Sie hat einen Platz im National Museum of American History (Teil der Smithonian Museen in Wahington), ich habe sie selbst dort vor ein paar Wochen in einer Vitrine hängen gesehen. Ich glaube, die Kuratoren haben ihr diesen Platz nicht gegeben, weil sie selbst so eine außergewöhnliche Kamera wäre. Nein, diesen Platz hat sie quasi stellvertretend für Kodak's Verdienste bekommen, Volkskameras für die Masse zu bauen und dabei über 100 Jahre lange immer wieder Innovation zu zeigen. Angefangen von den Boxkameras über Faltbalgen zu Instamatic und Pocket, die Disc war Kodaks letzer großer Versuch nochmal eine neue Volkskameraklasse zu etablieren.
Kodak brachte zur Einführung des Disc-Films 5 Kameras quasi gleichzeitig auf den Markt, alle unterscheiden sich voneinander nur durch Äußerlichkeiten, der technische Kern war immer derselbe. Man kann das wohl populärste Modell 4000 daher als Archetyp betrachten, quasi "die Disc Kamera". Mein Modell habe ich bei e-bay für $2.99 erworben (inklusive der Scheibe!). Wie man am Camerosity-Code YTIA ablesen kann, stammt sie aus der Produktionsperiode 13. August bis 9. September 1982, also noch bevor die Disc-Kameras nach Europa kamen.
Kodak hat sich natürlich an seinen uralten Slogan gehalten: "You press the button, we do the rest!", heißt: nichts kann eingestellt werden, alles geht quasi automatisch bzw. wird gar nicht verstellt (wie der Fix-Fokus, scharf erst ab 1.20 m). Ein Sensor entscheidet, ob es hell genug ist, dann wird mit 1/200 s, Blende 6 belichtet. Oder, wenn es zu dunkel ist, dann wird der Blitz benutzt bei 1/100 s und Blende 2.8. Es gab auch nur einen Film mit ASA 200. Wirklich Box-like!
Der Filmtransport und Verschlussaufzug gehen motorisch, als Batterie ist ein 6V Litiumpack eingebaut, welches mindestens 5 Jahre halten sollte. Ein Austausch durch den Anwender war nicht vorgesehen. Meine 40 Jahre alte Kamera war natürlich "tot" und mein Ehrgeiz geweckt, das Ding irgendwie wieder zum Laufen zu kriegen. Ich habe also das Gehäuse geöffnet (einfach mit etwas Gewalt und einem Schraubenzieher die Vorderseite abhebeln) und die Batterie per Lötkolben gegen einen 4er Pack AAA-Batterien ausgetauscht (siehe Bilder oben). Der Motor schnurrte daraufhin wieder nach Drücken des Auslösers, allerdings schien die Kamera nicht wirklich auszulösen noch sonst was zu tun. Des Rätsels Lösung: bei meinem Exemplar fehlt ein zweiter Stellmotor (in der rechten unteren Ecke), wie ich beim Vergleich mit anderen Fotos im Netz feststellen konnte. Na toll!
Ein Detail der Kamera allerdings macht sie letztendlich doch zum Meilenstein: das Objektiv. Es ist das erste in Massenproduktion hergestellte Objektiv mit einer asphärischen Glas-Linse, nötig um eine kompakte Optik mit der geforderten Öffnung und Abbildungsleistung hinzubekommen. Kodak hatte schon erste Erfahrungen mit asphärischen Plasiklinsen ab 1978 in Pocketkameras sammeln können, Glas schafft aber nocheinmal einen Qualitätssprung. Angeblich konnte das kleine Ding in der Disc-Kamera 250 Linien pro Milimeter auflösen, leider aber der Disc-Film nicht! Heute sind Objektivdesigns mit asphärischen Linsen aus kompakten Digiknippsen oder Handys nicht mehr wegzudenken.
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