Am letzten Freitag war es soweit, einen Fujicolor C200 habe ich meine "neue" Nikon S eingefädelt und mich dann per Zug auf den Weg nach Manhatten gemacht, ich hatte da was zu erledigen. Es war zwar kalt, am Morgen konnte man den ersten Schnee auf Autodächern sehen, aber die Sonne schien. Ideale Bedingungen eine alte Kamera auszuprobieren. Und, das Ding kommt echt cool rüber. In New York bin ich innerhalb weniger Stunden insgesamt drei Mal auf die Kamera angesprochen worden, eine Verkäuferin meinte, es wäre sicher eine neue (auf alt getrimmte) Digitalkamera.
Den Verschluss hatte ich ja schon mit meiner neuen iPhone-Methode getestet und wusste, dass bis auf die 500stel alles im Rahmen ist. Dabei ist mir aber auch die einzige technische Schwäche der Kamera aufgefallen: Beim Spannen des Verschlusses ist er nicht ganz lichtdicht, der zweite Vorhang hängt etwas hinter dem ersten her und eine millimeterweite Lücke klafft zwischen beiden. Ich wusste also was zu tun war: Jeweils beim Spannen immer schön den Objektivdeckel drauf! Was soll ich sagen: Ich hab's natürlich ein paar mal vergessen und je nach Umgebungslicht helle Streifen auf der rechten Bildseite erzeugt. Vermutlich könnte ein Service diese Schwäche des Verschlusses beheben, ich werde es aber vermutlich nicht machen (lassen). Bei meinen Testfotos habe ich meist die 100stel oder 60stel verwendet, in Innenräumen aber auch die 40stel aus der Hand! Die Aufnahme unten von Grand Central Station ist 1/4, aufgestützt auf die Brüstung.
Als Belichtungsmesser habe ich auch mein iPhone bemüht, es gibt eine App dafür (Pocket Light Meter). Aber schon nach einer kurzen Zeit gewöhnt man sich daran, Zeit und Blende auch nach Gefühl zu stellen. Die Blende ist was ganz spezielles am Nikkor 5cm f/2, insgesamt 10 Lamellen erzeugen eine fast kreisrunde Öffnung, wo sieht man sowas heute noch? Man kann relativ einfach auch Zwischenwerte einstellen, allerdings dreht sich der Indexpunkt beim Fokussieren mit dem Objektiv, nicht besonders ergonomisch.
Fokussieren ging nach etwas Eingewöhnung auch gut von der Hand, der Entfernungsmesser ist sehr präzise und gut im Sucher zu erkennen. Bei späteren Nikons (S2, S3 und SP) soll das sogar noch besser sein. Hakelig und etwas störend war nur die Unendlichsperre und die (bei meinem Exemplar) recht schwergängige Fokussierschnecke, ggf. würde Öl helfen, ich traue mich aber nicht welches dranzutun. Der Sucher selbst könnte etwas größer sein, er zeigt wohl auch nicht das ganze Bildfeld und eine Paralaxenmarkierung oder gar -korrektur gibt es auch nicht. Dafür waren bei Nikon später ja auch die Nachfolgemodelle zuständig. Auch die Naheinstellgrenze von nur 3 ft (ca. 1m) ist in heutigen Zeiten, wo man mit dem iPhone fast beliebig nah ran kommt, sehr gewöhnungsbedürftig.
Ansonsten muss ich sagen, hat das Fotografieren damit wirklich Spaß gemacht. Der Verschluss läuft extrem leise und ruhig, im lauten Manhatten fragt man sich oft: War's das jetzt? Der Verschlussaufzug ohne Schnellschalthebel ist etwas lästig, der Hebel kam dann ja 1954 mit der S2.
Ein paar Features der Kamera konnte ich mangels zusätzlichem Zubehör nicht wirklich ausprobieren. Objektivwechseln gelingt dank Bajonett recht einfach, ich habe nur leider kein Wechselobjektiv. Es ist wohl trotzdem fummeliger als mit modernen SLR-Bajonetten. Völlig anders ist der Blitzanschluss und man muss wohl sehr lange suchen um die speziellen Stecker zu finden (oder ein Kolbenblitzgerät mit solchen). In meiner Bedienungsanleitung, die noch original zu meiner Kamera gehört, gibt es handschriftliche Kommentare zum Blitzen, die den Angaben von Nikon zur Verwendung kurzer Zeiten widersprechen.
Der Film war recht schnell mit New York Impressionen gefüllt, mit den letzten Bildern habe ich noch Herbststimmung bei uns im Neighborhood eingefangen. Am Samstag zu The Photoplace zum Entwickeln und Scannen geschickt, heute Mittag (Dienstag) hatte ich die JPG-Dateien in der Dropbox und war beeindruckt (einfach auf die Fotos hier klicken und die höhere Auflösung sehen...).
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