Ein echter Meilenstein der Fotogeschichte: Das erste Zoomobjektiv für eine Kleinbildkamera hieß Voigtländer Zoomar und hat der ganzen Gattung auch noch seinen Namen verpasst. Davor hießen diese Konstruktionen Variofokus-Objektive oder im allgemeinen Sprachgebrauch auch Gummilinsen. Zunächst wurden sie ab den 30er und 40er Jahren für Film- und Fernsehproduktionen verwendet, hier waren die Abbildungsleistungen im Vergleich nicht ganz so sichtbar und wichtig wie beim Einzelbild.
Die Firma Voigtländer kann sich unbestritten mit diesem technischen Meilenstein schmücken. Allerdings ist nicht ganz klar, wie sie an das Schätzchen gekommen sind. Aus eigener Entwicklungsabteilung oder gar Initiative stammt es jedenfalls nicht. Vater dieses Objektives war ein ursprünglich österreichischer Ingenieur namens Frank Gerhard Back, der 1938 vor Nazis floh und in den USA eine neue Bleibe fand. Dort gründete er schließlich die Firma Zoomar Inc., entwickelte ein optisch kompensiertes Variobjektiv für Fernsehkameras und erhielt dafür am 23.11.1948, also genau vor 70 Jahren, ein Patent (siehe Patentliste unten in der Tabelle). Vario-Objektive für Film- und später Fernsehkameras gab es da schon seit einiger Zeit, allerdings genügten diese keinesfalls den hohen optischen Ansprüchen des "unbewegten Bildes", sprich der klassischen Fotografie.
Die Firma Voigtländer kann sich unbestritten mit diesem technischen Meilenstein schmücken. Allerdings ist nicht ganz klar, wie sie an das Schätzchen gekommen sind. Aus eigener Entwicklungsabteilung oder gar Initiative stammt es jedenfalls nicht. Vater dieses Objektives war ein ursprünglich österreichischer Ingenieur namens Frank Gerhard Back, der 1938 vor Nazis floh und in den USA eine neue Bleibe fand. Dort gründete er schließlich die Firma Zoomar Inc., entwickelte ein optisch kompensiertes Variobjektiv für Fernsehkameras und erhielt dafür am 23.11.1948, also genau vor 70 Jahren, ein Patent (siehe Patentliste unten in der Tabelle). Vario-Objektive für Film- und später Fernsehkameras gab es da schon seit einiger Zeit, allerdings genügten diese keinesfalls den hohen optischen Ansprüchen des "unbewegten Bildes", sprich der klassischen Fotografie.
A true milestone in the history of photography: The first zoom lens for a 35 mm camera was called Voigtländer Zoomar and actually made the term zoom popular. Previously, these designs were called variofocals or, in common parlance, rubber lenses. First examples appeared in the 30s and 40s and were used for film and later television productions. For those purposes imaging performance is not as quite visible and important as for the still image.
The company Voigtländer can indisputably adorn itself with this technical milestone. However, it is not clear how they came to the baby. In any case, it wasn't their own development department or even initiative. The father of this lens was an originally Austrian engineer named Frank Gerhard Back, who fled from Nazis in 1938 and found a new home in the USA. There he finally founded the company Zoomar Inc., developed a visually compensated zoom lens for television cameras and received on November 23, 1948, more or less exactly 70 years ago, a patent (see patent list below in the table). Variofocal lenses for film and later television cameras have been around for some time, but these were by no means sufficient for the high optical demands of the "still image", that is, the classic photography.
The company Voigtländer can indisputably adorn itself with this technical milestone. However, it is not clear how they came to the baby. In any case, it wasn't their own development department or even initiative. The father of this lens was an originally Austrian engineer named Frank Gerhard Back, who fled from Nazis in 1938 and found a new home in the USA. There he finally founded the company Zoomar Inc., developed a visually compensated zoom lens for television cameras and received on November 23, 1948, more or less exactly 70 years ago, a patent (see patent list below in the table). Variofocal lenses for film and later television cameras have been around for some time, but these were by no means sufficient for the high optical demands of the "still image", that is, the classic photography.
Optisches Design aus US-Patent 2,913,957. Auf den Markt kam eine leicht verbesserte Version. Optical design from patent US 2,913,957. An improved version was launched on the market later. |
Hier hat
Frank Back unbestritten Pionierarbeit geleistet, in dem er während der nächsten
ca. 10 Jahre sein Konzept zu dem hier beschriebenen Objektiv weiterentwickelt
und natürlich wieder patentiert hat. In der Tat hat er nicht nur die optischen
Anforderungen für das anspruchsvolle Kleinbildformat nahezu getroffen, sondern
das Objektiv hatte damals schon die heute noch bemerkenswerte Öffnung von f/2.8
und das über den gesamten Brennweitenbereich. Dieser erstreckte sich auch noch
vom Weitwinkel bis in den leichten Telebereich, bisherige Fernseh- oder
Film-Varios waren nur Telezooms. Mit den 62° Bildwinkel war es das
"weitwinkeligste" Variofokusobbjektive, das bis dahin gebaut
wurde. Um diese optische Herausforderung zu meistern ist ihm sicherlich auch entgegengekommen, dass die Vergütungstechnik für optische Linsen zu dieser Zeit Einzug in die Herstellung fand. Ohne diese Antireflexbeschichtung wäre ein solches Objektiv mit so vielen Elementen schlicht unmöglich gewesen.
Frank Back undoubtedly was a pioneer: during the next
about 10 years he further developed and improved his concept to eventually yield this lens described here. Of course he filed for patents again. In fact, he does not almost met the optical
requirements for the demanding still picture (35 mm film), the lens already had the quite remarkable open aperture of f/2.8
and this even over the entire focal length range. This also reached from wide angle to the light telephoto, previous TV or
movie variofocals were just tele-zooms. 62 degrees angle of view at this time was the "widest angle" zoom built until then
for any format. In order to master this optical challenge, it certainly came to the fore that lens anti-reflex coating found its way into production at that time. Without this anti-reflective coating such a lens with so many elements would simply have been impossible.
Frank Back mit Albert Einstein Albert Einstein and Frank Back |
Das Jahr 1958 muss für Frank Back sehr arbeitsreich gewesen
sein. Am 27. Juni reichte er zeitgleich zwei Patente für das Objektiv ein,
eines über die mechanische Konstruktion, das andere über Details des optischen
Aufbaus. Gleichzeitig müssen schon die Vorbereitungen für die Serienfertigung
gelaufen sein, die ab 1959 bei der Firma Kilfitt in München stattfand. Diese
produzierte wiederum im Lohnauftrag für Voigtländer in Braunschweig. Leider ist
nichts über die Umstände bekannt, wie und warum diese Kooperation zustande kam
oder wer wieviel daran verdient hat. Am Ende jedenfalls hat Heinz Kilfitt seine Firma dann 1968 an Frank Back verkauft.
Das Voigtländer Zoomar wurde jedenfalls am 10. Februar 1959 der erstaunten
Öffentlichkeit auf der internationalen Camera show in Philadelphia vorgestellt.
Hier gab es auch erstmals die Nikon F und andere SLR aus Japan zu sehen. Am
19.2.1959 reichte Frank Back beim Patentamt noch das verbesserte optische
Design ein, das dann auch in Produktion ging. Hier kamen spezielle
hochbrechende optische Gläser zum Einsatz.
The year 1958 must have been very busy for Frank Back. On June 27, he simultaneously filed two patents for the lens,
one about the mechanical construction, the other about details of the optical
design. At the same time, the preparations for serial production must have been going on. Assembling started in 1959 at the company Kilfitt in Munich. They
in turn toll produced it under a contract for Voigtländer in Braunschweig, Germany. Unfortunately, nothing is known about the circumstances, how and why this three-way cooperation came about
or how the profits were shared. Eventually, Heinz Kilfitt sold his company to Frank Back in 1968.
The Voigtländer Zoomar was presented to the public on February 10, 1959 at the International Camera Show in Philadelphia.
This show also featured the Nikon F and other SLRs from Japan. On February 19, 1959, Frank Back filed another patent about the improved optical
Design, which then went into production. This was utilizing special highly refractive optical glasses.
Das
Objektiv selbst ist ein ganz schöner Klotz, zumindest verglichen mit
zeitgenössischen Objektiven. Auch preislich war es Anfang der 60er nur etwas
für wohlhabende Fotoamateure oder eben Profis. Nimmt man allerdings die drei
Objektive, die es ersetzen kann, zusammen, relativieren sich Preis und Gewicht
wieder etwas. Wegen des hohen Preises wurden nur ca. 15000 Exemplare produziert, die meisten wohl mit dem DKL-Bajonett in der Voigtländer-Version. Allerdings gab es von Anfang an auch eine Version für die Exakta, später kam noch M42 hinzu. Heute ist es ein gefragtes Sammlerstück, man findet aber regelmäßig Angebote auf e-bay. Ich habe über die letzten Jahre immer mal wieder mitgeboten, allerdings mit recht knappem Budget. Nun endlich hatte ich Glück, eines günstig zu ergattern. Natürlich brauchte ich auch noch die entsprechende Kamera dazu, wie ich schon berichtet habe.
The
Lens itself is a pretty heavy block, at least compared with
contemporary lenses. Also, only wealthy photo amateurs or professionals were able to afford its price. But if you take the three
Lenses that it can replace together, price and weight can be put into perspective again. Because of the high price, only about 15,000 copies were produced, most of them with the DKL mount in the Voigtländer version. However, from the beginning there was also a version for the Exakta mount, later M42 was added. Today it is a highly searched after collector's item, but you will regularly find offers on e-bay. Over the last few years, I have offered again and again, but with a tight budget. Finally, I was lucky enough to get a cheap one. Of course, I also needed the corresponding camera , as I've already reported.
Datenblatt | Erstes Zoomobjektiv für 35mm Spiegelreflexkameras |
optische Daten | 36-82 mm Brennweite, kontinuierlich verstellbar. Bildwinkel: 62° - 30°. Konstante Öffnung f/2.8 über gesamten Brennweitenbereich. Kürzeste Entfernung 1,30 m. |
optische Konstruktion | 14 Linsen in 11 Gruppen, Fokussierung durch Frontlinse, Gruppen 2, 3 und 6 gemeinsam verschiebbar zur Brennweiteneinstellung. Alle Linsen einfach vergütet. |
Kamera-Anschluss | DKL-Bajonett in Voigtländer Bessamatic Version. Auch erhältlich mit Exakta Bajonett oder M42-Schraubanschluss. |
sonst. Ausstattung | Mitgeliefertes Zubehör: 2 Nahlinsen (Focar A+B), UV-Filter, Gelbfilter, Gegenlichtblende inkl. Klemmring, Drehscheibe zur Berechnung der Tiefenschärfe. |
Maße, Gewicht | Ø 86 mm x 123 mm, 837g (DKL Voigtländer) |
Baujahr(e) | 1959-1968 (ca. 15.000 Exemplare), dieses #6690569 von 1965 |
Kaufpreis, Wert heute | 795 DM (1959, DKL), 845 DM (andere Anschlüsse). US$ 250 (USA), ca. 200€ (D) |
Patente | Alle vom Erfinder Frank G. Back (Anmeldedatum, Patenterteilung): US2,454,686 (30.7.1946, 23.11.1948, Grundprinzip); US2,913,957 (27.6.1958, 24.11.1958, optisches Design); US2,902,901 (27.6.1958, 8.9.1959, mechanisches Design); US3,014,406 (19.2.1959, 26.12.1961, verbessertes optisches Design). |
Links | Manual (english), Wikipedia, Camera-Wiki, Rick Oleson DKL-Bajonett, Kilfitt.org, Klinterklater, Ernst Giger, UKCamera, Popular Science Jan 1964, Test in ePhotozine, Frank Back in Wikipedia, Zoom Lens History, |
Bei KniPPsen weiterlesen | Bessamatic Deluxe, Zoomar, DKL Kameras und Objektive, Kodak Retina Reflex S, Zentralverschluss SLR, Friedrich Voigtländer. |
Data Sheet | First zoom lens for still cameras (35 mm SLR) |
optical data | 36-82 mm focal length, continuously switchable. Angle of view: 62° - 30°. Constant full aperture f/2.8 for entire focal length range. shortest distance 4.3 ft (1.30 m). |
optical construction | 14 elements in 11 groups, focussing with front element. Groups 2, 3 and 6 move lineary together for focal length change. All elements have a simple anti-reflex coating. |
camera mount | DKL-mount, Voigtländer Bessamatic type. Available also with Exakta mount or M42-screw mount. |
misc. features | Supplied accessories: 2 close-up lenses (Focar A + B), UV filter, yellow filter, lens hood incl. Clamping ring, turntable for calculating depth of field. |
size, weight | Ø 86 mm x 123 mm, 837g (DKL Voigtländer) |
Year(s) of Production | 1959-1968 (ca. 15,000 copies), this unit #6690569 from 1965 |
Original Price, Today's Value | 795 DM (1959, DKL), 845 DM (other mounts). US$ 250 (US), about 200€ (Germany) |
patents | All filed by Inventor Frank G. Back (filing date, patent granted on): US2,454,686 (7/30/1946, 11/23/1948, basic princple); US2,913,957 (6/27/1958, 11/24/1958, optical design); US2,902,901 (6/27/1958, 9/8/1959, mechanical design); US3,014,406 (2/19/1959, 12/26/1961, improved optical design). |
links | Manual (english), Wikipedia, Camera-Wiki, Rick Oleson DKL-Bajonett, Kilfitt.org, Klinterklater, Ernst Giger, UKCamera, Popular Science Jan 1964, Test in ePhotozine, Frank Back in Wikipedia, Zoom Lens History, |
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