2018-10-10

Fujinon Z 43-75 mm f/3.5-4.5


Manchmal muss eben der Zufall helfen: Ich war eigentlich nur auf der Suche nach einem Fujinon (Standard-) Objektiv für das einsame Fujica ST801 Gehäuse, dass ich als kleinen Meilenstein für meine Sammlung erworben hatte. Natürlich hätte ich auch andere M42-Objektive anschrauben können, aber die haben ja nicht die besondere Fujica-Offenblend-Variante. Außerdem wollte ich nicht mehr als 20€ ausgeben und das schränkt die Auswahl an Angeboten schon ein. 5 Monate und einige Versuche hat es dann gedauert, bis ein ebay Händler mein Angebot von 15€ für dieses Schätzchen hier angenommen hat.
Ich ahnte da noch nicht, dass ich hier einen zweiten Meilenstein ergattert habe. Zusammen mit der Fujica AZ-1 war es 1977 nämlich das erste Zoomobjektiv, das als Standardobjektiv mit der Kamera zusammen verkauft wurde. Es ist tatsächlich (zumindest bei 75mm) so kompakt wie ein Normalobjektiv und muss wohl auch optisch eine ganz gute Figur machen. 
Zoomobjektive für KB-SLR gab es Ende der 1970er Jahre schon fast 20 Jahre, angefangen hat es mit dem Voigtländer Zoomar 36-82 mm f/2.8 im Jahr 1959. Dieses war ein ziemliches Monstrum und auch die optischen Qualitäten ließen zu wünschen übrig, so dass es für entsprechende Festbrennweiten eigentlich keine Konkurrenz war. Anfang der 1960 brachten die Kamerasystemhersteller zunächst Telezoomobjektive. Diese waren zumindest ebenso groß und schwer wie entsprechende Festbrennweiten und ihre optischen Leistungen fielen gegenüber dem bisher gewohnten nicht ganz so stark ab. Als erster Hersteller wagte sich dann 1963 Nikon an ein relativ kompaktes Standard-Zoom: Zoom-Nikkor Auto 43-86 mm f/3.5 , zunächst als fest eingebautes Objektiv in der Nikkorex Zoom, dann aber auch als F-Objektiv. 
Von Ken Rockwell ist es als Nikon's optisch schlechtestes Objektiv bezeichnet worden und da ist wohl auch was dran. Nikon selbst hat es dann 1976 komplett neu gerechnet, die zweite Version war dann wohl OK. Mitte der 1970er kamen dann auch die anderen Hersteller mit neuen Standard-Zooms. Canon hat anscheinend mit ihrem FD 35-70 f/2.8-3.5 S.S.C. aus dem Jahr 1973 gezeigt, dass auch sehr gute optische Leistungen möglich sind. TTL-Messung und auch die ersten Zeit- und Blendenautomatiken machten die variierende Anfangsöffnung akzeptabel, höher empfindliche Filme ermöglichten auch recht lichtschwache (3.5-4.5), dafür dann aber kompakte und ordentliche Standardzooms. Warum sich Fuji für 43 mm als Startbrennweite entscheiden hat, bleibt wohl ihr Geheimnis. Aber sie waren die ersten, die sich getraut haben, das Zoom als Standardobjektiv mit der Kamera zu verkaufen. Ein Modell was, wie wir wissen Schule gemacht hat, heute nennt man sowas Kit-Objektiv.  
Das Fujinon (rechts) im Vergleich zum Nikkor 43-86 (links) und dem kompakten Nikkor 35-70 f/3.5-4.5 von ca. 1986. Interessanterweise ist das Fuji-Objektiv am kompaktesten bei 75 mm, während das alte Nikkor eingefahren 43mm Brennweite hat. Das jüngste hier ist bei der mittleren Brennweite von 50mm am kürzesten. 

Erstaunlicherweise findet sich fast nichts zu Zoomobjektiven und deren historische Entwicklung im Netz. Eine kurze und ganz gute Zusammenfassung bietet die englische Wikipedia. Ich werde weiter schauen und mir dieses Kapitel vielleicht mal vornehmen.

2018-10-05

M42 Fujica Variante


Das M42 Objektivgewinde (eigentlich M42x1mm, Auflagemaß: 45.46mm) war lange Zeit DER Standard zum Anschluss von Wechselobjektiven an Spiegelreflexkameras. Eingeführt 1949 für die Contax S sowie spätere Praktica Kameras wurde es lange Zeit auch Praktica-Gewinde genannt. Weltweit populär wurde es auch durch die Verwendung durch Asahi Pentax (damals japanischer Marktführer) und anderen Herstellern, die sich kein umfangreiches eigenes Objektivprogramm leisten konnten oder wollten und gerne auf die riesige Auswahl an verfügbaren Objektiven verwiesen. Mit der Praktica F.X2 kam 1956 die automatische Springblende (zu erkennen am kleinen silbernen Pin). Dieses Update kam wohl noch früh genug, um allgemein auch von allen anderen Herstellern angenommen und damit zum Standard zu werden.    
Was dann nicht mehr geklappt hat, war einen Standard für die Offenblend-Belichtungsmessung abzustimmen. Hier kochte dann jeder Hersteller sein eigenes Süppchen, um der Kamera irgendwie die am Objektiv eingestellte Blende mitzuteilen, ohne vor dem Auslösen abzublenden. Während Pentacon bei der Praktica LLC auf elektrische Kontakte setzte, beruhen alle anderen Lösungen auf mechanischer Übertragung: 1968: Pentacon Super, 1970: ZeissIkon Ikarex TM,  1971: Olympus FTL, Pentax ES, 1972: Fujica ST-801, 1974: Mamiya MSX 1000.
Hier ist also die Fujica-Variante, realisiert durch einen maximal 1mm breiten Mitnehmer am Blendenring des Objektives, der einen Ring rund ums Kameragewinde schiebt, gekuppelt durch einen ebenfalls winzigen Pin. Weil ja beim M42-Gewinde das Objektiv nicht immer gleich fest "angezogen" wird, rastet es bei Fujica nun ein. Zum Abnehmen des Objektivs muss wieder entriegelt werden. Es kommt fast Bajonett-Feeling auf! 


Das Ganze ist abwährtskompatibel, das heißt, andere M42-Objektive können (ohne Offenblendfunktion) an der Fujica-Kamera verwendet werden. Allerdings verhindert der etwas überstehende Blendenmitnehmer die Verwendung von entsprechenden Fujinon-Objektiven an vielen anderen M42-Kameras. Bei meiner Praktica LTL3 jedenfalls ging es nicht.