Unter meinen Fotolaborsachen fanden sich einige angebrochene Packungen Ilford PE Fotopapier. Einige davon habe ich in den 80er und frühen 90er Jahren selbst gekauft, andere stammen noch von meinem Schwiegervater, der sie in den 70er Jahren gekauft hat. Ilford SW-Fotopapiere waren damals und sind es wohl bis heute der Marktführer für den SW-Heimlaborbedarf.
Alle Papiere auf dem Bild oben tragen die Bezeichnung Ilfospeed, was die Bezeichnung für Polyethylen (PE) kaschierte Papiere ist. Ilford hat solche Papiere seit 1974 im Programm. Zwei dünne PE Folien umschließen das eigentliche Basispapier, darauf wiederum befindet sich die lichtempfindliche Gelatineschicht. Durch das Plastik wird verhindert, dass sich das Papier mit den Entwicklungschemikalien vollsaugt. Dadurch lassen sich PE Fotopapiere viel schneller prozessieren. Während der Entwicklungsschritt noch fast genauso lange dauert, wie beim klassischen Barytpapier, so können Fixierung und Wässerung in einem Bruchteil der Zeit erfolgen. Auch die Trocknung ist viel einfacher, man braucht keine Trockenpresse mehr. Daher IlfoSPEED!
Die Geschichte von Ilford ist sehr interessant und soll hier nur kurz erzählt werden, hier gibt’s mehr Details. Alfred Hugh Harman gründet 1879 in Ilford, Essex (heute ein Vorort von London) eine kleine Fotofirma, die sich ab 1900 Ilford Ltd nennt und sich in den nächsten Jahrzehnten zur führenden Fotofirma in Großbritannien entwickelt. In den 1950er Jahren steigt erst die ICI als Eigentümer ein, später auch die schweizer Chemiefirma Ciba, die ab 1969 alleinige Besitzerin von Ilford ist und die Reste der ehemaligen schweizer Fotofirma Telko mit Ilford vereinigt. Neben dem schon länger verwendeten englischen Hauptsitz in Mobberley bei Manchester wird Marly (bei Freiburg) in der Schweiz zweiter Hauptstandort von Ilford. 1989 wird die ganze Firma an International Paper (USA) verkauft, der auch die alten Ansco Aktivitäten in Binghampton, NY gehörten. 1997 ist mit IP's Fotoausflug schon wieder Schluss und Ilford wird an einen Finanzinvestor verkauft. Durch die digitale Fotorevolution gerät auch Ilford arg in Bedrängnis, der schweizer Teil wird an Oji Paper in Japan verkauft, der englische Teil unter dem Namen Harman Technology durch ein Management Buyout gerettet. Interessanterweise gehört die Marke Ilford heute den Schweizern (die als Ilford Imaging Switzerland GmbH jetzt wieder einem anderen Finanzinvestor gehören). Sie produzieren neben Inkjet-Fotopapieren die Color-Fotoprodukte. Harman technology Ltd. in England produziert und vermarktet die traditionellen Schwarz-Weiß Fotoprodukte noch unter dem Ilford Logo, alle neuen Entwicklungen (u.a. auch Inkjet-Papiere!) werden unter Harman vermarktet. Auf der Photokina 2006 war es besonders interessant. Dort gab es im Abstand von ca. 50 m zwei unabhängige Messestände mit dem bekannten Ilford Schriftzug.
(Nachtrag im Herbst 2014): Die Geschichte geht natürlich weiter. Der englische Finanzinvestor Paradigm Global Partners LLP, der den schweizer Teil 2010 gekauft hatte, zieht sich im Sommer 2013 überraschend (wie es heißt) wieder zurück und treibt die Firma in eine Insolvenz, die letztendlich das endgültige Aus des Standortes in Marly und der Firma dort bedeutet. Die Markenrechte werden noch versilbert und gehören heute Chugai Photo Chemical Co. Ltd und CR Kennedy & Company Pty Ltd, einem japanischen und einem australischen Foto-Distributor. Beide gründen zusammen das Joint Venture ILFORD Imaging Europe GmbH, die Inkjet-Papiere und andere Produkte weiter vertreiben. Fragt sich nur, wer diese heute produziert? Harman Technolgy in England jedenfalls existiert immer noch und hat die klassichen Fotoprodukte wie z.B. S/W Film unter Ilford Photo nach wie vor im Programm. Mal sehen, wie es dort weiter geht....
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