2023-02-14

G.A. Krauss Rollette (2)

Mein letzter Artikel über die Rollette ist schon sehr umfangreich, hier kommt aber noch mehr. Während meiner online-Recherchen zur Kamera habe ich einige ebay Auktionen als Quelle verwendet. Wie es so kommt, konnte ich bei einem Angebot nicht widerstehen und habe es gekauft. Grund war natürlich, dass es diese (von mir) Typ 5 genannte Variante ist, die sich in allen wesentlichen Details von Typ 2 der anderen Kamera unterscheidet. Außerdem war eine originale Gebrauchsanweisung dabei, die ich hier gerne teile. Auf der Titelseite unten links steht ein "D.VI.28", was ich mal als von 1928 interpretiere. Auch der Aufkleber auf der Titelseite weist wie das metallene Schildchen auf der Rückseite der Kamera auf das Fotogeschäft "Chr.Fr. Winter Sohn" in Leipzig hin. Auch das deute ich in dem Sinne, dass diese Anleitung tatsächlich zu meiner Kamera hier (Seriennummer 25366) gehört und zusammen mit ihr erworben wurde. 
Typ 2 (ca. 1925) und Typ 5 (1928) im Vergleich. Man erkennt fast alle Unterschiede: Ständer, Laufbodenstreben, Krauss-Symbol, Krauss Prägung, Gehäuseriegel, Feinfokussierung. Nicht zu sehen sind das zusätzliche Stativgewinde (Typ 5) bzw. die Rollette-Prägung (Typ 2) auf der Rückseite des Laufbodens.
Die Unterschiede dieser beiden Rollette Haupttypen 2 und 5 zeigt das Bild oben, alles andere kann man auf den restlichen Bildern dieser Seite betrachten. Ich hatte noch vermutet, dass mit den geänderten Streben auch ein federgespanntes Öffnen des Laufbodens verbunden war, dem ist leider nicht so. Der Fotograf muss selbst Hand anlegen und den Laufboden herunterklappen, einrasten lassen und dann mit Zeigefinger und Daumen der rechten Hand Objektiv mit Balgen herausziehen. Noch detaillierter als hier wird das in der Gebrauchsanleitung beschrieben. Dort steht auch auf Seite 9 unten, dass es parallel zum Typ 5 eine einfache Version gegeben hat. Mein Typ 4 hieß also offiziell "Rollette Nr. 216".

Inzwischen habe ich auch noch weiter zur Konkurrenz der Rollette recherchiert, die tatsächlich die erste 5x8 Rollfilm-Laufbodenkamera war und diese 129er Film-Kameraklasse begründet und wohl auch verkaufszahlenmäßig dominiert hat. Folgende Kameras habe ich bisher ausgegraben: 1) Contessa Nettel Cocarette Mod. 207 (ab 1926), später als Zeiss Ikon Cocarette 519/14 weitergeführt. 2) Voigtländer "Rollfilm 5x8" (1927-1931). 3) Emil Busch Klappkamera 5x8 (?). 4) Nagel Vollenda 60 (1930-1931). 5) Zeiss Ikon Ikonta 520/14 (1930-1931). 6) Orionwerk Rio 82B (1927 ?). 7) Welta Perle (ab 1930, ein etwas moderneres Design als alle vorherigen). 8) Bing FITA (1931). 9) Kern Simplo (nach den Bildern auf ebay baugleich mit der Rollette und vermutlich auch von Krauss für Kern gebaut). Der Rollette nachgebaut ist die japanische Nifcarette (ab 1929), diese allerdings für 127er Rollfilm.

Mit dem "Zwischenformat" 5x8 ging es im Krisenjahr 1932 spätestens zu Ende, danach gab es keine neuen Kameras mehr für den 129er Film (Agfa N6, etc.). Es war sowieso die Zeit der großen Umbrüche in der Fotolandschaft. Die Plattenkameras wurden zu Ladenhütern, alle Welt kaufte stattdessen Kleinbildkameras und die Branche selbst sortierte sich neu. Der 129er Film selbst hatte es vermutlich auch nicht leicht. Mit nur 6 Bildern pro Film war er gegenüber dem 127er oder dem 120er (jeweils 8, bzw. 12 bei 4x4 und 6x6 oder gar 16 bei 3x4 und 4.5x6) eher unattraktiv und als Nischenprodukt wohl auch nicht überall zu bekommen. 

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