2019-04-26

Minolta XG-M


Meine Sammlung von Kameras mit dem SR-Bajonett und natürlich von Minolta selbst wächst! Diese Minolta XG-M bekam ich samt einigen Objektiven und Zubehör nun von meinem Vater geschenkt. Es war nach der EXA II seine zweite SLR, welch ein Technologiesprung! Während die EXA keinerlei Batterien braucht, geht ohne solche bei der Minolta nichts. Interessanterweise haben beide Kameras aber einen horizontalen Tuchschlitzverschluss, dazu weiter unten mehr.
Wohl inspiriert durch den Kauf meiner ersten SLR (Nikon EM) im Frühjahr 1982, hatte mein Vater selbst eingesehen, dass ein entsprechendes Upgrade seiner Fotoausrüstung noch vor den Sommerferien nötig ist. Damals, Anfang der 80er, war die Hochzeit der Kleinbildspiegelreflex, im Jahr zuvor (1981) wurden ca. 9,5 Millionen Stück in alle Welt verkauft, fast alle davon kamen aus Japan. Auch in Deutschland kauften sich viele Menschen eine SLR, die bisher mit eher einfacheren Kameras fotografiert hatten.
Mit zu dieser Entwicklung beigetragen haben sicherlich die vergleichsweise günstigen Preise, möglich gemacht durch den vermehrten Einsatz von Plastik und Elektronik statt Metall und Mechanik. Auch die Automatisierung der Produktion sowie hohe Stückzahlen tun ihr übriges. Aber auch die endlich in diesem Segment verfügbaren Automatikfunktionen machten solche Einstiegs-SLR für fotografische Laien attraktiv.
Minolta hat zu dieser Entwicklung gerade mit ihrer XG-Kameraserie, die 1977 auf den Markt kam, entscheidend beigetragen. Sie waren 1981 mit fast 1 mio SLR pro Jahr nach Canon die Nummer 2 am SLR-Markt, noch vor Nikon und Pentax, um nur die großen vier zu nennen (Produktionszahlen gibt's unter den Links...). Kurz gesagt: Ende der 70er war die Geburtsstunde der Einsteiger-SLR, die eben nicht mehr durch den Verzicht von Funktionen gekennzeichnet war, sondern durch ein exzellentes Preis/Leistungsverhältnis. Verzichtet wurde dafür auf Langlebigkeit und Robustheit; beides ist nicht wichtig, wenn man im Jahr maximal 3-4 Filme verknippst, wie mein Vater es gemacht hat.
Minolta hat seit dem Erscheinen der SR-2 immer wieder durch Innovation und gutes Industriedesign auf sich aufmerksam gemacht und sich dadurch einen sehr guten Ruf am Markt erworben. Trotzdem ist es ihnen nicht gelungen, im professionellen Lager richtig Fuß zu fassen. Der halbherzige Versuch mit der X-1/XM/XK verlief im Sande. Minolta hat sich dadurch aber nicht unterkriegen lassen, sondern sich im Gegenteil auf ihre Stärken besonnen. Und die hießen eben, gute und preiswerte Kameras für die Massen bauen.
Bei der XG-Serie ist man (um Kosten zu sparen) sogar technologisch im Vergleich zur XE und XD-Serie wieder ein bis zwei Schritte zurückgetreten. Die Kameras haben (wieder) einen horizontalen Tuchschlitzverschluss, diesmal nur elektronisch gesteuert, eine mechanische Zeit fehlt! Undenkbar noch ein paar Jahre zuvor. Auch kamen wieder CdS-Zellen statt der besseren Si-Photodioden zum Einsatz. Und die Belichtungsmessung funktionierte bei den ersten Modellen der Serie nur im (Zeit-)Automatikmodus. Alle potentiellen Kunden, die auf bessere Features wert legten, konnten ja die XD7 kaufen (und haben es getan!).  
Die XG-M war das finale und am besten ausgestattete Modell der Serie. Bei ihr funktionierte z.B. auch der Belichtungsmesser im "manuellen" Modus. Sie kam im neuen Design, mit neuem Minolta-Logo, und bereitete quasi den Boden für Minoltas erfolgreichste SLR, der X-700. Diese beerbte allerdings mittelfristig die XD7, als XG-Nachfolger kam die X-500. Dies alles geschah Anfang der 80er im MF-Universum des SR-Bajonetts von 1958. In Minoltas Entwicklungslaboren werkelte man zu der Zeit aber schon an der ultimativen SLR, die den gesamten Markt aufrollen sollte und Minolta an die Spitze spülte. Aber das ist eine andere Geschichte...

Datenblatt Consumer SLR mit Zeitautomatik
Objektiv Wechselobjektive mit Minolta MD-Bajonett (eingeschränkt abwärtskompatibel). Hier mitgeliefertes Normalobjektiv MD-Rokkor 50 mm f/1.4 (7 Linsen in 6 Gruppen, MD-II Typ 1979-1982
Verschluss Elektronisch gesteuerter, horizontaler Tuchschlitzverschluss. 1s - 1/1000 s und B. Blitzsynchronisation bei 1/60s. Stufenlos bei Zeitautomatik. Keine manuelle Zeit!
Belichtungsmessung TTL, mittenbetont integral, CdS-Photozellen. 25-1600 ASA. 
Belichtungsautomatik Zeitautomatik (A), sowie manuelle Nachführmessung.
Fokussierung Manuell am Objektiv, Einstellscheibe mit Schnittbildindikator und Mikroprismenring.
Sucher Fest eingebauter Pentaprismensucher (zeigt 93% des Bildes) mit LED-Anzeige für Belichtungsmessung. Einspiegelung der gewählten Blende.
Blitz Zubehörschuh mit Mittenkontakt und Extrafunktion bei Minolta-Blitzen (Blitzbereitschaftsanzeige im Sucher, Synchronzeit), zusätzliche Blitzbuchse.
Filmtransport Schnellschalthelbel, Rückspulknopf, Bildzählwerk (vorwärts zählend)
sonst. Ausstattung elektronischer Selbstauslöser (10s), Abblendtaste, ISO-Gewinde für Drahtauslöser, Filmlaschenhalter, Stativgewinde, Anschluss für Motorantrieb (bis 3.5 B/s), Belichtungskorrektur (+/-2 Stufen) bei Automatik, Möglichkeit zum Anschluss einer Datenrückwand.
Maße, Gewicht ca. 138/89/52 mm, 515g (ohne Objektiv)
Batterie3V, entweder 2x LR44 (Alkali), 2x SR44 (Silberoxid) oder 1x CR-1 (Lithium)
Baujahr(e) 1981-1983, ca. 500.000 Einheiten, dieses #2120850 von 1982
Kaufpreis, Wert heute ca. 600 DM (1982, mit Normalobjektiv), ca. 30-100 € je nach Zustand und Objektiv.
Links Camera-wikiWikipediaA. Freihöfer SR-KamerasMinolta SR lens indexRokkorfilesManual (english)Bedienungsanleutung (deutsch)

2019-03-10

Asahi Pentax ES


Und wieder ein Meilenstein: Die erste SLR mit Zeitautomatik und dem entsprechend dazu gehörigen elektronischen Schlitzverschluss hieß Pentax ES. Eigentlich hieß die erste Serie der Kamera noch "Elektro Spotmatik" und war 1971 nur auf dem japanischen Markt zu haben (Seriennummern 55xxxxx, ca. 60.000 Exemplare). Im Netz gibt es die Vermutung, dass zunächst noch eine nicht so robuste elektronische Platine an Bord war, was ihr einen gewissen Ruf bzgl. mangelnder Zuverlässigkeit einbrachte. Ab Ende 1971 hieß die Kamera für den Weltmarkt dann Pentax ES und hatte eine in Massenfertigung erstellte und bessere Platine an Bord. Die Seriennummern lauteten nun 65xxxxx und es wurden nochmal ca. 60.000 Exemplare gebaut. Meines ist vom Anfang dieser zweiten Serie. Ansonsten waren die Kameras aber identisch und basierten auf dem bewährten Spotmatik Gehäuse.

Um die Elektronik unterzubringen, haben die Ingenieure die Bodenkappe auf 9 mm verbreitert, die Kamera selbst wird dadurch 5 mm höher und kippt mit angesetztem Objektiv mal gern nach vorne. Der Selbstauslöser und (vermutlich) das Langzeitenwerk des mechanischen Verschlusses mussten der Batterie weichen. Die Standardfarbe der ES war nun schwarz, Chrome war die Sonderausführung. Außerdem gab es den nun standardmäßigen Zubehörschuh mit Mittenkontakt.
Dass man einen Schlitzverschluss mittels elektronischem Hemmwerk steuern kann, hatten die Ingenieure vom VEB Pentacon in der DDR schon an der Praktica PL Electronic im Jahr 1968 gezeigt. Allerdings war diese Kamera noch nicht wirklich ausgereift und hatte noch einige Schwächen. Im dazugehörigen Patent wird auch schon die Möglichkeit zur automatischen Verschluss-Steuerung durch den Belichtungsmesser erwähnt, aber eben nicht realisiert. Das haben die Asahi Ingenieure nun erledigt. Aber auch bei Pentax hat man sich nicht mit einer reinen Elektronik-Kamera auf den Markt getraut, zu groß war die Skepsis gegenüber der Zuverlässigkeit der Elektronik, bzw. der Batterie. Es gab also noch mechanische Zeiten, mit denen man auch ohne Batterie und Elektronik fotografieren konnte. 


Die ES war nicht nur Pentax' erste SLR mit Zeitautomatik, sondern mit ihr führte man auch die neue Offenblend-Variante für M42 ein. Endlich, Pentax! Man erkennt es am innerhalb des Gewindes und unterhalb des Pentax Schriftzugs liegenden Hebels (kleines Bild rechts). Über einige andere M42-Varianten habe ich ja schon geschrieben (Praktica, Fujica). Trotz des Fortschritts hier blieb der M42-Anschluss der schwächste Punkt dieser ansonsten so fortschrittlichen Kamera. Asahi brachte schon 1974 mit der ES-II einen fast baugleichen Nachfolger, neben internen Verbesserungen an der Elektronik kam der Selbstauslöser zurück, indem man einen neuen Platz für die Batterien fand. Parallel arbeitete man aber schon am K-Bajonett, dass dann schon 1975 Premiere feierte. Die erste Kamera damit war die Pentax K2, ebenfalls ein Zeitautomat, allerdings nun mit einem vertikalen Metalllamellenverschluss.


Datenblatt Erste SLR mit Zeitautomatik
Objektiv Wechselobjektive mit M42 Schraubgewinde (Offenblendvariante Pentax). Hier mit SMC Takumar 105 mm f/2.8 (5 Linsen in 4 Gruppen). 
Verschluss Elektronisch sowie mechanisch gesteuerter,  horizontaler Tuchverschluss. Automatisch und stufenlos gesteuert zwischen 8 s - 1/1000 s. Mechanische Zeiten 1/60 - 1/1000s und B. Blitzsynchronisation bei 1/60s.
Belichtungsmessung TTL, wählbar zwischen offener oder Arbeitsblende, CdS-Zelle. 20-1600 ASA. 
Belichtungsautomatik Erste SLR mit Zeitautomatik durch elektronisch gesteuerten stufenlosen Verschluss.
Fokussierung Manuell am Objektiv, Einstellscheibe mit Mikroprismenzentrum.
Sucher Fest eingebauter Pentaprismensucher mit Nadel-Anzeige für Belichtungszeit. 
Blitz Zubehörschuh mit Mittenkontakt (X) sowie separate Blitzbuchsen für X und FP.
Filmtransport Schnellschalthelbel, Rückspulknopf, Bildzählwerk (vorwärts zählend)
sonst. Ausstattung Abblendhebel (aktiviert Arbeitsblenden Messung), ISO-Gewinde für Drahtauslöser, Stativgewinde, Belichtungskorrektur (+2/-1 Stufen) bei Automatik, Filmtyp-Merkschieber, Batterietest-Taste.
Maße, Gewicht ca. 143x98x91 mm, 678 g (Gehäuse inkl. Batterien), 960g mit Objektiv.
Batterie6V PX28, 4LR44, Eveready #544, oder 4x LR44 bzw. SR44.
Baujahr(e) 1971-1973, ca. 130.000 Einheiten, dieses #6502640 von 1971
Kaufpreis, Wert heute ca. US$320 (mit 55mm f/1.8), heute ca. 30 €(Gehäuse), 100€ inkl. Objektiv.
Links Camera Manual (english), Camera-Wiki, Simon Hawkett, Pentax-SLR.com, Chemicalcameras, Pentax Forum, Kleinbildkamera.ch,
Meine anderen Pentax-SLR Posts: Spotmatic, Spotmatic F, K-1000, ME-F, SLR production, Super-Takumar 55 f/2, SMC-Pentax A 50 f/1.7, Pentax Auto-110

2019-03-04

3F - Deutsches Museum für Foto-, Film- und Fernsehtechnik Deidesheim


Eher per Zufall bin ich gestern im Deidesheimer (Pfalz) 3F Museum gelandet. Schön gemacht! In alten Weinkellern sind jede Menge alter Film und Fernsehkameras sowie Projektoren zu bewundern und kurz und knapp erklärt. Im Obergeschoss dann die Foto-Kamerasammlung. Es ist nicht die größte, die ich bisher gesehen habe, aber der Fokus liegt hier auf der Technik, was mir sehr gefällt. Die wesentlichen Kameras sind alle da und meist nach Hersteller in Vitrinen gruppiert. Die Japaner kommen etwas zu kurz, insbesondere bei älteren Kameras überwiegen deutsche Exemplare.  


Das Museum ist Donnerstag bis Sonntag und an Feiertagen zu besichtigen, genaues lässt sich auch auf der Website https://3f-museum.de/ erfahren. Der Besuch lohnt sich!

2019-02-24

Minolta XD7 (XD11, XD)



Beim der diesjährigen Foto-Börse in Groß-Umstadt hatte ich Glück, gleich zwei Meilensteinkameras zu ergattern. Die bedeutendere und auch bekanntere ist diese Minolta XD7, die im Jahr 1977 die erste Spiegelreflex auf dem Markt war, die sowohl Zeitautomatik ("A", aperture priority) als auch Blendenautomatik ("S", shutter priority) bot. Die Kamera kann tatsächlich auch Blende und Zeit gleichzeitig steuern, und zwar immer dann, wenn man bei einem gewählten Automatikmodus an den jeweiligen Einstellbereichsrand (z.B. bei Blendenautomatik, kleinste mögliche Blende) gelangt, wird das jeweils andere nachkorrigiert. Manche nennen das einen versteckten Programmautomatik-Modus, und ich bin geneigt zuzustimmen. Minolta's Zielgruppe war der gehobene Amateur, dem man wohl einen Anspruch nach gewisser Bildkontrolle zuschreiben konnte. Programm- bzw. Vollautomatik war damals eher mit einfachen Kameras für die Masse verbunden und daher mied Minolta den Begriff. In der Bedienungsanleitung wird aber sehr ausführlich erklärt, was alles mit der Belichtungsautomatik möglich ist. 

Erst die legendäre Canon A-1, die ein Jahr später am Markt erschien, führte den Begriff Programmautomatik in die SLR-Fotografie ein und hatte das bis heute übliche Automatikangebot "PASM". Ansonsten sind die A-1 und die XD7 ebenbürtige Konkurrenten, die die Spitze des Amateurmarktes am Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre bedienten. Die anderen Mitbewerber am Markt taten sich schwer, Nikon und Pentax hatten beide erst 1983 mit der Nikon FA und der Pentax Super A entsprechende Modelle am Markt.

Eine weitere Kamera für dieses Segment war die Leica R4. Diese kam (erst) 1980, also 3 Jahre nach der Minolta, auf den Markt und war quasi eine Stiefschwester der XD7. Beide gingen aus der Leitz-Minolta Kooperation hervor, die seit 1972 bestand. Wie schon bei der Generation vorher (Minolta XE-1 und Leica R3) kooperierten beide Firmen bei den wesentlichen Komponenten und Technologien. Allerdings gab es nicht nur beim äußeren Design und beim Bajonett Unterschiede, sondern auch intern ist nicht alles gleich. Die Leica hatte einen anderen Spiegelkasten und zusätzlich Spotmessung an Bord.   

Beim eingebauten Verschluss allerdings handelt es sich in beiden Fällen um Seiko's MFC-E, ein super kompakter und gleichzeitig leistungsfähiger Schlitzverschluss, der damals den Weg in sehr viele automatische Spiegelreflexkameras fand. Manchmal findet man im Netz die Behauptung der Verschluss sei eine Weiterentwicklung des Copal Leitz Shutter gewesen, der in der R3 bzw. XE-1 zum Einsatz kam. Ich denke, das ist Wunschdenken aus der Leica-Gemeinde, die immer etwas Besonderes brauchen und nicht akzeptieren wollen, dass derselbe Verschluss auch in der Einstiegs-SLR Nikon EM werkelte.

Was allerdings stimmt, ist das samtweiche und leise Auslösegeräusch der XD7. Aus meiner Sammlung war es bisher die Olympus OM-1, die in dieser Disziplin vorne lag, diese allerdings mit einem horizontalen und mechanischen Tuchschlitzverschluss. Es liegt also nicht am Verschluss, wie weich oder leise eine SLR auslöst, sondern am Spiegel und dessen Dämpfung. Außerdem verwendet die XD7 einen kleinen Trick, der ihr beim samtigen Ablauf hilft. Bei anderen SLR laufen die Dinge beim Auslösen (fast) gleichzeitig ab, bei der XD7 aber schön nacheinander: 1) Abblenden des Objektivs, 2) Spiegel klappt nach oben, 3) Verschluss löst aus, 4) Spiegel klappt wieder runter und Objektiv wird wieder aufgeblendet. Während 2-4 sofort hintereinander ablaufen, wird nach 1) eine künstliche, sehr kurze, aber doch merkliche Pause eingelegt. Die XD7 misst nämlich nochmal die Belichtung bei Arbeitsblende, einfach um sicherzugehen, dass z.B. die Blendenautomatik bei der Übertragung ans Objektiv auch so funktioniert hat wie gedacht. Wenn nicht, dann wird die Verschlusszeit entsprechend korrigiert. Das Ganze wird in der Bedienungsanleitung als Vorteil verkauft. Dass es eine Schwäche der Blendensteuerung kompensiert und gleichzeitig die Auslöseverzögerung deutlich vergrößert, wird verschwiegen. Das damit einhergehende samtig weiche Auslösen kann man aber selbst genießen.


Mein Exemplar ist aus dem ersten Jahr der Produktion (es gab spätere leicht geänderte Varianten, siehe Links unten) und bis auf eine leichte Delle im Objektiv-Filtergewinde noch ganz gut in Schuss und vollständig funktionstüchtig. Minolta hat damals für die Belederung allerdings ein sehr weiches Leder gewählt, was sich mit der Zeit zusammenzieht. Auch mein Exemplar ist in dieser Beziehung nicht mehr ganz so schön, wie man an den Bildern sehen kann. Ich mag es allerdings lieber so authentisch, im Vergleich zu mancher nachträglicher Neubelederung mit Krokodil- oder farbigem Leder. Eine tolle Kamera und ein Muss für jede SLR-Sammlung!


Datenblatt Erste SLR mit sowohl Zeit- als auch Blendenautomatik
Objektiv Wechselobjektive mit Minolta MD-Bajonett (eingeschränkt abwärtskompatibel). Hier mitgeliefertes Normalobjektiv MD-Rokkor 50 mm f/1.7 (6 Linsen in 5 Gruppen) 
Verschluss Elektronisch gesteuerter, vertikaler Metalllamellenverschluss (Seiko MFC-E). 1s - 1/1000 s und B. Blitzsynchronisation bei 1/100s. Stufenlos bei Zeitautomatik. Manuelle Zeit 1/100 s. Samtweiche und sehr leises Auslösegeräusch.
Belichtungsmessung TTL, mittenbetont integral, Si-Photodioden. 12-3200 ASA. 
Belichtungsautomatik Sowohl Zeitautomatik (A), Blendenautomatik (S), sowie manuelle (Nachführmessung, M) wählbar. Versteckte Programmautomatik, da beim Verlassen des einstellbaren Bereichs die jeweils voreingestellte Zeit oder Blende der Belichtungssituation angepasst wird.
Fokussierung Manuell am Objektiv, Einstellscheibe mit Schnittbildindikator und Mikroprismenring.
Sucher Fest eingebauter Pentaprismensucher mit LED-Anzeige für Belichtungsmessung. Je nach Automatikmodus werden Zeiten oder Blenden angezeigt. Zusätzlich Einspiegelung der gewählten Blende und Verschlusszeit.
Blitz Zubehörschuh mit Mittenkontakt und Extrafunktion bei Minolta-Blitzen (Blitzbereitschaftsanzeige im Sucher, Synchronzeit), zusätzliche Blitzbuchse.
Filmtransport Schnellschalthelbel, Rückspulknopf, Bildzählwerk (vorwärts zählend)
sonst. Ausstattung Selbstauslöser (10s), Abblendtaste, ISO-Gewinde für Drahtauslöser, Filmlaschenhalter, Stativgewinde, Anschluss für Motorantrieb, Belichtungskorrektur (+/-2 Stufen) bei Automatik, Okularverschluss
Maße, Gewicht ca. 136/86/51 mm, 560g (ohne Objektiv)
Batterie3V, entweder 2x LR44 (Alkali), 2x SR44 (Silberoxid) oder 1x CR-1 (Lithium)
Baujahr(e) 1977-1984, ca. 600.000 Einheiten, dieses #1030016 von 1977
Kaufpreis, Wert heute ca. 1200 DM (1977, mit Normalobjektiv), ca. 50-100 € je nach Zustand.
Links Camera-wikiWikipediaPeter LauschEric FissWebersohnRokkorfilesXD-7 restaurierenMischlichtManual (XD-11, english)Bedienungsanleutung (XD-7 deutsch)Ernst GigerUnterschiede der Versionen,

2019-02-10

Konica TC-X


Einen kleinen, aber doch wichtigen Meilenstein der SLR-Geschichte habe ich auf der diesjährigen Foto-Börse in Groß-Umstadt in der Grabbelkiste gefunden. Für nur 4€ wurde das Gehäuse mein, bei einem anderen Händler habe ich noch das Objektiv dazu gefunden. Bei diesem fehlte die Gummierung am Entfernungsring, daher auch hier nur 10€. Konica druckte damals einen kurzen Produktionscode auf seine Produkte, diese ergeben Juli 1985 für die Kamera und Oktober 1979 für das Objektiv.

Warum Meilenstein? Nun, die Kamera war die erste SLR, die (fast) vollständig aus Plastik gefertigt wurde. Außerdem war sie 1983 die erste SLR, die die damals ganz frisch eingeführte DX-Codierung lesen konnte. Ansonsten ist die Kamera selbst nicht wirklich besonders. Der Verschluss ist ein voll mechanischer Seiko MFC, der nur die Zeiten ab 1/8 und kürzer sowie B kann. Der Belichtungsmesser wird von einer stinknormalen AAA-Batterie versorgt und steuert (wie bei vielen anderen Konica SLR) eine Blendenautomatik.



Ansonsten ist die TC-X Konica's letzte SLR und wurde angeblich nicht mehr von Konica selbst sondern von Cosina in Lohn gefertigt. Diese Behauptung liest man jedenfalls mehrfach im Netz, allerdings lediglich gestützt vom Argument, dass sie so anders als die anderen, älteren Konica SLR's wäre. Ich persönlich habe meine Zweifel an dieser Behauptung, ist sie doch tatsächlich in vielerlei Hinsicht anders als die sonstigen bekannten Cosina CT-1 Klone. Die Kamera, die ihr am ähnlichsten ist, ihre eigene Vorgängerin Konica Autoreflex TC. Ich bin also geneigt zu behaupten, dass diese Cosina Geschichte falsch ist. Vielleicht findet sich ja irgendwo eine echte Quelle, die hier Licht rein bringt.

Die DX-Kodierung und dort insbesondere das charakteristische Schachbrettmuster (eigentlich CAS, camera auto sensing code) werde ich hier nicht im Detail behandeln, dazu verweise ich auf Wikipedia. Dass die TC-X die erste Kamera damit war, ist wohl nicht ganz nur Zufall. Konica war als Film- und gleichzeitig Kamerahersteller schon früh in die Pläne des DX-Konsortiums um Kodak herum eingeweiht. Auch passte die Vollplastikkonstruktion als natürliche Isolierung gut zu elektrischen Kontakten. Die Kamera besitzt alle 6 Kontakte der ersten Reihe, um die Filmempfindlichkeit zu lesen. Ob sie das auch für Werte außerhalb des manuellen Einstellbereichs von 50-1600 ASA macht, bleibt bei der Dokumentation leider im Dunkeln.

Im Gegensatz zu machen späteren Kameras, die ebenfalls zum Großteil aus Plastik gefertigt wurden, gibt sich die TC-X keinerlei Mühe das Plastikgefühl irgendwie zu verschleiern. Selbst auf dem Foto oben kommt klar der Plastikcharakter rüber. Ich kann es nicht endgültig beweisen, aber ich glaube, dass wie bei den meisten anderen Kameras ABS-Kunststoff (Acrylnitril-Butadien-Styrol) zum Einsatz kam, ein Thermoplast, der sich sehr gut als Gehäusematerial eignet. Er lässt sich nicht nur gut spritzgießen, sondern kann auch mit dünnen Metalschichten bedampft werden, sodass z.B. die Gehäuseoberkappe verchromt daherkommen kann. 

Das Hexanon AR 40 mm ist eigentlich nicht das Standardobjektiv zur Kamera, da gab es ein ebenfalls aus viel Plastik gefertigtes 50 mm f/1.8. Das 40er kam schon 1979 zusammen mit der Konica FS-1 auf den Markt und hat fast einen legendären Ruf bezüglich seiner optischen Leistungen. Als sogenanntes Pancake-Objektiv passt es aber ausgezeichnet auch zur kleinen und leichten TC-X.


Datenblatt Erste KB-Spiegelreflexkamera mit Vollplastikgehäuse und DX-Erkennung
Objektiv Wechselobjektive mit Konica AR-Bajonett. Hier Hexanon AR 40 mm f/1.8 (6 Linsen in 5 Gruppen)
Verschluss Mechanisch gesteuerter, vertikaler Metalllamellenverschluss (Seiko MFC). 1/8s - 1/1000 s und B. Blitzsynchronisation bei 1/60s.
Belichtungsmessung TTL, mittenbetont integral, CdS, 50-1600 ASA und DX Erkennung. 
Fokussierung Manuell am Objektiv, Einstellscheibe mit mit Schnittbildindikator und Mikroprismenring.
Sucher Fest eingebauter Pentaprismensucher, (92%), Vergrößerung 0.87x bei 50 mm. Nadel-Anzeige für Belichtungsmessung (Blende). 
Blitz Zubehörschuh mit Mittenkontak.
Filmtransport Schnellschalthelbel, Rückspulknopf, Bildzählwerk (vorwärts zählend)
sonst. Ausstattung mechanischer Selbstauslöser (10s), ISO-Gewinde für Drahtauslöser, Filmtypfenster, Stativgewinde (aus Metall)
Maße, Gewicht ca. 130/84/44 mm, 375g (ohne Batterie und Objektiv)
BatterieEine Standard-AAA (1.5V)
Baujahr(e) 1983-1987 (?), dieses #164074 von Juli 1985
Besonderheiten Gehäuse nahezu vollständig aus Plastik
Kaufpreis, Wert heute US$149 (1985), heute ca. 10€
Links Manual (english), Buhla. deCamera-Wiki, Konica-CollectorKonica Awardspace, Random Camera Blog, Collectiblend, Simon Hawketts, Davidde.com 

2019-01-07

Taron Chic




Diese relativ ungewöhnliche Halbformatkamera habe ich schon ca. 2013 auf einem Kameraflohmarkt aufgelesen, bisher es aber regelmäßig versäumt, sie endlich mal hier vorzustellen. Ungewöhnlich ist sie wegen der vertikalen (Standard-)Ausrichtung, welche also den üblichen Landschaftsmodus trotz des wegen des Halbformats um 90° verdrehten Negativs bietet. Es gibt nur noch die Yashica Rapide, die mit selbem Design auch 1961 auf den Markt kam. Hält man die Kamera in der Hand merkt man aber schnell, dass sie nicht besonders ergonomisch zu bedienen ist, eher sogar unpraktisch. Auch ist sie für eine Halbformatkamera recht groß und sogar schwer geraten. Vermutlich alles Gründe, warum nicht noch mehr Halbformatkameras ihrem Vorbild gefolgt sind.
Taron war einer von vielen heute wieder untergegangenen Kameraherstellern in Japan. Auch sie sprangen Anfang der 1960er auf den Halbformat-Zug auf, der insbesondere in Japan durch die Olympus PEN-Serie enorme Popularität erlangte. Das außergewöhnliche vertikale Design half sicher, sich von der Masse abzusetzen. Auch der eingebaute Belichtungsmesser war ein gutes Argument für einen Kauf. Seine Implementation mit Farbcodes war ganz auf den ungeübten Laien ausgerichtet und wirklich kinderleicht: Die Nadel des Belichtungsmessers zeigte auf eine (oder zwischen zwei) Farben(n). Genau das musste man jetzt auf einen Ring am Objektiv übertragen, wo damit gleichzeitig Verschlusszeit und Blende eingestellt wurden (blau: 1/25 f/2.8; gelb: 1/50 f/4; schwarz: 1/100 f/8; grün: 1/200 f/11; rot: 1/250 f/16, bzw. entsprechende Zwischenkombinationen). Wer wollte, konnte Blende und Zeit auch getrennt einstellen. Allerdings sind nur die Blendenzahlen (z.B. für die Verwendung beim Blitzen) graviert, Verschlusszeiten sind nicht explizit angegeben und müssen über die Farbcodes geschätzt werden. 
Ansonsten gibt es leider wenig Informationen zur Kamera. Weder, bis wann sie produziert wurde (Taron verschwand Ende der 60er vom Markt), noch wie erfolgreich sie war und wieviel sie damals gekostet hat. Ich habe mit meiner Methode und den Seriennummern des Objektivs ca. 13.000 Exemplare abgeschätzt, eigentlich nicht sehr viele! Wer noch was weiß, bitte unten kommentieren...

Datenblatt Halbformat (18x24 mm) Sucherkamera
Objektiv Taronar 30mm f/2.8 
Verschluss Taron-L Zentralverschluss, 1/25-1/250 s und B.
Belichtungsmessung eingebauter, ungekuppelter Selenbelichtungsmesser, 10-800 ASA. Zeigt 5 Farbcodes an, die dann am Objektiv eingestellt werden. 
Fokussierung Manuell am Objektiv, keine Scharfstellhilfe, kürzeste Entfernung 60 cm.
SucherEinfacher, optischer Sucher.
Blitz Synchronbuchse, X-Synchronzeit 1/25s
Filmtransport Drehrad, spannt auch den Verschluss, Bildzählwerk (vorwärtszählend), Rückspulrad 
sonst. Ausstattung Stativgewinde, ISO-Drahtauslöser, Zubehörschuh.
Maße, Gewicht ca. 120x65x45 mm, 369 g 
Batterie keine
Baujahr(e) 1961 - 196x (?), ca. 13.000 Exemplare.
Kaufpreis, Wert heute ? (1961), heute ca. 50 €.
Links Subclub.org,  Camera-Wiki, Half-frame cameras on corsopolaris.net, Add on flickr, 120folders.com

2018-12-30

Carena SX-300 (Seagull DF-300)


Ein Weihnachtsgeschenk für mich, allerdings bin ich vorher gefragt worden, ob ich diese nicht mehr funktionierende und schon beim Kauf eher sehr preiswerte Spiegelreflex wirklich haben will. Ich wollte natürlich, weil ich mich schon länger für chinesische Kameranachbauten interessiere (siehe Pearl River S-201 oder auch hier). Zum anderen sind nicht funktionierende Kameras wegen einer möglichen Reparatur immer eine Herausforderung...

Die hier als Carena SX-300 bezeichnete Kamera ist für das geübte Auge schnell anhand des charakteristischen und einzigartigen Ensembles von Schnellschalthebel, Auslöser und verstecktem Zeitenrad als Minolta X-300 Nachbau zu identifizieren.  Minolta hat Ende der 1980er Jahre die Produktion der X-300 an die Shanghai General Camera Factory ("Seagull") verlagert, vermutlich um Platz für die Produktion der neuen AF-Generation in Japan zu bekommen. Minolta hatte schon länger mit den Chinesen kooperiert und das Minolta Bajonett war auch an vielen Seagull und anderen chinesischen SLRs zu finden und entsprechende Objektive in China recht verbreitet. Wie genau dieser Lizenzdeal aussah konnte ich nicht wirklich rausbekommen. Aber vermutlich hat Minolta von Anfang an erlaubt oder auch achselzuckend hingenommen, dass die Chinesen die Kamera als Seagull DF-300 auf dem heimischen Markt selbst verkauften. Spätestens mit Einstellung der Minolta X-300 Vermarktung um 1990 haben die Chinesen die Kamera auch für viele westliche Handelsmarken unter deren Namen produziert. Eine Liste der Namen habe ich unten in die Tabelle eingefügt.   

Das Namensschild am Pentaprisma wird dazu praktischerweise von zwei Kreuzschlitz-schrauben gehalten und ist sehr einfach gegen andere Markennamen austauschbar. Das gilt übrigens schon für die Minolta! Auch sonst sind die Nachbauten mehr oder weniger 100% am Original. Das sieht man gut an einer technischen Schwäche, den die Minolta all ihren Klonen vererbt hat. Ein kleiner Elektrolyt-Kondensator in der Verzögerungsschaltung des elektonischen Verschlusses läuft mit den Jahren gerne aus. Dies führt dazu, dass der Belichtungsmesser im Sucher nach Einschalten der Kamera und leichtem Druck auf den Auslöser noch funktioniert. Drückt man den Auslöser dann für eine Aufnahme durch, passiert gar nichts mehr und die LED's im Sucher werden dunkel. Spannen geht natürlich auch nicht und damit ist die Kamera unbrauchbar. Glücklicherweise kann man einen solchen Kondensator für 25 Cent kaufen. Also habe ich meinen Lötkolben zur Hand genommen und mittels Transplantation die Kamera wieder zum Leben erweckt. 

Mein Exemplar hier ist ganz schön "abgemackelt", an einigen Ecken scheint sowas wie Metall durch die schwarze Lackierung. Die gesamte Deckkappe ist allerdings aus Kunststoff, wie es sich seit der Canon AE-1 durchgesetzt hat. Dem mitgelieferten Standard-Zoomobjektiv fehlt die Gummierung des Fokusrings, ansonsten ist es aber optisch wie mechanisch OK, trotz mehr oder weniger vollständiger Konstruktion aus Plastik. Auch dieses trägt wie die Kamera den Namen einer Handelsmarke. Exakta war damals als Marke im Besitz einer Nürnberger Vertiebsgesellschaft und hatte nichts mehr mit den Herstellern der ersten SLR für den Kleinbildfilm zu tun! Carena, ebenfalls Name eines untergegangenen Kameraherstellers aus Lichtenstein, wurde dann Handelsmarke der Schweizer Interdiscount AG und schließlich auch von Photo Porst für Spiegelreflexkameras und Zubehör benutzt. Meine Kamera wurde ca. 1995 bei Photo Porst zusammen mit dem Objektiv und einem Carena TZ250 Blitzgerät im Set gekauft.


Datenblatt KB-Spiegelreflexkamera, China Nachbau der Minolta X-300
Objektiv Wechselobjektive mit Minolta MC oder MD-Bajonett. Hier mitgeliefertes Standardzoom Exakta 35-70 mm f/3.5-4.8 ( 
Verschluss Elektronisch gesteuerter, horizontaler Tuchschlitzverschluss. 4s - 1/1000 s und B. Blitzsynchronisation bei 1/60s. Stufenlos bei Zeitautomatik.
Belichtungsmessung TTL, mittenbetont integral, Si-Photodiode. 12-3200 ASA. 
Fokussierung Manuell am Objektiv, Einstellscheibe mit mit Schnittbildindikator und Mikroprismenring.
Sucher Fest eingebauter Pentaprismensucher mit LED-Anzeige für Belichtungsmessung und Verschlußzeit.
Blitz Zubehörschuh mit Mittenkontakt und Extrafunktionen bei Minolta-Blitzen
Filmtransport Schnellschalthelbel, Rückspulknopf, Bildzählwerk (vorwärts zählend)
sonst. Ausstattung elektonischer Selbstauslöser (10s), Messwertspeichertaste, ISO-Gewinde für Drahtauslöser, Filmlaschenhalter, Stativgewinde, Anschluss für Motorantrieb
Maße, Gewicht ca. 137/90/52 mm, 475g (ohne Objektiv)
Batterie3V, entweder 2x LR44 (Alkali), 2x SR44 (Silberoxid) oder 1x CR-1 (Lithium)
Baujahr(e) 1991-1999 (?), dieses #9565002 von 1995 (?)
baugleiche Handelsmarken Vivitar V50, Centon DF-300, Soligor SR-300 MD, Kalimar KX-5000, Safari DF-300, Texer EX-3, Zenit DF-300, Revue DF-300, Exakta HS50
Kaufpreis, Wert heute 349 DM (199x, Porst Katalog),  ca. 10€
Links Manual (Seagull DF-300, english)Manual (Minolta X-300, english)Camera-Wiki, Kamera-Geschichte.de

2018-12-01

Voigtländer Zoomar 36-82 mm f/2.8


Ein echter Meilenstein der Fotogeschichte: Das erste Zoomobjektiv für eine Kleinbildkamera hieß Voigtländer Zoomar und hat der ganzen Gattung auch noch seinen Namen verpasst. Davor hießen diese Konstruktionen Variofokus-Objektive oder im allgemeinen Sprachgebrauch auch Gummilinsen. Zunächst wurden sie ab den 30er und 40er Jahren für Film- und Fernsehproduktionen verwendet, hier waren die Abbildungsleistungen im Vergleich nicht ganz so sichtbar und wichtig wie beim Einzelbild.

Die Firma Voigtländer kann sich unbestritten mit diesem technischen Meilenstein schmücken. Allerdings ist nicht ganz klar, wie sie an das Schätzchen gekommen sind. Aus eigener Entwicklungsabteilung oder gar Initiative stammt es jedenfalls nicht. Vater dieses Objektives war ein ursprünglich österreichischer Ingenieur namens Frank Gerhard Back, der 1938 vor Nazis floh und in den USA eine neue Bleibe fand. Dort gründete er schließlich die Firma Zoomar Inc., entwickelte ein optisch kompensiertes Variobjektiv für Fernsehkameras und erhielt dafür am 23.11.1948, also genau vor 70 Jahren, ein Patent (siehe Patentliste unten in der Tabelle). Vario-Objektive für Film- und später Fernsehkameras gab es da schon seit einiger Zeit, allerdings genügten diese keinesfalls den hohen optischen Ansprüchen des "unbewegten Bildes", sprich der klassischen Fotografie.
A true milestone in the history of photography: The first zoom lens for a 35 mm camera was called Voigtländer Zoomar and actually made the term zoom popular. Previously, these designs were called variofocals or, in common parlance, rubber lenses. First examples appeared in the 30s and 40s and were used for film and later television productions. For those purposes imaging performance is not as quite visible and important as for the still image.

The company Voigtländer can indisputably adorn itself with this technical milestone. However, it is not clear how they came to the baby. In any case, it wasn't their own development department or even initiative. The father of this lens was an originally Austrian engineer named Frank Gerhard Back, who fled from Nazis in 1938 and found a new home in the USA. There he finally founded the company Zoomar Inc., developed a visually compensated zoom lens for television cameras and received on November 23, 1948, more or less exactly 70 years ago, a patent (see patent list below in the table). Variofocal lenses for film and later television cameras have been around for some time, but these were by no means sufficient for the high optical demands of the "still image", that is, the classic photography.

Optisches Design aus US-Patent 2,913,957. Auf den Markt
kam eine leicht verbesserte Version. 
  Optical design from patent US 2,913,957. An improved
version was launched on the market later. 
 

Hier hat Frank Back unbestritten Pionierarbeit geleistet, in dem er während der nächsten ca. 10 Jahre sein Konzept zu dem hier beschriebenen Objektiv weiterentwickelt und natürlich wieder patentiert hat. In der Tat hat er nicht nur die optischen Anforderungen für das anspruchsvolle Kleinbildformat nahezu getroffen, sondern das Objektiv hatte damals schon die heute noch bemerkenswerte Öffnung von f/2.8 und das über den gesamten Brennweitenbereich. Dieser erstreckte sich auch noch vom Weitwinkel bis in den leichten Telebereich, bisherige Fernseh- oder Film-Varios waren nur Telezooms. Mit den 62° Bildwinkel war es das "weitwinkeligste" Variofokusobbjektive, das bis dahin gebaut wurde. Um diese optische Herausforderung zu meistern ist ihm sicherlich auch entgegengekommen, dass die Vergütungstechnik für optische Linsen zu dieser Zeit Einzug in die Herstellung fand. Ohne diese Antireflexbeschichtung wäre ein solches Objektiv mit so vielen Elementen schlicht unmöglich gewesen.
Frank Back undoubtedly was a pioneer: during the next about 10 years he further developed and improved his concept to eventually yield this lens described here. Of course he filed for patents again. In fact, he does not almost met the optical requirements for the demanding still picture (35 mm film), the lens already had the quite remarkable open aperture of f/2.8 and this even over the entire focal length range. This also reached from wide angle to the light telephoto, previous TV or movie variofocals were just tele-zooms. 62 degrees angle of view at this time was the "widest angle" zoom built until then for any format. In order to master this optical challenge, it certainly came to the fore that lens anti-reflex coating found its way into production at that time. Without this anti-reflective coating such a lens with so many elements would simply have been impossible.

Frank Back mit Albert Einstein  Albert Einstein and Frank Back 
Das Jahr 1958 muss für Frank Back sehr arbeitsreich gewesen sein. Am 27. Juni reichte er zeitgleich zwei Patente für das Objektiv ein, eines über die mechanische Konstruktion, das andere über Details des optischen Aufbaus. Gleichzeitig müssen schon die Vorbereitungen für die Serienfertigung gelaufen sein, die ab 1959 bei der Firma Kilfitt in München stattfand. Diese produzierte wiederum im Lohnauftrag für Voigtländer in Braunschweig. Leider ist nichts über die Umstände bekannt, wie und warum diese Kooperation zustande kam oder wer wieviel daran verdient hat. Am Ende jedenfalls hat Heinz Kilfitt seine Firma dann 1968 an Frank Back verkauft. Das Voigtländer Zoomar wurde jedenfalls am 10. Februar 1959 der erstaunten Öffentlichkeit auf der internationalen Camera show in Philadelphia vorgestellt. Hier gab es auch erstmals die Nikon F und andere SLR aus Japan zu sehen. Am 19.2.1959 reichte Frank Back beim Patentamt noch das verbesserte optische Design ein, das dann auch in Produktion ging. Hier kamen spezielle hochbrechende optische Gläser zum Einsatz.
The year 1958 must have been very busy for Frank Back. On June 27, he simultaneously filed two patents for the lens, one about the mechanical construction, the other about details of the optical design. At the same time, the preparations for serial production must have been going on. Assembling started in 1959 at the company Kilfitt in Munich. They in turn toll produced it under a contract for Voigtländer in Braunschweig, Germany. Unfortunately, nothing is known about the circumstances, how and why this three-way cooperation came about or how the profits were shared. Eventually, Heinz Kilfitt sold his company to Frank Back in 1968. The Voigtländer Zoomar was presented to the public on February 10, 1959 at the International Camera Show in Philadelphia. This show also featured the Nikon F and other SLRs from Japan. On February 19, 1959, Frank Back filed another patent about the improved optical Design, which then went into production. This was utilizing special highly refractive optical glasses.

Das Zoomar im Vergleich zu seinen Voigtländer Alternativen, um diesen Brennweitenbereich abzudecken.  The Zoomar in comparison to its prime lens alternatives from Voigtländer, to cover this focal length range. 
Das Objektiv selbst ist ein ganz schöner Klotz, zumindest verglichen mit zeitgenössischen Objektiven. Auch preislich war es Anfang der 60er nur etwas für wohlhabende Fotoamateure oder eben Profis. Nimmt man allerdings die drei Objektive, die es ersetzen kann, zusammen, relativieren sich Preis und Gewicht wieder etwas. Wegen des hohen Preises wurden nur ca. 15000 Exemplare produziert, die meisten wohl mit dem DKL-Bajonett in der Voigtländer-Version. Allerdings gab es von Anfang an auch eine Version für die Exakta, später kam noch M42 hinzu. Heute ist es ein gefragtes Sammlerstück, man findet aber regelmäßig Angebote auf e-bay. Ich habe über die letzten Jahre immer mal wieder mitgeboten, allerdings mit recht knappem Budget. Nun endlich hatte ich Glück, eines günstig zu ergattern. Natürlich brauchte ich auch noch die entsprechende Kamera dazu, wie ich schon berichtet habe.
The Lens itself is a pretty heavy block, at least compared with contemporary lenses. Also, only wealthy photo amateurs or professionals were able to afford its price. But if you take the three Lenses that it can replace together, price and weight can be put into perspective again. Because of the high price, only about 15,000 copies were produced, most of them with the DKL mount in the Voigtländer version. However, from the beginning there was also a version for the Exakta mount, later M42 was added. Today it is a highly searched after collector's item, but you will regularly find offers on e-bay. Over the last few years, I have offered again and again, but with a tight budget. Finally, I was lucky enough to get a cheap one. Of course, I also needed the corresponding camera , as I've already reported.


Datenblatt Erstes Zoomobjektiv für 35mm Spiegelreflexkameras
optische Daten 36-82 mm Brennweite, kontinuierlich verstellbar. Bildwinkel: 62° - 30°. Konstante Öffnung f/2.8 über gesamten Brennweitenbereich. Kürzeste Entfernung 1,30 m.
optische Konstruktion 14 Linsen in 11 Gruppen, Fokussierung durch Frontlinse, Gruppen 2, 3 und 6 gemeinsam verschiebbar zur Brennweiteneinstellung. Alle Linsen einfach vergütet.
Kamera-Anschluss DKL-Bajonett in Voigtländer Bessamatic Version. Auch erhältlich mit Exakta Bajonett oder M42-Schraubanschluss.
sonst. Ausstattung Mitgeliefertes Zubehör: 2 Nahlinsen (Focar A+B), UV-Filter, Gelbfilter, Gegenlichtblende inkl. Klemmring, Drehscheibe zur Berechnung der Tiefenschärfe. 
Maße, Gewicht Ø 86 mm x 123 mm, 837g (DKL Voigtländer)
Baujahr(e) 1959-1968 (ca. 15.000 Exemplare), dieses #6690569 von 1965
Kaufpreis, Wert heute 795 DM (1959, DKL), 845 DM (andere Anschlüsse). US$ 250 (USA), ca. 200€ (D)
Patente Alle vom Erfinder Frank G. Back (Anmeldedatum, Patenterteilung):
US2,454,686 (30.7.1946, 23.11.1948, Grundprinzip); US2,913,957 (27.6.1958, 24.11.1958, optisches Design); US2,902,901 (27.6.1958, 8.9.1959, mechanisches Design); US3,014,406 (19.2.1959, 26.12.1961, verbessertes optisches Design).
Links Manual (english), Wikipedia, Camera-WikiRick Oleson DKL-Bajonett, Kilfitt.org, Klinterklater, Ernst Giger, UKCamera, Popular Science Jan 1964, Test in ePhotozine, Frank Back in Wikipedia, Zoom Lens History
Bei KniPPsen weiterlesen Bessamatic Deluxe, Zoomar, DKL Kameras und Objektive, Kodak Retina Reflex S, Zentralverschluss SLR, Friedrich Voigtländer.
Data Sheet First zoom lens for still cameras (35 mm SLR)
optical data 36-82 mm focal length, continuously switchable. Angle of view: 62° - 30°. Constant full aperture f/2.8 for entire focal length range. shortest distance 4.3 ft (1.30 m).
optical construction 14 elements in 11 groups, focussing with front element. Groups 2, 3 and 6 move lineary together for focal length change. All elements have a simple anti-reflex coating.
camera mount DKL-mount, Voigtländer Bessamatic type. Available also with Exakta mount or M42-screw mount.
misc. features Supplied accessories: 2 close-up lenses (Focar A + B), UV filter, yellow filter, lens hood incl. Clamping ring, turntable for calculating depth of field.
size, weight Ø 86 mm x 123 mm, 837g (DKL Voigtländer)
Year(s) of Production 1959-1968 (ca. 15,000 copies), this unit #6690569 from 1965
Original Price, Today's Value 795 DM (1959, DKL), 845 DM (other mounts). US$ 250 (US), about 200€ (Germany)
patents All filed by Inventor Frank G. Back (filing date, patent granted on):
US2,454,686 (7/30/1946, 11/23/1948, basic princple); US2,913,957 (6/27/1958, 11/24/1958, optical design); US2,902,901 (6/27/1958, 9/8/1959, mechanical design); US3,014,406 (2/19/1959, 12/26/1961, improved optical design).
links Manual (english), Wikipedia, Camera-WikiRick Oleson DKL-Bajonett, Kilfitt.org, Klinterklater, Ernst Giger, UKCamera, Popular Science Jan 1964, Test in ePhotozine, Frank Back in Wikipedia, Zoom Lens History