2010-10-26

Blitzen mit Blitzbirnchen

 
Vor 50 Jahren war der Elektronenblitz zwar schon erfunden, er setzte sich aber erst im Laufe der 70er Jahre bei den Amateurfotografen langsam durch und verdrängte insbesondere den Kondensator-Blitz mit Blitzbirnchen. Ich habe in meinem Fundus insgesamt drei solche Blitzgeräte aus den Beständen meines Vaters und meines Schwiegervaters, alle ohne (notwendige und exotische, sprich heute nicht mehr erhältliche) Batterie. Mein Schwiegervater hatte zumindest noch einen kleinen Satz unverbrauchte Blitzbirnchen. Damit war mein Basteltrieb genug angestachelt und es hat wirklich nicht lange gedauert, bis es gezündet hat (als Batterie habe ich einfach einen 9V-Block verwendet). 
AG 3B super Blitzbirnen von OSRAM vor und nach Benutzung

Blitzbirnchen beruhen auf der 1861 von Paul E. Liesegang vorgeschlagenen Idee das sehr hell abbrennende Magnesium als Lichtquelle für die Fotografie zu nutzen und verwenden feinen Magnesiumdraht (alternativ auch Zirkon- und Aluminium-Magnesium Legierungen) in einer mit Sauerstoff angereicherten Atmosphäre. Johannes Ostermeier hat dafür 1930 in den USA ein Patent erhalten. Die Schaltung eines Kondensator-Blitzgerätes ist recht simpel, der Schalter sitzt in der jeweiligen Kamera, über ein genormtes Synchronkabel oder später  den Mittenkontakt im Zubehörschuh mit dem Blitz verbunden. Einmal gezündet, können Blitzbirnchen nicht nochmal verwendet werden. Ein Kunststoffüberzug verhindert das Zersplittern. Die blaue Einfärbung erzeugt die richtige Lichtfarbe für Tageslichtfilm, es gab auch klare Birnchen, die für Kunstlichtfilm verwendet wurden. Interessant ist noch der kleine blaue Indikator-Punkt (im Bild links hinter den beiden Elektrodendrähten). Dieser enthält wasserfreies Cobalt(II)-Chlorid, falls das Birnchen defekt ist und Feuchtigkeit zieht, färbt sich der Punkt von blau nach leichtrosa. Eine schöne Geschichte des Blitzlichts vom Blitzpulver über das Birnchen zum modernen Elektronen- und Computerblitz findet sich hier.
Wie man auf der Blendentabelle der Blitzbirnchen sehen kann, machen die Dinger ordentlich Licht. Leitzahl 40 (bei 100 ASA) wird bei heutigen Elektronenblitzgeräten erst von größeren externen Modellen erreicht, eingebaute Blitzröhren in den Kameras erreichen oft nur 10-20. Mein erstes Blitzgerät, das Vivitar 3200 hatte LZ 18.

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