Schon vor einigen Jahren habe ich hier Zeiss Ikons Contessa (10.0632) vorgestellt. Hier nun ihre etwas jüngere Schwester Contessamat SE, die nur eine von 16 Varianten von Zeiss Ikons Kleinbild-Sucherkameras im selben Gehäuse war. Sie waren alle in den frühen 1960er Jahren auf den Markt, hießen Symbolica, Tenax Automatic, Contina, Contessa/mat/ic und unterschieden sich relativ geringfügig in ihrer Ausstattung. Alle hatten ein fest eingebautes Objektiv von Carl Zeiss (entweder ein 4-linsiges Tessar 2.8/50 mm, oder ein einfacheres Triplet mit 45 mm Brennweite: Color Pantar oder Lucinar) und alle einen Zentralverschluss von Gautier (Pronto...) mit mehr oder weniger großem Zeitenbereich und Automatisierungsgrad.
Die erste Kamera in diesem Gehäuse war die Symbolica II (1959), gefolgt von der Tenax Automatic (1960). Zeiss Ikon hat dann ab 1960 ihre Modellpolitik konsolidiert und zunächst in diesem Gehäuse ihre Contessa (35)-Serie fortgesetzt (alle folgenden Contessa(mat/ic)-Modelle hatten einen eingebauten Belichtungsmesser), dann auch die Contina-Serie als einfachere Einstiegsmodelle (Triplet-Objektiv). Die Contessamat-Modelle hatten eine Trap-needle Blendenautomatik, Modelle mit einem E im Suffix einen eingebauten Entfernungsmesser. Alle Modelle hatten eine PC-Blitzbuchse, bei einigen (wie dieser hier) erweitert mit einer zweiten Steckverbindung auf der Kameraoberseite, die es erlaubte, kabellos den Ikoblitz 5 anzubringen. Erst die späten Modelle der Serie (ab ca. 1965) hatten dann den normalen Mittenkontakt Im Zubehörschuh ("hot-shoe").
Bei der Modellvielfalt war Zeiss Ikon in den frühen 1960er Jahren nicht allein. Auch die direkten Konkurrenten hatten entsprechend unzählige Modelle auf Markt, siehe z.B. Kodak, Braun oder Voigtländer. Interessanterweise hatten diese Kleinbildkameras mehr oder weniger alle dieselben Features. Ab ca. 1965 war der Höhepunkt der Kameraproduktion solcher (KB-Sucher-) Kameras in Deutschland erreicht, ab da ging es nur noch bergab. Dies lag nicht an mangelndem Interesse der Kunden, oder an deren mangelnder Kaufkraft. Nein, der Kameramarkt wurde in mehrerer Hinsicht diverser: Auf der einen Seite kamen aus Japan tolle Kameras für kleineres Geld, aber auch automatisierte Spiegelreflexkameras. Neue Technologien, wie die Verwendung von Kunststoff statt Metall oder Elektronik statt Mechanik taten ihr Übriges. Aber der Niedergang der deutschen Kameraindustrie zum Beginn der 1970er Jahre ist vielleicht mal eine andere Geschichte. Zeiss Ikon hat 1971 mit der Contessa S310 einen letzten Versuch gemacht, dieses Marktsegment zu bedienen.
Datenblatt | KB-Messsucherkamera mit Blendenautomatik |
Objektiv | Color-Pantar 45 mm f/2.8 (Triplet) mit Frontlinsen-Fokussierung |
Verschluss | Gauthier Prontormatic 500 (B, 30-500 1/s) |
Belichtungsmessung | mittels Selenzelle, steuert Blende automatisch nach Zeitvorwahl. Blendenwahl wird im Sucher und in einem Fenster auf der Kameraoberseite angezeigt. Filmempfindlichkeit 11-30 DIN (10 - 800 ASA) |
Fokussierung | Manuell per Frontlinsen-Verstellung |
Sucher | Messsucher mit Einspiegelung der gewählen Blende, Leuchtrahmen mit Prallaxenmarkierung. |
Blitz | PC-Blitzbuchse auf der Oberseite hinter Drehschieber. Möglichkeit zum kabellosen Anschluss des Ikoblitz 5 mit speziellem Fuß. |
Filmtransport | Schnellschalthebel, Rückspulkurbel auf der Kameraunterseite, Bildzählwerk. |
sonst. Ausstattung | Zubehörschuh („kalt“), ISO-Drahtauslösergewinde, 1/4‘‘ Stativgewinde, Bildlagemarkierung, keine Gurtösen, dafür optionale Bereitschaftstasche. |
Maße, Gewicht | 117 x 85 x 73 mm, 552 g |
Batterie | keine |
Baujahr(e) | 1963-1966, diese #D74363 von ca. 1964 |
Kaufpreis, Wert heute | 298 DM (1965), ca. 20€ |
Links | Camera-Wiki, Manual (English), Anleitung (Französisch), |
Bei KniPPsen weiterlesen | Westdeutsche Nachkriegskameraproduktion, Preisbindung, Geschichte der Belichtungsautomatik, andere automatische KB-Kameras |