektiv) und viele Teile sind nun aus Plastik, was der Funktionalität aber keinen Abbruch tut. Mein Exemplar wiegt mit 266 g auch 104g weniger als die ursprüngliche 35 und immer noch 50 g weniger als die später gewichtsoptimierte 35SE. Das Modell C35 war noch einfacher als die B35, hat es doch nicht mal mehr einen Belichtungsmesser, trotzdem wurden nur 9200 Stück davon (noch in Deutschland) produziert. Von der B35 wurden bis 1978 insgesamt 300.000 Stück gebaut, 230.000 davon in Singapur.  
Eine Seriennummer sucht man außen an meiner B35 vergeblich, nur am Objektiv gibt es eine, die aber wenig Aufschluss über das Produktionsjahr gibt. Ich habe also die Gehäusekappe abgeschraubt und - siehe da - einen Stempel gefunden, den ich mal als November 1971 interpretiere. Damit gehört meine B35 zu den ersten in Singapur hergestellten B35. Da ich die Kappe schon mal ab hatte, hier auch ein Blick auf die Mechanik und den Sucher.

Ein interessantes Feature am Objektiv waren die beiden Skalen in feet und Meter. Bei meiner (in den USA gekauften) ist die feet Skala von oben abzulesen, für die Meter Skala muss man die Kamera umdrehen. Ich vermute, dass für den europäischen Markt das genau umgekehrt war (Falls jemand Zugriff auf eine solche B35, oder ein entsprechendes Bild hat), bitte als Kommentar bestätigen. Was mir jetzt noch in meiner Sammlung fehlt ist natürlich die original Rollei 35 mit dem Tessar aus deutscher Produktion...
Blick von oben mit feet SkalaBlick von unten mit Meter Skala

3 Kommentare:

  1. Hallo, hast du einen Tipp, wo man diese Rändelschraube herbekommt, mit der die Skalenscheibe des Belichtungsmessers befestigt ist (letztes Foto, links?). Die hat sich bei mir losgedreht und ging verloren. Der Kundendienst will die die nicht einzeln rausrücken, sondern nur in Kombi mit einem "Kundendienst". Der ist aber überflüssig, die Rollei funktioniert prima!

    Ralf

    AntwortenLöschen
  2. Noch ein Nachtrag zu deiner Frage mit der Entfernungsskala. Meine Rollei (eigentlich gehört sie meiner Frau, ich habe sie nur adoptiert) ist das gleiche Modell, eine B35 "Made in Singapore". Sie wurde in Hamburg gekauft und hat die Meterskala oben am Objektiv, die Feet-Skala auf der Unterseite.

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Ralf,

    danke für die Bestätigung meiner Vermutung mit der Entfernungsskala. Schon ein fiffiges Konzept...

    Bei der Rändelschraube fallen mir folgende Möglichkeiten ein:
    1) Es gibt sie noch, unabhängige Feinmechaniker/Fotoschrauber. Ich bin ab und zu zu einem in Frankfurt am Main gegangen: FOKI, Stiftstr. 14 in der Innenstadt. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch in Berlin noch sowas gibt. Ich habe mich auf der Suche nach einer Reparatur durch die Fotogeschäfte gefragt...
    2) Ich besuche ab und zu Kamera(floh)märkte (zumindest jetzt hier in NJ). Dort gibt es in Grabbelkisten jedemenge kaputte Kameras etc. So eine Schraube sollte zu finden sein.
    3) Schau doch bei e-bay, ob du nicht eine kaputte Rollei für wenig Geld zum Ausschlachten findest.

    Viele Grüße, Christoph

    AntwortenLöschen