Das Glück war mir hold beim Besuch der diesjährigen Fotobörse in Groß-Umstadt. Neben netten Gesprächen mit anderen Sammlern habe ich drei frühe 3x4-Kameras in der Hand gehabt und natürlich zwei davon gekauft. Die dritte war mir wegen ihrer Originalverpackung einfach zu teuer. Hier ist also die erste davon, eine Welta Gucki in einer "Basis-Version" mit einem Gauthier Vario Verschluss und einem Weltar-Anastigmaten 4.5/5 cm. Damit sollte sie 1931 oder '32 knapp unter 40 Reichsmark gekostet haben, wie man durch den Vergleich ähnlich ausgestatteter Kameras beim Photo-Porst Katolog ermitteln kann. Bei Porst war sie selbst nicht zu bekommen. Wie die meisten Kameras damals konnte man auch sie mit anderen Verschlüssen und Objektiven kaufen. Das andere Ende der Fahnenstange war bei ihr sogar das Schneider Xenon 2.0 im Compur (siehe Photographica Cabinett 23, 2001).
Grundsätzlich ist sie der Kochmann Korelle 3x4 sehr ähnlich, beide haben einen seitlichen Spreizenmechanismus und den Filmaufzugknopf auf der Unterseite rechts. "Schussbereitschaft" war ihr beworbenes Merkmal, was sie von vielen anderen Konkurentinnen abhob: Durch Druck auf den einzigen Knopf auf der Kameraoberseite sprang gleichzeitig das Objektiv raus und entfaltete sich der Klappsucher. Bei der Welta ist dieser sogar mit Glas und eingeritztem Fadenkreuz. Das eigentliche Alleinstellungsmerkmal der Welta ist aber ihre Kompaktheit. Sie ist im Vergleich zur Korelle in der Höhe 5 mm und in der Breite 11 mm kürzer, und damit sogar kompakter als alle später kommenden 135er Faltbalgenkameras alá Retina...
Mein Exemplar ist voll funktionstüchtig. Hier und da ist der Lack ab, das Leder scheint bräunlich durch und am Verschluss muss man wissen, wo welche Zeit eingestellt wird, lesen kann man so gut wie nichts mehr. Insgesamt für eine fast 90-jährige Kamera eine interessante Patina! Besonders beeindruckt bin ich von der Kraft, den die Federn des Spreizenmechanismus und des Aufklappsuchers noch haben.
Datenblatt | frühe Halbformat (3x4 cm) Kamera für den 127er Rollfilm |
Objektiv | Weltar Anastigmat 5 cm f/4.5. Auch mit anderen Objektiven erhältlich. Objektivplatte per Balgen und Spreizenmechanismus versenkbar. |
Verschluss | Vario Zentralverschluss (Gauthier), T-B-100-50-25. Auch mit anderen Zentralverschlüssen erhältlich. Keine Doppelbelichtungssperre. |
Belichtungsmessung | keine |
Fokussierung | Manuell am Objektiv (ab ca. 1m) durch Verschieben des gesamten Objektivs. |
Sucher | ausklappbarer optischer Sucher mit Fadenkreuz. Klappt zusammen mit dem Objektiv aus. |
Blitz | Kein Anschluss vorgesehen. |
Filmtransport | Mit Drehknopf auf Kameraunterseite, doppeltes rotes Bildnummern-Fenster für Halbformat. |
sonst. Ausstattung | Ausklappbarer Standfuß, Stativgewinde 3/8", Anschluss für Drahtauslöser. |
Maße, Gewicht | ca. 104 x 60 x 40/62 mm (geschlossen, offen), 330 g |
Batterie | keine |
Baujahr(e) | ca. 1931-1932, verkauft bis mindestens 1936. |
Kaufpreis, Wert heute | in dieser Version ca. 40 RM. Heutiger Wert je nach Zustand ca. 50-150 €. |
externe Quellen und Links | Welta, Wikipedia, Camera-Wiki, 127er Rollfilm, Collectiblend |
bei KniPPsen weiterlesen | Verschwinden der 3x4-Kameras, Foth Derby, Ferrania Tanit, Gevaert 127er Film, Rollfilm 127, Ising Puck, Welta Welti, Korelle 3x4 |
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