Mit meiner Canon A-1 kam ein interessantes Objektiv, das selbst ein paar Worte verdient hat. Canon war kein früher Pionier bei Zoom-Objektiven, hat aber spätestens seit Anfang der 1970er Jahre gerade in diesem Segment bei den Objektivherstellern ganz oben mitgespielt und vielfach auch den einen oder anderen neuen Standard gesetzt. Damit haben sie Zoom-Objektiven überhaupt erst zu der allgemeinen Akzeptanz verholfen, die sie heute noch haben. Dieses Objektiv ist ein sehr schönes Beispiel dafür.
Frühe Zoomobjektive boten bis auf die Tatsache, dass der Fotograf nicht mehr das Objektiv für verschiedene Bildwinkel wechseln musste, eigentlich nur Nachteile: Sie waren teuer, schwer und groß (manchmal schwerer und teurer als zwei entsprechende Festbrennweiten zusammen), oft lichtschwach.
Was aber am meisten schmerzte waren die Kompromisse, die man bei den Abbildungsleistungen machen musste. Gerade beim letzten Punkt hat Canon Pionierarbeit geleistet. Ihr FD 35-70 mm f/2.8-3.5 von 1973 gilt als das erste Standardzoom, das es von den Abbildungsleistungen mit den gängigen Festbrennweiten aufnehmen konnte. Es war zwar immer noch relativ schwer und teuer, aber den Bildern sah man das Zoom nicht mehr an. In den folgenden Jahren arbeiteten die Hersteller auch an den äußeren Dimensionen und dem Preis und so bot Fuji als erster Hersteller im Jahr 1977 eine SLR zusammen mit einem kompakten Zoom als Standard an (Fuji AZ-1 mit Fujinon 43-75).
Linsenschnitt des 35-70 f/4, ausgeführt in zwei jeweils gegenläufig verschiebbaren Gruppen. |
Die anderen folgten natürlich und auch Canon brauchte ein preiswertes, leichtes und dennoch optisch gutes Standardzoom für ihre Megaseller AE-1 und A-1. Herausgekommen ist dieses FDn 35-70 mm f/4 mit der grundsätzlich ähnlichen optischen Konstruktion wie der alte Star von 1973, allerdings etwas lichtschwächer. Außerdem wurden einige Teile in Plastik statt Metall ausgeführt und damit wurde es nur noch etwas größer und schwerer als ein 50 mm Normalobjektiv. Angeblich sind sogar die Abbildungsleistungen nochmal etwas besser als der Ahn. Tatsächlich bescheinigen auch neuere Tests an Digitalkameras dem Objektiv exzellente Ergebnisse über den ganzen Brennweitenbereich.
Eine Sache ist recht eigenartig (und vielleicht einzigartig?) bei diesem Zoom. Es behält stets seine externen Maße. Sowohl Zoomen als auch Fokussieren passieren innerhalb der äußeren Hülle, die am vorderen Ende aus dem Fokusring besteht. Da die Frontlinse je nach Einstellung mehr oder weniger hinter dem Entfernungsring verschwindet, fungiert dieser daher auch als Sonnenblende. Lediglich bei 35 mm Brennweite und 50cm Entfernung (nächstmögliche Einstellung) kommt die Frontlinse soweit raus, dass man einen Filter aufschrauben kann.
Datenblatt | kompaktes Standardzoom mit sehr guten Abbildungsleistungen |
opt. Konstruktion | 8 einzeln stehende Linsen in 2 Zoomgruppen, Typ Drehzoom |
Blende | f/4-f/22 in halben Stufen einrastend, 6 Blendenelemente |
Vergütung | Mehrschicht (Super Spectra Coating) |
Filtergewinde | 52 mm, dreht sich mit Fokus. Innerhalb des Fokusrings, keine größeren Filterhalter oder z.B. Linearpolfilter möglich. |
bekannte optische Schwächen | tonnenförmige Verzeichnung bei 35mm, sonst ohne größere Schwächen, scharf bei allen Brennweiten. |
Bajonett | Canon new FD, mit Entriegelungstaste am Objektiv |
Maße, Gewicht | ca. 87mm x 63 mm Durchmesser, 305 g |
Baujahr(e) | 1979-1983 |
Kaufpreis, Wert heute | 45.000 Yen (1979), ca. 30€ |
Links | Ken Rockwell, Canon Camera Museum, Olypedia, MIR, Canon Classics |
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