2011-09-26

Yashica Lynx-5000

Diese feine Messsucherkamera kam auf einem Flohmarkt in meinen Besitz. Wie die anderen beiden Kameras, die ich quasi im Paket vom Verkäufer für zusammen 15$ erstanden habe, war sie als defekt deklariert. Nach etwas Reinigen sieht sie nun rein äußerlich exzellent aus. In den letzten Tagen habe ich sie relativ weit zerlegt, um den Verschluss wieder gangbar zu machen, der nur ab und zu auslöste und auch um sonst zu schauen, was so defekt ist. Den Verschluss habe ich einfach nur gereinigt und jetzt flutsch er wieder. Einen losen Spiegel im Messsucher habe ich auch wieder an den beweglichen Halter geklebt, allerdings fehlen mir die Mittel um den großen (früher) halbdurchlässigen Spiegel neu zu bedampfen, er ist heute an den meisten Stellen voll durchlässig und daher ist der Sucher zumindest zu Scharfstellen nicht mehr zu gebrauchen. Genauso verhält es sich mit dem Belichtungsmesser: der Blendenring verstellt nicht nur die Blende, von innen ist er ein Schiebewiederstand, dessen Kohleschicht weggerubbelt ist. Auch das irreparabel. Mangels der heute nicht mehr verfügbaren Quecksilber-Batterie, würde der Belichtungsmesser eh nicht mehr funktionieren. Mechanisch ist das Ding also wieder auf der Höhe, elektrisch und (Sucher-) optisch vermutlich bleibend defekt.

Ehrlich gesagt, macht die Kamera aus heutiger Sicht einen soliden Eindruck, beeindruckt aber mit ihren Features niemanden mehr. Allerdings hätte ich aufgrund dieser die Kamera auf '70er Jahre geschätzt und musste beim Recherchieren erstaunt feststellen, dass ich recht weit daneben lag. Das Schätzchen wird nächstes Jahr 50 (ab 1962 auf dem Markt) und hat mit dem Copal-SV Verschluss, den sie mit ihrer zwei Jahre älteren Vorgängering Lynx 1000 (Selenzelle statt CdS) teilt, den schnellsten Zentralverschluss an Bord, der je in einer Kleinbildkamera eingebaut wurde. Die 1/1000 Sekunde waren damals (wie immer noch heute) Rekord und wurden damals nur von Schlitzverschlüssen erreicht, die allerdings nicht bei allen Zeiten blitzen können. Schlitzverschlüsse konnten damals maximal mit 1/60s blitzen, selbst heutige Schlitzverschlüsse schaffen minimal 1/500s! Rollei kam 1992 mit der PQS-Serie von Mittelformatobjektiven auf den Markt, die ebenfalls eine 1/1000 s per elektrisch gesteuertem Zentralverschluss beherrschen. Damals wie auch heute noch ein Alleinstellungsmerkmal dieser Serie. Dass eine kleine Sucherkamera aus Japan das schon 30 Jahre früher mit einem mechanischen Verschluss geschafft hat, blieb unerwähnt.

1 Kommentar:

  1. Die Minolta V2 und V3 von 1958 bzw. 1960 erreichten mit ihren Zentralverschlüssen 1/2000 bzw. 1/3000 sec. Diese kurzen Zeiten konnten nur mit Blendeneinstellungen von 8 und kleiner verwendet werden.
    http://camerapedia.wikia.com/wiki/Minolta_V3

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