2016-12-31

Leica Serial # search

Leica-Seriennummern sind wirklich gut dokumentiert, auch wenn es hier und da Unstimmigkeiten gibt, findet man doch recht gute Informationen über diese Kameras in Büchern und im Netz. Warum es allerdings noch kein einfaches Such-Werkzeug oder gar eine Smartphone-App gibt, hat mich gewundert. 
Kurzentschlossen, habe ich mich also in meiner Weihnachtspause drangemacht, ein JavaScript-Buch gekauft, und seit etlichen Jahren mal wieder programmiert. Herausgekommen ist der kleine Kasten links, der eigentlich nichts anderes macht als die Tabelle auf der Cameraquest-Seite zu durchsuchen und ein entsprechendes Bildchen (von Pacificrim Camera) anzuzeigen.
Leider ist die Cameraquest Liste nicht 100% eindeutig, so dass ich sie für meine Zwecke etwas 'glätten' musste. Bitte also in Zweifelsfällen noch andere Quellen zur Datierung einer Kamera zu Rate ziehen.  Viel Spaß mit dem Tool, Hinweise zu Fehlern oder Verbesserungsvorschläge werden gerne im Kommentarfeld unten entgegengenommen.

Leica serial numbers are really well documented. Even if there are inconsistencies here and there, you can find quite good information about these cameras in books and on the web. Why, however, is there still no simple search tool or even a smartphone app? Therefore I decided to take my Christmas break, buy a JavaScript book, and try some programming again after several years. The result is the small box on the left side. It does nothing else than browse the table on the Cameraquest page and display a corresponding picture (from Pacificrim Camera). Unfortunately, the Cameraquest list is not 100% unambiguous, so I had to 'smoothen' it for my purposes. Please, therefore, in case of doubt ask other sources for dating of a camera. Have fun with the tool, hints about mistakes or suggestions for improvement are gladly received in the comments section below.
Meanwhile there is an updated version of my search routine available. Please see here.
Mittlerweile gibt es eine verbesserte und erweiterte Version der Such-Routine. Siehe hier...

2016-12-27

Leica III


Hier ist sie endlich: Meine erste Leica. Und es ist tatsächlich das Modell geworden, was ich schon 2010 mit der Katalogseite aus dem Photo-Porst-Katalog hier gezeigt habe. Zufall? Nein, nicht wirklich. Zum einen habe ich mich schon länger nach einer erschwinglichen Vorkriegs-Leica umgeschaut. Zum anderen steht das Modell III (auch Typ F genannt) im Zentrum dieser Sucherkameras mit dem M39-Wechselobjektivgewinde, welche den legendären Ruf der Firma Ernst Leitz und des Namens Leica begründete.  
"Schraubleicas" sind heute begehrte Sammlerstücke, sind aber dennoch recht zahlreich bei e-bay oder auf Kamerabörsen zu finden, erzielen sie doch ganz ansehnliche Preise (dazu in einem gesondereten Post mal mehr). Ich habe meine auf der Darmstädter Kamerabörse Ende November aus einer Sammlungsauflösung bekommen und sie über Umwege gegen eine Nikon S eingetauscht, die ich (neben meiner anderen) noch aus den USA mitgebracht hatte. Ich hatte sogar die Wahl zwischen verschiedenen Leica-Modellen, habe mich dann aber bewusst für diese sehr gut erhaltene III hier mit dem Summar entschieden. 
Wäre man 1937 in ein Fotogeschäft gegangen hätte man die Wahl zwischen vier Leica-Modellen gehabt, die man damals sogar vom Leitzwerk relativ preiswert ineinander umrüsten ("upgraden") lassen konnte. Im Zentrum des Angebots stand wie gesagt das Modell III für 277 Mark (in schwarz, inkl. dem Leitz Elmar (5 cm, f/3.5), oder für 242 Mark das Modell II (Typ D, ohne Langzeitwerk). Ganz Sparsame kamen mit 157 Mark aus, bekam dafür aber nur das Modell "Standard" (Typ E), das auf den eingebauten Entfernungsmesser (damals als "automatische Scharfstellung" beworben!) verzichten musste. Das Leitz Summar (5 cm, f/2) statt des Elmars kostete 80 Mark Aufpreis (Summar alleine: 157 Mark), die verchromte Ausführung nochmal 10 Mark, das Modell IIIa (Typ G) mit der 1/1000 Sekunde weitere 20 Mark extra.  
  
Die Leica Produktion ist exzellent dokumentiert, dennoch unterscheiden sich manche Quellen in Details. Die obige Grafik basiert auf Zahlen von Pacific Rim Camera. Seine Kamera kann man gut anhand der Seriennummer datieren und einordnen, siehe Links unten.

Seit ihrem Erscheinen im Jahr 1925 hat die Leica einen grandiosen Erfolg am Markt gehabt und dem Kleinbildfilm zum Durchbruch verholfen. Nach den ersten noch recht spartanischen Modellen (sog. Typen A bis C), folgte im Jahr 1932 der Durchbruch mit dem Modell II und 1933 mit dem Modell III. Alle folgenden Varianten (IIIa bis IIIg) waren nur noch Detail-Verbesserungen. Über 300.000 Exemplare wurden vor dem Krieg hergestellt und in alle Welt verkauft (sofern man sich eine leisten konnte). Während des Krieges kam die Produktion nahezu zum erliegen, wurde aber 1945 direkt fortgesetzt. Bis zum Ende der 50er Jahre folgten nocheimal über 300.000 Schraubleicas. Sie wurden von der Neuentwicklung Leica M3 (und ihren Schwestern) abgelöst, die trotz Erfolgs aber nie die Bedeutung und Marktanteil der Vorkriegsleica mehr erreichte.

Die Leica Sammlercommunity ist riesig und es gibt entsprechend viel Literatur (sowohl gedruckt als auch im Netz). Unten sind einige interessante Links als Einstieg, viel Spaß beim Lesen!

Datenblatt Kleinbildsucherkamera mit Entfernungsmesser
Objektiv M39 Wechselgewinde, hier mit Leitz Summar 5 cm f/2 (6 Linsen in 4 Gruppen). Objektiv ist versenkbar. Stufenlos verstellbare Blende mit Markierungen bei 2-2.2-3.2-4.5-6.3-9-12.5.
Verschluss Horizontaler Tuchschlitzverschluss 30-40-60-100-200-500 /s. Separates Langzeitwerk 1-2-4-8-20, sowie Z und T.
Belichtungsmessung keine
Fokussierung Manuell am Objektiv. Naheinstellgrenze 1m, Arretierung bei Unendlich. Eingebauter, gekuppelter Entfernungsmesser mit 1.5-facher Vergrößerung, separat vom Sucher.
Sucher Optischer Durchsichtsucher für 50mm Objektive, keine Parallaxenkorrektur.
Blitz kein Anschluss.
Filmtransport mittels Drehknopf, Verschluss wird gleichzeitig gespannt.
sonst. Ausstattung Stativgewinde (3/8"), Leica-Glocke für Drahtauslöser, Dioptrienkorrektur für Entfernungsmesser, Zubehörschuh.
Maße, Gewicht ca. 55x66x132 mm (Objektiv versenkt), 602 g
Batterie keine
Baujahr(e) 1933-1939, 76,500 Exemplare, diese #213070 von Ende 1936.
Kaufpreis, Wert heute 367 RM (1937), ca. 400 €.
Links Leica WikiPacific Rim Camera, Wikipedia, Bedienungsanleitung (deutsch, IIIc), Camera-wiki, Seriennummern, Service-Manual, Peter Lausch, Ken Rockwell, Leica Camera AG, Manual (engl. IIIa),

2016-11-28

Vollenda 620 (Nachtrag)

So wurde sie im Photo-Porst Katalog von 1937 beworben, hier der spätere Typ 110 mit dem wuchtigeren Klappmechanismus. Die Preisspanne ist doch recht ansehnlich zwischen 55 RM für die einfachste Version (so wie meine!) und 82 RM für Zeiss Tessar und Compur-Rapid.  In heutigem Geld entspräche das ca. 220 bis 330 €.  
Nun, ich habe also einen Film verknippst und entwickeln lassen (vorher noch zweimal umspulen auf 120er Spulen!). Auch wenn 7 von den 8 Negativen was zeigen, bin ich doch vom Ergebniss enttäuscht. Irgendwie sind die Aufnahmen flau und nicht ganz scharf geworden. Der Kontrast fehlt. Ich bin mir nicht sicher, ob das am nicht für den Farbfilm optimierten Objektiv liegt (damals gab es sowas ja noch nicht!), am bereits abgelaufenem Rollfilm, oder an mangelnder Erfahrung meinerseits die eingescannten bzw. abfotografierten Negative richtig "digital" zu entwickeln. Vermutlich war es eine Kombination aus allem. Nichts desto trotz, hier zwei Beispiele:



2016-10-31

Kodak Vollenda 620



Meine Tochter überraschte mich neulich mit einem Anruf von einem Flohmarkt, wo sie diese Kamera für mich entdeckt hatte. Sie wollte natürlich wissen, ob ich interessiert wäre und 30€ bereit sei zu zahlen. Nach kurzer Recherche rief ich sie zurück und riet ihr maximal 20€ zu bieten, ich hatte ja das Teil ja nicht gesehen und getestet. Dass es mit dieser Strategie geklappt hat, sieht man an diesem Post. Allerdings war ich  wirklich beglückt, am Abend das gute Stück in dieser exzellenten Verfassung in Händen zu haben. Lediglich wenige Gebrauchspuren deuten an, dass diese Faltbalgenkamera überhaupt mal benutzt wurde. Alles funktioniert wie es soll, sogar die zugehörige Ledertasche hatte eine sehr gepflegte Patina. Über die Seriennummer des Compur-Verschlusses gelingt die Altersbestimmung (anhand dieser Liste). Das gute Stück stammt also tatsächlich von 1934 und damit aus dem ersten Produktionsjahr dieses Modells.
Solche Faltbalgenkameras für Rollfilm waren in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts nichts Besonderes. Es gab sie  mit fast identischer Spezifikation von vielen Kameraherstellern (z.B. Agfa Billy, Voigtländer Bessa, …). Das zentrale Bauelement ist der Zentralverschluss, der in diesem Fall (Compur) von Marktführer Deckel stammt und jeweils mit einem entsprechenden Objektiv kombiniert wird. Oft konnten die Kunden die jeweilige Kamera frei konfigurieren, d.h. Verschluss und Objektivwählen, zum entsprechenden Preis natürlich. Der Rest der Kamera war dann relativ generisch, Faltbalgen und Gehäuse, inklusive Filmführung und Klapp- bzw. Diamantsucher. 


Diese hier stammt aus dem Kamerawerk Dr. August Nagel in Stuttgart, das allerdings damals schon zu Kodak gehörte. Der Name Vollenda stammt noch aus vor-Kodak-Zeiten, die "620" bezieht sich natürlich auf Kodaks "neuen" Rollfilm, die meisten Wettbewerber damals verwendeten den 120-Film. Da es 620er Film heute nicht mehr zu kaufen gibt, ich aber einige Spulen davon besitze, habe ich einen 120er umgespult und mit der Kamera verschossen. Der Film ist gerade beim Entwickeln, Ergebnisse demnächst hier...

Von der Kamera gibt es zwei Varianten (Typ 107 und 110), die sich in kleineren Details unterscheiden. Die wohl frühere Variante 107, zu der diese Kamera gehört, hat einen zierlicheren Klappmechanismus für den Balgen sowie den ganz oben gezeigten geradlinigen Vollenda-Schriftzug auf der Rückseite. Typ 110 hat einen wuchtigeren Klappmechanismus, Vollenda wird geschwungen geprägt und auf der Vorderseite prangt eine zusätzliche "Kodak"-Prägung. Außerdem ist der Ausklapp-Rahmensucher bei manchen Kameras auf der anderen Seite des Gehäuses und das rote Filmfenster hat einen Schiebeverschluss. Laut Collectiblend ist Typ 107 der seltenere und wertvollere (hier Typ 110). Viel mehr Infos zu beiden Typen konnte ich allerdings nicht finden. Zu allem Überfluss gibt es auch noch andere Vollenda-620 Typen (109, 128, 153, 567 bis 570). Bei diesen handelt es sich aber um horizontale Faltbalgenkameras für das Format 6x6.

Datenblatt Faltbalgenkamera 6x9 für Rollfilm 620
Objektiv Kodak Anastigmat 10.5 cm f/4.5 (vermutlich 4-Element Tessar Typ, nur Frontelemente werden zur Schärfeeinstellung verwendet). Die Kamera war auch mit anderen Objektiven erhältlich.
Verschluss Compur Zentralverschluss im Objektiv, 1-2-5-10-25-50-100-250, sowie T und B.
Belichtungsmessung keine
Fokussierung Manuell am Objektiv (nur Frontelemente)
Sucher Schwenkbarer Brilliantsucher sowie ausklappbarer Rahmensucher
Blitz kein Anschluss.
Filmtransport mittels Drehknopf und rotem Filmfenster auf Kamerarückwand.
sonst. Ausstattung Selbstauslöser, Stativgewinde (2x 3/8"), ISO-Gewinde für Drahtauslöser, ausklappbarer Standfuß
Maße, Gewicht ca. 38x85x138 mm (zusammengeklappt), 608 g
Batterie keine
Baujahr(e) 1934-1939, 100,890 Exemplare, diese #317328, Verschluss #2722446 vermutlich 1934.
Kaufpreis, Wert heute 55 RM (1934), ca. 30-50 € je nach Zustand und Typ.
Links Sammlung TauberMischa Koning, Emtus, Bedienungsanleitung (engl.), Camera-wiki

2016-10-30

August Nagel

Heute vor 73 Jahren - am 30.10.1943 - verstarb Dr. August Nagel, einer der einflussreichsten Männer hinter der deutschen Kameraindustrie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Und diese war ja bekanntermaßen damals der Weltmaßstab. August Nagel verstarb mit nur 61 Jahren, obiges Bild stammt von ca. 1940. Mit den vielen Kameramodellen, die auf ihn zurückgehen, hat er die Entwicklung der Kameras für die breite Masse entscheidend beeinflusst. Ich war kurz geneigt, ihn den Georg Eastman Deutschlands zu nennen, aber der Vergleich passt nicht wirklich. August Nagel war wohl nicht skrupellos genug und mehr Techniker und Kameradesigner als Unternehmer, dass er es mit Eastman hätte aufnehmen können.

Aber leidenschaftlicher Unternehmer war er schon und er wollte immer frei sein bei seinen Entscheidungen. Schon mit 26 Jahren (1908) gründete er mit einem Partner sein erstes Unternehmen, das später nach dem erfolgreichsten Kameramodell Contessa Kamerawerke genannt werden sollte. Gerade nach dem 1. Weltkrieg übernahm er sich bei der Expansion seiner Aktivitäten aber finanziell, so dass er schließlich die Kontrollmehrheit seiner Unternehmen verlor und in die Fusion zu Zeiss Ikon gezwungen wurde. 1928 trat er allerdings von seinem Vorstandsposten zurück und gründete wieder seine eigene Firma, die Dr. Nagel Kamerawerke in Stuttgart. Den Doktortitel hatte ihm die Universität Freiburg für die Entwicklung einer Ballon-Luftbildkamera ehrenhalber verliehen. Viele ehemalige Mitarbeiter folgten ihm (darunter auch sein Bruder Wilhelm) und so konnte er schnell mit neuen Kameras an alte Erfolge anknüpfen. 

Aber auch hier fehlten ihm schnell die finanziellen Mittel um weiter zu expandieren und seine Ideen umzusetzen. So verkauft er seine Firma schon 1932 an Eastman Kodak, die damit erstmals High-End Kameras im eigenen Hause haben. Gleichzeitig bleibt August Nagel Leiter der Firma in Deutschland und konnte seine Ideen verwirklichen. Eine seiner besten und erfolgreichsten dürfte Kodak langfristig sehr viel Freude gemacht haben: Die Kleinbildpatrone, so wie es sie heute noch gibt. Eingereicht wurde das Patent in Deutschland am 10. Dezember 1935, in den USA am 14. Oktober 1936. Es war nicht die erste Patrone für 35mm Kinofilm, allerdings die erste, die in alle damals angebotenen KB-Kamerasysteme passte. Und August Nagel hatte natürlich auch eine eigene Kamera dafür im Programm: Die Retina. Diese Kamera für breitere Bevölkerungsschichten hat den Kleinbildfirm wohl erst wirklich populär gemacht. Retinas habe ich schon einige in meiner Sammlung, die älteste davon ist hier.  Aber auch vor der Retina kamen die anderen Modelle, die in einer Anzeige von 1932 in England so beworben wurden:
 



2016-10-09

Kameramuseum Heuchelheim


Heute morgen habe ich das kleine aber feine Kameramuseum in Heuchelheim besucht. Untergebracht im ehemaligem Backhaus am Ort, hat es seine Tür lediglich 6 mal im Jahr für drei Stunden geöffnet. (Jeweils am 2. Sonntag in den geradzahligen Monaten von 10-13 Uhr). Allerdings kann man bei den überaus freundlichen Museumsleuten auch private Termine außerder Reihe vereinbaren. Über 2500 Kameras und anderes Zubehör gibt es zu bewundern, alles aus Spenden an das Museum zusammengetragen. Ein Schwerpunkt bildet natürlich Minox, die selbst in Heuchelheim ansässig war und dort Kameras produziert hat. Der Besuch lohnt sich, am Besten bringt man einen Karton altes Fotozeug als Spende mit!

2016-09-15

Vitessa T @work



Wie versprochen habe ich einen Fim in die Vitessa T eingelegt und diese mit in den Urlaub genommen. Der Film ist inzwischen entwickelt und die Abzüge liegen vor mir auf dem Schreibtisch. Fast alle sind etwas geworden. Bei der Gelegenheit möchte ich hier den Fotoservice vom Dorgeriemarkt dm ("Foto Paradies") loben. Es geht (glaube ich) kaum billiger: Entwickeln kostet 95 Cent, der 10x15 Abzug 8 Cent (9x13: 5 Cent), ich habe mir noch den Luxus einer CD gegönnt (3.95€), insgesamt habe ich 7.68€ ausgegeben.





Bei meiner Kamera, die sonst anstandslos immer noch funktioniert (selbst der Belichtungsmesser!), hakte es bei der Kombistange ein wenig. Nicht immer wird nach dem Auslösen der Film transportiert und auch das Verschlussspannen war nicht 100% zuverlässig. Ich konnte mir mit folgendem Trick aber helfen: Auf der Unterseite der Kamera gibt es einen kleinen Hebel (mit rotem Punkt), der eigentlich Filmtransport ohne Auslösung erlaubt (Voigtländer bewirbt das zum Austauschen teilbelichteter Filme). Wenn man den vor dem Filmtransport drückt, klappt alles zuverlässig. Vermutlich, muss der Mechanismus gereinigt und neu gefettet werden, mal sehen, ob ich das Schätzchen dafür mal zerlege.  

2016-08-21

Voigtländer Vitessa T


Die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts waren die Blütezeit für (Kleinbild-) Messsucherkameras. Fast jeder namhafte Hersteller hatte eine oder mehrere im Programm. Voigtländer lieferte gleich mehrere Baureihen. Auf der einen Seite die eher einfachen VITO Sucherkameras (kein Entfernungsmesser, fest eingebautes Objektiv), das andere Extrem war die High-End Systemkamera Prominent, die den Platzhirschen Contax und Leica Paroli bieten sollte. Dazwischen plazierte Voigtländer 1951 die innovative Vitessa, zunächst mit fest eingebautem aber versenkbaren High-End Objektiv (Ultron 50 mm f/2.0). Weitere Alleinstellungsmerkmale waren der automatische Parallaxenausgleich und eben die Combi-Stange (siehe unten). 
The 50s of the last century were the heyday for (135 film) rangefinder cameras. Almost every manufacturer had one or more in the portfolio. Voigtlander even offered several series. On the one hand were the rather simple VITO view-finders (no rangefinder, fixed built-in lens), the other extreme was the high-end system camera Prominent that seriously competed with the technology leaders Contax and Leica. Inbetween, in 1951,  Voigtlander launched the innovative Vitessa, initially with a fixed but retractable high-end lens (Ultron 50mm f / 2.0). Other unique features were the automatic parallax correction and the unique Combi-rod (see below).


Mit sehr guter Verarbeitung und einem modernen Design bei moderaten Preisen sprach man den anspruchsvollen Amateur zunächst nur im reicheren Ausland (USA) und ab 1953 auch im wachsenden Mittelstand des Wirtschaftswunder-Deutschlands an. Konsequente Modellpflege folgte und auch der 1954 eingeführte eingebaute Belichtungsmesser war mit der Lichtwertskala des neuen Synchro-Compur Verschlusses der Firma Deckel zusammen das Maß der Dinge. Komfortabler konnte man 1954 kaum fotografieren. 
With excellent workmanship and a modern design at moderate prices Voigtländer adressed the demanding amateur photographer. Initially, only in wealthier countries (USA) and from 1953 on also in the growing middle class of the German "Wirtschaftswunder". Consistent facelifts followed and the Vitessa showed some benchmark technologies: the built-meter of 1954 with the light value scale in cooperation with the new synchro Compur shutter. Taking pictures more comfortably was hardly possible in 1954.


Aber der Wettbewerb um Innovation war damals extrem hoch und so musste bald wieder was neues her. Zur Photokina 1956 wurde daher dieses Topmodell Vitessa T mit Wechselobjektiven vorgestellt. Man entschied sich bei Voigtländer das DKL Bajonett vom Verschlusshersteller Deckel/Compur zu lizensieren, die das selbe auch an Braun verkauften. Leider musste man ein paar frühere Highlights und Designelemente für das Wechselbajonett opfern, herausgekommen ist meiner Meinung nach ein eher mäßiger Kompromiss. Zum einen fehlt natürlich das "Scheunentor" und der Faltbalgen, sprich die Versenkbarkeit des Objektivs. Zum anderen aber das hervorragende Ultron, dessen 6 Linsen einfach nicht vor den Verschluss passen. Statt dessen kam das 4-linsige Color-Skopar. Immerhin konnte man die Lichtwertskala retten und die Objektive kamen mit der automatischen Tiefenschärfeanzeige, die fast alle DKL-Objektive haben.

But competition for innovation at that time was extremely high and Voigtländer had to keep pace. Therefore, at Photokina 1956 this top model Vitessa T was presented with interchangeable lenses. It was decided to use/license the DKL mount developed by shutter manufacturer  Deckel/Compur, who by the way also sold it to Braun. Unfortunately, some former highlights and design elements had to be sacrified for the interchangeable lens, in my opinion a rather bad compromise. Of course, one is the missing "barn door" and the bellows, ie the option to retract the lens. On the other hand the excellent Ultron which 6 lenses just did not fit in front of the shutter. Instead, the 4-element color Skopar was introduced. After all, they could save the EV scale and the lenses came with the mechanical depth of field indicators, offered by almost all DKL lenses.

Hervorstechendes (im Wortsinn!) Merkmal aller Vitessa Kameras ist natürlich die Combi-Taste oder Combi-Stange, wie es sie sonst bei keiner anderen (mir bekannten) Kamera gibt. Es ist Voigtländers Interpretation des Schnellspannhebels. Combi deshalb, weil sowohl der Film transportiert als auch der Verschluss gespannt wird, in den 50ern noch keine Selbstverständlichkeit. Hält man die Kamera mit beiden Händen vors Auge, kann man tatsächlich in schneller Folge mit dem rechten Zeigefinger auslösen und mit dem linken spannen. Leider fehlt einem nur die dritte Hand zum Scharfstellen (die ursprünglichen Vitessas hatten hier ein Rad für den rechten Daumen!). Hat man einmal gespannt, kann man die Combi-Taste beliebig oft wieder drücken ohne das etwas passiert. Das ist auch nötig, weil sie ausgefahren (nur dann ist die Kamera schussbereit) doch ziemlich ab- und im Wege steht und man sie ja auch wieder in Parkposition schieben können muss. Das mit dem "im Wege" betrifft z.B. größere Blitzgeräte oder anderes für den Zubehörschuh, die entsprechend nicht verwendet werden können. Die Tatsache, dass die Combi-Stange bei keinem weiteren Kameradesign Verwendung fand, zeigt ihre Unterlegenheit gegenüber dem damals aufkommenden Schnellschalthebel, wie wir ihn von vielen anderen Kameras kennen.
The oustanding (literally!) feature of all Vitessa cameras is of course the Combi button or Combi rod, as it does not exist with any other camera (known to me). It is Voigtlaenders interpretation of the quick-release lever. "Combi" because both, the film is advanced and the shutter is cocked. During the 50s this was still not self-evident. If you hold the camera with both hands to the eye, you can actually shoot with the right index finger and advance with the left one in quick succession. Unfortunately, there is only a third hand missing to focus (the original Vitessas had a wheel for the right thumb!). Once you have cocked/advanced you can press the Combi button any number of times without anything happening. This is necessary, because if extended (only then the camera is ready to shoot) it is quite in the way and sometimes you have to be able to slide it into the park position. This "in the way" refers to some bigger flash units or other items for the accessory shoe, which can not be used accordingly. The fact that the Combi-rod was never re-used in any other camera design, shows its inferiority compared to the then emerging quick-release lever, as we know it from many other cameras.

Die Vitessa T aber ist die letzte Voigtländer mit Combi-Stange und bleibt mit nur ca. 3 Jahren Bauzeit ein Übergangsmodell. Denn 1958 (endlich) kommt mit der Bessamatic die erste Spiegelreflex des Hauses (die Contaflex von Zeiss und auch Kodak's Retina Reflex waren schon auf dem Markt). Die Bessaflex hatte ebenfalls ein allerdings etwas anderes DKL-Bajonett. Es ist wohl dieselbe Zielgruppe, die nun zur SLR greift und der Kunde ist halt König. Insgesamt wurden fast 300.000 Vitessas gebaut, eigentlich keine schlechte Zahl für die damalige Zeit. Wer noch mehr erfahren will, dem sind die Links unten in der Tabelle empfohlen. 
Hence. the Vitessa T is the last Voigtländer with a Combi-rod and with only about 3 years of production time it remains a transition model. In 1958 (finally!)  the Bessamatic is launched, the first reflex of the house (the Contaflex of Zeiss and Kodak's Retina Reflex were already on the market). The Bessaflex also had a somewhat different DKL mount. It is probably targeting the same market group, which now considers a SLR rather than a rangefinder. A total of about 300,000 Vitessas were built, not a bad number for that time. Anyone who wants to learn more, please see the links in the table below.
Ich habe jedenfalls ein echtes Schnäppchen gemacht, die Kamera funktioniert samt Belichtungsmesser und ich werde in Kürze den Praxistest machen und hier natürlich berichten. 
I have certainly made a real bargain, the camera works including the light meter and I will make a practical test soon and report about here of course.

Datenblatt KB-Messsucherkamera für Wechselobjektive
Objektiv(e) Wechselobjektive in spezieller DKL-Fassung. Von Voigtländer erhältlich waren neben dem Standard Color-Skopar 1:2,8/50 mm das Weitwinkel Skoparet 1:3,4/35 mm sowie die Teleobkejtive Dynaret 1:4,8/100 mm und Super Dynaret 1:4,0/135 mm. Ansonsten passten die Objektive zur Braun Colorette II.
Verschluss Synchro-Compur Zentralverschluss hinter dem Objektiv. B, 1-2-4-8-15-30-60-125-250-500 mit Lichtwertkupplung
Belichtungsmessung Eingebauter, ungekuppelter Selenbelichtungsmesser, ASA 6-200 mit Lichtwertanzeige
Fokussierung Manuell am Objektiv, gekuppelter Messsucher-Entfernungsmesser
Sucher Messsucher, Ausschnitt und automatischer Parallaxenausgleich für Normalobjektiv. Für andere Objektive musste ein Aufstecksucher verwendet werden.
Blitz M oder X umschaltbar, Anchluss über Buchse.
Filmtransport Mit sog. Combi-Stange, Schalter für Filmtransport ohne Auslösung, Rückspulkurbel, Bildzählwerk.
sonst. Ausstattung Selbstauslöser, mechanisch gekuppelte Tiefenschärfeanzeige an jedem Objektiv, Stativgewinde, Zubehörschuh, ISO-Gewinde für Drahtauslöser, 
Maße, Gewicht 85x135x75 mm, 785 g (mit Normalobjektiv)
Batterie keine
Baujahr(e) 1956-1960, ca. 42,000 Exemplare, diese #11-16306 vermutlich 1957.
Kaufpreis, Wert heute 398 DM (mit Normalobjektiv), ca. 100-200 € je nach Zustand.
Links LauschBleckedermoorSchoebels, Udo Afalter, Hans Lißberger, Bedienungsanleitung (engl.), Camera-wiki
Data Sheet Rangefinder camera with interchangeable lenses for 135 film
Lens Lenses with special DKL mount. Voigtländer offered the standard lens Color-Skopar 1:2.8/50 mm, a wide angle
Skoparet 1:3.4/35 mm, as well as the tele lenses Dynaret 1:4.8/100 mm and Super Dynaret 1:4.0/135 mm. The lenses for the Braun Colorette II fitted as well.
Shutter Synchro-Compur leaf shutter behind the lens. B, 1-2-4-8-15-30-60-125-250-500 with EV coupling.
Metering Built-in, uncoupled selenium meter, ASA 6-200 with EV (light value) display
Focussing manual at the lense, coupled rangefinder
Viewfinder Rangefinder, view and automatic parallax compensation for standard lens. For other lenses, an external viewfinder had to be used.
Flash M or X switchable, connection via socket.
Film advance With so-called. Combi-rod, switch for film transport without shutter release, rewind crank, frame counter.
misc. Features Self-timer, mechanically coupled depth of field indicator at each lens, tripod socket, accessory shoe, ISO-cable release thread,
Size, Weight 85x135x75 mm, 785 g (with standard lens)
Battery no
Year(s) of Production 1956-1960, about 42,000 units, this camera #11-16306 ca. 1957.
Original Price, Today's Value US$159 (398 DM), with standard lens. Today: about US$ 200 (depending on condition)
Links LauschBleckedermoorSchoebelsUdo AfalterHans LißbergerManual (engl.)Camera-wiki

Katalogseite aus dem "Photo Porst Photohelfer" von 1956

2016-08-06

Voigtländer Vitessa T


...und noch 'ne neue Alte. Sie kam gestern bei mir an und war das finale Spitzenmodell der Vitessa-Serie, eine Messsucherkamera mit Wechselobjektiven.  Auch sie hatte ich bei meiner Suche nach einer Kamera für das Objektiv entdeckt und erst da realisiert, dass Voigtländer hier gemeinsame Sache mit Braun gemacht hatte und die selbe DKL-Bajonett Variante verwendet. Interessanterweise nutze Voigtländer für seine Spiegelreflexkameras Bessamatic und Ultramatic eine andere nicht kompatible Variante dieses Bakjonetts. 

Vorgestern war übrigends noch ein trauriger Jahrestag für alle Voigtländer Fans. Am 4.8.1971, also genau vor 45 Jahren, gab die damalige Geschäftsführung die Einstellung der Kameraproduktion in Braunschweig bekannt. Es ging zwar danach noch etwas unter Rollei Regie weiter, aber das war der Anfang vom Ende. Eine Kurzfassung der Geschichte hatte ich schon hier gegeben

Eine Vitessa stand sowieso noch auf meiner Wunschliste, allerdings eher das erste Modell 125 mit dem versenkbaren Balgen und dem festeingebauten Ultron. Aber das kann ja noch werden. Jedenfalls hab ich kurzentschlossen auch hier zugegriffen. Die Kamera ist voll funktionstüchtig, sogar der Belichtungsmesser zeigt vernünftig an und ich nehme sie mit in den Sommerurlaub inklusive 2 Filme, die ich heute noch gekauft habe. Es gibt also irgendwann einen vollständigen Praxisbericht inkl. Bilder...

2016-07-30

Braun Colorette


Heute bei mir angekommen: Ein 'neues' Kameragehäuse fürs Objektiv. Die Geschichte dahinter steht hier. Ich habe schon länger Ausschau gehalten nach irgendeinem Braun Colorette II Gehäuse, nun aber per ebay Glückstreffer wohl genau das Modell gefunden, das ich damals als Schüler noch zerlegt hatte. Demnächst hier noch mehr zur Kamera...

2016-07-23

Canon EOS 3000 V


Diese Canon EOS 3000 V bekam ich schon Ende letzten Jahres geschenkt. Erst dachte ich: 'Was soll ich denn damit?', doch nach etwas Recherche weiß ich jetzt, dass sie ganz gut in meine Sammlung passt. Während viele meiner Kameras technische Meilensteine sind, also 'erste' Exemplare mit besonderen Features (zum Beispiel diese Canon), gehört diese hier zu den letzten ihrer Art. Auf den Markt gekommen ist sie im Jahr 2003 (in den USA als EOS Rebel K2 und in Japan als EOS Kiss Lite) und war Canon's letzte Basis-Consumer-SLR für Film. 2004 wurden noch die sehr ähnliche, etwas besser ausgestattete EOS 300X und das Amateur-Modell EOS 30V vorgestellt, letzteres wurde noch bis 2008 gebaut. Das war es dann mit Film-SLR's bei Canon.
Zu der Zeit als die Kamera in die Läden kam, standen da schon die ersten digitalen Spiegelreflexkameras, die nicht nur für Profis erschwinglich waren (z.B. Nikon D100 oder Canon EOS D60). Ich persönlich fand diese damals noch zu teuer, habe aber 2003 den Sprung ins digitale Zeitalter gemacht, mit dieser Kamera. Kaum einer konnte sich damals vorstellen, welch gewaltiger Erdrutsch im Kameramarkt zugange war. Immerhin hat Canon es geschafft, Bajonett und Autofokus-Objektive mit ins digitale Zeitalter zu retten. Das hier angesetzte 35-80 mm Zoom passt und funktioniert heute noch an allen aktuellen Canon DSLR's, auch wenn das Plastikbajonett nichts für (semi-) professionellen Einsatz ist.
Die 3000V hat allen erdenktlichen Komfort eingebaut, den man sich für eine Film-SLR wünschen kann. Der elektromagnetische Verschluss (vermutlich ein Seiko MFC-E2) und die Blende werden wahlweise manuell, per Zeit- oder Blendenautomatik angesteuert. Außerdem stehen sog. Motivprogramme zur Wahl. Das alles sehr modern mit LCD-Display auf der Kamerarückseite, wo alle wesentlichen Infos zusammen im Blick sind. Der eingebaute Blitz hat nur Leitzahl 12, aber man kann beliebige Canon-Systemblitze aufstecken und Blitzautomatik nutzen. Der eingebaute Motor zieht ca. 1,5 Bilder pro Sekunde durch, dabei bleibt die Kamera dank Plastikkonstruktion mit nur 550g (inklusive Objektiv!, 380g ohne) angenehm leicht. Damit ist sie die würdige und konsequente Nachfolgerin der AE-1, Canon's ersten Automatik Bestseller.
Der direkte Wettbewerb zur Canon EOS 3000V hieß übrigends Nikon F55, bei fast identischen Spezifikationen. Auch andere Kamerahersteller hatten ähnliche Modelle im Programm, aber gerade die Einsteiger-Spiegelreflexkameras wurden in den meisten Haushalten durch kompakte Digitale ersetzt. Ich habe mir ja mal die Mühe gemacht, die Produktionszahlen der manuellen SLR (ohne Motor und Autofofkus) zu erforschen. Das hier wäre ein Anlass, sich auch mal das Ende der Film-SLR zur Brust zu nehmen, mal sehen...