Kürzlich machte mich ein Freund auf diesen Petapixel-Review aufmerksam und hat bei mir sofort den Nerv getroffen. Ich habe zwar noch nicht viele Digitalkamera-Veteranen in meiner Sammlung, aber hier war mir sofort klar: Eine Digital-Mavica muss ich haben (und ausprobieren). Die FD7 (mit Zoom) und ihre kleine Schwester FD5 (einfaches Standard-Objektiv) kamen 1997 gleichzeitig auf den Markt. Im jährlichen Rhythmus folgten Modell-Updates und bis 2002 gab es insgesamt 18 verschiedene FD-Modelle, alle mit dem namensgebenden FD ("Floppy-Disk") 3.5'' Diskettenlaufwerk und einem 2.5'' LCD-Screen auf der Rückseite.
Die FD7 und FD5 gehörten nicht zu den ersten Digitalkameras auf dem Markt, aber zu ihrer Zeit zu den kommerziell erfolgreichsten (angeblich hatte Sony mit ihnen in den USA einen Marktanteil von 40%). Der ganze Digitialkameramarkt steckte noch in den Kinderschuhen, der Durchbruch kam bekanntlich in den frühen 2000er Jahren. In den 1990ern fehlte es insbesondere noch an allgemein verfügbarer digitaler Infrastruktur, aber hier genau setzte Sony an: Wie bekommen die Nutzer ihre digitalen Fotos schnell und einfach dahin, wohin sie sie haben wollen? Antwort: Die damals in jedem Computer vorhandene 3.5''-Diskette.
Die Konkurrenz hatte (nur) das serielle Kabel (wo hab ich das hingelegt?) oder die ebenfalls sehr langsame IrDA-Drahtlosverbindung. Sony machte also in Sachen Benutzerfreundlichkeit alles richtig und kam außerdem mit dem richtigen Produkt zur richtigen Zeit. Versetzen wir uns also ins Jahr 1997. Computer erobern die Büros und mit etwas Verzögerung auch viele private Haushalte. Hauptmedium für den Datenaustausch ist (noch) die 3.5'' Diskette, die dann später durch die CD-Rom, Memory Sticks und letztlich durch das Überall-Internet abgelöst wird. Das WWW als die Killer-Anwendung des Internets ist 1997 gerade 4 Jahre alt, hier entstehen die ersten Webshops, News-Kanäle und Firmen-Repräsentationen. Und diese Web-sites verlangen nach Bildmaterial, was die Mavica FD viel einfacher und direkter liefert als jede andere analoge oder digitale Kamera auf dem Markt.
Das technische Design der Mavica FD-Serie war konsequent auf diesen Einsatz ausgerichtet. Die Diskette war billig und überall verfügbar. Interessanterweise fasste sie mit ca. 40 JPEG-Fotos ungefähr so viele wie ein KB-Film. Dazu wurde das Bild in VGA-Auflösung (640x480 Pixel) in zwei wählbaren Stufen komprimiert (Std und Fine), wobei der Unterschied nur in der Dateigröße (ca. 30KB vs. 60 KB pro Bild) wirklich auffällt. Die Bildqualität ist nach heutigen Maßstäben sehr bescheiden, für die genannten Anwendungen damals aber mehr als ausreichend. Im Übrigen verbirgt die Kamera (und auch die Anleitung) konsequent jegliche Fototechnik vom Fotografen, nirgendwo kann man etwas über Belichtungszeit oder Blende erfahren, man braucht das auch nicht wirklich.
Größenvergleich mit einer kompakten Kleinbildkamera |
Käufer der Kamera waren eher Menschen die mit oder über das Internet Geld verdienen wollten und dafür Bilder brauchten, die einfach verfügbar aber nicht besonders gut sein mussten.
Die Geschichte der Mavica FD-Serie hört konsequenterweise im Jahr des allgemeinen Durchbruchs der kompakten Digitalkamera (2003) auf, was wiederum eng verbunden ist mit den nun verfügbaren (und genügend großen) Speicherkarten sowie dem USB-Port am Computer. Hier konnten weder der lausige CCD-Sensor der Mavica noch die 3.5'' Diskette mehr mithalten. Insofern war die Mavica FD nur ein Zwischenschritt und die Sache mit der Diskette eine technische Sackgasse. Allerdings ein wichtiger Schritt, denn sie hat das digitale Bild hoffähig gemacht und den Weg für ihre Speicherkarten-Nachfolger bereitet.
Ich habe mein FD7-Exemplar sehr günstig und in voll funktionsfähigem Zustand erwerben können. Natürlich habe ich schon damit rumgespielt und Testaufnahmen gemacht. Zum Glück besitze ich noch ein externes Diskettenlaufwerk mit USB-Anschluss, ansonsten hätte ich ganz schön in die Röhre geschaut. Denn die Kamera kennt keinen anderen Modus die Bilder zu übertragen und ich habe (wie die meisten wohl) keinen Computer mehr mit einem eingebauten Laufwerk. In einem zweiten Blog-Beitrag werde ich von meinen Erfahrungen berichten und einen kleinen Kamera-Review schreiben. Nur dies als kleinen Vorgeschmack: Ein Bild aufzunehmen dauert immer mindestens 7 Sekunden, anschauen auf dem eingebauten Monitor 5 Sek. Dafür hat man es in max. 20 Sekunden auf dem PC und im Nu im Internet!
Datenblatt | Frühe Consumer-Digitalkamera mit Diskettenlaufwerk |
Objektiv | optisches 10x Zoom 4.2-42 mm f/1.8-2.9 (40-400 mm KB-äquivalent) |
Sensor und Verschluss | ¼'' CCD, vermutlich Sony ICX098BQ mit 659 x 494 Px (0.3 MP), elektronischer Verschluss, Bildgröße 640x480 (VGA). Zwei Qualitätsstufen wählbar ("Field", "Frame"), wobei nur Frame die volle Auflösung liefert, Field aber bewegte Motive scharf abbildet. |
Belichtungssteuerung | Belichtungsregelung und Weißabgleich automatisch, verschiedene Programmoptionen per Menü wählbar. |
Fokussierung | Autofokus, manuelle Fokussierung per Drehrad. Naheinstellgrenze ca. 1 cm (!) |
Sucher | kein (!) optischer Sucher, TFT-LCD Schirm mit 61380 Px (ca. 286x215), Helligkeit in Grenzen regelbar, für Außenaufnahmen tendenziell zu dunkel. |
Blitz | Eingebaut, per Taste zuschaltbar. Blitz ist ungeregelt und gibt stets volle Leistung ab, die nur für ca. 3 m Entfernung ausreichend ist |
Speichermedium | 3.5'' 2HD-Diskette (1.44 MB). Speicherkapazität ca. 30-40 JPEG Fotos im Standard- oder 15-20 im Fine-Kompressionsmodus. |
sonst. Ausstattung | 1/4'' Stativgewinde, 4 Software-Bildeffekte (Pastell, Negative, Sepia, B&W), 5 extra Motivprogramme (Softportait, Sport, Strand, Sonnenuntergang/Mondschein, Landschaft) |
Maße, Gewicht | ca. 127 x 111 x 74 mm, 714 g (mit Akku und Diskette) |
Batterie | 7.2 V Li-Ionen Akku (Ladegerät im Lieferumfang), CR2025 Li-Batterie als Memory-Buffer (nicht essentiell) |
Baujahr(e) | 1997 |
Kaufpreis, Wert heute | 899 US$ (1997), in funktionsfähigem Zustand: 30-50 € |
Links | Camera-wiki, Wikipedia, Digitalkamera Museum, RFWilmut, Lucas P Sample shots, Notes on CCD sensors, Petapixel |
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