Ich bin schon länger auf der Suche nach ihrer großen Schwester: Konica Auto-Reflex. Diese ist eine Meilenstein-SLR, nämlich die erste moderne (Schlitzverschluss-) SLR mit einer Belichtungsautomatik (Blendenautomatik). Aber da ist noch was: Sie ist die einzige Kamera, die es erlaubte, zwischen den beiden Bildformaten 24x36 und 18x24 (Halbformat) umzuschalten, und das sogar jederzeit mitten im Film. Dieses Feature hat sie mit dieser abgespeckten Version gemein (ohne Belichtungsmesser und -automatik), ansonsten sind die Kameras identisch und ich zähle sie bzgl. dieser Eigenschaft als eine Kamerakonstruktion. Konica hat diese Version "Auto-Reflex P" genannt und in Deutschland wurde sie über Foto-Quelle als Revue SP vermarktet. Die eigentliche Auto-Reflex hieß auch unter der Marke Revue so.
In Sammlerkreisen erzielen alle Namensvarianten ganz ordentliche Preise und zwar unabhängig davon, ob Revue oder Konica draufsteht. Ursprünglich war die abgespeckte Version natürlich preiswerter. Da sie aber viel seltener verkauft (und damit gebaut) wurde, ist sie heute die teurere Sammlerkamera. Mir lief also diese Revue SP über den Weg und zu meiner eigenen Überraschung war mein relativ günstiges Gebot trotz des lichtstarken Normalobjektivs erfolgreich. Ich werde aber trotzdem weiter die Augen nach der „echten“ Auto-Reflex aufhalten.
Das Umschalten von Voll- auf Halbformat erfolgt bei der Kamera ganz einfach mit einem kleinen Hebel auf der Kameraoberseite, wie man auf meinem Bild (GIF) sehen kann. Dabei passieren drei Dinge gleichzeitig: 1) zwei Blenden werden von links und rechts in das Bildfenster geschwenkt, 2) im Sucher erscheinen von oben zwei kleine schwarze Dreiecke, die nochmal deutlich auf die permanent eingeritzten Halbformatmarkierungslinien hinweisen, 3) der Filmtransportmechanismus wird auf halben Vorschub umgestellt, so dass auf einen 36er Film bis zu 72 hochformatige Negative passen. Man kann zu beliebiger Zeit umstellen, allerdings wird in der Anleitung deutlich darauf hingewiesen, dass jeweils bei 24x36-Stellung transportiert werden sollte, d.h. bei Halbierung des Formates den Film VOR dem Umschalten transportieren, bei Verdoppelung NACH dem Umschalten. Sonst drohen überlappende Negative.
Die Tatsache, dass sie die einzige Kleinbild-Kamera mit diesem Feature ist, spricht Bände. Zwar war das Halbformat in den 60er Jahren insbesondere in Japan sehr populär (siehe die Olympus PEN-F und andere in meiner Sammlung), aber dessen Zweck war neben der doppelten Bilderzahl pro Film insbesondere der Bau kompakter Kameras. Die Konica hier war aber mit fast einem Kilogramm Kampfgewicht eher das Gegenteil von kompakt. Außerdem erfordert das Halbformat eine Normalbrennweite von 30 mm (heute würde man von einem Crop-Faktor 1.44 sprechen), d.h. die mitgelieferte Normalbrennweiten von 52 oder wie hier 57 mm entsprachen leichten Teleobjektiven. Wo war also der Vorteil des eingebauten optionalen Halbformats? Ich denke, Konica‘s Management hat bald eingesehen, dass das niemand wirklich braucht und ihre Konkurrenten haben sich heimlich gefreut, nicht selbst Geld in dieses Feature investiert zu haben. Die eigentliche Auto-Reflex war eine sehr erfolgreiche Kamera wegen der Blendenautomatik, die abgespeckte Version riss kaum jemanden vom Hocker, trotz Halbformat-Umschalter!
Datenblatt | Einzige KB-SLR mit umschaltbarem Format 24x36 und 18x24 (zusammen mit der automatischen Schwester Auto-Reflex im selben Gehäuse) |
Objektiv | Konica AR Bajonett, hier mit Hexanon 57 mm f/1.4 (Gauß-Typ, 6 Linsen in 5 Gruppen, #5760574) |
Verschluss | vertikaler, mechanischer Metall-Schlitzverschluss (Copal Square), B-1-2-4-8-15-30-60-125-250-500-1000 1/s. |
Belichtungsmessung | keine, Aufsteckbelichtungsmesser für das Zeitenrad erhältlich. Die Kamera war die Einfachversion der Konica Auto-Reflex mit eingebautem (kein TTL) CdS-Beli und Blendenautomatik. |
Fokussierung | Mattscheibe mit Mikroprismen im Zentrum. |
Sucher | Spiegelreflex mit Rückschwingspiegel. Halbformatmarkierungen. |
Blitz | M und X Buchse. X-Synchronzeit 1/125 s. |
Filmtransport | mit Schnellschalthebel, Rückspulkurbel. Bildzählwerk (vorwärts) zählt im Halbformatmodus nur jedes zweite mal hoch. |
sonst. Ausstattung | Selbstauslöser, Stativgewinde 1/4‘‘, Filmmerkscheibe, Drahtauslöseranschluss, als Zubehör: Zubehörschuh zum Aufstecken, Belichtungsmesser |
Maße, Gewicht | ca. 142x94x46, 682 g (ohne Objektiv), 965g (mit 1.4/57) |
Batterie | keine |
Baujahr(e) | 1966-1968, #852502 |
Kaufpreis, Wert heute | ca. 200 US$ (1966), ca. 200 € |
Links | Konicafiles, buhla.de, Camera-Wiki, Wikipedia, Bedienungsanleitung (Auto-Reflex, mehrsprachig), Mike Eckman, Konica-collector.org, |
Bei KniPPsen weiterlesen | Konica Autoreflex TC, Konica TC-X, Konica FS-1, Konica C35V, Konica C35AF |
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