Zusammen mit der Nikon F habe ich dieses zeitgemäße Normalobjektiv erworben. Nach der Seriennummer ist es von 1972, wurde aber mit gelegentlichen kleinen (äußeren) Modifikationen schon seit 1962 gebaut und war daher der Begleiter der Nikon F bei ihrem Siegeszug auf dem professionellen Kameramarkt. Nikon hatte schon ein paar Jaare Erfahrung mit dem Bau lichtstarker Normalobjektive. Das erste war das Nikkor 5cm f/1.5 für die Nikon Messsucherkameras, ein mehr oder weniger optimierter Nachbau des Sonnar von Zeiss. Es wurde aber noch im selben Jahr 1950 von einer eigenen Nikon-Konstruktion mit der damals weitesten Öffnung 1.4 eines Normalobjektivs abgelöst. Ab 1956 gab es dann auch ein Nikkor-N 5 cm f/1.1. Alle diese Messsucherobjektive konnten wegen des geringeren Auflagemaßes aber nicht an der Spiegelreflexkamera Nikon F verwendet werden. Nippon Kogaku musste also neue Objektive konstruieren.
Als erstes lichtstarkes Normalobjektiv erschien 1959 das Nikkor-S Auto 5.8 cm f/1.4. Die ungewöhnliche und längere Brennweite von 58 mm kommt daher, dass Nikon damit elegant die alte Objektivrechnung des Messsucher-50ers verwenden konnte, die etwas längere Brennweite erlaubte das erforderliche längere Auflagemaß. Doch das Objektiv kam nicht so gut an und schon 1962 erschien endlich das Nikkor-S Auto 5 cm f/1.4, eine komplette Neurechnung (durchgeführt von Zenji Wakimoto and Yoshiyuki Shimizu). Nach der deutschen Objektivtradition würde man es als modifizierter Xenontyp klassifizieren. Die Abbildungsleistung der Neurechnung war so gut, dass es quasi bis heute (als AF Nikkor 50 mm f/1.4D) gebaut wird.
Die geringfügigen Optimierungen der optischen Konstruktion, die seit 1973 durchgeführt worden sind, wurden möglich durch das ab da verfügbare Multi-Coating (Vergütung) der Linsenoberflächen. Früher fasste man für hohe Leistungen Linsen zu Gruppen zusammen, um möglichst wenig Glas-Luft-Übergänge im Strahlengang zu haben (das Sonnar hatte daher nur 3 Gruppen). Ohne Antireflex-Beschichtung verliert man an jeder Grenzfläche ca. 4-5% des Lichtes, welches dann als Streulicht im Objektiv herumvagabundiert und den Kontrast absenkt. Mit einer einfachen Vergütung kann man den Streulichtanteil auf unter 1% drücken, mit modernen Mehrschichtvergütungen fast völlig eliminieren. Das Nikkor-S Auto war bis 1973 einfach vergütet, man erkennt es an der unter bestimmten Winkel gelblich schimmernden Glasoberfläche. Spätere Mehrfachcoatings schimmern violett. Das S im Namen steht übrigends für 7 Linsen (bei diesem in 5 Gruppen), das heutige Autofokusobjektiv hat 7 Linsen in 6 Gruppen, die zweite und dritte Linse sind nicht mehr verkittet. Wer die Geschichte der Nikon Normalobjektive im Detail nachlesen möchte, findet hier ausführliche Infos und Bilder.
Das Beste aber ist, dass es sich heute immer noch lohnt mit dem Objektiv zu fotografieren. Mittels Adapter lässt es sich bequem an meine Olympus PEN E-PL1 ansetzen und natürlich funktioniert alles manuell (kein AF, manuelles Abblenden). Fokussieren ist aber dank der Lupenfunktion an der E-PL1 ein Kinderspiel. Ich habe mir also mal den Spaß gemacht und einen kleinen Vergleichstest durchgeführt. Gegner waren die beiden anderen modernen 50 mm Brennweiten, die mir zur Verfügung standen: a) das Olympus Zuiko ED 40-150 f/4-5.6 bei 5.6, b) das Leica D Vario-Elmarit 14-50 f/2.8-3.5 bei 3.5 und 5.6. Beide Objektive lassen sich mittels Adapter mit allen Funktionen inkl. AF an der E-PL1 nutzen. Beim Nikkor habe ich 3 Aufnahmen bei 1.4, 2.8 und 5.6 gemacht. Und, vergleicht selbst anhand der Ausschnitte, die ich aus den Bildern gezogen habe (auf das Bild oben klicken, die Beschriftung steht jeweils oben über jedem Ausschnitt). Das Nikkor wird Testsieger bei 2.8 (5.6 ist fast genauso), bei 1.4 ist es noch scharf, aber etwas flau (perfekt für Portraits!). Enttäuscht bin ich ehrlich gesagt vom Pana-Leica-Zoom, das bei 3.5 arg schwächelt. Fazit: Das Nikkor ist das perfekte Portraitobjektiv an mFT und ich werde es dafür verwenden.
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