Der erste „hot shoe“, hier an meiner Universal Mercury II |
„Cold Shoe“ an meiner Leica III |
Blitzbirnen wurden erst 1925 erfunden und es dauerte bis in die Mitte der 1930er, dass sich praktikable und einigermaßen erschwingliche Lösungen (sprich: integrierte Blitzgeräte) durchsetzen. Zunächst wurden ein paar Verrenkungen unternommen, um Blitz und Auslösung zu synchronisieren, meist löste dabei der Blitz die Kamera aus. Da Blitzbirnen elektrisch gezündet werden, lag es nahe, den Schalter dafür in die Kamera (bzw. genauer: in den Verschluss) zu verlegen, und das Blitzgerät wurde per Kabel angeschlossen. Auch dazu gab es verschiedene Stecker, aber recht zügig setzte sich die bis heute übliche 3mm-Buchse, auch PC-socket („Prontor-Compur“ Buchse) dafür durch. Sie wurde mit den entsprechenden „Synchro“-Zentralverschlussvarianten ca.1935 eingeführt.
Auf die Idee ein Aufsteck-Blitzgerät direkt ohne Kabel über einen entsprechend modifizierten Zubehörschuh anzuschließen kam als erste die amerikanische Firma Universal, die 1938 ihre Mercury mit diesem Feature vorstellte. Ein Bild vom gesamten Ensemble mit Blitz gibt es auf der Camera-Wiki Seite. Aber bis auf ihre Nachkriegsschwester Mercury II (1946) und der Argus 21 (1947, und deren Nachfolger C4 und C44) gab es so gut wie keine Nachahmer. Die erste europäische Kamera mit einem hot-shoe war die Bell&Howell Foton (1948). Fast die gesamte deutsche und damals (trotz verlorenem Krieg) noch führende Kameraindustrie ignorierte das Feature erstmal. Nur der kleine Neueinsteiger Saraber aus Goslar brachte es an seiner Finetta Super im Jahr 1951. Polaroid brachte es 1954 mit ihrer sehr erfolgreichen Highlander, aber erst ab Ende der 1950er Jahre mit dem Aufkommen von Elektrik und Elektronik in den Kameras kam Fahrt in die Sache.
Typischer „Hot Shoe“ (Olympus 35 SP) |
Die japanischen Kamerahersteller versuchten es zunächst mit proprietären hot-shoes, los ging es schon 1951 mit der Nikon S (auch alle späteren Nikon RF hatten diesen Schuh mit zwei länglichen Kontakten). Der Schuh der Konica IIIm von1959 sah schon eher wie der Standard-Schuh aus, war aber ebenfalls nicht kompatibel mit den meisten Blitzgeräten. Den heute gebräuchlichen hot-shoe spendierten die japanischen Produzenten erst ab 1965 nach und nach ihren Kameras. Minolta startete 1965 mit der Electro Shot, Olympus stellte seine PEN-Serie sukzessive ab 1967 um, Canonet‘s gab es ab 1969 mit Mittenkontakt. Seltsamerweise war der Elektronik-Pionier Yashica bei den letzten, hier gab es einen Mittenkontakt erst ab 1973 für die erfolgreiche Electro 35 Serie.
Praktica LLC (1969) |
Canon AE-1 (1976) |
Moderne DSLR Kameras haben bis zu fünf zusätzliche Kontakte, Minolta führte 1988 sogar einen gänzlich neuen Hot-shoe ein, der überhaupt nicht mehr kompatibel war. Natürlich gab und gibt es Adapter, insbesondere ist der SCA („System Camera Adapter“) von Metz und 6 anderen Europäischen Blitzhersteller zu nennen.
Damit ist meine kurze Geschichte des „heißen Schuhs“ erst mal zu Ende. Ich habe schon länger vergeblich nach etwas entsprechendem im Netz gesucht, musste es daher selbst machen. Alles ist natürlich sorgfältig recherchiert, Gewähr möchte ich für die Infos dennoch nicht übernehmen. Daher die Bitte: Wem hier ein Fehler auffällt, bzw. etwas zu ergänzen hat, bitte hier unter per Kommentar melden oder mir eine email schreiben (Knippsen (at) iCloud (dot) com).
Ein sehr interessanter Artikel! Für die Nikon F - und F2 gab es übrigens einen aufsteckbaren Hot - shoe, der kam auf die Schiene über der Rückspulkurbel.
AntwortenLöschenEin kleiner Fehler ist Dir unterlaufen, der Konstrukteur der Leica heißt Oskar Barnack, Ernst Barlach war jemand anderes. Der war zwar auch Künstler, hatte es aber mehr mit Skulpturen, wie dem "Schwebenden" im Dom zu Güstrow.
Hallo D'eau Venus,
Löschendanke für deine Kommentare. Das mit Ernst Barlach ist mir sehr peinlich, werde es natürlich im Text ändern.
Das mit dem Aufsteckadapter AS-1 für die Nikon F/F2 war mir bekannt, ich hab soger den F3-Nachfolger AS-4 in meiner Grabbelkiste. Weißt du aus sicherer Quelle, ab wann der AS-1 auf dem Markt war? (Ich vermute er kam erst mit der F2...). Allerdings hatte natürlich die Nikon F schon ihren eigenen speziellen Zubehörschuh rund um die Rückspulkurbel (wegen der auswechselbaren Sucheraufsätze). Und dieser Sonderschuh war natürlich schon 1959 heiß! Es gab z.B. das BC-7 Aufsteckblitzlicht für Blitzbirnchen. Danke für den Hinweis, auch dazu werde ich einen Satz im Text ergänzen!
Viele Grüße
Christoph
Hallo Christoph,
Löschendas ist offenbar eine Frage, bei der selbst Richard de Stoutz festsitzt. Auf seiner Seite schreibt er lediglich beim AS-1 "197?". So schlau waren wir auch schon. Ich schätze mal, das Ding tauchte tatsächlich mit der Nikon F2 auf, denn in meinem Nikon F Prospekt(ca 1971)ist er nicht aufgeführt und in meiner Nikon F Anleitung vom November 1970 ist nur der alte, graue Adapter zu sehen, mit dem Hinweis, "Wenn man andere, handelsübliche Blitzgeräte nutzen wolle".
Die Nikon S2 war übrigens 1954 die erste Nikon mit einem "heißen" Schuh. Allerdings noch nicht der heutige Standard, sondern in der Variante, wie auch der Aufsteckadapter für die F beschaffen war, mit dem kleinen Knöpfchen vornedran.
Viele Grüße,
Minya
Danke Minya,
Löschenauch den Absatz über die japanischen Hersteller habe ich nach deiner Ergänzung zur S2 überarbeitet. Allerdings hatte schon die Nikon S von 1951 diesen und ich Dussel habe eine solche in der Vitrine damit stehen! Um ehrlich zu sein, habe ich das nie als Blitzkontakt wahrgenommen.
Danke nochmal, viele Grüße
CHristoph
Hallo Christoph,
Löschenich kann sogar noch eine Kamera mit einer frühen Blitzsychronisation bieten. Die Kine - Exakta Typ 3 von 1938. Die hatte an der Vorderseite die beiden Kontakte und ein kleines Gewinde, in das man den Ihagee Vacublitz eingeschraubt hat. Dann hatte man eine halbwegs kompakte Einheit aus Kamera und Blitz. Es gab auch einen kleinen Stecker, den man in die Kontakte stecken konnte und dann hatte man den normalen PC socket Stecker.
Viele Grüße,
Minya
Hallo Minya, danke auch dafür. allerdings kann man das dann nicht als Zubehörschuh werten, daher lass ich es mal dabei.
LöschenGrüße
Christoph