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2024-10-27

Agfa Lupex Fotopapier

Diese alte Schachtel bekam ich die Tage von meiner Mutter geschenkt, die sie selbst als kleines Mädchen am Anfang der 1940er Jahre von ihrer Tante geschenkt bekam. Der Inhalt waren (und sind es immer noch!) selbstgemachte Puzzleteile aus Sperrholz, die meine Großtante selbst bemalt und mit der Laubsäge ausgesägt hatte. 

Der ursprüngliche Inhalt der Schachtel war damals schon lange aufgebraucht - vermutlich von meinem Großonkel, einem Chemie-Ingenieur, der selbst bei der I.G. Farben, allerdings nicht bei deren Abteilung III (Agfa) angestellt war. Das LUPEX war ein relativ gering empfindliches Fotopapier, das dadurch eigentlich nur für Kontaktabzüge zu gebrauchen war, man sprach damals von "Kopierpapier" (nicht mit der heutigen Bedeutung zu verwechseln). Die Schachtel enthielt 100 Blatt im Format 14x20 cm auf dünnem Fotokarton. Mit dem entsprechenden Kopierrahmen konnte man mit einem Blatt gleichzeitig 4 Negative im gängigen Format 6x9 kopieren, die dann alle einen dünnen weißen Rand hatten.
  

Hier die Evolution des Agfa-Logos auf den Fotopapierpackungen im Lauf der Jahrzehnte. Ganz links die Vorkriegsvariante (ca. 1927 bis mindestens 1945), zu erkennen an "I.G. Farben, Berlin SO36", in der Mitte die Nachkriegsvariante (ab 1952: Agfa AG, Leverkusen - Bayerwerk). Rechts ab 1964 bis mindestens in die frühen 1980er Jahre als Agfa-Gevaert. Der Produktionsstandort war immer das Werk in Leverkusen. Wer noch andere Varianten kennt, insbesondere die frühe Nachkriegszeit, bitte melden! 

In einem Agfa Gesamtprospekt aus den 1930er Jahren gibt es einen schönen Abschnitt über Lupex Papiere (ab S. 50), auch interessant zu lesen im Vergleich zu den anderen genannten Alternativen. Zur Abrundung unten noch zwei Seiten aus meinem Photo-Porst-Katalog von 1938, mit Infos und Preisen zum Agfa-Lupex und Abbildungen von Kopier-Zubehör für die Dunkelkammer:

2024-10-09

Plattenkameras 6,5 x 9 aus Photo Porst Katalog 1932 und der "Niedergang der Plattenkamera"

Angeregt durch meinen Beitrag über die Kenngott Supra No.2, eine Laufboden-Plattenkamera für das Format 6.5 x 9, möchte ich hier anhand der Beispiele aus meinem Photo-Porst Katalog von 1932 zeigen, welche Auswahl der Fotoamateur damals noch hatte. Einfach auf eins der Bildchen klicken und die entsprechende Katalogseite öffnen. Wer es lieber am Stück liest, kann sich hier das PDF runterladen, das noch einige Extraseiten u.a. zur Wahl der richtigen Kamera enthält. Viel Spaß!

Die 16 Plattenkameras im Format 6.5x9 aus dem Photo Porst Katalog von 1932. Daneben gibt es dort eine sehr ähnliche Auswahl an 9x12-Modellen (insgesamt 20) sowie ein paar Stereo- sowie Spiegelreflex-Kameras (9x12) für Glasplatten oder Filmpacks.

Ein Klick auf die Bilder öffnet die entsprechende Katalogseite.

Photo Porst Kameraverkäufe 1931
Porst hat im Jahr 1931 31-Tausend Kameras verkauft (und damit 3.45 mio Reichsmark Umsatz gemacht), „nur“ 6500 davon (21%) waren 6.5x9 Modelle. Die allermeisten (44%) waren noch (!) die großen (9x12) Laufboden-Plattenkameras, wie man an der Grafik rechts ablesen kann. Im 1932er Katalog spielten sogenannte Kleinfilm-Kameras (3x4 und 35 mm) schon eine gewisse Rolle (hatte ich schon von berichtet), und rückblickend wissen wir, welche Revolution am Kameramarkt zugange war: Plattenkameras wollten die Kunden ab ca. 1932 nicht mehr kaufen. Der 1935er Porst Katalog, den ich ebenfalls besitze, spricht eine eindeutige Sprache. Leider fehlt darin die entsprechende Statistik, aber 9x12-Kameras werden überhaupt nicht mehr angeboten, nur ein paar Modelle der 6.5 x 9 Klasse halten der alten Fotoplatte noch die Stange. Die Kunden kauften Kleinbild- und Rollfilmkameras, die Filme waren inzwischen so gut und lichtempfindlich geworden, dass es nicht nur billiger und praktischer war, sondern auch qualitativ ebenbürtig zur Plattenkamera wurde. Plattenkameras wurden regelrecht zu Ladenhütern, alleine Agfa hatte 1932 plötzlich 70.000 Plattenkameras auf Lager, die sich nur langsam über die nächsten Jahre verkaufen ließen. Dies betraf die gesamte Branche, diejenigen Hersteller, die nichts anderes anbieten konnten als Platte (sowie Kenngott) gingen pleite. Der Ausverkauf der auf Lager liegenden Plattenkameras dauerte fast 10 Jahre, wie die Seite aus dem Porst-Katalog von 1938 beweist (mehr oder weniger alles zum halben Preis oder weniger im Vergleich zu 1932!):