2016-05-27

Yashica EZ-matic 4



Die allermeisten Instamatic Kameras (126er Kassette) waren billige Plastik-Knippsen, so wie Kodak's Instamatic 100/104 oder meine erste Kamera. Mit der Kassette lassen sich aber auch wirklich simple Kameras realisieren, wie der Simplex Snapper. Das Erscheinen der Kassette auf dem Markt 1963 war eine Erfolgsstory nach Kodak's Geschmack. Endlich gab es ein Filmformat, was wirklich auch der Ungeschickteste in eine Kamera einlegen konnte, kein umständliches Rumfummeln mehr wie mit der Kleinbildpatrone (Rückspulen!) oder dem Rollfilm. Das hat auch einige renomierte Kamerahersteller aufgescheucht, sodass bald schon High-End Kameras für dieses Format auf dem Markt erschienen. Über die fünf Spiegelreflexkameras für dieses Format, die ich heute stolz mein eigen nennen darf, habe ich ja kürzlich schon berichtet. Aber einige Kamerahersteller brachten natürlich auch hochwertige Sucherkameras auf den Markt, und diese Yashica gehört hier sicher zu den Besten. Eine Übersicht gibt Mr. Martin, allerdings fehlt hier die Rollei A26.  
Yashica nahm als Designgrundlage ihre schicke Halbformatkamera Yashica Half 17 und brachte ab 1966 die einfache EZ-matic und dann (ab ca. 1967) diese EZ-matic 4.  Neben der Kodak Instamatic Kassette bediente Yashica auch Agfa's Rapid System mit entsprechend designten Kameras. Mann wollte wohl keinen Zug verpassen.
Die EZ-matic 4 hat bis auf den fehlenden Messsucher (wie z.B. ihre Konkurrentin Minolta Autopak 700) eigentlich alles High-Tech an Bord, was die 60er-Jahre bieten konnten: Volle Belichtungsautomatik mit Steuerung von Verschlusszeit (1/30 bis 1/500) und Blende (1.9 bis 22) durch den Selen-Belichtungsmesser, oder wahlweise Zeitautomatik nach Blendenvorwahl. Die Zeiten konnten manuell nicht einzeln gewählt werden, werden aber im Sucher angezeigt. Mit ihrem Yashinon-DX 38mm f/1.9 ist sie meines Wissens die lichtstärkste Kamera für dieses Format, lediglich eingeholt von Kodak's Instamatik Reflex, wenn man das teure Xenon 50 f/1.9 angesetzt hatte. Neben dem lichtstärkeren Objektiv hatte die "4" der EZ-matic die Möglichkeiten zum Anschluss von Blitzlicht voraus, und zwar beides, per Kabel angeschlossenem Aufsteckblitz im Zubehörschuh als auch Kodak's Flashcubes. Für letztere hatte die Kamera ein großes Batteriefach auf der Vorderseite. Außerdem hatten die EZ-matics als einzige Instamatic Kameras einen Selbstauslöser an Bord.
Leider gibt es nicht sehr viele Informationen wielange und in wievielen Exemplaren Yashica die EZ-matic Kameras gebaut hat. Eine einzige Quelle spricht von über 25.000 Einheiten für die einfache der beiden, für die "4" gibt es keine Infos. Allerdings läßt sich mit einiger Sicherheit annehmen, dass beide zusammen schon 1969 von der EZ-matic Electronic abgelöst wurden. Bei dieser besinnt sich Yashica wieder auf die eigentliche Zielgruppe der 126er Kassette, nämlich den absoluten Foto-Laien.  Die mangelnde Filmplanlage der Kassette macht jegliches High-Tech eigentlich sinnlos. Das haben spätestens Anfang der 70er die meisten Kunden und damit auch die Hersteller verstanden.
Mein Exemplar lief mir letztes Wochenende auf einem kleinen Flohmarkt für nur 4,50€ über den Weg, da konnte ich bei dem sehr guten Zustand der Kamera nicht nein sagen. Bei e-bay wechseln diese Kameras für 20-30 € den Besitzer, wobei mir aufgefallen ist, dass die allermeisten Angebote aus den USA stammen und die Kameras hier in Europa eher selten sind. Immer schön, ein kleines Schnäppchen gemacht zu haben!

2016-05-26

Foto Quelle Revue 100 C

Manchmal bekomme ich einfach Kameras für meine Sammlung geschenkt. Diesmal ist es eine Revue 100C. Revue war die Hausmarke von Foto Quelle, in den 70er und 80er Jahren ein Gigant auf dem Fotomarkt, der relativ preiswert Kameras und andere Fotoartikel anderer Hersteller unter eigener Marke verkaufte. Die Revue 100C ist baugleich zur Regula Picca C und wurde wie diese vom Kamerawerk King&Bauser in Bad Liebenzell im Schwarzwald gebaut. 

Die Kamera ähnelt von der Bauart her der älteren Genaration von Kings Regula Sprinty Serie, ist aber kompakter. Interessantestes Merkmal bei dem Basismodell 100C ist der nicht vorhandene Selen-Belichtungsmesser, dessen charakteristisches Frontfenster dennoch die Kamera ziert. Die höherwertigen Modelle (bei Revue 200C und 300C) haben ihn dann wirklich. Wirklich elegant gelöst finde ich den einfachen mechanischen Rectormat-Verschluss, bei dem sich Blende (2.8 bis 16) und Verschlusszeit (30, 60, 125, 300) nicht unabhängig voneinander, sondern nur in Kombinationen einstellen lassen (siehe Foto). Es gibt sogar B für Zeitaufnahmen, aber nur wenn man eine Drahtauslöser in ein separates Isogewinde schraubt. Gebaut wurde die Kamera Mitte der 70er, allerdings habe ich keine Ahnung in welchen Stückzahlen. Es werden wohl nicht wenige gewesen sein.


2016-05-22

Kodak Retina I (126)

Neulich in Wien auf dem Samstags-Flohmarkt direkt am Naschmarkt gab es für mich jede Menge Kameras zu durchforsten, die meisten allerdings recht überteuert für ihren schlechten Zustand. Diese hier musste ich aber retten, für nur 15€ wurde sie mein. Sie ist schon die fünfte Retina 1, die ich gekauft habe (siehe meine anderen hier). Am Stand war ich mir noch nicht 100% sicher, hatte aber schon geahnt, dass es sich um das Vorkriegsmodell 126 handelt, zu erkennen an der Kombination aus Chrom-Gehäusekappe und fehlendem Gehäuseauslöser, der kam erst mit dem Nachfolgemodell 141.

Anhand der relativ späten Seriennummer (966994) läßt sich die Kamera auf 1937 datieren. Besonders entzückt war ich als ich realisierte, dass mein Exemplar noch den kleinen Aufschraubdrahtauslöser besitzt, ein Merkmal aller frühen Modelle. Allerdings existiert dieses Detail bei den meisten heute noch erhaltenen Retinas nicht mehr und so ist dieses kleine Zubehör heute mehr wert als der Rest der Kamera.
Was fehlt ist allerdings der Tiefenschärfe-Drehknopf am Boden der Kamera, irgendjemand hatte ihn abgeschraubt. Bis aud das ist die Kamera sehr gut erhalten, man sieht ihr das Alter (79 Jahre!) überhaupt nicht an. Im Bild unten, alle im geschlossenen Zustand und gestapelt, von oben nach unten die Modelle 118, 126 und 010. 
Jetzt wird es hier ja schon eine kleine Serie zur Retina 1 und da will ich noch meiner Vorliebe nachgehen und Daten zu Produktionszahlen aufbereiten. Insgesamt wurden ca. 460.000 Retina 1 Kameras gebaut, interessanterweise ziehmlich genau die Hälfte davon vor dem Krieg (9 Modelle) und die andere danach mit nur 2 Modellen. Als Quellen habe ich im wesentlichen die Seriennummernlisten von Chris's camera pages sowie die Informationen von Mischa Koning's Kodak Seiten verwendet. Das Modell 126 trägt ca. 32000 Exemplare zur Gesamtzahl bei.

2016-05-14

Westlicht Museum Wien

Und gleich noch ein Museum, besucht am letzten Wochende in Wien. Eine schöne Kamera-Sammlung gibt es zu sehen mit allen wesentlichen Meilensteinen. Ich fand die Beschriftung machmal etwas zu knapp, einige Kameras hatten kein Schildchen. Neben der Kamerasammlung gibt es eine (wechselnde) Fotoausstellung, bis zum 22. Mai wird noch das Lebenswerk von Magnum Fotograf Hiroji Kubota gezeigt. Ohne diese lohnenswerte Ergänzung zu den Kameras wären die 7 Euro Eintritt ein bisschen viel gewesen.  

http://www.westlicht.com