2020-01-26

Zeh Goldi 3x4


Und hier noch eine 3x4-Kamera aus den frühen 1930er Jahren: Es ist die andere neben der Welta Gucki, die ich auf der Fotobörse in Groß-Umstadt gekauft habe. Schon auf der Veranstaltung haben der Verkäufer und ich die Kamera nicht genau benennen bzw. zuordnen können, denn es fehlt jeglicher Name oder Aufdruck. Nur Objektiv und Verschluss sind klar bezeichnet, aber diese Kombination konnte in den 1930er Jahren an vielen Kameras angetroffen werden. Später dann zuhause konnte ich zumindest das Design klar der Zeh Goldi zuordnen. Ihr Hersteller, das Paul Zeh Kamerawerk in Dresden, hat diese Kamera selber unter verschiedenen Namen vermarktet (Goldi, Imperial, Bafo, Coloprint), aber auch für andere gebaut. Hier sind zu nennen Ralik/Ralikona (Friedrich Laetsch, Frankfurt) Renox (Herlango, Wien), Weston (Burke&James, Chicago), Rhaco/Racofix (Richard Hennig, Frankfurt). Besonders bekannt ist die Version Ysella für Rodenstock, hier meist mit dem f/2,9 Trinar. Die allermeisten dieser Kameras allerdings ziert ihr Name, geprägt auf das Stückchen Leder oberhalb des Objektivs. Die Zeh eigenen Kameras hatten außerdem ein weißes Zeca-Logo unterhalb des Objektivs auf der Rückseite der geöffneten Kameraklappe. Beides fehlt bei meinem Exemplar!
Und dann gibt es mit der Baby Rosen noch eine japanische Kopie der Zeh Goldi. Und das interessante daran ist, dass genau diese Kombination von Objektiv und Verschluss mit ihr in einer Anzeige von September 1936 erwähnt wird. Jetzt fände ich es natürlich phänomenal, wenn ich genau solch eine japanische Kopie ergattert hätte, beweisen kann ich es nicht. Die Kamera selbst gibt nichts her an möglichen Hinweisen für oder wider. Ich persönlich finde es eher unwahrscheinlich, dass es sich um eine japanische Kopie handelt. Viel wahrscheinlicher ist es für mich, dass es sich bei den in der japanischen Anzeige erwähnten Kameras mit dem Corygon nicht um Kopien, sondern um Importe aus Deutschland handelt. Zeh hätte in einem solchen Szenario um 1935/1936 einen Auslass für Kameras gehabt, die in der Heimat (wegen Retina und Co.) keiner mehr haben wollte. Dass man für den japanischen Markt auf eine Namensprägung verzichtet, ist fast logisch. Einige dieser Kameras mögen dann erst gar nicht den Weg nach Japan gefunden haben. Auch diese Theorie kann ich mit der Kamera alleine nicht beweisen, ich werde ihr aber noch weiter nachgehen. Falls jemand Hinweise hat, bitte unten per Kommentar melden.

Datenblattfrühe Halbformat (3x4 cm) Kamera für den 127er Rollfilm
Objektiv C. Friedrich Corygon-Anastigmat 5cm f/4.5. Auch mit anderen Objektiven erhältlich. Objektiv per Balgen und Spreizenmechanismus unter Frontklappe versenkbar. 
Verschluss Pronto Zentralverschluss (Gauthier), T-B-100-50-25. Auch mit anderen Zentralverschlüssen erhältlich. Keine Doppelbelichtungssperre. 
Belichtungsmessung keine
Fokussierung Manuell am Objektiv (ab ca. 1m) durch Verschieben der Frontlinse
Sucherausklappbarer optischer Sucher.
BlitzKein Anschluss vorgesehen.
Filmtransport Mit Drehknopf auf Kameraoberseite, doppeltes rotes Bildnummern-Fenster für Halbformat.
sonst. Ausstattung Ausklappbarer Standfuß, Stativgewinde 3/8", Anschluss für Drahtauslöser, Selbstauslöser (am Pronto-S)
Maße, Gewicht ca. 115 x 70 x 35/66 mm (geschlossen, offen), 372 g 
Batterie keine
Baujahr(e) ca. 1930-1932, verkauft bis mindestens 1936, siehe Text.
Kaufpreis, Wert heute in dieser Version ca. 40 RM. Heutiger Wert je nach Zustand ca. 50-150 €.
externe Quellen und Links Mike Eckman, Classic Camera CollectionCamera-Wiki127er Rollfilm, Collectiblend, Baby Rosen, Zeh Coloprint (Emtus), AJCCC
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