2014-10-28

Nikon S

Ein lang gehegter Traum ging gestern mit dem Kauf dieser Nikon S Messsucherkamera in Erfüllung. Schon als Student habe ich mir 1988 Peter Braczko's Nikon Buch schenken lassen und immer wieder darin fasziniert über Nikon's Anfänge im Kamerbau und die exzellenten Messsucherkamers gelesen. In Deutschland wurden diese nie offiziell verkauft (u.a. weil Zeiss Ikon gerichtlich gegen die Verwendung des Namens nIKON vorging). Deshalb sind sie auch sehr selten zu finden und man muss schon lange suchen und viel Glück haben, mal eine in die Hand zu bekommen. Ich erinnere mich noch an mein erstes Mal: Es war ca. 1990 in einem der Fotoläden in Bielefeld, die ich regelmäßig abgescannt habe. Es war (vermutlich) eine S2. Die Kamera war in einem eher schlechten Zustand, der Messsucher war verstellt und auch der Verschluss bedurfte der Überholung. Das Ganze für 600 DM (mein damaliges Monatseinkommen) plus die Reparaturkosten haben mich aber schnell ernüchtert davonziehen lassen. Danach habe ich in Deutschland nie wieder eine in die Hand bekommen.
Dazu musste ich 2007 nach Japan (auf Geschäftsreise) fahren. In Tokyo gibt es einige Gebrauchtkameraläden, die Nikon's Rangefinder führen. Sukiya Camera in Ginza hatte bestimmt 20 verschiedene Messsucherkamers im Fenster, und das Wichtigste vom Objektivprogramm im Angebot. Ich bin natürlich reingegangen, habe auch mal durch einen SP-Sucher geblickt, musste aber feststellen, dass trotz des großen Angebots das Preisniveau sehr hoch ist (für eine sehr gut erhaltene SP wurden umgerechnet ca. 2000 € verlangt).
Jetzt hier in den USA sieht die Sache schon freundlicher aus, denn vermutlich ist auch die Mehrheit aller 138,598 Nikon Rangefinder Cameras hier verkauft worden. Auf ebay.com kann man eigentlich immer welche finden und auch bei meinen Besuchen auf Kameraflohmärkten habe ich schon die eine oder andere in der Hand gehabt. Gestern habe ich dann zugeschlagen, der Preis war eher ein Schnäppchen, bedenkt man den exzellenten Zustand des guten Stücks. Der Verschluss arbeitet nach erstem Ermessen korrekt, der Messsucher ist hell und klar und zeigt wohl richtig an. Den äußeren Zustand geben die Fotos hoffentlich wieder und die Kamera kam mit der originalen Ledertasche und Anleitung.

Die "S" ist Nikon's erstes wirklich erfolgreiches Kameramodell, auch weil mit ihr der Export nach Übersee, zunächst natürlich den USA begann. Das tatsächlich erste Modell hieß Nikon I, wurde schnell technisch zur M und schließlich zur S weiterentwickelt. Alle 3 Modelle können äußerlich schnell verwechselt werden. Man läuft aber kaum Gefahr einer "I" über den Weg zu laufen, die ca. 700 Exemplare befinden sich fest in Sammlerhand. Das Exemplar mit der kleinsten bekannten Seriennummer wechselte 2011 für US$ 159,000 den Besitzer. Aber selbst die anderen Einser sind Sammlern im Schnitt $20,000 wert. Interessanterweise gibt es aber nur sehr wenige optische oder technische Unterschiede zu meiner Nikon S hier.

Nikon und die anderen japanischen Kamerahersteller haben alle als Nachahmer begonnen und vornehmlich deutsche Erfolgsmodelle kopiert. Gerade Nikon hat aber schnell gezeigt, wie man die besten deutschen Zutaten neu kombinieren, dann optimieren und schließlich die deutschen Wurzeln ganz hinter sich lassen kann. Die Nikon S sieht auf den ersten Blick wie ein Contax Klon aus (beonders wegen des Bajonetts), verwendet aber auch technische Elemente der Leica, z.B. den Tuchschlitzverschluss. Das Ganze gewürzt mit exzellenter Handarbeit schuf unverwüstliche und praxisgerechte Kameras, die schnell den Markt eroberten. Im Netz gibt es die ganze Geschichte zu lesen (siehe Links ganz unten). Ich jedenfalls erfreue mich eines neuen Top-Exponates meiner Sammlung und habe schon einen Film damit verschossen, hier sind ein paar Bilder davon.   

Datenblatt KB-Messsucherkamera für 24 x 34(!) mm
Objektiv Nikon S Bajonett für Wechselobjektive, Normalobjektiv Nikkor H.C 5cm f/2 (6 Linsen in 3 Gruppen), vergütet
Verschluss Horizontaler Tuchschlitzverschluss, 1-1/500 s, B und T. Alte Zeitenskala: 1,2,4,8,10,20 (extra Langzeitwerk); 30,40,60,100,200,500 (1/s)
Belichtungsmessung keine
Fokussierung Manuell am Objektiv und Feinfokussierung per Finger-Stellrad, heller Messsucher. Minimale Entfernung (Normalobjektiv) ca. 1 m (3 feet) 
Sucher Optischer Durchsichtsucher (Vergrößerung 0.6x) ohne Paralaxenkorrektur, eingespiegelter gekoppleter Entfernungsmesser.
Blitz Nichtgenormte und getrennte Synchronanschlüsse für schnell und langsam abbrennende Blitzlampen (X = Elektronenblitz wird nicht unterstützt).
Filmtransport Drehknopf gekoppelt mit Verschlussaufzug, Bildzählwerk (muss manuell zurückgesetzt werden), Rückspulknopf.
sonst. Ausstattung Leica-Glocke für Drahtauslöser, Unendlich-Sperre, Zuberhörschuh, Stativgewinde
Maße, Gewicht ca. 136x79x43(66) mm, 644g(850g) (mit Objektiv)
Batterie keine
Baujahr(e) 1951-1954 (36724 Stück), diese hier ca. Mai 1953
Kaufpreis, Wert heute US$295 (1951), heutiger Wert ca. US$800
Links Bedienungsanleitung, Manual (original with this camera), Chris Ozdoba's Nikon Seite, Taunusreiter, Camera-Wiki, Wikipedia (de, en), Peter Lausch, Nikon's eigene Website, Cameraquest 1, Cameraquest 2

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