2018-01-28

Zenit E



Das ist sie: Die meist gebaute Spiegelreflexkamera der Welt. Mehr als 30 Jahre lang wurde sie von KMZ und später MMZ/Belomo in der Sovietunion produziert. Natürlich gab es kleinere Variationen während der Bauzeit, in den ersten zwei Jahren z.B. noch ein M39-Gewinde (sowie bei ihrer Großmutter Zenit S), erst ab 1967 kam das populäre M42. Es gab sie in Chrome oder wie hier in Schwarz, und viele verschiedene Schriftzüge zieren die Kameras, seien es kyrillische oder lateinische Buchstaben, oder gar andere Namen (für den Export). Trotzdem bleibt es im Prinzip dieselbe Kamera, von der am Ende über 8 Millionen Stück gebaut werden sollten. Zählt man ihre beiden sehr ähnlichen Schwestern Zenit EM (mit Springblende) und Zenit ET (leicht modernisierte EM) dazu kommt man sogar auf über 12 Millionen Einheiten. Das ist soviel, wie die gesamte deutsche Kameraindustrie (Ost plus West) zusammen an SLR's produziert hat.  

Die Kamera selbst hat nur das nötigste zum Fotografieren, das aber klappt zu 100%. Es gibt wohl kaum eine robustere Spiegelreflex (vielleicht würde ich meine Nikkormat noch in den Ring werfen). Der Verschluss basiert auch bei meinem Exemplar von 1975 auf dem Leica-Design aus den 1920ern, hat aber kein Langzeitwerk an Bord, d.h. für Belichtungen länger als 1/30 s muss man "B" bemühen. Der eingebaute Selenbelichtungsmesser ist ungekuppelt, funktioniert bei meinem Exemplar aber noch! Eine Springblende gibt es zunächst nicht (erst beim Modell EM), immerhin kehrt der Spiegel nach der Auslösung in seine normale Position zurück. Heute ist die Kamera bei Lomografen recht beliebt, gerade weil sie so archaisch ist. 

Gegen Devisen produzierte KMZ und MMZ die Kameras auch für westliche Distributoren, wo sie unter anderen folgende Namen hatte: Revueflex-E (Foto Quelle), Phokina, Phokina-XE, Delta 1, Kalimar SR200, Kalimar SR300, Prinzflex-500E, Cosmorex SE, Spiraflex, Meprozenit-E, Diramic-RF100.

Datenblatt KB-Spiegelreflexkamera mit Wechselobjektiven
Objektiv M42 Schraubgewinde (ohne Springblendensteuerung). Standardobjektiv: Industar-50-2 50 mm f/3.5 (Tessar-Typ, 4 Linsen in 3 Gruppen), oder Helios-44-2 58mm f/2 (=Zeiss Biotar, 6 Linsen in 4 Gruppen).
Verschluss mechanischer, horizontaler Tuchschlitzverschluss 1/30-1/500 s und B, kein Langzeitwerk.
Belichtungsmessung eingebauter, ungekuppelter Selenbelichtungsmesser, 13-28 DIN, bzw. 16-500 GOST
Fokussierung Manuell am Objektiv, einfache Mattscheibe, keine weitere Scharfstellhilfe.
Sucher Spiegelreflex, keine weiteren Anzeigen.
Blitz Synchronbuchse, umschaltbar X und M. X-Synchronzeit 1/30 s.
Filmtransport Schnellspannhebel, Bildzählwerk (vorwärtszählend), Rückspuldrehknopf (versenkbar).
sonst. Ausstattung Selbstauslöser, Stativgewinde, ISO-Drahtauslöser, aufsteckbarer Zubehörschuh.
Maße, Gewicht ca. 138x90x49 mm, 701 (769) g (ohne/mit Objektiv)
Batterie keine
Baujahr(e) 1965-1981, 3.334.540 Exemplare bei KMZ, diese 1975 (#75079674).
1976-1989, ca. 5 mio bei MMZ/Belomo. Siehe auch hier.
Kaufpreis, Wert heute 100 Rubel (1980), heute ca. 15 €.
Links KMZ bei Wikipedia, Bedienungsanleitung, Sovietcams, TomTiger, USSRphoto.com, Camera-Wiki

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