Hier mal wieder ein echter Meilenstein der Kamerageschichte. Der vierte Geniestreich von Yoshihisa Maitani nach Olympus PEN (1959), Olympus PEN F (1963) und Olympus OM1/OM2 heißt Olympus XA. Das Ding sieht zumindest in geschlossenem Zustand so gar nicht wie eine Kamera aus, ist aber die kleinste Messucher-(!) Kamera für das Kleinbildformat und hat dabei noch einiges an Features eingebaut. Das Design ist konsequent auf Jacken- oder sogar Hosentaschentauglichkeit ausgelegt, die stabile Kunststoffhülle läßt keinerlei Bereitschaftstasche vermissen und der ovale Objektivschutzschieber schmeichelt im geschlossenen Zustand den Händen.
Maitani hat trotz der vorgegebenen Kompaktheit, die Zeit seines Designerlebens erklärtes Ziel war, eigentlich kaum Kompromisse gemacht. Das Objektiv durfte trotz 35 mm Brennweite bei f/2.8 nicht aus der nur 39.5 mm tiefen Kamera herausragen, von Filmebene bis Frontlinsenspitze wurden es am Ende sogar nur 33.6 mm. Eine harte Nuss, die Olympus' Objektivdesigner Toshihiru Imai und Yoshisada Hayamizu durch eine "reverse Retrofokus"-Konstruktion lösten. Es war das erste Mal, dass so etwas für ein Weitwinkelobjektiv verwendet wurde. Um dennoch exzellente Abbildungseistungen zu erzielen, mussten hochbrechende Gläser her. Das Ergebnis überzeugt, wie z.B. dieser Test beweist. Damit nicht genug: Wegen des Objektivschiebers durfte sich natürlich auch nicht der Auszug beim Fokussieren verändern. Innenfokussierung war die Lösung, die XA war die erste kommerzielle Kamera, bei der dieses Prinzip in einem eingebauten Objektiv angewendet wurde.
Olympus schärfster Wettbewerber war die Minox 35 Serie, die tatsächlich kleinste Vollformat-35 mm Kamera, allerdings ohne Messucher! Olympus brachte im Laufe der Jahre noch weitere XA-Modelle, um im Wettbewerb zu bestehen, was durchaus gelang. Interessanterweise sind die "Nachfolger" XA1 bis XA4 allesamt schlechter ausgestattet als die originale XA. Kein Modell hatte mehr den Messsucher und auch die Objektivkonstruktion wurde einfacher. Die XA1 war ein seltsamer Rückschritt in die 60er Jahre mit Selenzelle, ein Einstiegsmodell mit alter EE-Technologie im XA Gehäuse. Die XA2, später zur XA3 upgegraded war das kommerziell erfolgreichste Modell. Die XA4 hatte ein 28mm Weitwinkel und eine Naheinstellgrenze von nur 30 cm und wurde konsequent als Makro-Kamera beworben. Alles das kann man auf DER XA Website nachlesen, auch hier nimmt die einzig wahre, sprich originale XA den meisten Raum ein.
Meine XA habe ich als defekt für $15 auf einem Kamera-Flohmarkt gekauft, ohne Batterie konnte ich dort auch nicht nachprüfen, was alles funktioniert und was nicht. Nach etwas Basteln (es gibt ein Repair-Manual im Netz) und Einsetzen von zwei 675er Hörgeräte-Batterien (funktioniert, die Kameraelektronik braucht >2.2V) habe ich sie inzwischen fotografierbereit. Lediglich das Drehspulelement zur Nadelanzeige der Verschlusszeit im Sucher verweigert seinen Dienst, der Verschluss arbeitet aber anscheinend korrekt. Bei Gelegnheit werde ich mal einen Film verknippsen.
Datenblatt | kompakte automatische KB-Sucherkamera |
Objektiv | F.Zuiko 35 mm f/2.8 (6 Linsen in 5 Gruppen, reverser Retrofokus). |
Verschluss | elektronisch gesteuerter Zentralverschluss, stufenlos 10s bis 1/500s, automatisch nach Blendenvorwahl. |
Belichtungsmessung | eingebaut(CdS), 25-800 ISO/ASA. |
Fokussierung | Manuell mit Schieber unter dem Objektiv bis 2.8ft (0.9m), Messsucher als präzise Scharfstellhilfe. |
Sucher | Messsucher, eingespiegelter Bildausschnitt mit Parallaxenmarkierungen, Nadelanzeige der Verschlusszeit auf der linken Seite. |
Blitz | externer Systemblitz A11 zum Ansetzen an die linke Kameraseite, Blitzautomatik bei Blende 4 oder manuelle Blendeneinstellung nach Leitzahl und Entfernung. |
Filmtransport | Daumenrad, Bildzählwerk, Rückspulkurbel. |
sonst. Ausstattung | Kombischalter für Gegenlichtkorrektur (+1.5), Batterietest und Selbstauslöser, Stativgewinde, Objektivschutzschieber schaltet Kamera aus. |
Maße, Gewicht | ca. 102/65/40 mm, 225g. |
Batterie | 2 x LR44/SR44 oder kompatible (2.2-3V) |
Baujahr(e) | 1979-1985 |
Kaufpreis, Wert heute | ¥35,800 US$165 300DM (1979), ca. US $50-$150 |
Links | Instruction Manual (E, G, F, S), DIAXA (XA Fan website), Olypedia, Review from Modern Photography 1979, A11 flash manual, XA at Japan Camera Hutner, Matt Denton,Karen Nakamura,Cameraquest |
Laut Bedienungsanleitung benötigt die XA 2x SR44 Knopfbatterien mit je 1,55 V, also zusammen 3,1 V Nennspannung. Ob die XA eine interne Korrekturschaltung bei abweichenden Spannungen hat weiß ich nicht. Mit den Silberoxid-Zellen ist man jedenfalls auf ser sicheren Seite, und teuer sind sie auch nicht, halten aber lange.
AntwortenLöschenIn der Reparaturanleitung (Link siehe oben im Text) ist die Kameraelektronik im Detail beschrieben. Dort steht auch, dass die Kamera (nur) mindestens 2.2V braucht. Durch die Elektronik ist gewährleistet, dass immer richtig belichtet wird. Es ist also eine reine Geschmack- oder Geldfrage, welche Batterien man verwendet, ich hatte halt gerade die Zink-Luft-Batterien aus dem Supermarkt zur Hand.
Löschen