2025-12-18

Coronet Vogue

Auch diese kleine Bakelit-Kamera habe ich auf der Darmstädter Fotobörse in diesem Jahr erworben. Sie stammt von der britischen Firma Coronet aus Birmingham, die von 1926 bis 1967 existierte und meist sehr einfache und preiswerte Kameras hergestellt und vermarktet hat. Die allermeisten Modelle waren Box-Kameras aus Pappe, später wurde auch viel Plastik verwendet. Mit Kunststoff als Gehäusematerial experimentierte man erstmalig Mitte der 1930er Jahre. Dazu kooperierte Coronet mit der Briminghamer Nachbarfirma E. Elliott Ltd., die entsprechende Spritzgussmaschinen besaß und für Coronet die Gehäuse für die Vogue und die noch kleinere Midget produzierte. Elliott selbst produzierte alles mögliche aus Kunststoff (damals meist Bakelit), wie zum Beispiel Gehäuse für Radios und andere Geräte, hatte dann aber auch ab 1935 mit der V.P. Twin eine eigene Bakelitkamera (127er Film) im Programm, für die im Gegenzug Coronet den Verschluss und andere mechanische Komponenten lieferte.  

Die Vogue ist eine schlanke, für Hosen- oder andere Taschen geeignete Einfachstkamera und verwendet einen speziellen V-35 genannten Rollfilm (unperforierter 35 mm Film mir Rückseitenpapier, ähnlich Kodak's 828), mit dem jeweils 6 Bilder im ungewöhnlichen Format 3 x 5 cm möglich waren. Auf Knopfdruck springt der "Laufboden" mit dem Objektiv fast explosionsartig hervor. Man kann sofort loslegen mit dem Fotografieren, denn einzustellen gibt es fast nichts: Das Objektiv ist ein f/10 Fixfokus-Meniskus mit ca. 58 mm Brennweite, der Verschluss erlaubt die Wahl zwischen "I" (instant, ca. 1/30 s) und "T" (time, B). 

Auf den Markt gekommen ist sie angeblich 1936, wie erfolgreich und wie lange sie in Produktion war, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Immerhin gibt es eine Werbeanzeige eines amerikanischen Distributors von 1938. Das und der aufziehende Weltkrieg, der auch die Produktionsanlagen der Firma Coronet zerstört hat, grenzt die Länge der Produktionszeit und Verbreitung durchaus ein. Auch der sehr "eigene" Film und das ausgefallene Format dürften einem größeren Markterfolg eher entgegen gestanden haben. Ob man den Kodak 828-Film (Bantam) verwenden könnte, kann ich leider mangels eines solchen nicht rausfinden, die 35mm-Rollfilmspule meiner Bobette jedenfalls ist zu groß für die Vogue.  


Datenblatt Einfachst-Kamera für 3x5 cm Aufnahmen auf 35 mm Rollfilm 
Objektiv Meniskus, ca. 58 mm f/10
Verschluss einfacher Box-Kamera-Verschluss, B und 1/30s
Fokussierung Fix-Fokus
Sucher winziger optischer Durchsichtsucher 
Filmtransport mit Drehrad an der Kameraunterseite, rotes Fenster für Bild-Nr. (1 bis 6) auf der Rückseite. 
sonst. Ausstattung Stativgewinde ca. 4 mm
Maße, Gewicht ca. 113 x 72 x 32/72 mm (zu-/aufgeklappt), 171 g
Baujahr(e) ca. 1936 -1938
Kaufpreis, Wert heute 5 US$ (1938), ca. 50 - 100 €
Links Camera-WikiCamera Manualartdecocameras.comGraces Guide

2025-12-12

Zulauf Bebe

Dieser ganz besondere Fang für meine Sammlung gelang mir am letzten Sonntag auf der Fotobörse Darmstadt. Es handelt sich um eine Zulauf Bébé Spreizenkamera für das Miniatur-Plattenformat 4.5 x 6 cm. Gebaut wurde sie ab ca. 1908 bis 1911 vom Schweizer Fotounternehmer Gottlieb Zulauf in Zürich. Zulauf hatte ursprünglich in seiner Züricher Werkstatt Mikroskope und andere optische Geräte produziert und wohl gegen 1901 begonnen, eigene Plattenkameras zu bauen. Einigen Erfolg hatte er dann mit diesem für damalige Plattenkameras sehr kompakten und entsprechend "Bébé" genannten Modell und mit der Stereokamera Polyscop, die im Wesentlichen eine doppelte Bébé war. Die Objektive kamen (unter anderem) von Carl Zeiss in Jena, deren Management auf diesen talentierten Schweizer und seine Kameras aufmerksam wurde.

Man machte Gottlieb Zulauf 1911 ein Angebot, dass er vermutlich nicht ablehnen konnte oder wollte: Er verkaufte seine Kamerakonstruktionen und die Firma an ICA in Dresden, bekam dafür ein signifikantes Aktienpaket der ICA und wurde Mitglied des Direktoriums und technischer Direktor. ICA (Internationale Camerafabriken Aktiengesellschaft) war 1909 als erster größerer Merger der deutschen Kameraindustrie aus den Firmen Hüttig (Dresden), Krügener (Frankfurt), Wünsche (Reick b. Dresden) und Carl Zeiss Palmos (Jena) entstanden. Die Carl Zeiss Stiftung als vermutlich wichtigster Aktionär der ICA zog im Hintergrund die Fäden. Bébé und Polyscop wurden ab 1912 dann als ICA Modelle weitergeführt, in Dresden bis ca. 1925 produziert und bekamen neben kleineren Design-Änderungen auch einen anderen Verschluss. Gottlieb Zulauf schied schon 1918 bei ICA aus und kaufte 1922 in Zürich eine Fotohandlung, die er noch bis zu seinem Ruhestand 1933 betrieb

Stichwort Verschluss: Ich war natürlich neugierig, habe aber nirgendwo etwas zum Verschluss der Bébé lesen können. Immerhin wird er mit einem Schieber in Form einer kleinen Messingkugel gespannt und erlaubt die Verschlusszeitenreihe B-2-3-5-10-25-50-100 (1/s). Diese wird mit einem Hebel am Objektiv eingestellt, eine Anordnung, die so gar nichts mit den Drehrädchen der damals üblichen Compound (Deckel) oder Kollos/Ibso (Gauthier) Zentralverschlüssen zu tun hatte. 
Wie man links sieht, habe ich also den Schraubenzieher zur Hand genommen und Objektiv und Frontplatte (Messing) abgeschraubt. Darunter kommt ein pneumatisch gehemmter Guillotinenverschluss zum Vorschein mit zwei rechteckigen Stahlblechen als verschließende Elemente. Den Zylinder des Hemmwerks erkennt man auf der linken Seite des GIFs. Dieser wird über eine Feder gespannt, pneumatisches Medium ist wohl Luft. Die verschiedenen Verschlusszeiten werden nicht wie bei anderen pneumatischen Verschlüssen (z.B. Compound) durch das Verändern der Luftauslass-Öffnung gebildet, sondern durch unterschiedlich lange Hebelwege der Sperrklinke des zweiten Verschlussbleches. 

Ich habe keine Ahnung, ob es solche Verschlüsse auch von anderen Herstellern und in anderen Kameras dieser Zeit gab, muss ich tatsächlich mal recherchieren. Jedenfalls hat der Verschluss als Zulauf'sche Eigenkonstruktion den Umzug der Bèbé Produktion nach Dresden nicht "überlebt": Die dann ICA-gelabelten Bébé Modelle bekamen einen modifizierten Compound-Verschluss (ebenfalls mit pneumatischen Hemmwerk), zu erkennen am charakterisitschen Drehrädchen neben dem Objektiv auf der Frontplatte.


Datenblatt Spreizenkamera für das Miniatur-Plattenformat 4.5 x 6 cm
Objektiv Carl Zeiss Tessar 7.5 cm f/4.5, #145472 (1910), abblendbar mit 9-Segment-Irisblende f/4.5-6.3-9-12.5-18-25-36
Verschluss pneumatisch gehemmter Guillotinen-Verschluss, B-2-3-5-10-25-50-100 (1/s). Eigene Zulauf-Konstruktion
Fokussierung Mit Fokushebel/Schneckengang, der das ganze rechteckige Verschlussgehäuse verschiebt. Skala bei meinem Exemplar in Fuß, kleinste Entfernung 3 Fuß (1 m).
Sucher ausklappbarer optischer Rechtecksucher mit Fadenkreuz.
Foto-Material Glasplatten oder Filmpacks im Format 4.5 x 6 cm
sonst. Ausstattung optinale Mattscheibe anstelle der Fotoplatte, 3/8'' Stativgewinde
Maße, Gewicht ca. 65x85x40/84 mm (zusammen-/aufgeklappt), 399 g
Baujahr(e) 1908(?) - 1911, diese #986 ca. 1910
Kaufpreis, Wert heute (ICA-Bebe: 72 US$, 192x), Zulauf ?, heute: ca. 200 - 400€
Links Camera-WikiCoeln-CamerasICA Bebe, EarlyPhotography

2025-11-23

Korelle 3x4 (späte Version)

Um Platz zu schaffen, bin ich gerade dabei mich von ein paar Kameras aus meiner Sammlung zu trennen. Ich habe vor, ca. 40 Stück auf der diesjährigen Darmstädter Fotobörse am nächsten Sonntag (30.11.2025) anzubieten. Beim Auswahlvorgang fiel mir diese Korelle 3x4 in die Hände und ich habe realisiert, dass ich noch nichts über sie hier im Blog geschrieben habe. Das hole ich hiermit nach, bevor sie hoffentlich nächste Woche einen neuen Besitzer findet. 

Bisher stand sie neben ihrer gleichnamigen Schwester in der Vitrine, die selbst eine meiner ersten 3x4-Kameras war und über die ich schon 2019 geschrieben habe. Meine Beschäftigung mit 3x4-Halbformat-Kameras gipfelte in einem Aufsatz, der sowohl hier im Blog als auch dann später in der Zeitschrift Photodeal (Ausgabe 110, III-2020) erschienen ist. Ich hatte die Korelle damals schon als Archetyp dieser Kameraklasse bezeichnet und sie ist vermutlich (neben der Nagel Vollenda 48) die am häufigsten gebaute 3x4-Knippse. Dieses Exemplar ist etwas einfacher gehalten als mein anderes. Das dreilinsige Victar von Ludwig in Dresden läßt sich als Triplet per Frontlinse fokussieren, die andere Korelle hat einen extra Schneckengang zur Verschiebung des ganzen Objektivs inkl. Verschluss. Außerdem fehlen die Linsen im Aufklappsucher. Interessant sind auch die Seriennummern von sowohl dem Compur als auch dem Objektiv. Beide deuten eher auf 1934 hin und würden die Korelle (ebenfalls neben der Vollenda 48) zu einem Longseller unter den 3x4-Kameras machen.  

Datenblattfrühe Halbformat (3x4 cm) Kamera für den 127er Rollfilm
Objektiv Ludwig Victar 5 cm f/2.9 (Triplet, Serien-Nr. 112694). Auch mit anderen Objektiven erhältlich. Objektivplatte per Balgen versenkbar. 
Verschluss Compur Zentralverschluss, T-B-1-2-5-10-25-50-100-300. Verschluss wird unabhängig vom Filmaufzug gespannt. Auch mit Vario, Pronto-S und anderen Zentralverschlüssen erhältlich. Keine Doppelbelichtungssperre. Compur Seriennummer: 3243234
Fokussierung Manuell am Objektiv (bis 1 m) durch Frontlinsen-Fokus (Triplet)
Suchereinfacher ausklappbarer Durchsicht-Sucher. Bessere Kameraversionen auch mit Linsen.
Filmtransport Mit Drehknopf auf Kameraunterseite, doppeltes rotes Bildnummern-Fenster für Halbformat.
sonst. Ausstattung Ausklappbarer Standfuß, Stativgewinde 3/8", Anschluss für Drahtauslöser, Bereitschaftstasche als Zubehör.
Maße, Gewicht ca. 115 x 70 x 37/63 mm (geschlossen, offen), 309 g 
Baujahr(e) 1931 bis vermutlich 1934. Diese hier laut Seriennummern von Compur und Objektiv 1934.
Kaufpreis, Wert heute 87.30 RM (Photo Porst, 1932), andere Objektiv/Verschluss-Varianten von 36RM bis 115 RM. Heutiger Wert je nach Zustand ca. 50-150 €.
externe Quellen und Links KochmannWikipediaCamera-WikiOneTwoSeven.org127er Rollfilm, Collectiblend, Johannstadtarchiv
bei KniPPsen weiterlesenMeine andere Korelle 3x4Das plötzliche Verschwinden der 3x4 KamerasFoth DerbyFerrania Tanit, Gevaert 127er Film, Rollfilm 127, Ising Puck, Reflex-Korelle

2025-10-31

Nerasport 3x4

Mein Interesse an 3x4-Halbformatkameras für den 127er Rollfilm ist schon lange bekannt. Die meisten dieser Kameras stammen aus einer sehr kurzen Periode zwischen 1930 und 1932, spätere Modelle sind eher selten, insbesondere solche nach dem 2. Weltkrieg. Bei irgendeiner Recherche begegnete ich dieser Einfachst-Plastikkamera eher zufällig. Die Kombination aus 60er-Jahre-Plastik und 3x4-Format sowie der Schriftzug "made in Spain" erregten meine Aufmerksamkeit.

Folgendes konnte ich inzwischen an Informationen zusammentragen: Die Kamera geht zurück auf ein Design von Dacora (eigentlich Dangelmayer & Co. in Reutlingen), die sie selbst als Digna 44 und für Ilford als Sporti-4 produziert haben. Dies waren allerdings 4x4-Kameras im selben Plastikgehäuse und als Produktionsjahre wird meist ca. 1960-1965 angegeben. Auch die Nerasport gibt es in dieser 4x4-Version, die anderen o.g. Kameras aber nicht für 3x4. Von der Nerasport gibt es 2 Versionen der 3x4-Variante, die sich lediglich in der Form des Auslösers unterscheiden, die eine hat eine Gehäuse-integrierten eckigen Knopf wie alle anderen genannten 4x4-Kameras, die andere den hier gezeigten kleinen Hebel am Objektiv. Außerdem hat die Nerasport zum Blitz-Anschluss einen Mittenkontakt, die anderen (noch) eine PC-Buchse am Objektiv.
Das oben sind die Fakten, jetzt kommen meine Schlussfolgerungen und Vermutungen. Glauben wir mal, dass diese Kamera wirklich in Spanien produziert wurde, dann vermutlich aber mit den alten Presswerkzeugen von Dacora und damit eher nach 1965, was gut zum hot-shoe passen würde. Negra Industrial SA war eigentlich ein Filmhersteller, der natürlich ein Interesse daran hatte, billige Kameras unter die Leute zu bringen. Die Nerasport 3x4 gab es jedenfalls Ende der 60er als Belohnung für das Sammeln von Aufklebern der Schokoladenmarke Loyola. Ob man sie auch im Fotoladen kaufen konnte, habe ich nicht rausfinden können. Wenn das stimmt, wäre sie die letzte 3x4-Kamera, die auf den Markt gekommen ist, und passt so trotz ihrer Einfachheit gut in meine Sammlung.

Datenblatt Einfache Plastikkamera für 127er Rollfilm (3x4 cm)
Objektiv Kronglas-Meniskus, ca. 50 mm, Lochblende mit 2 Einstellungen: Sonne (ca. f/11), Wolken (ca. f/8)
Verschluss Boxkamera-Einfachverschluss, ca. 1/100 s (?)
Fokussierung Fix-Fokus
Sucher einfacher Durchsichtsucher mit Plexiglas
Blitz Zubehörschuh mit Mittenkontakt (Hot-Shoe)
Filmtransport Drehrad, 2 rote Rückseitenfenster für Rückseitenpapiernummern, üblich für 3x4 Format.
sonst. Ausstattung Stativgewinde 1/4''
Maße, Gewicht 114x88x61 mm, 171 g
Baujahr(e) Ende der 1960er?
Kaufpreis, Wert heute Werbegeschenk, 10 €
Links Cameras Espanyoles, Blog de Muntanya, Borja Jordanfoticoscollection, Dacora Digna 44, Ilford Sporti-4

2025-09-28

OMBRUX (Photolux)


Belichtungsmessung und Belichtungsautomatik in Kameras beschäftigen mich schon lange. Grundlage dafür ist meist ein fotoelektrischer Belichtungsmesser, viele meine Kameras haben einen eingebaut. Aber ab wann gab es das und wie funktionierten die ersten Exemplare? Wie so oft in der Fotogeschichte gab es neue Funktionen zunächst einmal in Form von externem Zubehör, als sogenannter Handbelichtungsmesser. 

Im Laufe des Jahres 1933 kamen unabhängig voneinander gleich zwei Modelle auf den Markt, von denen heute behauptet wird, sie seien der erste seiner Art gewesen: Der eine kam aus den USA von der Firma Weston (Weston 617), der andere wurde in Erlangen von der Firma Gossen gebaut. Er hieß in einer ersten Version zunächst PHOTOLUX, wurde dann aber noch im selben Jahr in OMBRUX umbenannt und so bis ca. 1938 gebaut und sehr erfolgreich unter die Fotografen gebracht. 

Der Ombrux kostete in den ersten Jahren 26.50 RM plus 2.50 RM für das praktische Lederetui (Preisbindung!) und damit viel weniger als der Weston (US$ 40). Für unter 30 RM bekam man damals auch schon einfache Rollfilmkameras, ambitionierte Amateure oder Profis fotografierten aber mit Leica oder Contax und die kosteten ca. das 10-fache. Bei dem günstigen Preis verkaufte sich der Ombrux wohl sehr gut, Produktionszahlen habe ich allerdings nicht gefunden. Der heutige Gebrauchtmarkt für Sammler ist aber gut bestückt und man bekommt die Dinger in z.T. gutem Zustand mit Zubehör sehr günstig (10- 40 €).
Mein Ombrux kam in erstaunlich guter Verfassung bei mir an. Die Nadel des Drehspulinstruments bewegte sich noch in Abhängigkeit der Helligkeit, allerdings nicht sehr reproduzierbar. Das Bakelit-Gehäuse hat eine kleine Ecke rausgebrochen, und auch die originale lederne Bereitschaftstasche hat eine nette Patina, die von regem Gebrauch zeugt. Aufgeklappt, kommt eine Blenden/Verschlusszeiten Vergleichstabelle auf einem Alu-Blech zum Vorschein. Die Messnadel zeigt nämlich direkt die vorgeschlagene Verschlusszeit bei der (damals üblichen) Arbeitsblende f/9 An, für die ebenfalls übliche Filmempfindlichkeit 15/10 °DIN (23° Scheiner). Für andere Blenden muss man entsprechend in der Tabelle nachschlagen. In der Bereitschaftstasche steckte außerdem die ausführliche Bedienungsanleitung, die ich hier gerne verlinke.

Datenblatt Einer der ersten fotoelektrischen Handbelichtungsmesser
Messprinzip und -bereich Selenzelle mit Sammellinse, 1/10 s bis 1/500 s bei Blende 9 und 15/10°DIN, mit roter Taste Umschaltung auf 30 s bis 1/10s.
sonst. Ausstattung lederne Bereitschaftstasche mit Umrechnungstabelle für andere Blenden/Zeit-Kombinationen, aus Aluminiumblech, auswechselbar für verschiedene Filmempfindlichkeiten.
Maße, Gewicht 60x74x29 mm, 181/254g (ohne/mit Ledertasche)
Batterie keine notwendig.
Baujahr(e) 1933 - ca. 1938. 
Kaufpreis, Wert heute 26,50 RM plus 2,50 RM für Lederetui, ca. 10-40€
Links Umfassende Seite über Belichtungsmesser: Photobutmore!

Seite aus dem Photo Porst Katalog, 1935

2025-08-29

Diana - Snappy - etc.

Auch eine Kamera, die in keiner ernsthaften Kamerasammlung fehlen sollte und diejenige mit den meisten Namen: Alleine von diesem Urtyp hier gibt es mehr als 40 Namensvarianten. Meine heißt SNAPPY, meist werden diese Kameras aber als DIANA zusammengefasst. Ob die erste von ihnen tatsächlich Diana hieß, oder Diana der häufigste Name war, läßt sich kaum noch rekonstruieren. 

Diese Kameras wurden ab den frühen 1960er Jahren von der Great Wall Plastic Co. in Hongkong vornehmlich für den Export in die USA aber auch nach Europa produziert und dort meist als Werbegeschenk unters Volk gebracht. Der Urtyp trägt auf der Rückwand-Entriegelung den Aufdruck "Made in Hong Kong No. 151", eine weitere wichtige Variante (Diana F) hatte einen zusätzlichen Blitzanschluss (No. 162) und wurde auch mit dem entsprechenden Blitzgerät für AG-1 Blitzbirnchen ausgeliefert. Leider findet man keine genauen Zeitangaben (ab wann und bis wann) und auch keine Mengenangaben, nicht mal Schätzungen. Die Technik des thermoplastischen Kunststoff-Spritzgusses gibt es im kommerziellen Maßstab seit dem Ende der 1950er Jahre. Ich denke, es wird ein paar Jahre gedauert haben, bis es zur massenhaften Herstellung von Werbeartikel-Kameras verwendet wurde.  Auch sind die Investitions- und Einrichtungs-Kosten für eine solche Spritzgussmaschinen im Vergleich zum eingesetzten Material immens, so dass es sich für kleinere Auflagen der Kamera kaum gelohnt haben dürfte. Ich wage daher mal eine Schätzung über so 5 bis 10 Millionen Stück (alle o.g. technischen und Namens- Varianten zusammen), an die 21 Millionen der Smena (eine eher ernsthafte Kamera) wird die Diana wegen der deutlich kürzen Bauzeit wohl nicht herangekommen sein.   
Die Produktion des Urtyps wurde spätestens in den frühen 1970er Jahren beendet, es gab ja inzwischen auch einfache 35 mm oder Instamatic-Kameras. Zum Kult wurde die Diana ab Ende der 1990er mit dem Aufkommen der lo-fi Fotografie (Lomography). Ab 2007 wurde wieder eine modifizierte Diana F+ in China produziert und im Internet aber auch in Buchläden etc. verkauft. 


Datenblatt Einfache Plastik- und Kultkamera
Objektiv Plastik-Meniskus ca. 66 mm 3-Blendenstufen mit einschwenkbarer Lochblende, Wettersymbole Wolke (f/11), Wolke+Sonne (f/13), Sonne (f/19) 
Verschluss selbstspannender Guillotinen-Verschluss, ca. 1/30 s ("I") und B
Film und Bildformat 120er Rollfilm, Bildformat aber nur 42 x 42 mm (16 Aufnahmen pro Film)
Fokussierung manuell am Objektiv, drei Entfernungszonen 12FT-INF (3.6 m-∞ ), 6-12 FT (1.8-3.6 m), 4-6 FT (1.2-1.8 m).
Sucher optischer Durchsichtsucher (Plastik-Linsen).
Filmtransport mit Drehrad an der Kameraoberseite, rotes Rückseitenfenster unten
sonst. Ausstattung keine!
Maße, Gewicht ca. 122 x 90 x 77 mm, 138 g
Baujahr(e) frühe 1960er bis Mitte der 1970er, 
Kaufpreis, Wert heute ab 50 US-cent, viele als Werbegeschenk. Heute ca. 5€-30€ 
Links Wikipedia, Wikipedia (engl.)Camera-WikiLomography Shop, Anleitung, Allan Dietrich, Collection Appareils

2025-07-13

Contax I(f)

Die Contax war 1932 Zeiss Ikon's lang erwartete Antwort auf die schon seit 1925 auf dem Markt befindliche Leica, die sich trotz ihres hohen Preises einer erstaunlichen Beliebtheit erfreute.  Fast 80,000 Examplare hatte Leitz trotz der Weltwirtschaftskrise bis dahin verkaufen können und auf der Leipziger Frühjahrsmesse wurde die Leica II präsentiert, mit ein- (oder besser) an-gebautem gekoppeltem Entfernungsmesser. 

Zeiss Ikon war ja erst 1926 durch Fusion von Contessa-Nettel, Ica, Ernemann und Goerz unter dem Dach der Carl-Zeiss Stiftung entstanden und nun der bei weitem größte und wichtigste Kamerahersteller. In den ersten Jahren war man zunächst damit beschäftigt, das umfangreiche Kamerasortiment zu konsolidieren, um sich nicht selbst weiter intern Konkurrenz und Platz für Neuentwicklungen zu machen. Als Leica-Alternative kam zunächst (1930) die Kleinfilmkamera Kolibri, dummerweise waren auch viele andere Hersteller gleichzeitig auf die Idee mit dem Halbformat 3x4 auf dem 127er Rollfilm gekommen, so dass der Markt etwas übersättigt mit solchen Kameras war. Außerdem war eine "echte" Leica-Alternative gefragt, die auch noch besser sein sollte...

Zeiss Ikon investierte also ab 1929 in deren Entwicklung, schickte das junge Ingenieurstalent Heinz Küppenbender nach Dresden und machte ihn zum Chef eines größeren Entwicklerteams. Heraus kam die Contax, leider nicht mehr rechtzeitig zur Frühjahrsmesse im März 1932. Erste Exemplare waren wohl ab dem Sommer zu haben. In der Papierform war sie tatsächlich in vielen Belangen der Leica überlegen und wurde entsprechend auch teurer verkauft. Allerdings war sie bei ihrem Erscheinen 1932 noch nicht wirklich fertig. Man kämpfte mit einigen Kinderkrankheiten, die ersten Produktionsserien wurden zum Teil nochmal komplett überarbeitet, was man den AU- und AV-Seriennummern heute ablesen kann. Sammler unterscheiden 6 (McKeown, Typen a-f) oder 7 Versionen (Kuc, s.u.) mit kleineren oder größeren Änderungen, die bei laufender Produktion zwischen 1932 und 1935 implementiert wurden. Die beiden wichtigsten sind die Einführung des Viergruppenverschlusses (mit Langzeitwerk ab ½ s, ab Typ c bzw. Version 4, ca. Frühjahr 1933) und der Drehkeilentfernungsmesser (davor Spiegel, ab Typ e, V. 6, ca. Herbst 1934). 

Erst gegen Ende 1935 war die finale Version 7 (Typ f) auf dem Markt und eine solche habe ich hier vor mir (Seriennummer Z27153). Alle weiteren Verbesserungen flossen von da an in die Nachfolgerin Contax II ein, die im Frühjahr 1936 erschien, endlich die fast perfekte Alternative zur Leica (nun III) war und nicht mehr wesentlich bis zum Ende ihrer Produktion verändert wurde. Die ursprünglich nur Contax genannte Kamera hatte im Jahr 1936 noch einem letzten Produktionsblock (Seriennummern A20xxx), blieb bis 1938 im Zeiss Ikon Katalog und hieß nun Contax I. Anscheinend gab es noch erkleckliche Lagerbestände!

Mein Exemplar ist äußerlich in einem sehr abgenutztem Zustand. Ein Vorbesitzer hat sich irgendwann sogar die Mühe gemacht, die ursprünglich schwarz lackierten Kanten bis aufs Aluminium abzuschmirgeln. An anderen Stellen blinkt Messing durch und die ursprünglich roten und weißen Beschriftungen sind nur mit viel Wohlwollen noch als jetzt beige-rotbraun und beigebraun zu erkennen. Der ausklappbare Standfuß fehlt und der Rückspulknopf ist nicht mehr der originale. Aber ansonsten kann ich mich nicht beschweren - die Kamera funktioniert: Der Verschluss läuft auf allen Zeiten plausibel, die 1/100 Sekunde habe ich stellvertretend mal mit dieser Methode nachgemessen. Auch der Entfernungsmesser geht noch (dank Drehkeil!) und der mit dem Zeigefinger zu bedienende Fokus-Schneckengang ist super leichtgängig. Einem Testfilm stände also nichts entgegen... 

Nun war ich natürlich neugierig, wie erfolgreich Zeiss Ikon mit ihrer Contax I wirklich war, sprich wieviele Exemplare gebaut und schließlich verkauft wurden. Die Antwort darauf war schwieriger zu bekommen, als ich gedacht hatte für so eine bekannte und auch bedeutende Kamera. Nirgendwo in den Weiten des Internets habe ich diese Zahl gefunden. Am nächsten dran kam ich mit einem Artikel aus dem Journal der Zeiss Historica Society, der allerdings nur auf das Buch "Auf den Spuren der Contax, Band 1" von Hans-Jürgen Kuc (Wittig Verlag 1992, ISBN 3-88984-118-X) verweist. Also habe ich mir das Buch in einem Antiquariat bestellt und mir die Wartezeit darauf dadurch verkürzt, dass ich mich selbst per Seriennummernsuche an die Arbeit gemacht habe. 

Und tatsächlich habe ich bei e-bay und anderen Seiten im Internet knapp über 100 Contax-I-Seriennummern finden können. Die Analyse wird dadurch erschwert, dass Zeiss Ikon keine separate Nummer nur für die Contax hatte, sondern sich alle Kameras einen Nummernkreis teilen. Allerdings wird einem beim Betrachten der Zahlen schnell klar, dass es Produktionsblöcke mit fortlaufenden Nummern gegeben haben muss, im Falle der Contax waren es 25 Blöcke, von denen ich mit meiner Analyse schon 23 gefunden habe. Ca. 100 Kameras als Stichprobe bei 25 Blöcken, gibt im Schnitt nur 4 Kameras pro Block und einen entsprechend großen Schätzfehler. Meine Analyse hat tatsächlich ca. 30.000 Kameras (+/- 5.000) ergeben. 

Als dann das Buch vor ein paar Tagen kam, war ich sehr angetan. Die dort verwendete Stichprobe war ca. 5000 Kameras groß und die Schätzung von insgesamt 36.700 Kameras entsprechend viel genauer als meine. Eine Fehlerabschätzung macht Hans-Jürgen Kuc leider nicht, weist aber sehr solide auf mögliche Fehler hin. Das Buch ist tatsächlich eines der besten Photographica-Bücher, die ich bisher in die Finger bekommen habe. Ein echtes Standardwerk zu Contax und Co. Ich habe mich also entschlossen hier nicht alles widerzukäuen, was sowieso im Internet zu finden ist (Achtung: nicht alles dort ist richtig!), sondern zur Abwechslung mal auf dieses Buch zu verweisen, es lohnt sich für alle, die an Details (Technik und Geschichte) interessiert sind. Das Buch gibt es übrigens auch in einer Englischen Version...

Datenblatt Frühe Kleinbildkamera für perforierten 35mm Film mit Wechselobjektiven und Entfernungsmesser
Objektiv Contax Wechselbajonettfassung mit kameraseitigem Schneckengang für 50 mm Objektive (Innenbajonett), sowie Außenbajonett für alle anderen Brennweiten (mit eigenem Schneckengang). Als Standardobjektive 5cm verfügbar: Tessar f/3.5 und f/2.8, Sonnar f/2 und f/1.5.
Verschluss Vertikal ablaufender Metallrollo-Schlitzverschluss, Zeiten in vier Gruppen wählbar: B und 2; 5 und 10; 25-50-100; 100-200-500-1000 (1/s). Frühe Kameras bis Frühjahr 1933 hatten noch die einfache Version mit B-25-50-100-200-500-1000. Ein Upgrade wurde für 30 RM angeboten, die neue Version kostete auch 30 RM mehr.
Gehäuse Metall-Druckguss aus Silumin (Al-Si-Legierung), komplett abnehmbare Rückwand zum einfachen Filmhandling und Austausch gegen Zubehör.
Fokussierung Eingebauter gekuppelter Entfernungsmesser, Fokussierung mit dem rechten Zeigefinger per (Unendlich-) arretierbarem Drehrad. Bis 1934 mit Schwenkspiegeltechnik und großer Basis von 10,3 cm. Danach per Drehkeiltechnik, Basis nun 93 mm. 
Sucher Optischer Fernrohrsucher (getrennt vom benachbarten Entfernungsmesser-Einblick), vorschiebbare Suchermaske (s.u.)
Zubehör Umfangreiches Zubehör verfügbar, siehe Katalogseiten unten. Kamera gilt als eine der ersten Systemkameras.
Filmtransport Mittels kombiniertem Drehknopf auf der Kameravorderseite, der gleichzeitig den Verschluss spannt und direkt über dem Zeiteneinstellrad liegt. Film wird entweder von Patrone zu Patrone transportiert, oder zurückgespult nach Filmende. Bildzählwerk auf der Kameraoberseite.
sonst. Ausstattung Zubehörschuh, Drahtauslöseranschluss, 3/8“ Stativgewinde, Ösen für Kameragurt, Unendlich-Ver/Entriegelung per Schieber neben Fokusrad, automatische Entriegelung für Außenbajonettobjektive, Suchermaske für Teleobjektiv (meist für 8,5 cm, optional auch 13,5 cm), ausklappbarer Standfuß. 
Maße, Gewicht ca. 45 x 70 x 135 mm, 570 g (ohne Objektiv).
Baujahr(e) 1932-1936, im ZI-Verkaufsprogramm bis 1938. Diese # Z27153 von Ende 1935. Insgesamt maximal 36.700 Kameras (Kuc), davon ca. 15.000 dieser Version 7 bzw. "f".
Kaufpreis, Wert heute 365 RM (1935, mit Sonnar f/2), heutiger Wert je nach Version und Zustand ca. 400 - 2000 €
Links Camera-Wiki, WikipediaCameraquest, PacificrimDeutsches Kameramuseum (Kurt Tauber), Altglasfieber, Zeiss Historica Q3-1993
Bei KniPPsen weiterlesen Contax II, Kiev 4, Leica Ia, Leica III, Beira, Peggy, Retina, Super- Nettel, Tenax II, Kolibri, andere Vorkriegs-Kleinbildkameras, andere 3x4-Kameras


Seiten aus den Photo Porst Katalogen von 1932 (links) und 1935 (rechts). Klick auf die Grafik führt zu weiteren Seiten als PDF...

2025-06-07

50 Jahre Pentax-K Bajonett

Diese Tage (vermutlich am 1. Juni) feiert das Pentax K-Bajonett seinen 50. Geburtstag. Es ist neben dem 16 Jahre älteren Nikon F-Bajonett der einzige Objektivanschluss für (D)SLR-Kameras, der mit meist auf- und abwärts kompatiblen Modifikationen heute immer noch Verwendung findet und gebaut wird. Sprich: Man kann viele heute 50 Jahre alte Objektive an eine nagelneue DSLR anschließen und damit (mit Funktionseinschränkungen) fotografieren. 

Technische Details, Quelle: KMP
Bei der Präsentation seiner neuen K-Kameraserie und dem dazu gehörigen neuen Bajonett bei ihrer Blockbuster Geburtstagspartie im Imperial Hotel in Tokyo Anfang Juni 1975 wagte die Asahi Optical Company einen mutigen, aber längst überfälligen Schritt. 

Als erste japanischer SLR-Hersteller hatte man lange und erfolgreich auf das von Praktica und Contax eingeführte M42-Schraubgewinde gesetzt und es damit über die Jahre mit den exzellenten Takumar-Objektiven aber auch herausragenden Kamerakonstruktionen wie der Spotmatic noch populärer gemacht. Viele andere Kamera- und auch Objektivhersteller schlossen sich diesem lizenzfreien Standard an. 

Den etwas umständlicheren Objektivwechsel beim M42-Drehgewinde mit seinen fast 3 kompletten Umdrehungen verglichen mit einem kurzen 50-70° Dreh beim Bajonett ließen sich die Fotografen vielleicht noch gefallen. Aber spätesten mit TTL-Messung am Ende der 1960er und Automatisierung der Belichtung am Anfang der 1970er wurde klar, dass das Schraubgewinde gegenüber präzise in Position einrastenden Bajonetten nicht mehr mithalten konnte. Auch klappte die Abstimmung zwischen den inzwischen zahlreichen M42-Verwendern nicht mehr, so dass z.B. 6 verschiedene Varianten für die TTL-Offenblendmessung entwickelt und vermarktet wurden. Darüber hatte ich hier schonmal geschrieben.

Als größter und wichtigster M42-"Eigentümer" träumte Asahi Pentax von einem ebenso erfolgreichen Nachfolger-Standard in Form eines Bajonetts. Dazu suchte man zunächst (so sagen es einige Quellen) die Kooperation mit Zeiss (ob Zeiss Ikon oder Carl Zeiss - der Objektivhersteller - bleibt vage), die aber 1972 wegen des Ausstiegs der Deutschen aus der Kameraproduktion abgebrochen wurde. Wieviel vom endgültigen K-Bajonett-Standard aus der Kooperation stammt ist auch nicht überliefert. 

Jedenfalls kam es dann 1975 zur Markteinführung und Pentax brachte auf einen Schlag drei Kameras und sogar 26 Objektive mit diesem Bajonett auf den Markt. Die Kameras und auch viele Objektive waren eigentlich alte M42-Bekannte, das Flaggschiff Pentax K2 eine upgegradete ESII. 1976 dann kamen mit der M-Serie wirklich neue Kameras um das K-Bajonett herum. Pentax träumte allerdings auch alleine weiter vom Standard (oder wurde durch Klauseln im Zeiss-Vertrag dazu gezwungen...???) und lizenzierte das K-Bajonett großzügig (oder gar kostenfrei?) an viele kleinere SLR-Hersteller. Insbesondere Cosina's CT-1 und ihre vielfältigen Handelsmarken-Varianten machten den Objektivanschluss auch über die Pentax-Community hinaus populär. Ich erinnere mich noch selbst, dass bis spätestens dem Aufkommen der AF-SLR das K-Bajonett als universeller Standard von vielen Experten zumindest diskutiert wurde.
 
Im Laufe der nun 50 Jahre ist auch das K-Bajonett nicht stehengeblieben. Es wurden immer wieder Modifikationen implementiert, deren Details ich anderen Web-sites überlasse (siehe Links unten). Ricoh, als heutiger Eigentümer der Marke Pentax und der dazugehörigen Technologie ist jedenfalls stolz auf weitestgehende Kompatibilität wie ganz oben beschrieben. Für die vielen Besitzer größerer M42-Objektivsammlungen hatte Pentax übrigens einen Adapter im Programm, der ins Innere des weiten Bajonetts passte und trotz des exakt gleichen Auflagemaßes von 45.46 mm ein entsprechendes M42-Gewinde bereitstellte. Damit ließ sich zumindest bei Arbeitsblende fotografieren. 

Datenblatt Bajonett-Anschluss für SLR-Objektive
Auflagemaß 45.46 mm (übernommen von M42x1-Gewinde)
Durchmesser 44/48 mm (innen inkl./exkl. Bajonett-Zungen) 
max.  Öffnungswinkel  52° (bildseitig)
sonst. Funktionen mechanische Übertragung der eingestellten Blende, Offenbeldhebel, weitere Funktionen (z.B. AF etc.) wurden in späteren varianten implementiert.
Verwendet vonPentax, Ricoh, Chinon, Cosina, Miranda, Sigma, Vivitar, Zenit, u.a.
Links Wikipedia (DE), Wikipedia (EN)Wikipedia (EN, lens mount)Pentax K-mount page, Article Popular Photography 1975, The Evolution of the Pentax-K mount, Pentax-SLR
Bei KniPPsen weiterlesen Pentax ME-F und AF35-70 f/2.8, Pentax Spotmatic, Pentax K-1000, Pentax Spotmatic F, Asahi Pentax ES, Cosina CT-1, M42-Offenblendvarianten


2025-05-25

Kodak Instamatic 50


Kodak's Instamatic Kameras 100 und 104 habe ich hier schon vorgestellt. Diese etwas verschmutzte "50" bekam ich neulich als Teil einer kleinen Sammlung geschenkt. Die Instamatic 50 ist nach einigen Quellen (u.a. McKeown's) Kodak's erste Kamera für den neuen 126er ("Pak"-) Kassettenfilm, kam 1963 aber zusammen mit der "100" auf den Markt. Beide wurden sowohl in Rochester/NY (USA) als auch in England und Australien gebaut. Bis auf kleinere Äußerlichkeiten unterscheiden sich die beiden lediglich durch den Blitz: Während die "50" einen proprietären Blitzschuh (Hot-Shoe) für das Instamatic-Aufsteckblitzgerät besitzt (siehe Bild links), hat die "100" dieses (und auch die obligatorische Batterie dazu) eingebaut. Beide Blitzgeräte verwendeten AG1-Blitzbirnchen.   

Kodak hat insgesamt von 1963 bis zum Ende der 1970er Jahre über 60 verschiedene Instamatic-Modelle an 6 verschiedenen Produktionsstätten (USA, England, Deutschland, Spanien, Kanada und Australien) gebaut und angeblich schon 1970 die 50-Millionenmarke an verkauften Instamatics geknackt. Wenn man bedenkt, dass die Kameras eigentlich nur Mittel zum Zweck (Filmverkäufe) waren, ein immenser Markterfolgt. Die "50" und die "100" dürften auch im 7-stelligen Bereich gebaut worden sein, an das meistverkaufte Kameramodell der Welt kommen sie wegen ihrer eher kurzen Bauzeit aber wohl nicht ran.  

Datenblatt Einfachstkamera für 126er Pak-Film
Objektiv 43 mm f/11 Meniskus
Verschluss Einfachverschluss 1/40 und 1/90 s, umschaltbar per Schalter auf der Front.
Fokussierung Fixfokus, 1.20 m  - ∞.
Suchereinfacher optischer Durchsichtsucher
Blitz Proprieträrer Blitzschuh mit zwei Kontakten für Instamatic Blitzbirnchenhalter 
Filmtransport Schnellschalthebel an der Seite
sonst. Ausstattung Öse für Handschlaufe
Maße, Gewicht 102 x 60 x 51 mm, 265 g (ohne Film)
Baujahr(e) 1963-1965, diese hier (Camerosity-Code CCOE = 11/64)
Kaufpreis, Wert heute US$ 16 (1963), ca. 5 €
Links Camera WikiCollection Appareils, Wikipedia (engl.), Mes-Appareils
Bei KniPPsen weiterlesen Kodak als Filmhersteller, Kodak Instamatic 100, Instamatic SLR, Hubert Nerwin (Erfinder 126er Kassette), George Eastman, Agfamatic 200 Sensor