Die allermeisten Instamatic Kameras (126er Kassette) waren billige Plastik-Knippsen, so wie Kodak's Instamatic 100/104 oder meine erste Kamera. Mit der Kassette lassen sich aber auch wirklich simple Kameras realisieren, wie der Simplex Snapper. Das Erscheinen der Kassette auf dem Markt 1963 war eine Erfolgsstory nach Kodak's Geschmack. Endlich gab es ein Filmformat, was wirklich auch der Ungeschickteste in eine Kamera einlegen konnte, kein umständliches Rumfummeln mehr wie mit der Kleinbildpatrone (Rückspulen!) oder dem Rollfilm. Das hat auch einige renomierte Kamerahersteller aufgescheucht, sodass bald schon High-End Kameras für dieses Format auf dem Markt erschienen. Über die fünf Spiegelreflexkameras für dieses Format, die ich heute stolz mein eigen nennen darf, habe ich ja kürzlich schon berichtet. Aber einige Kamerahersteller brachten natürlich auch hochwertige Sucherkameras auf den Markt, und diese Yashica gehört hier sicher zu den Besten. Eine Übersicht gibt Mr. Martin, allerdings fehlt hier die Rollei A26.
Yashica nahm als Designgrundlage ihre schicke Halbformatkamera Yashica Half 17 und brachte ab 1966 die einfache EZ-matic und dann (ab ca. 1967) diese EZ-matic 4. Neben der Kodak Instamatic Kassette bediente Yashica auch Agfa's Rapid System mit entsprechend designten Kameras. Mann wollte wohl keinen Zug verpassen.
Die EZ-matic 4 hat bis auf den fehlenden Messsucher (wie z.B. ihre Konkurrentin Minolta Autopak 700) eigentlich alles High-Tech an Bord, was die 60er-Jahre bieten konnten: Volle Belichtungsautomatik mit Steuerung von Verschlusszeit (1/30 bis 1/500) und Blende (1.9 bis 22) durch den Selen-Belichtungsmesser, oder wahlweise Zeitautomatik nach Blendenvorwahl. Die Zeiten konnten manuell nicht einzeln gewählt werden, werden aber im Sucher angezeigt. Mit ihrem Yashinon-DX 38mm f/1.9 ist sie meines Wissens die lichtstärkste Kamera für dieses Format, lediglich eingeholt von Kodak's Instamatik Reflex, wenn man das teure Xenon 50 f/1.9 angesetzt hatte. Neben dem lichtstärkeren Objektiv hatte die "4" der EZ-matic die Möglichkeiten zum Anschluss von Blitzlicht voraus, und zwar beides, per Kabel angeschlossenem Aufsteckblitz im Zubehörschuh als auch Kodak's Flashcubes. Für letztere hatte die Kamera ein großes Batteriefach auf der Vorderseite. Außerdem hatten die EZ-matics als einzige Instamatic Kameras einen Selbstauslöser an Bord.
Leider gibt es nicht sehr viele Informationen wielange und in wievielen Exemplaren Yashica die EZ-matic Kameras gebaut hat. Eine einzige Quelle spricht von über 25.000 Einheiten für die einfache der beiden, für die "4" gibt es keine Infos. Allerdings läßt sich mit einiger Sicherheit annehmen, dass beide zusammen schon 1969 von der EZ-matic Electronic abgelöst wurden. Bei dieser besinnt sich Yashica wieder auf die eigentliche Zielgruppe der 126er Kassette, nämlich den absoluten Foto-Laien. Die mangelnde Filmplanlage der Kassette macht jegliches High-Tech eigentlich sinnlos. Das haben spätestens Anfang der 70er die meisten Kunden und damit auch die Hersteller verstanden.
Mein Exemplar lief mir letztes Wochenende auf einem kleinen Flohmarkt für nur 4,50€ über den Weg, da konnte ich bei dem sehr guten Zustand der Kamera nicht nein sagen. Bei e-bay wechseln diese Kameras für 20-30 € den Besitzer, wobei mir aufgefallen ist, dass die allermeisten Angebote aus den USA stammen und die Kameras hier in Europa eher selten sind. Immer schön, ein kleines Schnäppchen gemacht zu haben!